Bernd Leitenbergers Blog

Über Science Fiction

Heute wieder ein Gastbeitrag von Hans. Ansonsten gibt es derzeit keine weiteren Gastbeiträge, also wenn sich jemand angesprochen fühlt … nichts wie her damit!

(Dieser Beitrag war ursprünglich mal als Antwort auf Bernd’s Blog vom 27. März, 2011, Selektive Wahrnehmung bei Science Fiction Filmen gedacht. Allerdings ist er so lang geworden, das er etwas modifiziert inzwischen als eigenständiger Blogbeitrag durchgehen kann.)

Wer es in Sachen Technik genau wissen will, sollte die Bücher von Lawrence M. Krauss‘ lesen. Der Mann ist im Hauptberuf Physiker und nebenbei auch ein Fan von Star Trek. Der hat mal ein Buch über „Die Physik von Star Trek“ (ISBN: 3453109813) geschrieben, wo er genau darlegt, was da Science und was Fiction ist. Danach hat er noch ein Buch über die Physik „Jenseits von Star Trek“ (ISBN: 3453196708) geschrieben, wo er das selbe mit anderen populären Filmen macht, u.a. Independence Day.

Die Frage, wie man auf die Idee kommt, welche Teile auf die Wirklichkeit übertragbar sind und welche nicht, lässt sich nur zum Teil mit der individuellen Bildung, speziell in Physik beantworten. Ich gehe ja bekanntlich davon aus, dass manches in Zukunft noch möglich sein wird, das wir derzeit nicht können, weil wir die Physik dahinter noch nicht vollständig erfasst haben. So kennt die „Kleinteilephysik“ z.B. die sogenannten Tachyonen, bisher „hypothetische Elementarteilchen, die sich schneller als das Licht bewegen“, und Lösungsmöglichkeiten der speziellen Relativitätstheorie darstellen. Das muss zwar nicht heissen, dass es die wirklich gibt, aber es ist auch nicht völlig aus der Luft gegriffen. Vielleicht fehlt es uns bisher aber auch nur an den richtigen Messgeräten? – Wer weis das jetzt schon???

Dann mal zu Raumschlachten: die fanden in fast allen Filmen und Serien, die ich kenne, immer bei Unterlichtgeschwindigkeit statt! Ich kenne nur eine einzige Szene aus Stargate, wo ein Raumschiff im Hyperraum, also beim Flug mit Überlichtgeschwindigkeit zerstört wurde, um dadurch auch drei andere zu zerstören, die es verfolgt haben. Das sieht man in Folge 4.1: Nemesis, Teil 2.

Interessant wäre es sicher auch mal, keine komplette Schlacht, aber etwas ähnliches, wie z.B. ein orbitales Duell zu simulieren. – Daraus liessen sich bestimmt auch ein oder zwei Blogbeiträge machen…

Das viele Raumschiffe auch irgendwie „schnittig“ aussehen, ist wohl eine Mode, bzw. man hat einfach Auto- oder Flugzeugdesign auf Raumschiffe übertragen. Allerdings fallen mir auch mindestens 3 Beispiele für Raumschiffe ein, bei denen das nicht zutrifft, d.h. die nicht Windschnittig sind. Alle 3 aus Star Wars: der Millenium Falke, also das Raumschiff von Han Solo. Als nächstes die Korellianische Korvette, der Raumschifftyp, der am Anfang des ersten Star Wars Films (heute als Episode IV bekannt) verfolgt und geentert wird. Dann gibt es da noch die Nebulon-B Fregatten, dessen äussere Form von einem Aussenbordmotor für Schlauchbote inspiriert sein soll. Die sehen grob betrachtet auch aus, wie ein überdimensionaler Winkel, oder eben wie ein arg modifizierter, bzw. sonstwie umgestalteter Aussenbordmotor. Man kann sie, glaube ich, auch in „Die Rückkehr der Jedi Ritter“ sehen, wenn die Rebellenflotte den Todesstern angreift.

Beispiele aus anderen Serien wären z.B. die alte Enterprize. Die ist ja auch alles andere als Windschnittig. Und auch sonst halte ich deren Design eher für mechanisch instabil, weil die Haupttriebwerke ja die zwei langen Röhren sind, die auf den „Strebebalken“ hinter dem Untertassenmodul sitzen. Bei diesem Design geht es also wohl hauptsächlich um die Optik. Schliesslich fällt mir noch die Galactica und eigentlich alle anderen Kampfsterne aus dieser Serie ein, die alle in die Kategorie „nicht Windschnittig“ einzuordnen sind.

Bei einigen Typen, insbesondere verschiedenen Kleineren ist Windschnittigkeit aber trotzdem Sinnvoll, nämlich immer dann, wenn ein Raumschiff auch durch eine Atmosphäre fliegen können soll, um auf einer Planetenoberfläche zu landen. Wie der dazu notwendige Hitzeschild realisiert wird, ist dann wieder eine andere Frage.

Die Veränderungen am Design der Brücke der Enterprize spiegeln meiner Meinung nach auch den jeweiligen Zeitgeist kombiniert mit tatsächlichen technischen Entwicklungen wieder. So gibt es zwar nicht das Gepiepse der frühen Enterprize, aber viele blinkende Lämpchen und Monitore auf diversen Brücken.

Übrigens sind Waffen, die einen ganzen Planeten pulverisieren können gar nicht sooo selten. Die gibt es z.B. auch in Gene Roddenberry’s Andromeda; da heissen sie Novabomben und dienen dazu nicht nur Planeten, sondern ganze Sonnensysteme zu zerstören, indem die Novabombe in die jeweilige Sonne geworfen wird, und diese in eine (Super-)Nova verwandelt… – Und in der geschriebenen SF kommen hin und wieder auch mal Waffen vor, die ganze Planeten zerstören können.

Star Wars speziell, da stimme ich zu, ist eine ins SF-Genre verlegte Heldensage, bzw. ein Märchen. Zumindest, was Episode IV angeht. Wenn man allerdings die Stories dazu nimmt, die danach vor allem in Buchform erschienen sind und ein ganzes Universum ausfüllen, dann findet man darin von allem ein bischen. Da gibt es Romane mit Krimi- oder Thrillerelementen, andere legen den Schwerpunkt auf der klassischen Abenteuergeschichte und wieder andere kann man als Drama betrachten. Das alles dann natürlich in den Weltraum verlegt und an die Star Wars Gegebenheiten angepasst.

Battlestar Galactica ist ein in den Weltraum verlegtes Drama, weil da jede Menge zwischen menschlicher Probleme in extremen Situationen thematisiert werden. Stargate schliesslich eher ein Sammelsurium an Abenteuergeschichten. Zumindest die beiden ersten Serien, also Stargate SG-1 und Stargate Atlantis. SG-Universe entwickelte sich meiner Ansicht nach immer mehr zum Drama hin. Als solches endet es im Prinzip auch, da die Serie ja nach der zweiten Staffel abgebrochen und mit vielen offenen Fragen beendet wurde.

Bei James Bond ist zumindest die Figur völlig überzogen. Aber Agenten mit der „Lizenz zum Töten“ gibt es meiner Ansicht nach wirklich. Die heissen dann aber nicht James Bond, sondern haben mehr Ähnlichkeit mit Jason Bourne aus „Die Bourne Identität“. Und auch so Typen, wie sie im Film „Codename Nina“ gezeigt werden, halte ich für realistisch. Bei letzterem wird eine zum Tode verurteilte nur scheinbar hingerichtet, weil ein Agent vorher das Gift austauscht. Sie wacht dann in einem geheimen Ausbildungslager wieder auf, und wird vor die Wahl gestellt, entweder Du machst hier mit oder Du stirbst diesmal wirklich. Sie macht mit, und wird zur geheimen Auftragskillerin ausgebildet. Nebenbei erhält sie noch eine praktische Schulung um sich in verschiedenen Gesellschaftkreisen weitgehend unauffällig bewegen zu können. Nach der Ausbildung wird sie mit einer neuen Identität in die Welt entlassen, wo sie ein scheinbar normales Leben führt. Nur das sie zwischendurch immer wieder mal von der Organisation angerufen und zu einem Einsatz geordert wird. Dann muss sie jemanden umlegen, meisst erschiessen.

Mac Gyver kenn ich nun wieder nicht, aber wer zum staatlichen Auftragskiller ausgebildet ist, kann sich tatsächlich aus vielen alltäglichen Gegenständen eine Waffe machen. Da sind die Bourne-Filme recht nah an der Realität, wie auch neulich noch in einer Doku gezeigt wurde. Eine interessante Frage wäre noch: wie realistisch sind eingentlich die CSI-Serien? – Ein Teil der Antwort wurde mal ein einer Quarks & Co. Sendung gegeben, als man erklärte, das Spurensicherung, Kriminaltechnik und Täterbefragungen in jedem Fall immer getrennt sind, d.h. von unterschiedlichen Leuten durchgeführt werden. In diesem Fall ist die Serie Navy CIS etwas näher an der Realität, weil deren Labortechnikerin selten zu den Leichenfundorten heraus fährt.

Dann gibt es da auch noch die gut gemachte, aber leider nicht sehr erfolgreiche Serie Firefly. Da ist SF mit Western kombiniert und man hat, was die Gegebenheiten des Weltraums angeht verschiedenes richtig gemacht. Zum Beispiel gibt es da keine Geräusche im Weltall. Aber wie Bernd in seinem ursprünglichen Beitrag schon schrieb: “ Eine gigantische Star Wars Schlacht in kompletter Stille kommt beim Publikum aber wohl einfach nicht so gut an.“ Da hat er wahrscheinlich recht. Man kann das kannst ja einfach mal bei sich selbst testen, indem man sich die Sequenzen ohne Ton ansiehst. Da geht einfach ein Teil der Dramatik verloren. Und dann müsste den Tontechnikern oder ähnliches unter den Lesern doch besonders bewusst sein, wie sehr „der Ton die Musik macht“.

Neben den Leuten die vieles glauben, das in SF-Filmen gezeigt wird, gibt es aber auch noch einige, die gar nichts glauben. So hab ich z.B. mal gelesen, das einige Teenies unserer Zeit die Verfilmung der Apollo 13 Ereignisse für Science Fiction halten.

Um aber mal wieder auf mir bekanntes Terrain zurück zu kommen: Die Autoren der Stargateserien hatten z.B. wirkliche Unterstützung durch die US-Luftwaffe. So hat da hin und wieder mal ein höherer Unteroffizier überprüft, ob die Strukturen weitgehend richtig wiedergegeben werden. Und in zwei Folgen hat auch der gerade auf dem Posten befindliche Chief of Staff, das ist der ranghöchste Offizier der U.S. Air Force einen Kurzauftritt. Und zwar Michael E. Ryan in Folge 4.19: Das Wunder und John P. Jumper in den Folgen 7.21 und 7.22: Die verlorene Stadt, Teil 1+2.

Das ändert allerdings auch nichts daran dass auch ich die Stargates für utopische, d.h. unmögliche Geräte halte, die es sehr wahrscheinlich nie geben wird. Ebenso halte ich die ganzen Episoden, die Zeitreisen behandeln für völlig unmöglich, d.h. völligen Unsinn. Ausserdem kann ich mit Parallelwelten nicht viel anfangen, die Stargate auch hin und wieder mal thematisiert hat. Schliesslich ist mir am Sonntag noch aufgefallen, das man über die Lage des Gleises 9¾ am Londoner Bahnhofs King’s Cross, auch lieber nicht genauer nachdenken sollte. – Aber das ist ja wieder Fantasy, in diesem Fall Harry Potter.

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