Bernd Leitenbergers Blog

Exportweltmeister vs Ehernes Lohngesetz

Heute ein Gastblog von Michael K. als Antwort auf die Frage von Hans

Moin Hans,

Die Frage ist zwar leicht Off Topic, aber da es auch im Artikel kurz vorkam: Was ist eigentlich das Tolle daran, das Deutschland Weltmeister im Exportieren ist?

Und da Off-Topic, denk ich ein Extra-Blog ist eine bessere Antwort.

Bekannterweise ist die Verwendungsseite der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung:

Bruttonationaleinkommen = Konsum + Investitionen + Staat + Export – Import

Exportorientierung erhöht also das Einkommen in Deutschland.

Oder anders gefragt: Welchen persönlichen Nutzen hab ich davon?

Wenn Du zu den 1%% gehörst, die von der Exportorientierung profitieren, dann rechnen sich Exporte vor allem ins nicht europäische Ausland recht schnell.

Ein fiktives Beispiel:

Angenommen ein Programmierer verkauft für US$60000 im Jahr Software in die USA und für Euro2400 nach Deutschland, und hat ca Euro24000 im Jahr Kosten. Dann würden damit Einkünfte von ca Euro26000 erzielt werden, von denen nach Abzug der Versorgungsaufwendungen (Krankenkasse) ca Euro22000 zu ca 17.4% versteuert werden. Das ergibt dann irgendwann im nächsten Jahr eine Einkommensteuer von Euro3200. Aber da angenommener Programmierer lokal einkauft, und global verkauft, hat er über das Jahr gerechnet 3400 Euro vom Finanzamt an Umsatzsteuer überwiesen bekommen. Wenn er die in Bar unters Nachtkissen legt kann er beruhigt schlafen. Denen die Lohn und Gehalt haben, denen wird das Geld natürlich vorher abgezogen, und die können nachher einen Lohnsteuerjahresausgleich machen, und lange warten.
Für die Bevölkerung wird meist positiv hervorgehoben, dass Export Arbeitsplätze schafft. Im Prinzip exportiert Deutschland seine Arbeitslosigkeit in andere Staaten.

Traditionell haben diese Staaten auf Grund des Deutschen Preisdumping ihre Währungen abgewertet. Insbesondere in Staaten der EU, die Ihre Währung nicht mehr abwerten können, um gegen das Preisdumping der Deutschen zu bestehen, haben hingegen in den letzten 10 Jahren Schulden gestapelt. Doch das einzige Land das gefahrlos Schulden stapeln kann ist die USA, weil sie jederzeit die Druckpresse für die Weltreservewährung anwerfen können.

Eines der wichtigsten Gesetze der Volkswirtschaftslehre ist das Eherne Lohngesetz, laut dem der Lohn bei vollkommener Konkurrenz unter den Bedingungen eines schrankenlosen Kapitalismus stets um das Existenzminimum schwankt.

Wenn Du die Verteilungsseite des Bruttonationaleinkommen betrachtest, hast Du hast mit 99% Wahrscheinlichkeit keinen persönlichen Nutzen, weil unser Status als Exportweltmeister sich durch Gesetze wie Hartz IV verbessert hat, durch dass zum einem die die noch Arbeit haben, zu viel Angst haben, um Forderungen zu stellen. Zum anderen aber die Mieten für die letzten Bruchbuden so weit gestiegen sind, dass sie dem Hartz IV Maximalsatz entsprechen, und familiengerechte Wohnungen damit mit einem Facharbeitergehalt unbezahlbar wurden.

Aus diesem Grund ist eine Exportorientierung aus der Sicht der Arbeiter und Angestellten eher von Nachteil, weil diese nur durch eine Senkung der Stückkosten zu erreichen ist, was vor allem Druck auf Löhne und Arbeiterrechte bedeutet und zum andern Deutschland zum Steuer und Subventionsparadies macht. Stattdessen ist eine ausgeglichene Handelsbilanz anzustreben. Bei einer ausgeglichenen Handelsbilanz, einer Volkswirtschaft die vom eigenen Konsum lebt, und einer niedrigen Arbeitslosenquote ist jedoch zum einen das Bruttonationaleinkommen etwas niedriger, zum andern vor allem das passive Einkommen durch Besitz an Grund und Produktionsmitteln erheblich niedriger, weil sich die Verteilungsseite des Einkommens zu Gunsten der Arbeiter verschiebt.

ciao,Michael

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