Die Vega: ich freu mich drauf

Am 13.2.2012 steht nun endlich der Erststart der Vega an. Er hat sich ziemlich verzögert, ich habe nochmal in mein Buch Europäische Trägerraketen Band 2 reingeschaut und stand mal ein Datum nach den ersten Planungen von Mitte 2006 …. Entsprechend haben sich auch die Entwicklungskosten verdoppelt. Nun soll er am 13.2. stattfinden. Damit löst sich auch die Frage von gestern auf: Ich bezog mich auf den Namen der Sängerin, die just genauso wie die neue Trägerrakete heist.

Nun über die Vega könnte man viel meckern. Als erstes natürlich dass wir überhaupt keine Rakete brauchen: Als sie endgültig 2003 beschlossen wurde, war klar, dass der Hype mit kleinen Satelliten ja schon vorbei war. Dann wurde sie deutlich teurer als geplant. Anstatt 20 Millionen Dollar sind es nun 32 Millionen Euro, also ungefähr das doppelte. Dann war das Verhalten Italiens, dass praktisch die anderen Staaten erpresste (Austritt aus dem Ariane Weiterentwicklungprogramm, wenn niemand anders die Vega mitfinanziert) auch nicht die feine Art.

Aber sehen wir die Situation mal anders: Anstatt russische Raketen zu finanzieren können wir auch die Satelliten selbst starten. Und dank der galoppierenden Inflation in Russland sind die russischen Starts ja inzwischen auch nicht mehr so viel billiger als die Vega. Wie ich diesem Artikel entnehme, hat die Vega die Starts der Sentinel gewonnen, nachdem man auch die Rockot als Alternative untersucht hat. Es reicht ja schon, wenn CNES und ESA der Sojus einen Weltraumbahnhof bauen. Auch die wäre übrigens zu ersetzen – man müsste nur eine Vega parallel an einen Ariane 5 Booster montieren. Ein paar Modifikationen wären nötig, weil auf der Zentralstufe die gesamte Hydraulik für das Schwenken der Booster steckt und natürlich auch die Steuerung. Doch würde diese Rakete rund 7,4 t in einen LEO Orbit oder 2,2 t in einen GTO- oder Galileo-Übergangsorbit transportieren. Mit ein paar Modifikationen könnte die EAP-Vega dann auch die Sojus für den Start der Galileosatelliten ersetzen (ohne Modifikationen ist die Nutzlast von 1280 kg in den Galileoorbit zu klein für zwei Satelliten).

Dann gäbe es auch eine höhere Produktionsrate und geringere Kosten. Spätestens wenn noch ein paar Jahre der Anstieg bei Rockot & Co so weitergeht wird sie eh wirtschaftlich sein, Natürlich hätte vieles besser laufen können. Man hätte das Projekt schneller abschließen können und ich hätte mich auch über eine deutsche Beteiligung gefreut. Doch neben der Lobbypolitik der Bundesregierung die Astrium LV keine Konkurrenz machen möchte (50% Beteiligung an Eurockot) fällt es auch schwer einen deutschen Beitrag bei der Vega zu finden. MT Aerospace hat Erfahrungen mit Boostern, doch diese Kernkompetenz wollten die Italien haben. Astrium Bremen baut zwar lagerfähige Oberstufen, aber diese hätten die Nutzlast nicht erhöht, sondern nur die kosten und ihre Entwürfe für kryogenen Stufen sind so schwergewichtig, dass sie auch nichts bringen würden. Vielleicht eine kleine Beteiligung am AVUM wäre möglich, mehrere Apogäumsantriebe anstatt dem ukrainischen Triebwerke, aber das dann wohl gewesen.

Wie wird es weitergehen? Ursprünglich sollte das VERTA Programm, das sich an den Jungfernflug anschließt, ja dazu dienen die Rakete in der Produktion billiger zu machen und die Rakete weiter zu entwickeln. Davon scheint nur das erste übrig geblieben zu sein. Mehrere Vorschläge gab es, so verlängerte erste und zweite Stufen mit 100 anstatt 80 t und 40 anstatt 23 t Treibstoff oder eine neue Oberstufe. Dem letzten sehe kritisch gegenüber. Eine flüssige Oberstufe würde die Rakete verteuern aber nur wenig Nutzlast bringen. Verlängerte Stufen wären okay, wenn das preiswert geht, doch sollte man das vorher prüfen. Einfacher wäre es sicher die zweite Stufe als Booster zu montieren. Das bringt je nach Anzahl 50 bis 90% mehr Nutzlast und man braucht überhaupt keine Entwicklungsarbeit.

Die Frage ist vielmehr, ob man es braucht. Die Vega wird die Ariane 5 mehrere Nutzlasten befördern können und anders als die Ariane 5 wird sie diese auch auf unterschiedlichen Bahnen aussetzen können. Das wird schon beim Jungfernflug erprobt, so werden die Cubesats auf einer anderen Bahn als Lares ausgesetzt. Doch bei erwarteten 1-2 Starts pro Jahr wird es schwierig werden, Nutzlasten zu finden die man kombinieren kann. So wäre eine weiterentwickelte Vega nur nützlich wenn man man größere Nutzlasten hat, die von der Vega nicht befördert werden können. Wenn sie zu leistungsfähig ist rückt sie in die Nähe der Sojus mit ihrer Nutzlast von 4,9 t in den Vega Referenzorbit.

Ich halte es für besser erst mal zu sehen ob es den Bedarf für eine Vega Weiterentwicklung gibt. Aber erst mal freue ich mich auf den ersten Jungfernflug einer europäischen Rakete seit 15 Jahren. Nachdem die Jungfernflüge von Ariane 5 und Ariane 5 ECA scheiteten, kreuze ich diesmal alle Finger. Mal sehen ob die Italiener gründlicher arbeiten als die Franzosen….

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