Der Artikel über das Dreamspy Projekt führt mich zu meinem heutigen Artikel. Es ist charakteristisch für das Militär Dinge zu finanzieren, von denen der allgemeine Menschenverstand sie für unmöglich oder extrem schwer zu realisieren hält. So versuchte das US-Militär schon nach wenigen Jahren nach dem ersten Satelliten ein Frühwarnsystem aus Satelliten mit IR-Sensoren aufzubauen (MIDAS). Mehrere Aufklärungsprogramme wurde parallel gestartet (SAMOS, KH-5, KH-6) und wieder eingestellt
Anfang der sechziger Jahre gab es die Pläne für ein militärisches Shuttle das Dyna Soar, später die für eine militärische Raumstation und auch auf das Design des Shuttles nahm das Militär massiv Einfluss. Der Sollte nämlich ursprünglich viel kleiner und mit Stummelflügeln designt werden. Derzeit befindet sich das X-37B in Erprobung und keiner weiss wofür es gut sein soll.
Bei der Raumfahrt sind die Träume noch überschaubar, auf der Erde wird noch viel mehr Geld ausgegeben. Sei es für das Radar „unsichtbare“ Bomber und Jäger wie die B-2 (Stückpreis: 2 Milliarden Dollar) F-117 oder jetzt den F-35. Sie funktionieren zwar, sind aber extrem teuer. Das meiste Geld ist locker zu machen mit der Furcht vor einem nuklearen Angriff und wie man ihn verhindern kann. Es gab mindestens drei große Projekte für Raketenschutzschilde in den USA.
Das erste unter Nixon, das auch einsatzbereit wurde – es hätte gegnerische Raketen mit Atomsprengköpfen bekämpft die in der Hochatmosphäre (Safeguard). Es stieße wegen drr dadurch entstehenden radioaktiven Verseuchung auf Ablehnung bei den Farmern (geschützt wurden vorwiegend die Minuteman Raketensilos). Dann kam das teuerste Projekt Reagans SDI. SDI sagt viel über die intellektuellen Fähigkeiten Reagans aus. Einige Wissenschaftler mahlten ihm die Vision aus, dass man zehntausende von Atomsprengköpfen vom Weltall und später auch vom Boden aus mit Partikelwaffen, Laserstrahlen und Hochenergieprojektilen ausschalten könnte und er glaubt das und gibt Zig Milliarden für ein Forschungsprogramm aus.
Das beste und das ist auch charakteristisch für das Militär ist, dass die andere Seite auch an die Verwirklichbarkeit glaubt. Also wenn jemand was so Tolles erforscht, dann kann es ja nicht sein, dass es nicht funktioniert. SDI war Thema bei den Verhandlungen von Reykjavik, als Reagan und Gorbatschow sich über die Halbierung der Atomsprengköpfe einig wurden. Gorbatschow machte sogar den Vorstoß auf nur 100 A-Bomben runter zu gehen, verlangte abe das SDI eingestellt würde – es scheiterte daran das Reagan darauf nicht eingehen wollte.
Heute werden Unsummen für ein neues System ausgegeben, dass nun nicht mehr vor vielen Sprengköpfen schützen soll, sondern vor wenigen. Vieleicht funktioniert es mit diesem Anspruch sogar. Die Frage ist natürlich welchen Nutzen es hat. Wer sollte Diktatoren in Nordkorea oder dem Iran daran hindern eine Atombombe mit einem Containerschiff nach New York zu verschiffen und dort zu zünden? Wofür den Riesenaufwand treiben eine ICBM zu entwickeln?
Nun ist es ja nicht nur das US-Militär. Auch Russland entwickelte viel, so ein System um Atombomben in den Orbit zu bringen und so die USA von Süden aus anzugreifen – das wurde in den späten sechziger Jahren sogar getestet. Oder ein Düsenflugzeug das über dem Wasser segelte und das riesig war. In Deutschland gab es Ende des zweiten Weltkriegs auch jede Menge verrückte Erfindungen wie raketenangetriebene Abfangjäger in Holzbauweise, Jäger mit zwei Propellern: einer zieht, einer schiebt. Genauso waren die V1 und V2 zwar tolle Erfindungen, aber militärisch wirkungslos, Das ganze V-2 Programm soll etwa 2 Milliarden Reichsmark gekostet haben. Mindestens 550 Millionen Reichsmark kostete die Entwicklung bis 1942. Dazu kamen die Fertigung in Peenemünde und später bei Nordhausen. Damals kostete die Fertigung eines „Tiger“ Panzers 750.000 Reichsmark, eines Jägers des Typs „Messerschmidt 109G“ 250.000 Reichsmark und die des Schlachtschiffs „Bismarck“ 196 Millionen Reichsmark. Man hätte für dieses Geld also 10 Schlachtschiffe der Bismarck Klasse, 2.700 Tiger Panzer oder 8.000 Messerschmidt 109 fertigen können. Wie hätte dies den Krieg beeinflusst? Dagegen waren die V-2 als Waffe mit einer Zielgenauigkeit von etwa einem Kilometer weitgehend wirklunglos.
Aber das zeigt gerade die Sache mit dem Militär. Es geht nicht so sehr um den Nutzen. Es geht darum etwas zu haben, was dem Gegner Sorgen machen kann – eine Waffe gegen die man sich nicht wehren kann wie die V-2 (auch wenn sie keinen echten Nutzen hat) oder Flugzeuge die man auf dem Radar nicht sieht (was natürlich nicht heißt dasss Abfangjäger oder IR–gesteuerte Boden-Luftraketen sie nicht abschießen können).
Noch erstaunlicher ist, dass die zivile Raumfahrt aber auch andere Forschung dauernd hinterfragt wird, aber für solche militärischen Projekte es praktisch keine Sinnesfrage und Kostenkontrolle gibt, ja per Definition nicht geben kann, denn diese Projekte sind „schwarz“. Sie tauchen in keinem Haushalt auf und ihre Kosten werden verschleiert. So schwarze Kassen wünsche ich mir mal für die planetare Raumfahrt…