Bernd Leitenbergers Blog

Die Fettsteuer

Ein anderer Vorschlag des „so called“ Verbraucherschützers Thilo Bohde bei der Diskussion von Maischberger ist die Fettsteuer gewesen. Ich denke da sind bestimmt viele dafür. Das ist doch so einfach: wir haben zu viele fette Leute, also besteuern wir das Fett und die Gesundheitsprobleme hören auf.

In der beschränkten Sichtweise derer, die direkte Zusammenhänge sehen wie „fettreiche Nahrungsmittel essen = dick werden“ oder „zuckerreiche Nahrungsmittel essen = Diabetes bekommen“  ist das ja auch logisch und so macht eine Steuer Sinn. Doch sie ahnen es schon: wer sich wirklich auskennt und nicht nur seine Zeit in Fernsehsendungen verbringt, der sieht das anders.

Also auch wenn es vielen gegen den Strich geht: nach allem was wir wissen ist Ernährung eine komplexe Sache. Alle Versuche bisher irgendwelche einzelne Stoffe für bestimmte Phänomene verantwortlich zu machen waren bisher nicht so erfolgreich. Alles was direkte Wirkungsmechanismen postulierte, sowohl im positiven (Vitamin C → Krebsprävention) wie auch im negativen (Salz → Bluthochdruck) wurde in den letzten Jahrzehnten einkassiert. Was blieb sind im besten Fall „Risikofaktoren“ die dann ziemlich von individueller Veranlagung abhängig. So gibt es Menschen die tatsächlich auf salzreiche Kost mit einer moderaten Steigerung des Blutdrucks reagieren. Doch dies sind komischerweise Leute die schon einen zu hohen Bluthochdruck haben. Es ist nicht so, dass dies für die Allgemeinheit gilt. In anderen Fällen konnte gar keine positive Wirkung beweisen werden (bei hohen Vitamin in C Dosen) oder sogar eine negative (bei hohen Vitam A und E Dosen)

Noch schwieriger ist die Wirkung von Ernährungsweisen zu beweisen. Da es nicht möglich ist, das in der Praxis wissenschaftlich zu machen, also z.B. ein Kollektiv vom Geburt bis zum Tod fettreich zu ernähren, das andere aber normal nach den Empfehlungen (wohlgemerkt: fettreich, nicht kalorienreich). Was man machen kann, ist Kollektive zu vergleichen. Bekannterweise ist ja die Ernährung in verschiedenen Ländern unterschiedlich. Nur waren die „Erfolge“ des Vergleichs von Bevölkerungsgruppen hier durchaus durchwachsen. So die Versuche die Mittelmeer-Kost zumindest bei den Herz-Kreislauferkankungen an bestimmten Faktoren festzumachen. Vor allem hat es ja Folgen auf anderen Gebieten. So widerspricht diese Kost z.B. anderen Grundsätzen wie dem reichen Einsatz von Vollkornprodukten, die dort völlig unbekannt sind.

Tatsache ist, dass man in den USA durch die Politik weniger Fett und mehr Kohlenhydrate propagiert hat und die Zahl der Übergewichtigen ist gestiegen. Manche führen dies auf den höheren Sättigungswert von Fett zurück. Doch meine Meinung: Es ist völlig egal was man isst, man sollte eben nicht mehr essen als der tägliche Energiebedarf beträgt. Ob dies nun mit Kohlenhydraten erfolgt oder mit Fett oder mit Fleisch ist relativ wurst. Nach den Theorien einiger müssten z.B. die Eskimos die sich seit Jahrtausenden ja fast nur von fettreichem Fleisch und etwas Fisch ernährt haben, längst ausgestorben sein.

Es wäre ja auch schlimm  wenn es anders wäre. Unser Körper muss mit jeder Nahrung zurecht kommen, wäre der Mensch nur auf eine bestimmte Form festgelegt, so wären wir evolutionär bestimmt nicht so erfolgreich gewesen und hätten uns so schnell verbreitet. Man kann dies auch an genetischen Studien nachweisen. So weiß man heute, dass die Fähigkeit Laktose abzubauen sich nach der Domestizierung von Rindern innerhalb von 70 Generationen von 5 auf 90% der Bevölkerung durchsetzte. Wenn dies bei allem so ist, dann dürften wir so ziemlich alles verdauen.

Zurück zur Fettsteuer: Da gibt es natürlich eine Menge fragen. Zum einen Mal zur Höhe. Nahrungsmittel sind heute billig. Wir geben nur noch einen Bruchteil unseres Einkommens für Essen aus, damit es also wirklich weh tut und man weniger fettreiche Nahrungsmittel kauft muss man sehr hohe Steuer einführen, wahrscheinlich eine, die den Preis der Lebensmittel verdoppelt.

Das nächste ist die Besteuerung: pro prozentualem Fettanteil oder Absolut? Das ist ein Unterschied. Milch enthält z.b. 3,5 % Fett absolut, aber 25% prozentual. Und wie geht es weiter? Ich vermute bei Zucker. Dann müsste man festlegen, was Zucker ist. Gehören da auch Monosaccharide, Oligiosaccharide und Zuckeralkohole dazu, also andere Kohlehydrate die auch süß schmecken oder nur der Haushaltszucker?

Und wenn man das erst mal eingeführt hat ist Tür und Tor geöffnet für die Salzsteuer, Cholesterinsteuer, gesättigte-Fettsäuren-Steuer …

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