Peter Langer: Die Antwort
Weils etwas länger wird, hier die Antwort auf den letzten Kommentar von Peter Langer als Blog, auch weils vielleicht noch andere interessiert.
„Peter Langer regt sich über Produkte auf die fettreich oder zuckerreich sind, und meint die gehören verboten oder gebrandmarkt. “
Verbote von Produkten habe ich nie gefordert.
Wenn eine klare Kennzeichnung „brandmarken“ ist, dann ja.
Die klare Kennzeichnung gibt es heute ja schon in Form von vorgeschriebenem Zutatenverzeichnis, wo man leicht erkennen kann, das Nutella vorwiegend aus Zucker und Öl besteht (zu meiner Überraschung als ich bei ALDI mal die „Nutoka“ mit Nutella vergleichen habe sogar 5% mehr Zucker als die ALDI Hausmarke) und inzwischen auch die Nährwertkennzeichnung. Ich wünsche mir eher, dass dies verpflichtend für alle Lebensmittel ist, denn da kann ich sofort die Absolutwerte für Energie, Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett erkennen. Das ermöglicht mir mir ein Urteil zu bilden.
„Nun die Kennzeichnung verbietet erst mal nichts und unser Lebensmittelrecht schützt den Verbraucher nur vor Täuschung und vor gesundheitlichen Schäden.“
z.B. der Hinweis „ohne Fett“ bei Gummibärchen.
Toller Schutz.
Ja da kann man auch schreiben „ohne Cholesterin“ und ohne „Salz“. Werbung mit Selbstverständlichkeiten ist bei uns (nicht nur bei Lebensmitteln) erlaubt. Außer man versucht den Eindruck zu erwecken, das wäre nur bei diesem Produkt so. Wer nicht weiß, dass Gummibärchen kein Fett enthalten (wozu man ja nicht studiert haben muss, dazu genügt die Alltagserfahrung oder sogar die Geschmacksnerven), den wird auch die Zusammensetzung (ob Fett drin ist oder nicht) egal sein, denn der interessiert sich für Lebensmittel nicht die Bohne.
Die Verkehrsvergleiche treffen ins Leere.
Niemand macht im Fernsehen dafür Werbung, dass man Räder klauen soll oder die Vorfahrt missachten.
De Fakto ist es wie bei anderer Werbung auch: das was erlaubt wird, wird ausgenutzt bis zum geht nicht mehr. Also wir haben das Verbot der gesundheitsbezogenen Werbung. so ist es verboten damit zu Werben, dass man durch Lebensmittel Krankheiten kurieren könnte. Das läuft dann darauf hinaus, dass es so Sprüche gibt wie „Hilft sich wohlzufühlen“. Jau, immer wenn ich Schokolade esse fühle ich mich auch wohl. Aber das ist nichts besonderes. Bei Auto-Werbung sehe ich immer nur einsame Landschaften mit schnurgeraden Straßen ohne irgendeinen Verkehr.
Mal was grundsätzliches zur Diskussion.
Diese bewegt sich auf hohem Niveau.
Leider ist das viel zu abgehoben für die Zielgruppe die eigentlich betroffen ist. Leute mit nicht so guter Bildung und oder deutschen Sprachkenntnissen und vor allem Kinder.
Kinder lesen keine Kennzeichnung, außerdem denken sie nicht nach und essen dass was sie mögen. So viel muss man auch nicht wissen bei der Kennzeichnung: Das Zutatenverzeichnis führte alle Zutaten in absteigender Reihenfolge auf und ausgelobte Zutaten müssen in prozentualer Menge drin stehen. Das reicht für den Anfang. Und bei der Nährwertkennzeichnung ist es so, dass größere Werte für mehr Inhaltsstoffe stehen. So einfach ist es.
Wir wohnen in einem Viertel in dem es eine Mischung aus typisch bildungsbürgerlichen Einfamilienhausbewohnern und Sozialwohnungen gibt.
Meine Kinder sind in integrativen Kinderkrippen und Kindergärten gewesen.
Da kommt man so manches Mal in Wohnungen, in die man sonst nicht gehen würde.
Und es ist halt leider dort die Realität zu besichtigen:
Chips, süßes Gummigetier in unglaublicher Artenvielfalt, keine geregelten Mahlzeiten und Flachbildschirme in Zimmern von 5 jährigen.
Und ob Ihr es glaubt oder nicht hat mir so eine Mutter tatsächlich mit den Worten „Gesund!Gesund!“ einen Hinweis auf Vitamin C auf einer Flasche mit pappsüßer Limo gezeigt.
Es ist geradezu zynisch angesichts solcher Propagandaopfer den mündigen Verbraucher zu beschwören!
Aber ich vermute, die fällt auch auf andere Dinge rein, wie Abzocke im Internet. Das ist doch hier nicht das Problem der Kennzeichnung, sondern die Unkenntnis das jede Limonade zu 10% aus Zucker und 90% aus Wasser besteht und Vitamine daran nichts ändern. Was soll die Kennzeichnung dran ändern? Ich wette das dies auf der Limo drauf steht, sie hätte nur Lesen müssen. Wenn sie dies nicht liest, warum sollte dann eine Ampel gelesen werden?
Wenn man sich ansieht welches Gewicht, mit welcher Frequenz und mit welchem aberwitzigen Aufwand die Industrie wirbt und dagegen mal die wenigen Versuche von Aufklärung dagegensetzt, dann kann man nur von asymmetrischer Kriegsführung sprechen.
Oder glaubt jemand, dass ein Privatsender Spots für gesunde Ernährung in ähnlicher Häufigkeit senden würde wie für schädliche Lebensmittel?
Wer mal wissen will, wie es einem Migranten mit zu wenig Bildung und Sprachkenntnissen in einem deutschen Discounter geht, der kann ja gerne mal einen türkischen Supermarkt besuchen und dort die Inhaltslisten zu entziffern.
Wenn dann noch das Fernsehen in die Infolücke einspringt ist klar, was passiert.
Ich bilde mir ein, dass ich trotz Englischkenntnisse Probleme hätte bei Fertigpackungen in den USA den Inhalt zu kennen, weil ich nicht alle Wörter in Englisch kenne, daher werden bei uns auch alle Deklarationen in Englisch abgemahnt. Das Argument zieht nicht. Es muss ja nur für Deutsche lesbar sein. So wird das auch in jedem anderen Land der Erde sein.
Spots gibt es um Produkte zu verkaufen. Das das gesendet wird, was die Produzenten machen ist doch klar. Soll dann Ferrero anstatt für Nutella einen Spot für Salat machen? Das macht doch keinen Sinn und gibt es nirgendwo sonst. Das Fertignahrung tendenziell nicht gerade niederkalorisch, fett- und zuckerreicher als selbstgemachte ist, darüber muss man nicht diskutieren. Das ist auch so wenn man im Gasthaus ist. Dort gibt es übrigens überhaupt keine Deklaration.
Man kann das nun auf verschiedene Arten sehen. Du würdest wohl sagen, dass es so billiger zu produzieren ist. Ich denke eher, es wird das produziert was gekauft wird und es ist nun mal so dass es fettreich und zuckerreich besser schmeckt. So ist das typische Nutella-Publikum eben sehr jung. Kinder mögen es noch süßer als Erwachsene, selbst für mich ist die Creme viel zu süß. Nur sehe ich darin eben nicht eine Absicht Kinder Dick zu machen, sondern ich weiß, dass die Fähigkeit süß zu schmecken bei Kindern noch nicht so ausgeprägt ist, dafür können sie bitter viel stärker schmecken. Deswegen mögen sie auch nicht so Gemüse.
Tatsache ist nun mal, dass edie bisherige Kennzeichnung weitgehend wirkungslos ist und es so wie bisher nicht weitergehen kann.
Die 25 jährigen adipösen Diabetieker werden uns sonst bald in Massen auf die Zehen fallen (in Form von exorbitant steigenden Krankenkassenbeiträgen).
Dann werden auch die Rufe nach Fettsteuern und dergleichen wirklich freiheitseinschränkendem BLÖDSINN lauter werden.
Ich behaupte nicht, dass eine zusätzliche EINFACHE Kennzeichnung von Lebensmitteln schlagartig alle Probleme lösen würde.
Ja, man sollte die Ampel einfach versuchen, viele „Schüsse“ haben wir nicht mehr.
Das Gesundheitsproblem hat damit nichts zu tun, sondern viel mehr, dass es so ist dass wir die erste Periode haben, in der man einfach in den Laden gehen kann und sich preiswert etwas hochkalorisches kauft. Vorher war dies nicht möglich oder es war so teuer, dass sich dies nur wenige leisten konnten. Weil wir so gepolt sind auf Vorrat zu essen, es könnte ja mal schlechte Zeiten kommen, essen wir automatisch mehr. Das ist mittlerweile beweisen und das es zu viele Dicke gibt, das schwappt wie eine Welle um den Globus, derzeit steigt mit dem Wohlstand der Anteil der Dicken bei den Chinesen.
Doch daran wird die Kennzeichnung nichts ändern. Es ist vielmehr dann jeder selbst und seine Eigenverantwortung gefordert. Ich gebe Dir aber in einem recht: Es ist problematisch, dass dies bei Kindern so ist. Diese können nämlich ihr Essverhalten kaum kontrollieren und die Versuchung ist praktisch überall da. Selbst wenn die Eltern was gesundes einpacken, weiss man nicht ob sich das Kind dann nicht mit dem Taschengeld stattdessen Süßigkeiten kauft. Wir haben dann eher eher ein Erziehungsproblem und auch ein gesellschaftliches Problem, das nicht einfach durch eine Kennzeichnung lösbar ist. Ich denke da gibt es auch kein Patentrezept. Vielleicht würde gesundes Essen in der Schule und Verbot des Verkaufs von Süßigkeiten dort helfen, doch befürchte ich, werden die Kalorien dann zuhause konsumiert oder von dort mitgebracht.
Das mit den Kindern kann ich 100% bestätigen. Etwa 200m von der Schule meines Sohnes entfernt gibt es Würger King, Mc Dreck und noch andere Fastfood Läden, und bei dem abartigen Krankenstand der Lehrer haben sie oft genug Freistunden. Elterliche Aufklärung kommt da gegen die Versuchung, Reiz des Verbotenen und Gruppenzwang einfach nicht an. Vielleicht sollte der Gesetzgeber Fastfoodläden wie Kneipen behandeln – kein Eintritt unter 18.
Die Antwort kann ich größtenteils nachvollziehen und ist für bewusst lebende Menschen mit hohem Bildungsniveau auch völlig OK. Auch ich komme auch in einem US Supermarkt klar!
… aber Milena offensichtlich nicht!
Sie hatte keine Chance auf höhere Bildung und weiss noch nichtmal was von der Ernährungspyramide.
Sie meint, die Lebensmittel die für Kinder beworben werden sind auch gut für Kinder.
So einfach ist das!
Von dieser Diskussion würde sie erstmal nur Bahnhof verstehen.
Die Chance, dass jemand wie Milena beim Einkaufen bemerkt, dass auf seinen Lebensmitteln lauter rote Knödel drauf sind und dann mal nachsieht, was da wirklich drin ist, ist m.E. eindeutig größer als bei der bisherigen Kennzeichnung.
Die Ampel ist nicht die Lösung aller Probleme aber sie kann Aufmerksamkeit schaffen. Das tut die aktuelle Art der Kennzeichnung eben nicht. (In unserem Supermarkt haben sie kürzlich Lupen an die Regale gehängt, damit man das Kleingedruckte überhaupt lesen kann)
Deshalb verstehe ich auch nicht warum sich mit Händen und Füssen dagegegen gewehrt wird.
Ich sage ausprobieren und nach 5 oder 10 Jahren nachsehen, ob´s was bewirkt hat.
Wenn nicht, dann weg mit der Ampel.
Alles andere ist Spekulation.
So wie es jetzt vorgesehen ist, ist diese Ampel nur ein weiteres Mittel zur Desinformation. Genau so verlogen wie die Werbung. Da es genug Menschen gibt, die auf die Werbung reinfallen, sollte die endlich mal vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Also das, was Werbung eigentlich sein sollte: Verbraucher-Information. Dazu wäre es nötig, Werbeaussagen verbindlich und einklagbar zu machen. Nicht nachvollziehbare Angaben sollten als das bestraft werden, was sie sind: Unlauterer Wettbewerb.
Außerdem: Nur die Dosis entscheidet letzten Endes, ob ein Nahrungsmittel gesund ist oder nicht. Egal ob da eine Ampel draufklebt oder nicht. Das Einzige was wirklich hilft, ist FDH. Egal ob mit oder ohne Ampel.