Heuchelei
Zweimal kam mir der Gedanke für den Blogtitel bei den Nachrichten in den letzten Tagen. Das eine betrifft Günter Grass und das andere der Satellitenstart von Nordkorea. Befassen wir uns mal zuerst mal mit dem letzteren, weil ich da technisch mitreden kann, anders als die Journalisten die jede Äußerung südkoreanischer oder US-Regierung als Fakten verkaufen. Da soll ein geplanter Satellitenstart ein verkappter Test einer ICBM sein. Was spricht dagegen?
Nun zuerst mal kann man zwar prinzipiell mit einem Satellitenstart testen, ob eine Rakete eine bestimmte Nutzlast aufweist und ihre prinzipielle Funktionsfähigkeit testen. Doch das wichtigste kann nicht getestet werden – ihre Zielgenauigkeit. Eine Rakete die eine Atombombe transportiert, muss relativ genau sein, weil deren Schaden, so groß er auch ist auf ein kleines Gebiet beschränkt ist. Sowohl die USA wie auch die UdSSR entwickelten ICBM erst, als sie Wasserstoffbomben hatten und damit die Zielgenauigkeit aufgeweicht wurde von wenigen Hundert Metern auf 2-3 km. Für diesen wichtigsten Parameter taugt ein Satellitenstart gar nicht.
Dann muss man sich nur mal die Bilder die im Fernsehen liefen vom Startplatz ansehen, um zu erkennen, warum es sich handelt. Eine militärisch genutzte Rakete muss sofort starten können, braucht nicht viele Zugänge und das ist bis heute so. So besteht der Startplatz einer Minuteman oder Peacekeeper, die nun zivil genutzt wird, aus einem Startpodest und einem Nabelschnurmast für die elektrischen Leitungen. Auf den Bildern von Nordkorea sieht man einen in der Raumfahrt üblichen Startturm mit zahlreichen Bühnen, um die Rakete auf allen Ebenen zu inspizieren. Wenn ich einen ICBM Test mache, dann unter realen Bedingungen, nicht welchen die später nicht gegeben sind. Übrigens startet auch die Safir, die ja durch Technologieexport von Nord Korea entstanden sein soll, nur von einer Startplattform aus wie es sich für eine militärische Rakete gehört.
Dann ist sich selbst Welt Online nicht zu schade zu bezweifeln, dass man in 100 kg einen sinnvollen Satelliten unterbringen kann und zitiert die Chinesen deren Wettersatelliten 740 kg bis 2400 kg wiegen und die angeblich nicht dran glauben. Kleine Korrektur: Chinesische Aufklärungssatelliten wiegen so viel. Für das Wetter braucht man eine viel kleinere Auflösung und kleinere Satelliten. Die USA arbeiteten lange mit Wettersatelliten die nur 100 kg wogen. Ich glaube zwar nicht, dass der Satellit wirklich großartiges Aufnehmen wird, sondern wie seine Vorgänger patriotische Lieder spielen wird, aber selbst wenn: Im Dezember startete Chile ihren ersten Erdbeobachtungssatelliten – er wiegt auch nur 110 kg. Und Frankreich hat mit den Plejades Satelliten leistungsfähigere Aufklärungssatelliten als die vorhergehende Helios Generation entwickelt und diese wiegen auch nur ein Bruchteil dieser und liegen unter 1 t Startgewicht. Wir müssen nicht darüber debattieren, dass 100 kg eine sehr niedrige Nutzlast ist, realistisch sollte man bei einer 91 t schweren Rakete etwa 1-2 t erwarten, aber in Anbetracht dessen, dass die vorherigen Versuche nicht klappten, sicher keine schlechte Idee was einfaches zu starten.
Was keines der Medien aufgreift ist, dass zwischen Süd- und Nordkorea seit zwei Jahren wieder ein Wettstreit ausgebrochen ist, wer als erstes einen Satelliten ins All startet. Erst seit Südkorea ihre KSLV testet, hat Nordkorea ihre Tests wiederaufgenommen. Vorher war über 10 Jahre Pause. Und die Heuchelei geht noch weiter: Obwohl die Bestimmungen über Verbote von Starts von Raketen genauso für Südkorea gelten, beschwert sich dort keiner. Weder die USA noch Japan, und dies obwohl anders als bei Nordkorea das Kernland von Japan beim Start der KSLV überflogen wird.
Das zweite ist Günter Grass: Wie kann er es wagen nur Israel zu kritisieren? Welche Unverschämtheit die Drohung mit einem Erstschlag als Gefahr für den Frieden anzusehen? Und von überall her bekommt er Kloppe. Er ist ja nicht der erste hier. Wehe, es wagt sich in Deutschland jemand kritisch zu Israel zu äußern. Wie kann man nur. wo doch Deutsche Millionen von Juden umgebracht haben. Ja das ist unbestreitbar, genauso unbestreitbar ist aber auch, dass dies noch keine Rechtfertigung sein kann für alle Ewigkeiten keine Kritik an Israel zu üben. Denn die sind ja nicht mehr die Verfolgten, sondern selber Atommacht, bis an die Zähne gerüstet und sie halten seit Jahrzehnten Gebiete ihrer Nachbarstaaten besetzt. Nun bedrohen sie den Iran mit einem Erstschlag bevor er eine Atombombe bauen kann. Genauso haben sie mal vor 30 Jahren einen irakischen Kernreaktor in Schutt und Asche gelegt.
Natürlich ist unbestritten, dass das Verhalten des Irans genauso zu verurteilen ist und die dauernden Hasstiraden gegen Israel verbessern natürlich nicht die Situation. Bei den Arabern weiss man ja nie so genau was sie tatsächlich wollen und was reine Angeberei und Propaganda ist. Man muss sich nur die abgedroschenen Sprüche von Al Quiada anhören, wie sie den Westen bestrafen und was für relativ kleine Nadelstiche sie tatsächlich verüben können. Noch immer ist es gefährlicher, bei uns auf die Straße zu gehen als fürchten zu müssen das einem was wegen Al Quaida passiert.
Unbestritten ist aber auch, dass Israel in dieser Konfliktsituation, die es nun schon seit Jahrzehnten gibt nicht gerade bemüht, diese zu entschärfen. Nicht nur gibt es immer noch jüdische Sieglungen im Palastinenserland, sondern diese werden auch noch ausgebaut. Integration? Fehlanzeige. Es sind hermetisch abgeschlossene Bezirke, die mehr an die Kastelle der Römer in ihren Kolonien als an Dörfer erinnern. Und natürlich freut die Palästinenser auch, wenn diese kleinen Gebiete 90% des Wasser bekommen, dass für intensive Bewässerungsmaßnahmen genutzt wird, während ihre Felder verdorren. Und als hätte die Geschichte nicht beweisen, das Mauern nicht besonders wirksam sind, um andere auszusperren errichten sie, nachdem wir die Mauer abgerissen haben, eine neue.
Natürlich ist es nicht so, dass Israel hier nur der Aggressor ist. Die palästinensische Regierung ist machtlos. Hisbollah und andere radikale Gruppen haben viel Macht und sie feuern dauernd Raketen auf Israel ab. Das man in dieser Situation nicht erwarten kann, das die israelische Regierung sich das so einfach anschaut, ist auch klar. Aber nur mal als Anregung: wie wäre es mal mit Deeskalation: also vielleicht erst mal den Siedlungsbau stoppen, dann die Bestehenden abbauen und für eine gleichmäßige Verteilung der Ressourcen sorgen. Ich könnte mir denken, dass dies den Hass bei den Palästinensern abbaut und von diesem Hass leben ja gerade diese Gruppen und gerade dies schwächt die palästinensische Regierung.
Aber da keiner weder in den USA noch in Deutschland (und damit auch nicht die EU) wagt, Israel zu kritisieren können sie sich es leisten Leute die das tun für unerwünschte Personen zu erklären. Man stelle sich mal vor, man würde den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu bei uns als unerwünschte Person brandmarken, weil er mit einem Angriffskrieg seinem Nachbarland droht. Immerhin ist das eine konkrete Drohung der ja auch Taten folgen können und nicht eine Kritik an diesem Verhalten. Also es gäbe wirklich Grund anstatt sich über nichts aufzuregen ….
Gipfel der Heuchelei ist es, die israelische Regierung mit dem israelischen Volk gleichzusetzen. Ist Kritik an Bin Laden antiarabisch? Natürlich nicht. Ist Kritik an unserer Regierung antideutsch? Natürlich nicht. Ist Kritik an der israelischen Regieerung antisemitisch? Nach Meinung unserer Volksverhetzer ja. Komischerweise wird die israelische Regierung auch von einem großen Teil der israelischen Bevölkerung kritisiert. Sind das auch alles antisemiten, ist Israel also ein antisemitisches Land? Eine reichlich verdrehte Logik.
Sobald jemand auch nur die geringste Kritik an der israelischen Regierung wagt, geht die Hexenjagd los. Mc Carthy läßt grüßen.
Am Anfang jeder faschistischen Diktatur steht die Unterdrückung der freien Meinungsäußerung. Es ist schon richtig pervers, wenn sich sogar Antifaschisten dafür mißbrauchen lassen.
Ich gehe zwar auch davon aus, dass die Unha-3 tatsächlich einen Satelliten zu starten versuchen soll – aber wie ernst nehmen die Nordkoreaner selbst die Sache? Der Umgang mit der armen Payload, wie ihn Jim Oberg erlebte und in diesem Interview geschildert hat, lässt da gewisse Zweifel aufkommen. Na, bald werden wir’s (vielleicht) wissen …
Hallo Daniel,
Sputnik wurde auch nur so zusammengebaut in einer Halle und in den Memoiren von Deke Slayton schreibt er dass dies bei Russland noch zu Zeiten von ASTP so war.
Ich denke primär geht es nur darum einen Orbit zu erreichen und dies vor Südkorea. Ob Kwangmyongsong-3 nun einige Lieder abspielt oder was nützliches tut wird völlig nebensächlich sein. Hauptsache sie sind vor ihren südkoreanischen Landsleuten im All.
Angesichts eines Embargos über Jahrzehnte habe ich nichts großartiges erwartet. Ob man bei einer entsprechend robusten Nutzlast wirklich alles im Clean-Room machen soll? Solange es keine optischen Instrumente gibt, müsste Staub eigentlich nichts ausmachen.
Wohl eher dürfte die Elektronik Grund zur Besorgnis sein, wie wir seit Phobos Grunt wissen….
Noch ein Fakt, der vorsichtshalber bei der Berichterstattung „übersehen“ wird: Eine Rakete mit flüssigen Treibstoff ist für den Transport von Kernwaffen praktisch nutzlos. Bis die startbereit ist, ist der Krieg vorbei.
Wo ich mir auch immer wieder an den Kopf greife: Ausgerechnet die USA fühlen sich immer wieder bedroht von Ländern, die keine Atomwaffen, keine Interkontinentalraketen und keine Flugzeugträger haben. Musterbeispiel Grenada. Die gesamte „Streitmacht“ dieses Miniländels bestand aus einer Handvoll Dorfpolizisten. Aber die USA fühlten sich bedroht. Politiker die so extrem unter Verfolgungswahn leiden, haben die Zwangseinweisung in die Psychiatrie verdient.
Oder wie war das mit dem Grund für den Irakkrieg? Massenvernichtungsmittel, möglicherweise Atomwaffen. Die nachweislich nicht vorhanden waren. Aber die USA waren bedroht. Komisch dabei ist nur, daß die USA den Irak erobert haben, und nicht der Irak die USA. Also wer hat wen bedroht?
Und beim Iran läuft die gleiche Hetze mit der angeblichen Bedrohung.
Was ist wohl gefährlicher: Vorhandene Atomwaffen oder ein großes Maul und nichts dahinter?
Nicht ganz richtig. Russland hat noch etliche dieser Raketen mit derselben lagerfähigen Treibstoffkombination im Einsatz, nur die USA haben recht schnell auf Feststoffe umgestellt. Sie sind eben dauerhaft aufgetankt in Silos startbereit. Nach einigen Jahren müssen sie dann außer Dienst genommen werden.
Zu Grass‘ Gedicht:
Es ist in der Tat extrem merkwürdig, welche Tirada da über Grass hereinbricht. Ja, natürlich kann man sich über den *Inhalt* des Gedichts streiten, ob man tatsächlich so viel Angst vor einem israelischen Erstschlag haben muss, wie Grass ihn hat.
Wo mir aber die Galle hochkommt, ist die Heftigkeit, mit der Grass kritisiert wird, dass er so etwas überhaupt geschrieben hat. Wir haben hier in Deutschland nunmal freie Meinungsäußerung, und die gilt auch für Kritik an anderen Völkern und Religionen! Grass fordert am Ende, Isreals Nuklearwaffen wie Irans Atomanlagen unter internationale Kontrolle zu stellen. Das ist sein gutes Recht! Andere dürfen mehr oder weniger Kontrolle oder Abrüstung fordern, das ist genauso deren Recht.
Zu Kims (Weltraum?)Rakete:
Erstmal vielen Dank für den Beitrag – weil ich Bernds Meinung zu dem Thema lesen wollte, kam ich heute hier im Blog vorbei 🙂
Bei einigen von Bernds Punkten formierte sich aber leiser Widerspruch bei mir im Kopf:
* Wenn ich mich richtig entsinne, erblickte die Sojus, das bekannte „Arbeitstier“ der russischen Weltraumfahrt, das Licht der Welt als Interkontinental- und nicht als Weltraumrakete. Obwohl sie dank komplexer Tankprozeduren, nicht lagerfähiger Treib- und Hilfsstoffe (u.a. flüssiger Sauerstoff und Wasserstoffperoxid) der Alptraum aller Militärs sein müsste.
Jedoch ist auch eine komplexe Rakete fähig für einen nuklearen Erstschlag: Man kann ja immer behaupten, einen Weltraumstart vorzubereiten. Ob sich unter der Nutzlastverkleidung ganz oben ein Satellit oder eine Atmbombe verbirgt, ist von außen nicht zu sehen, und selbst mit einem Geigerzähler i.d.R. nicht unterscheidbar.
Lediglich für den nuklearen Gegenschlag ist so eine komplexe Rakete i.d.R. ungeeignet: Sie wird beim Erstschlag des Gegners vernichtet, bevor sie startklar ist. Es ist aber durchaus denkbar, dass die Nordkoreaner die aktuelle Rakete als Technologietest-Prototypen für eine sehr wohl geplante militärische gegenschlagfähige Rakete sehen. Egal, ob die aktuelle Rakete militärisch oder zivil ist.
* Klar kann ich bei einem Satellitenstart weder die Treffgenauigkeit verifizieren, noch testen, ob das Wiedereintrittssystem überhaupt funktioniert, also den hohen Belastungen standhält. Anderseits: Wenn beim Satellitenstart alle Systeme der Rakete zuverlässig funktionieren, gibt das zumindest die begründete Hoffnung, dass die Ingenieure auch die anderen Systeme vernünftig gebaut haben. Und die Genauigkeit der Aussetzung im Orbit sollte zumindest auch gewisse Rückschlüsse auf die zu erwartende Zielgenauigkeit zulassen.
* Zudem ist die Frage, ob es für eine wirkungsvolle Abschreckung überhaupt auf hohe Zielgenauigkeit ankommt. Los Angeles ist 1200 km² groß, das angrenzende, ebenfalls durchgängig bebaute Gebiet, weitere 3000 km². ±10 km machen da also keinen großen Unterschied, man trifft dennoch dicht besiedeltes Gebiet.
Dass sich Nordkorea bedroht fühlt, versteht man sofort, wenn man ein paar Tage lang CNN schaut. Nordkorea verfügt über Kernwaffen, das haben sie bei einem Test gezeigt. Zudem braucht man auch keine Rakete, um einen nuklearen Gegenschlag zu führen, eine Hochseeyacht und eine Kamikaze-Besatzung reichen vollkommen. Die Yacht kann ja auch jahrelang irgendwo umherschippern.
Andererseits werden die meisten Militärstrategen ebenso die Ansicht unterschreiben, dass eine einsatzfähige Rakete die Glaubwürdigkeit einer Gegenschlagsdrohung erhöht.
Kai
Mit jedem Raketenstart kann man unterstellen, dass sie auch eine Atomwaffe transportieren kann, außer sie ist zu klein dazu, was praktisch heute auf Nutzlasten unter 100 kg rausläuft. Den Vorwurf kann man immer machen und deswegen wird auch so drauf rumgeritten.
Tatsache ist: Westliche Beobachter konnten Satellit und Rakete fotografieren, bis aus 50 m Entfernung. Wo bitte geht das in den USA oder Kourou?
Der Flugpfad führt südwärts und ist sonnensynchron (hart an der Grenze, das liegt aber primär an den Drohungen der Nachbarländer, sodass die ideale Route nicht möglich ist)
Die Aufschlagszonen liegen anders als beim letzten Start 2009 so, dass Japanisches Kernland garantiert nicht überflogen wird. Lediglich eine kleine abgelegene Insel wird nahe passiert.
Aber ich glaube Nordkorea wird machen können was es will. Politisch indoktrinierte Medien werden immer die Atomkarte ausspielen. Tatsache ist aber auch: Nordkorea hat ist dem Koreakrieg keinen Krieg geführt. Andere Atommächte durchaus mehrere so Russland, die USA, Israel, Indien und Pakistan. Die USA testen andauernd militärische Raketen um ihre Treffgenauigkeit oder Abwehrsysteme u testen. Sie haben tausende von Atomsprengköpfen und wählen geistig minderbemittelte die sich vor dem Wehrdienst drücken als Präsidenten. Ich halte die USA für eine viel größere Gefahr für den Frieden.
Deswegen kam der Artikel hier auch unter „Heuchelei“
Für Atomwaffen bestehen prinzipiell drei Einsatzmöglichkeiten:
– als Erstschlagwaffe
– als Antwort auf einen nuklearen Erstschlag
– als „nach mir die Sintflut“-Reaktion, wenn nichts mehr zu retten ist.
Was käme davon für Nordkorea in Frage? Als Erstschlagwaffe wäre diese Rakete zwar rein von der Technik her möglich, aber auch sinnvoll? Im Vergleich zu den USA hätten sie lächerlich wenig Raketen. Selbst wenn für alle Atomsprengköpfe vorhanden wären, könnten sie damit auf keinen Fall einen Gegenschlag verhindern. Sicher würde das zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölerung fordern, aber der militärische und wirtschaftliche Schaden wäre bei wenigen Raketen relativ gering. Der amerikanische Gegenschlag wäre aber um Größenordnungen stärker. Für Nordkorea praktisch Selbstmord.
Bleiben die anderen beiden Möglichkeiten. Dafür typisch ist aber, daß die Vorwarnzeiten recht gering sind. Notfalls sind dafür auch Flüssigraketen mit lagerfähigen Treibstoffen geeignet. Allerdings ist zu erwarten, daß diese Raketen als allererste Ziele angegriffen werden. Die einzige Möglichkeit, das zu verhindern, ist die Raketen auf mobilen Startanlagen ständig in Bewegung zu halten. Was bei vollbetankten Raketen recht problematisch ist. Und selbst dann würde für die USA nur Gefahr bestehen, wenn sie Nordkorea angreifen. Was sich recht einfach verhindern läßt, indem sie eben nicht angreifen. Was nebenbei noch wirksamer und billiger als sämtliche Raketenabwehrsysteme ist.
Mit anderen Worten: Egal für welchen Zweck, militärisch ist die nordkoreanische Rakete recht fragwürdig. Eigentlich nur für die Propaganda wirklich verwendbar.
Daß Rußland noch militärische Raketen mit lagerfähigen Treibstoffen hat, hat zwei Gründe: Die chronische Dauerpleite, die einen Ersatz durch modernere Typen verhindert. Und die Tatsache, daß sie auch ohne die veralteten Raketen genug haben. Die weiter stehen zu lassen ist immer noch billiger, als sie zu verschrotten.
Moin,
tja – den Wettstreit um die teuerste Silvesterrakete haben die Koreaner erstmal gewonnen. Freuen dürfen sich die Tamilen und Kmher, weil bei denen ist gerade Neujahr.
http://english.yonhapnews.co.kr/northkorea/2012/04/13/63/0401000000AEN20120413005100315F.HTML
Die Nachrichten aus dem Süden jedenfalls jubeln ebenfalls. Weil jetzt hat der Süden die Chance beim nächsten großen Schuss.
Zum Iran mag ich mal folgendes anmerken: Das was der Iran hat, und bauen will ist denkbar ungeeignet für Atomwaffen, sondern es wird mit Absicht der so genannte zivile Weg benutzt. Das heißt Natururan wird in Zentrifugen aufbereitet und angereichert und in einem Leichtwasserreaktor gespalten. Wenn ich eine Bombe will, so nehme ich einen Schwerwasserreaktor und Natururan, und erspare mir den ganzen zivilen Anreicherungsprozess, hab keinen Atommüll der wieder aufbereitet werden muss, sondern brüte gemütlich bei 80-90⁰C einen Wertstoff. Wer es schneller/professioneller zur Atombombe haben will, der nimmt nen Graphitmoderierten Reaktor. Wobei diese ja seit Tschernobyl dafür bekannt sind, dass es einen unkontrollierbaren zustand gibt, während der Schwerwasserreaktor immer sicher ist, weil die Reaktion aufhört und abkühlt wenn das Schwerwasser verdampft.
ciao,Michael
> „Und die Heuchelei geht noch weiter: Obwohl die Bestimmungen über Verbote von Starts von Raketen genauso für Südkorea gelten, beschwert sich dort keiner.“
Die UN-Resolution 1718 fordert, daß Nordkorea keine weiteren Raketenstarts durchführt:
# „2. verlangt, dass die DVRK keinen weiteren Nuklearversuch oder Start eines ballistischen Flugkörpers durchführt;“
# „7. beschließt außerdem, dass die DVRK alle anderen vorhandenen Massenvernichtungswaffen und bestehenden Programme für ballistische Flugkörper auf vollständige, verifizierbare und unumkehrbare Weise aufzugeben hat;“
Könntest Du bitte bei Gelegenheit die entsprechende Resolution Südkorea betreffend heraussuchen? Danke.
Nein, wenn du das englische original liest wirst du dort das Wort missile finden, das für eine militärisch genutzte Rakete steht. Das ist bei diesem zivilen Start nicht gegeben. Die ganze UN-Resolution bezieht sich nur auf militärische Starts. Sie ist daher auch nicht bei einem zivilen Start anwendbar.
Trotzdem tut selbst die UNO so, als ob damit alle Raketen gemeint sind. Das ist nichts weiter als uralte Kolonialpolitik, die anderen Länder auf möglichst niedrigem technischen Niveau zu halten. Und um das Fußvolk bei der Stange zu halten, wird fleißig weiter das Märchen von der Bedrohung erzählt.