Vielleicht erinnert ihr euch noch an den SpaceX Aussteiger Leon Kums? Seit er SpaceX verlasen hat und sich bemüht, Aufklärung zu betreiben ist sein Leben erheblich komplizierter geworden. Die letzten Mails, die mir Leon Kums zuschicken konnte, bevor er plötzlich nicht mehr erreichbar war, enthielten noch brisanteres Material als die ersteren. Aber ich lasse Ihn wie immer am besten selbst zu Wort kommen:
„Was mir an ihrer Recherche auffällt, ist dass sie sich nie die Frage gestellt haben, wie SpaceX das alles mit nun knapp 1.200 Mitarbeitern bewerkstelligt hat. Schließlich „produzieren“ wir ja alles selbst. Mit dieser kleinen Mannschaft also zwei Trägerraketen, die Triebwerke, ein Raumschiff. Sie müssten wissen, wie viele in Europa an ATV und Ariane arbeiten. Wie soll das gehen?
Nun das Geheimnis ist natürlich Outsourcing, nur darf man es bei Elon nicht sagen. Er betont ja immer dass bei SpaceX keine Aufträge an andere US-Firmen vergibt. Und soweit es US-Firmen geht stimmt das auch. Als wir 2003 die Pläne für die Falcon 1 ausgearbeitet haben, bekamen wir Besuch von einer Delegation der CGWIC (die China Great Wall Industry Coorpation: Hersteller und Vermarkter der Langen Marsch: BL). Ich weiß nicht genau was sie anfangs wollten. Ich vermute, sie dachten sogar sie könnten in den Laden einsteigen und ihn kontrollieren. Aber da damals Elon praktisch das ganze Kapital hielt, klappte das nicht. Was offensichtlich war, war dass sie wieder im Markt vertreten sein wollten, aber durch die Exportbestimmungen ihre Träger nicht verkaufen konnten.
Wir kamen ins Gespräch und es war offensichtlich, dass wir zwar eine ehemalige Produktionshalle für Jumbos hatten, aber keinerlei Personal. Sie boten an die Falcon 1 für uns zu bauen und sie fertig zu übergeben. Elon traute ihnen nicht und schlug vor doch erst mal ein Mockup zu produzieren, dass wir testen würden und zwar genau nach unseren Plänen. Sie lieferten in Rekordzeit, wir montierten ein Triebwerk rein und präsentierten es beim AIAA Kongress und hatten unseren ersten publikumswirksamen Auftritt. Auch bei den Tests zeigte sich, dass alles so gefertigt war wie wir es wollten.
Elon sah die Möglichkeiten, hier sein Kostenziel zu erreichen. Nur so war überhaupt eine Rakete für den Preis zu bauen. Wie sollte man eine Rakete für weniger als 7 Millionen Dollar bei den Arbeitslöhnen in den USA bauen? Als der Falcon 1 Erstflug anstand, hatten wir rund 200 Mitarbeiter, mehr als ein Triebwerk pro Jahr konnten die nicht bauen und selbst deren Lohnkosten lagen weitaus jenseits der 7 Millionen Dollar. Eine Rakete war so nicht für den Preis zu fertigen, also griffen wir auf zahlreiche Systeme der Industrie zurück und die CWIC bekam dabei den größten Auftrag.
Den ersten Ärger mit den Chinesen gab es beim zweiten Testflug, als das Kestrel vorzeitig abschaltete. Elon ist ja immer schnell im Suchen von Schuldigen. Beim Jungfernflug war es ein Techniker der eine Leitung montierte, obwohl sich später Korrosion als Ursache herausstellte. Nun meinte er die Chinesen würden seine Firma sabotieren und minderwertige Produkte ausliefern. Doch Lei Fanpei, Chef der Konstruktion lächelte nur zurück „Die Konstruktionspläne enthalten keine Prallbleche. Wir haben die Stufe genau nach Konstruktionsplänen gebaut. Jeder Raumfahrtstudent in China weiß, das man Prallbleche braucht, warum wissen Sie das nicht?“. Ich habe Elon noch nie so stottern sehen, wie da.
Beim nächsten Start wars dann das gleiche Spiel. „Konstruktionszeichnungen weisen keine Retroraketen auf. Jeder Ingenieur in China weiß, dass ohne Retroraketen Stufen kollidieren können, warum wissen das Chief Rocket engineer Musk nicht?“. Elon rief blutrot an. Ich glaube danach hat er es aufgegeben nachzufragen, warum keine der Stufen den Widereintritt überlebt hat, weil er sich wohl die Antwort denken konnte.
Interessanterweise hat das aber sein Vertrauen in die CWIC bestärkt, so wie wenn ein kleiner Junge etwas von einem Abiturienten erklärt bekommt. Immerhin die hatten Ahnung vom Raketenbau, auch wenn er einige Zweifel bei seiner eigenen Belegschaft hatte. Bei der Falcon 9 sollte China daher eine noch größere Rolle einnehmen. Sie boten an, dass sie die Bauweise der Booster ihrer Langer Marsch dafür einsetzen könnten, nur würde SpaceX eben ihre Merlin Triebwerke in den Schubrahmen einsetzen. Wir haben lange darüber gebrütet, weil es preislich sehr attraktiv war, aber es doch verworfen. Der Hauptgrund war der zu geringe Durchmesser von 3,35 m. Schon die Falcon 9 mit mit 3,66 m Durchmesser recht lang, aber mit 3,35 m wäre die Rakete nochmals 10 m länger gewesen und damit sehr anfällig gegen aerodynamische Kräfte. Während wir bei der Falcon 1 noch viele Systeme von US-Lieferanten bezogen haben, ist China nun fast vollständig für die Rakete verantwortlich. Wir fertigen nur noch den Bordcomputer und die Triebwerke. Mehr ist mit der Belegschaft auch nicht zu machen.
Auf die CWIC kann man sich verlassen. Schließlich funktionierten beide bisher gestarteten Falcon 9. Die einzigen Probleme gab es wie üblich in dem Bereich der von SpaceX kam, das war die Software der Steuerung. Mehr noch, als sich die Stimmen mehrten, wir könnten nicht liefern weil seit Jahren zig Starts auf der Webseite vermerkt sind nur einer oder zwei pro Jahr stattfinden, bat Elon Lei Fanpei um eine Stellungnahme für SpaceX und bekam sie auch. Hat es sie nicht gewundert so schnell nach dieser Nachricht eine Stellungnahme von Elon auf der SpaceX Webseite zu lesen? Es ist schließlich die erste Stellungnahme überhaupt zu einem Artikel über SpaceX.
Ich denke die Chinesen setzen nun große Hoffnungen auf SpaceX. Sie haben die Entwicklung ihrer Langen Marsch 5 seit Jahren verzögert und werden wohl, wenn SpaceX an die Börse geht, den größten Teil der Aktien aufkaufen und das tun was sie schon immer vorhatten: Den Laden übernehmen. Nächstes Mal erzähle ich Ihnen, wer für SapceX die Dragon baut“
Leider kam es nicht mehr dazu Leon Kums erklärte mir noch über Skype, er fühle sich nicht mehr sicher. In sein Büro sei eingebrochen worden und verdächtige Gestalten würden um sein Haus herumlungern. Das war vor 20 Tagen, seitdem versuche ich ihn erfolglos zu kontaktieren.