Antiamerikanische Umtriebe
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber mir ist das Wort im Kopf hängen geblieben und ich habe mir dazu einige Gedanken gemacht, die ich mal wiedergeben. Zuerst einmal ist es nicht sofort verständlich, also versuchen wir mal erst den Sinn zu ergründen.
Fangen wir mit den Umtrieben an. Als Substantiv kenne ich es nicht, nur als Adjektiv, da bedeutet „untriebig“ soviel wie fleißig oder rastlos. Rentner sind oft umtriebig, können also nicht sich auf ihrem Altersruhestand ausruhen, sondern suchen immer nach einer Beschäftigung. Aber versuchen wir es mit einer Analyse. Da haben wir das Wort „Triebe“. Triebe sind die elementaren Antriebe (daher auch der Wortstamm) die uns bewegen oder eben „antreiben“. Also die Deckung von Bedürfnissen wie Hunger, Durst, Sexualität, Sozialer Integration etc. Also Triebe sind etwas definitiv positives.
Doch da ist ja noch die Vorsilbe „Un“. Sie verkehtz das Wort das sie kleidet in sein Gegenteil, meistens ins negative. Aus „Geheuer“ wird „ungeheuer“ aus „gefährlich“ wird „ungefährlich“ und aus „bekleidet“ wird „unbekleidet“. Also sollte jemand der „Umtriebe“ hat jemand sein, der keine Triebe hat, also eigentlich jemand sehr phlegmatisch. ist. Es gibt aber auch noch eine zweite Bedeutung in dem Sinne, dass nicht das Gegenteil gemeint ist, sondern eine negative Form. Triebe sind positiv, erwünscht, Umtriebe dagegen negativ belegt und nicht erwünscht.
Doch kommen wir zum zweiten Wort, das ist vom Wortsinn zumindest her einfacher „anti-amerikanisch“ oder in anderer Übersetzung „unamerikanisch“. „Un“ haben wir ja schon abgehakt. „Anti“ bedeutet so etwa „Gegen“, so ist der Antagonist der Gegenspieler und Anti befindet sich oft bei vielen Substantiven um zu kennzeichnen, dass jemand gegen etwas ist wie „Anti-Atomkraftbewegung“. Was bedeutet dann wohl „anti-Fada`?
Bleibt noch „amerikanisch“, das ist ein Adjektiv, kennzeichnet also eine besondere Eigenschaft. Was ist amerikanisch? Das wird schwierig. Welche Eigenschaft würden sie einem Amerikaner oder einem Land zuweisen? Fangen wir mit dem Amerikaner an. Nun mir würden da einfallen „naiv“, „Waffennarr“, „oberflächlich“, „uninformiert“. So gesehen wäre ein „antiamerkanistisch“ also „skeptisch“, „Waffen ablehnend“, „tiefschlürfend“, „Infomiert“. Das sind eigentlich sehr positive Eigenschaften für einen Staatsbürger die wünschenswert sind.
Doch in der Bedeutung die es hat scheint es wohl nicht den Durchschnittsamerikaner meinen, sondern das Land. Das verwirrt zuerst, hat doch ein Land schlecht Eigenschaften die man negieren kann. Vor allem sind es Eigenschaften die man schlecht aktiv sind, wie es bei den Umtrieben der Fall ist. Ein Land kann weitläufig, schön, bewaldet, flach, heiß oder kalt sein. Doch das ist statisch und hat nichts mit Bewegung zu tun. Gemeint war wohl eher mit „amerikanisch“ ein Konsens über die Politik und Werte des Landes, also vielleicht als Paradebeispiel dem „amerikanischen Traum“. Das es also jeder vom Tellerwäscher zum Millionär bringen kann. Andere typisch amerikanische Werte sind das Recht Leute beim Überqueren fremder Grundstücke zu erschießen, kleine Länder unter fadenscheinigen Argumenten zu überfallen, den größten Dorftrottel den man findet zum Präsidenten zu wählen und bei jeder passenden Gelegenheit die Nationalhymne zu spielen und die Nationalflagge in allen möglichen Formen auf Kleidungsstücken zu tragen.
Wie die meisten wohl wissen, kam dieses Wort in der McCarthy Ära zu Popularität. Das Komitee mit dem Titel im Namen „House Committee on Un-American Activities“ gab es aber schon vorher und noch lange nachher. Unamerikanisch sind in diesem Sinne kommunistische Aktivitäten. Nun gut Kommunismus und Amerikanismus passen wirklich schlecht zusammen. Kommunismus (zumindest in der Theorie, nicht dem real existierenden) ist die klassenlose Gesellschaft in denen allen alles gehört. Dagegen beruht die amerikanische Gesellschaft auf dem Gegenteil dem Kapitalismus, also dem Streben sich maximal zu bereichern um aufzusteigen, was natürlich die Ausbeutung vieler anderer zur Folge hat.
Die Frage die sich stellt, warum gerade dies so bedrohlich für die USA sein sollen. Zum einen wurde der Ausschuss so richtig aggressiv zum Ende der Stalinära unter McCarthy, als schon der kalte Krieg zwischen beiden Ländern ausgebrochen war und jeder wusste, wie der Kommunismus die Leute unterdrückt. Das in diesem Klima kommunistische Ideen kaum Zulauf bekommen würden und man gewiss keinen Ausschuss braucht um sie zu bekämpfen dürfte dann eigentlich klar sein. Interessanterweise gab und gibt es keine Ausschüsse um andere amerikanische Eigenschaften zu verteidigen, so das Waffennarrentum, die Uninformiertheit über den Rest der Welt, und den Anspruch Weltpolizist zu sein. Wie man sieht bleiben diese aber auch bestehen, ohne dass sie verteidigt werden.
Mich würde mal interessieren, was wohl „undeutsche Umtriebe“ wären. Habt ihr da Vorschläge?
Ist schon komisch: Jeder wusste, wie der Kommunismus die Leute unterdrückt, obwohl es niemand gesehen hat. Aber obwohl es jeder sehen konnte, wie die Leute im eigenen Land unterdrückt wurden, wollte es niemand sehen. Das wäre ja „unamerikanisch“, und schließlich lebte man in einem freien Land. Zumindest frei von Vernunft, und das bis Heute. Rede den Leuten eine Bedrohung ein, und sie machen jeses Verbrechen mit. Von der Ausrottung der Indianer bis Guantanamo.
Dir ist aber schon klar, daß du gleich zwei Übersetzungsfehler in diesem Blog hast?
„House Committee on Un-American Activities“ mit „Komitee für unamerikanische Umtriebe“ zu übersetzen ist schon damals unglücklich gewesen.
„Un-“ und „Um-“ zu verwechseln nicht minder.
Ein „Bundesamt für Verfassungsschutz“ haben wir übrigens auch. Und das hatte damals genausso eine Paranoia.
Die Vorurteile gegenüber den Amerikanern hast du nun genannt.
Was sagst du zu:
deutschen Schützenvereinen,
preussischer Disziplin selbst auf Demos der Braunen und der AntiFa,
Heinrich Lübke
http://www.youtube.com/watch?v=7fyd-ecYTNE
Den Führungsanspruch der deutschen Regierung und der deutschen Stammtische in der Euro-Krise
Vorurteile wollen gepflegt werden!
Ich bin weit davon entfernt, den „american Way“ kritiklos hinzunehmen.
Aber man sollte das ganze schon reflektieren.
Schwarze Flecken findet man auf der Weste jeder Nation. Es ist wohl eher die Frage, wie man sich dazu bekennt.
Bernd
Tja der Blog ist eben auch umtriebig und unamerikanisch….
Umtriebe sind ein schwieriges Wort und werden ebenso wenig verstanden wie Unkosten. Sobald das Wort benutzt wird kommt sofort die oberschlaue Antwort es gäbe keine Unkosten. Kaufmännisch richtig, aber man kann ja mal hinzerfragen, was damit ausgedrückt werden soll…
Antiamerikanische Umtriebe bedeutet für mich: nicht näher differenzierte Aktivitäten, die im Widerspruch zu den zentralen amerikanischen Werten stehen.
Freiheit, das Recht nach Glück zu streben, kann man ja nichts gegen sagen.
Problematisch ist für mich die amerikanische Außenpolitik. Da kann ich nichts von Werten oder gar Moral erkennen.
Schönes aktuelles Beispiel ist die Modernisierung der US Atombomben auf deutschem Boden. Wieso lassen wir uns eigentlich gefallen, dass hier überhaupt Atomwaffen stationiert sind?
Wir leben in einer globalisierten Welt, bei allen Problemen mit internationalem Wettbewerb hat das einen riesen Vorteil: keine bedeutende Nation auf der Welt kann eine andere kriegerisch bedrohen ohne selber drastische wirtschaftliche Probleme zu bekommen.
Das gilt selbst für Nord Korea, oder den Iran.
Russland und früher die Sowjetunion waren und sind aus dem Grunde früher und heute immer verlässliche Handelspartner gewesen.
Auch China wird seine Handelsbeziehungen und damit seine innere Sicherheit nicht durch agressive Außenpolitik in Gefahr bringen.
Die USA (und ihr Verbündeter Israel) ticken da schon etwas anders.
Deutschland hat den USA viel zu verdanken, aber der Krieg hätte auch anders ausgehen können nämlich mit Hamburg statt Hieroschima als erstem Atombombenziel!
mein Vorschlag für “undeutsche Umtriebe” wären National Sozialismus und Neo-Nazis
Nazis sind antideutsch? Ich dachte wir haben das erfunden, auch wenn der Erfinder aus Österreich stammt.
Moin Frank,
> Wieso lassen wir uns eigentlich gefallen, dass hier überhaupt Atomwaffen stationiert sind?
Weil der 2+4 Vertrag kein Friedensvertrag ist. Deutschland immer noch ein geteiltes Land ist, aus dessen Osten sich die Russen zurückgezogen haben, während der Westen weiterhin von der USA besetzt ist. Daher dürfen Truppen und Atomraketen der USA in Westdeutschland stationiert werden, in Ostdeutschland jedoch nicht.
ciao,Michael
„Un“ als Vorsilbe vor Substantiven ist keine Negierung, sondern eine Verstärkung der negativen Merkmale: Wer zur „Unzeit“ kommt, kommt nicht nie, sondern zur falschen Zeit. Ein „Untier“ ist ein besonders gefährliches Tier, ein „Unmensch“ ein besonders gefühlsarmes Exemplar der Gattung „homo sapiens“, also sehr wohl ein Mensch. „Unkosten“ wurden schon als weiteres Beispiel erwähnt. „Unrat“ (= Abfall, also nutzloser, aber sehr wohl dinglich vorhandener Haurat), „Unwetter“, „Untat“, die Liste lässt sich fast beliebig verlängern.
„Umtriebe“ sind also negative Triebe. Nachdem die Triebe auch sonst als gefährlich wahrgenommen werden, allen voran der Sexualtrieb, ist Umtrieb die negative Übersteigerung von „Trieb“, genauso, wie „Unwetter“ die negative übersteigerung von „Wetter“ ist.
Bezüglich des Antiamerikanismus: Auch „wir“ machen vieles nicht perfekt. Ein Indikator, der bereits seit Jahrzehnten in (West-)Deutschland auf „Sturm“ steht, ist beispielsweise die Geburtenrate. Wir Deutschen sterben aus, und das, obwohl wir eigentlich im Überfluss leben und mehr als die meisten anderen Völker in der Lage wären, vielen Millionen Kindern mehr eine sichere Zukunft zu geben.
Kai
Wie erklärt sich dann Unglück, Unglaube, Ungeduld, Unvermögen, Unvernunft? Die Vorsilbe Un kann durchaus auch Negierung bedeuten.
Sowohl Bernd als auch Kai sitzen hier dem Fehler auf „Un“ mit „Um“ zu verwechseln. Umtriebe hat sehr wohl etwas mit Umtriebig oder Umtreiben zu tun. Man treibt sich antiamerikanisch (her)um.
@Kai ich glaube schon eher das „Un“ tatsächlich eine Negierung oder vielmehr eine Abweichung von der Norm darstellt. Eine Unzeit ist eine falsche Zeit. ein Untier ist kein normales Tier sondern etwas schlimmeres. Ein Unmensch verhält sich nicht menschlich also ist er ein Unmensch. Unkosten sind Kosten die über das normale Mass hinausgehen. Unrat ist das Zeug das man nicht mehr braucht, im Gegensatz zum Hausrat. Ein Unwetter ist kein normales Wetter. Eine Untat geht über normale Taten hinaus.
Na solange dieser blog ungeheuer unterhaltsam und unnachahmlich unübertrfflich unvergleichbar ist, will ich über das „un“ nicht meckern
@Michael K :der 2 4 Vertrag ist kein Friedensvertrag, er ersetzt ihn aber. Aber ein geteiltes Land ist Deutschland nicht mehr.
@ Bernd:Nazis sind natürlich antideutsch! Die haben uns und der Welt doch nur Elend und Vernichtung gebracht.
Wenn sich heute ein Deutscher so vehement zu seiner Nation bekennt wie es z.b für einen Amerikaner selbstverständlich ist, wird er gleich in die ganz rechte Ecke gestellt.