Bernd Leitenbergers Blog

Skandal

Ich sollte den Kanal wechseln wenn es um Lebensmittel geht. Gestern kam wieder „Fakt“ und wieder Thilo Bohde. Dieser Politologie der sich seit Jahren als Verbraucherschützer aufspielt, scheint seinen Lebensunterhalt inzwischen mit dem Besuch von Talkshows zu beschreiten und wie immer kommt derselbe Senf: Nur weil Thilo Bohde zu doof zum Lesen ist und es nicht geschafft hat was Anständiges zu lernen, müssen alle Nahrungsmittel so gekennzeichnet sein, das auch Menschen mit einem Vakuum im Kopf sie verstehen.

Und in der Tat diesmal wurde es schon echt peinlich. Also ein Fruchtjogurt, der wirbt „ohne Süßstoff“ enthält Zucker, was für eine Frechheit! Natürlich. Der Jogurt muss doch süß sein. Also entweder mit Süßstoff oder mit Zucker (aus der Fruchtmischung, die im Prinzip Marmelade ist). Und bevor ein ganz Schlauer meint „Mann kann den Jogurt auchs selbst aus Früchten und Naturjogurt mixen“ – bitte erst ausprobieren wie das ohne Zucker schmeckt und welche Farbe es nach einem Tag hat.

Und dann das nächste Beispiel. Kalbsleberwurst enthält keine Kalbsleber. Welch ein Skandal! Doch das das dem so ist, wusste sogar meine 87-jährige Mutter. Das war schon so als sie jung war. Sie wäre sonst weder bezahlbar noch genießbar. Das Kalb bezieht sich auf den Zusatz von Kalbsfleisch. Und das zeigt das Problem: Es war schon immer so, nur wussten das früher die Leute. Heute sind sie zu doof und dann ist dieselbe Tatsache ein Lebensmittelskanal.

Und es ging weiter, dann wurde noch gegen die Lebensmittelkommission gewettert, die die Leitsätze beschließt, die dafür verantwortlich sind,, das Kalbleberwurst keine Kalbleber enthält. Auch das ist nichts neues. Die Kommission gibt es seit 1958. Und dann wurde auch gleich geschimpft: Verbraucher sind dort nur zu einem Viertel beteiligt. (Die anderen sind Hersteller, Überwachung und Wissenschaft). Und sie haben kein Vetorecht. (aber angeblich die Industrie). Falsch, falsch falsch. Die Leitsätze werden einstimmig beschlossen, denn sonst würden sie Normierungscharakter haben (also eine Gruppe zu etwas zwingen). Und es macht auch nicht Sinn, das wie Herr Bohde das will die Verbraucher dort alleine was zu sagen haben, denn es geht bei den Leitsätzen um Rezepturen. Mal ne kleine Frage Herr Bohde: Kennen sie die Rezeptur von Weißwurst? Die Leitsätze legen fest welche Fleischarten da hineinkommen und wie hoch der Anteil von qualitativ hochwertigen Zutaten sein muss. Der Verbraucher muss natürlich beteiligt sein, aber nicht alleine. Ohne die Überwachung geht es schon gar nicht, weil nur die nachkontrollieren kann. Ihr Einfluss kann man z.B. am Zusatz von Stärke in Margarine erkennen – vor einigen Jahrzehnten als die Analytik noch nicht so weit war, war dies ein probates Mittel um die Umdeklaration einer Margarine als Butter zu bestimmen. (Vielleicht sollte Herr Bohde mal Leitsätze durchlesen, dann würde er wissen, das die nicht unbedingt für den Endverbraucher gedacht sind. Z.b. kann man hier die für Fleisch und Fleischerzeugnisse durchlesen. Unter 2.2312.1 findet man die für Leberwurst und Kalbsleberwurst. Einfach mal durchlesen….)

Na ja es gab einige Dinge die auch mich störten in der Fernsehsendung. So die Werbung mit Selbstverständlichkeiten. Wir haben ja derzeit eine Aktionismus-Verbraucherpolitik. Portale oder letzte Peinlichkeit „Initiative für kleinere Portionen im Gaststättengewerbe“ von Fr. Eigner. Es würde reichen, wenn man einfach in §11 LFGB einen Satz reinnimmt so in der Art „Die Werbung mit Selbstverständlichkeiten ist verboten“. Derzeit steht da noch „Es ist verboten …. zu verstehen gegeben wird, dass ein Lebensmittel besondere Eigenschaften hat, obwohl alle vergleichbaren Lebensmittel dieselben Eigenschaften haben“, was nicht ganz das gleiche ist.

Na ja einen Nutzen hat es: mir sind mindestens zwei neue Fragen für das Buch eingefallen….

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