Die Grafik stammt von Launchlog, meinem Programm das ich dazu benutze, da habe ich mich nun aufgerafft, nachdem ich es wieder etwas erweitert habe es nun endlich mal zu dokumentieren – es wird aber noch ein bisschen Dauern bis das abgeschlossen ist.
Was mir bei Russlands Raumfahrt auffällt, ist seit etwa 20 Jahren das laufend neue Programme angekündigt werden die dann aber doch eingestellt werden. Russland hat anders als Europa oder die USA ihre Trägerraketen weitgehend unverändert produziert. Wenn die Nutzlasten zu klein wurden vielen Typen weg. Ein System das funktioniert. Seit 20 Jähen gibt es nun unzählige Pläne die alten Typen zu ersetzen: Rus, verschiedene neue Sojus Versionen, Baikal und Angara. An letzterer wird seit Jahren angekündigt. Erster Start: 1994 noch für 2005/6 angekündigt. 2009 als mein Raketenlexikon erschien und ich damals recherchierte, wurde 2011 angegeben und nun redet man von Mitte 2013. Die Rus-M wurde auch eingestellt.
Als ich für Phobos Grunt recherchierte stieß ich über eine beeindruckende Roadmap mit unbemannten Missionen zum Merkur bis Jupiter, Landungen Bodenprobenrückführungen. Etwa 20 Raumsonden in 10 Jahren. Keine einzige wird gebaut und Phobos Grunt zeigt ja, wie der derzeitige Stand in Russland ist.
Dasselbe könnte man für viele Dinge im kleinen Sagen. Seit Jahren soll die Proton eine kryogene Oberstufe bekommen, es gibt auch eine – für Indien im Auftrag entwickelt, genauso wie das URM dann doch sehr der ersten Stufe der KSLV ähnelt. Es geht also. Doch was ist der Knackpunkt? Schlicht und einfach das Geld. Phobos Grunt kostete 124 Millionen Euro. Auch wenn diese Zahl nicht mit den Aufwendungen im Westen vergleichbar ist (einfach aufgrund des unterschiedlichen Lohnniveaus, dann ist dies doch zu wenig gewesen und Geldmangel dürfte auch die anderen Projekte zu schaffen machen. Vieles was angekündigt wird hat wenig mit rationaler Notwendigkeit zu tun, als vielmehr mit politischen Vorgaben. Baikonur liegt in Kasachstan, also will man einen Weltraumbahnhof. Lohnt es sich? Es sind ja nicht nur ein paar Startrampen, es wird eine komplette Infrastruktur benötigt. Nicht umsonst liegt beim Weltraumzentrum das Sternenstädchen und ist diese eine russische Enklave in Baikonur. Dies alles neu aufzubauen wird sehr teuer. Sinnvoller wäre es sicher für die GTO Starts ein Startgelände nahe des Äquators zu mieten, wie es auch mal bei einigen Projekten angedacht war. Aber das wäre dann ja wieder nicht in Russland. Aber es gäbe immerhin einen Vorteil – die Sojus Nutzlast ist so um über 50% angestiegen. Ein äquatorialer Startplatz für Zenit und Proton – das wäre die Lösung. Alle anderen Träger brauchen keine neuen Startplätze. Von Plessezk aus kann man in sonnensynchrone Umlaufbahnen starten und die ISS ist von Baikonur aus erreichbar. Hier brächte ein äquatornaher Startplatz nichts.
Sinnvoll wäre sicher eine Konsolidierung und weniger Ankündigungen. Nehmen wir mal die Proton. Die Fehler dort sollten gefunden und eliminiert werden. Auffällig bei russischen Untersuchungen ist das sie extrem schnell abgeschlossen sind, so auch bei Phobos Grunt. Nur gab es ja bei den letzten beiden Proton Fehlstarts Untersuchungen und was hat die schnelle Untersuchung gebracht? Aber vielleicht ist es auch ein Hinweis, das eine Rakete mit insgesamt 13 Triebwerken und 14 Verniertriebwerken nicht die Zuverlässigkeit einer mit nur zwei Triebwerken erreichen wird. Das sich Fehlstarts in den letzten 1-2 Jahren häufen ist ja auch so ein Phänomen. Das kann Zufall sein, bei der Proton ist es aber schon eher fast symptomatisch.
Zu wünschen wäre ein langfristig ausgelegtes und finanziertes Programm, ein Ziel, was will man bei den Trägerraketen, was bei der bemannten und unbemannten Raumfahrt. Was brauche ich und worin investiere ich am besten? Doch ein solches ist bei der derzeitigen Führung, die ja schon Popgruppen wegen einer Demo für drei Jahre in den Knast bringen will nicht zu erwarten.