Vor etwa einem halben Jahr trat der CSU Verkehrsminister Ramsauer eine Diskussion über die Helmpflicht bei Fahrradfahrern los. Er war für diese, konnte sich aber nicht durchsetzen, weil nur 10% aller Radfahrer Helm tragen und da wollte man wohl nicht zu viele vergrätzen. Doch da ich die Politik kenne und weiß, dass wenn heute was diskutiert wird und erst mal begraben wird, dann kann man damit rechnen, dass es in einigen Monaten oder Jahren erneut aufgegriffen wird und dann doch Gesetz wird.
Zur gleichen Zeit gab es bei ALDI Fahrradhelme und ich habe mich entschlossen einen zu kaufen. Bisher hatte ich keinen. Es ist nicht so, dass ich was gegen Fahrradhelme habe oder sie ungeschickt oder unnütz empfinde. Ich hatte nur die Befürchtung, ich würde ihn wahrscheinlich die meiste Zeit vergessen. Das hat sich nicht bewahrheitet. Der Helm ist bequem, schnell zu verstellen und ich habe mich schnell an das Tragen gewöhnt. Zuerst habe ich ihn neben dem MP3-Player geparkt denn ich immer beim Fahrradfahren habe (mit kleinen normalen Kopfhörern, keinen In-Ear Kopfhörern, zum einen sind die unangenehm und zum andern will ich auch noch den Verkehr mitbekommen) und mittlerweile lasse ich ihn beim Fahrrad stehen, dann habe ich ihn fast immer auf.
Stören tut er mich nicht. Er hat sogar Vorteile, wenn es regnet und ich ein Regencape trage – man kann den Helm über dem Cape tragen, so passiert es einem nicht, dass der Wind die Kapuze dauernd wegweht.
Aber das ist nicht das, was ich heute ansprechen will. Es ist wie der Fahrradhelm die Wahrnehmung des Fahrradfahrers ändert. Ich weiß nicht ob man mit Helm eher bemerkt wird., aber das Verhalten sowohl von Fußgängern wie Autofahrern ist anders. Es ist meiner Erfahrung nach viel wahrscheinlicher, dass einem ein Autofahrer den Vortritt lässt, obwohl er Vorfahrt hat, als wie ohne Helm und Fußgänger fangen eher an, den Weg freizumachen als wenn man keinen Helm hat. Ich denke jeder der Fahrrad fährt und Wege nehmen muss die für Fußgänger und Fahrradfahrer sind (das sind bei uns alle Wege zwischen den Ortschaften, da wir keine ausgewiesenen Fahrradwege haben) kennt das Problem von Fußgängern die links laufen oder noch besser in Gruppen die ganze Wegbreite einnehmen.
Die Frage stellt sich mir warum? Nehmen die anderen an, dass jemand der einen Helm hat sich anders verhält? Rücksichtloser vielleicht? Oder das er schneller ist, weil Rennfahrer meistens Helme haben? – Letzteres ist ja anhand meiner gemütlichen Zuckelgeschwindigkeit (etwa 18 km/h im Durchschnitt mit Ampeln und Warten, ohne vielleicht 20-22) leicht als falsch zu erkennen.
Es wäre interessant zu wissen warum. Ich glaube zumindest nicht, dass man nur wegen des Helms besser gesehen wird. Aber vielleicht ist man auffälliger. In jedem Falle ist es positiv, auch wenn es eine Fehleinschätzung ist. Zwar fahren viele, die wirklich regelmäßig das Fahrrad benutzen (entweder für die Freizeit oder um zur Arbeit zu fahren) mit Helm, aber Helme sind auch sehr oft in Mode bei den „Sonntagsfahrern“. Der Ausdruck kommt ja von den Autofahrern, trifft aber auch auf bestimmte Fahrradfahrer zu. Es sind Leute oder eher noch Familien, die ein Fahrrad als Sportgerät und für Ausflüge haben. Sie sind nur bei schönem Wetter und vorwiegend zu Urlaubszeit und Samstags/Sonntags unterwegs, da wird dann langsam gefahren, in der Mitte oder als Gruppe nebeneinander oder mal geht es nach links, mal nach rechts. Ihr wisst schon wie ich das meine. Auf der Straße würde man solche Autofahrer wohl sofort rauswinken, aber bei Wegen hört bei vielen das Verständnis für die Links-Rechts Regel auf. Egal, da hier das Fahrrad Sportgerät ist, darf es natürlich nicht an dem Zubehör Fahrradhelm fehlen. Die Gruppe, bei der die Helmträger noch am wenigsten vertreten sind, sind die regelmäßigen Kurzstreckenfahrer, wozu ich wohl auch zähle – also die die das Fahrrad zum Einkaufen oder andere Besorgungen innerhalb der Ortschaft brauchen. Neben dem zeitlichen Aspekt (ich bin ja nur 5 Minuten unterwegs) ist es oft auch der praktische Aspekt dass man im Geschäft oder wo man ist nicht dauernd den Helm abziehen und wieder anziehen will – ich lasse ihn beim Einkaufen einfach auf. Beschwert hat sich darüber noch keiner.
Was sich leider nicht geändert hat ist die Hupmacke von Autofahrern. Autofahrer müssen hupen. Das schein ein ehernes Gesetz zu sein. Ich habe noch nie entdeckt, dass Fahrradfahrer klingeln nur weil der Vordermann zu langsam oder sonst was nicht tut, allerhöchstens klingele ich wenn ich vor mir Fußgänger habe, die in der Gruppe laufen oder Eltern mit kleinen Kindern oder Hundebesitzer mit freilaufenden Hunden. Ich gehe zwar mit der Geschwindigkeit runter, aber besser ist es das Elternteil passt zusätzlich auf, dass die Kleine nicht plötzlich in meine Spur wechselt. Aber Autofahrer hupen dauernd, und sie hupen auch bei Fahrradfahrern. Dabei ist das, wenn der Autofahrer hinter mir ist, völlig sinnlos. Warum? Nun wenn er hinter mir ist, sehe ich ihn nicht und bei langsamen Tempo und moderneren Autos höre ich ihn auch sehr spät. Meistens will er ja überholen. Doch was hat das Gehupe für einen Zweck. Ich erschrecke und im ungünstigen Fall wechsle ich in die falsche Richtung. Intuitiv ist das erste was ich tun will, zu sehen was da hupt. Da Fahrräder keinen Rückspiegel haben muss ich über die Schulter schauen und damit weicht zum einen der Blick von der Straße ab und zum andern ist die Gefahr groß, dass man von der Geraden abweicht, meistens in die Richtung in die man den Kopf dreht. In jedem Falle ist es konterproduktiv, weil in jedem Falle der Fahrradfahrer von der Geradeausfahrt abgelenkt wird. Ich kanns mir eigentlich nur damit erklären, dass Autofahrer eher unter Adrenalin stehen als Fahrradfahrer oder Fußgeher.
Trotzdem lohnt sich der Fahrradhelm. Man kommt mit ihm schneller und unkomplizierter durch den Straßenverkehr.