Gestern brachten mich zwei Dinge auf das heutige Thema, das eine war eine Werbung für eine Frauenzeitschrift mit einer Diät bei der man „in 5 Tagen 4 Kilo abnehmen“ kann und dann abends hat eine Frau sich gegen die Diskriminierung von Übergewichtigen gewehrt und behauptet auch deutlich Übergewichtige hätten kein Normalgewicht und nach Fünf Jahren würde der Jo-Jo Effekt zuschlagen, als eine Diabetikern schon drei Jahre lang ihr Gewicht hielt. Der BMI wäre veraltet und beruhe auf Versicherungsdaten und hätte nichts mit der Gesundheit zu tun.
Fangen wir mal an: Die Frauenzeitschrift verheißt mit einer Diät (man darf also noch was essen, zu sehen war im Spot eine Suppe) rund 800 Gramm pro Tag abnehmen kann. Geht das? Nehmen wir mal den Extremfall: Das Fasten ohne Nahrungsaufnahme. Bei einer Fastendiät wurde bei Probanden (Normalbedarf: 8.400 kJ) folgende Gewichtsabnahme beobachtet:
Zeitraum | Gewichtsabnahme | Davon Fett | Davon Eiweiß/Wasser | Energiebedarf |
---|---|---|---|---|
1-8 Tage | 800 g | 160 g Fett = 200 g Fettgewebe | 75 g Eiweiß = 600 g Gewebe | 7.500 kJ |
> 8 Tage | 350 gW | 150 g Fett = 190 g Fettgewebe | 20 g Eiweiß = 160 g Gewebe | 6.100 kJ |
Wie kann man dies nun deuten?
Ein Gramm Eiweiß bindet im Körper 6-7 g Wasser. Zuerst behält der Körper seinen alten Stoffwechsel bei. Unsere Nahrung ist in der Regel reich an Eiweiß. Der Körper muss sich nicht viel Mühe geben, wenn Zellbestandteile oder andere Eiweiße abgebaut werden, die Baustoffe zu recyceln, und ein Teil davon wird wie Kohlenhydrate und Fett zu Energie verbrannt. Schließlich gibt es laufend Nachschub aus der Nahrung. Nach etwa einer Woche stellt sich der Stoffwechsel auf einen radikalen Hungerstoffwechsel um. Nun wird der Verlust an Eiweiß reduziert, denn würde der Körper so weiter machen, so wären innerhalb von wenigen Wochen die Muskeln stark geschwächt. Weiterhin, das sieht man auch sinkt der Energiebedarf ab. Die Differenz zu 8.400 KJ in der ersten Woche beruhte darauf, dass die Verdauung keine Energie mehr benötigt. Doch nach einer Woche wird das Sparprogramm eingeschaltet und der Energiebedarf sinkt weiter ab.
Die Sache ist: was ist davon dauerhaft? Es ist nur der Fettverlust. Das Eiweiß stammt aus der Muskelmasse und wird wieder aufgebaut, wenn der Körper nach der Diät wieder genügend Eiweiß hat, baut er sie wieder auf. Realistischerweise kann man also pro Tag dauerhaft rund 200 g abnehmen wenn man gar nichts isst, was immerhin noch 6 Kilo im Monat sind, aber diese Diät verspricht ja das vierfache! Meiner Ansicht nach ist das fast unmöglich wenn man was isst. Es könnte allerhöchstens noch vorkommen wenn man in der Anfangsphase einer Dukan- oder Atkinsdiät Eiweiß verbrennt um Kohlenhydrate zu kompensieren, doch auch das ist nicht dauerhaft. Oder sie haben jemand mit 200 kg Gewicht als Basis genommen – der hat natürlich auch einen höheren Energieumsatz.
Ein Kilogramm Fettgewebe hat jke nach Literaturangabe 27.000 bis 29.000 kJ, nimmt man 28.000 als Mittel, und senkt man die tägliche Energieaufnahme um 4000 kJ ab, so braucht man eine Woche um ein Kilogramm abzunehmen. Die meisten Diätkonzepte raten sogar zu weniger: 2-2,5 kg pro Monat.
Das leitet zum zweiten Thema über: der Zunahme nach dem Ende der Diät, dem sogenannten Jo-Jo Effekt. Nur schlägt der nicht nach 5 Jahren zu, wie die Frau meinte, sondern direkt nach der Diät. Neben der Tatsache, dass man während der Diät einen reduzierten Stoffwechsel hatte und nun wieder mehr isst, ist die Hauptursache, dass die meisten Leute eine Diät als etwas temporäres ansehen und nicht ihr Essverhalten ändern. Wenn die 5-Jahresfrist gelten würde, dann auch für mich, und ich wiege weniger als vor fünf Jahren, als ich meine größere Diät hinter mir hatte. Der Jo-Jo Effekt ist deutlich auch bei dieser Studie zu erkennen, welche drei Diätkonzepte vergleicht.
Bleibt noch der BMI. Die Schlechtinformiertheit der Dame zeigt sich darin, dass sie BMI und Normalgewicht nach Broka verwechselt. Letzteres ist das mit der Faustformel: Körpergröße-100, das in der Tat auf den Daten einer einzigen Lebensmittelversicherung beruht und auch heute nicht mehr benutzt wird. Die Sterblichkeitsrate in Abhängigkeit vom BMI ist aber erweisen. Nur ist das auch nicht in Stein gemeißelt. Bei höherem Alter scheint ein etwas höherer BMI gesünder zu sein, was auch damit korreliert, dass die Leute im Alter mehr Gewicht haben. Zudem ist es nicht so, dass Personen die abgenommen haben, die gleichen Werte wie Normalgewichtige erreichen. Zudem versucht man heute noch andere Parameter heranzuziehen wie den Bauchumfang. Doch an der Grundtatsache, dass man mit erheblichem Übergewicht sich einige Gesundheitsrisken aussetzt ändert das nichts. Das zeigen auch zwei prominente Fälle aus den letzten zwei Wochen Beck tritt zurück, wegen gesundheitlichen Problemen mit der Bauchspeicheldrüse. Dirk Bach wird tot in der Wohnung gefunden wegen eines Herzinfarktes. Die häufigste Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse bei Übergewichtigen ist das Auftreten von Diabetes Typ II, bei dem zuerst das Insulin immer weniger wirkt und dann die Bauchspeicheldrüse immer weniger Insulin abgibt. Vorher musste sie relativ viel produzieren, damit die zu viel aufgenommene Nahrung auch in die Zellen gelangt. Und Arteriosklerose ist die Hauptursache für den Herzinfarkt und Übergewicht ist ein Risikofaktor für Arteriosklerose.