So heute der zweite Teil zum Themenbereich Schmerzmittel. Teil 1 gab es gestern. Was ist nun von Kombinationspräparaten zu halten? Es gibt viele Kombinationen, die ich mal anführen will.
ASS wird bei Erkältungskrankheiten oft mit Vitamin C (L-Ascorbinsäure) kombiniert. Hier ist die fiebersenkende Wirkung der ASS von Bedeutung. Prostaglandine regulieren auch die Körperkerntemperatur. Die Kombination mit Vitamin C erfolgt aber wegen der guten Beleumundung des Vitamins. Vitamin C ist wirksam, um vor Erkältungen zu schützen: Es gewährleistet mit anderen Substanzen, dass das Immunsystem nicht geschwächt ist. Hat man eine Erkältung, so nützt es nichts mehr. Die Kombination bringt also keinen zusätzlichen Nutzen.
Verbreitet ist die Kombination mit Coffein. Sehr viele Kopfschmerzen haben ihre Ursache in einer schlechten Durchblutung, verursacht durch verkrampfte (und zusammengezogene) Halsmuskulatur, die dann den Blutfluss behindert. Coffein weitet die Blutgefäße und hilft so. Alternativ würde aber auch eine Massage wirken.
Die Aminosäure Lysin, die in manchen Kombinationen vorkommt, wird mit Acetylsalicylsäure kombiniert und bildet mit der ASS Salz. Dieses Salz wird schneller aufgenommen als die Acetylsäure und erst im Plasma zu ASS und Lysin gespaltet, damit ist es viel magenschonender als die Säure alleine. Dort wirkt die Acetylsalicylsäure noch nicht. Das gilt auch für die Kombination mit Ibuprofen. Beide Kombinationen verringern daher die Nebenwirkungen und sollten vor allem bei dauerhafter Einnahme wie bei Migräne oder Rheuma verwendet werden.
Neben den Wirkstoffen, die vorwiegend gegen Schmerzen wirken, gibt es auch Stoffe, die eine ausgeprägtere Entzündungshemmung haben. Beide Wirkungen beruhen auf dem gleichen Wirkungsmechanismus, der Prostaglandinsynthese, es gibt aber Unterschiede in wieweit die Wirkung mehr gegen die Entzündungshemmung oder Schmerzhemmung ausgerichtet ist. Bekannt sind 10 Prostaglandine, die 9 verschiedene Hauptwirkungen haben. Je nachdem welches Enzym gehemmt wird, ist die eine oder andere Wirkung eines Medikamentes stärker. Während bei Kopfschmerzen es nur um die Schmerzbehebung geht, sind bei vielen Schmerzen im Gelenk- oder Muskelapparat Entzündungen die Ursache. Hier sind dann entzündungshemmende Stoffe besser geeignet als reine Schmerzmittel, da sie auch etwas gegen die Ursachen tun. Auch hier ist die Acetylsalicylsäure das Mittel der Wahl. Es gilt als das am besten wirksame und verträglichste Medikament. Allerdings braucht man deutlich höhere Dosen als für die reine Schmerztherapie. Während für die Schmerztherapie 500-2000 mg pro Tag vorgeschlagen werden (eine Tablette enthält meist 500 mg) sind es für die Entzündungshemmung 2000 bis 5000 mg. Als maximal verträgliche Tagesdosis werden 6-10 g genannt.
Eine Reihe von Substanzen sind in Teilbereichen besser geeignet. So ist Dichlofenac nicht wasserlöslich, sondern fettlöslich. Daher kann es in Hautsalben eingesetzt werden und bei Muskel- und Gelenkscherzen am Wirkort eingesetzt werden. So wirkt es lokal und belastet nicht den ganzen Körper. Als Zäpfchen kann es über den Dickdarm viel schneller resorbiert werden als ein orales Medikament. Auch Ibuprofen wird häufiger bei Muskel- und Gelenkschmerzen eingesetzt als die ASS.
Die dritte Möglichkeit ist die Ablenkung. Wenn wir uns auf den Schmerz konzentrieren, so empfinden wir ihn stärker. So ging es auch mir am gestrigen Abend – Kopfschmerzen hatte ich den ganzen Abend, doch solange ich am Computer arbeitete, nahm ich sie nicht wahr. erst als im Bett lag und dann nichts mehr die Aufmerksamkeit erregt als die Kopfschmerzen wurden sie richtig schlimm. Sofern es geht sollte man sich also ablenken oder noch besser einer Beschäftigung nachgehen. Das mag auch die Erklärung sein, warum man beim Sport Schmerzen nicht so wahrnimmt.
Was man auf jeden fall vermeiden sollte ist ein dauerhafter Konsum. Maximal 6-7 Tage hintereinander, maximal 15 Tage in einem Monat gelten als Obergrenze, sonst droht ein Medikamenten-induzierter chronischer Schmerz: ohne das Medikament bekommt man den Schmerz und er geht nur sehr langsam weg. Man muss dann wie bei anderen Drogen eine „Entziehungskur“ durchlaufen.