Bernd Leitenbergers Blog

Meine Meinung zum deutschen Mondlander

Seit Jahren spuckt dieses Projekt immer wieder durch die Presse. Einmal durfte es der DLR-Vorsitzende auch dem Kabinett vorstellen, doch war es zu teuer. Damals war von 600 Millionen Euro die Rede, nun sind es noch 500 Millionen, doch das ist immer noch mehr als die ganze DLR pro Jahr für Weltraumaktivitäten ausgibt (der Jahresetat beträgt 600 Millionen, da gehen aber dann Fixkosten für Einrichtungen und die Luftfahrt/Energieforschung ab).

Betrachtet man es im Vergleich zu Exomars, so ist das Projekt nicht absolut so teuer, zumal ja in der Beschreibung noch ein Orbitaufenthalt mit enthalten ist. Doch muss bei einem solchen Projekt das Kosten/Nutzenverhältnis abgewogen werden und Exomars ist schon extrem teuer geworden bei immer weniger Nutzen (inzwischen ist sogar nur noch einem Betrieb über wenige Tage die Rede). Und da ist die Sache ganz einfach: Ohne nukleare Energieversorgung oder zumindest Heizelemente (was aber auch radioaktives Material erfordert) kann ein Lander in den meisten Regionen des Mondes maximal 14 Tage lang operieren, bevor die Mondnacht kommt. Das dürfte bei Temperaturen von bis zu -120 Grad Celsius keine Batterie überleben. Andere Systeme vielleicht auch nicht. Die Surveyors waren robust genug gebaut, dass man sie nach der Mondnacht nochmals aktivieren konnte, aber keine der Sonden lieferten dann noch so viel Daten wie am ersten Mondtag, das ist auch für einen Mondlander zu befürchten.

Der Mondlander soll sechs Monate arbeiten und am Südpol niedergehen. Ich vermute, genauso wie es am Nordpol Krater gibt die nie Licht bekommen, gibt es am Südpol Höhere Gebiete die längere Zeit Licht erhalten, in diesem Falle sechs Monate (was bei der geringfügig (um 6,68 Grad) geneigten Achse ziemlich genau der Zeit entspricht die der Südpol der Sonne zugewandt ist. Auf den Abbildungen sieht man einen großen Lander und einen winzigen Rover, ich vermute mal im Format eines Sojourner oder noch kleiner – also nicht zu vergleichen mit den MER, obwohl die pro Stück billiger waren. Bedenkt man, dass die Landung selbst relativ unkompliziert ist – es ist im Prinzip nur die Umkehrung eines Raketenstarts, alle Einflüsse sind berechenbar, es gibt keine Winde, keine Luftschichten, denke ich sollte mehr drin sein.

Deutschland müsste nach derzeitigem Stand 71% bezahlen und sucht nach noch mehr Partnern um den Anteil zu drücken.60% für Deutschland und man würde es angehen. Es könnte abr auch anders kommen, da derzeit Spanien für 11% steht und die schwimmen nicht gerade in Geld.

Was verspricht es? Für den Preis nicht so viel. Vor allem Renommee, es wäre nach den USA und der UdSSR die dritte unbemannte Landung auf dem Mond. Wahrscheinlich aber wird China schneller sein. Angekündigt haben sie es ja schon seit Jahren und Chang E’2 kurvt gerade am L-1 Punkt herum und hat hinsichtlich Betriebszeit Chang E’1 weit geschlagen. Chang E’3 soll dann schon landen. Das wird sicher nächstes oder übernächstes Jahr der Fall sein.

Wenn ich mir die Fachkompetenzen anschaue dann konstatiere ich folgendes: Deutschland hat für TerraSAR-X und Tandem-X und die SARLupe Satelliten die leistungsfähigsten Radargeräte entwickelt und mit der HRSC eine 3D-Farbkamera. Italien gilt zumindest in Europa als führend bei der Konstruktion von abbildenden Spektrometern und Frankreich hat eine lange Erfahrung bei der Konstruktion von hochauflösenden Fourier-Spektrometern. Mit diesen vier Kerninstrumenten kann man aus dem Orbit:

Ergänzen könnte man dies durch weitere Instrumente, die in Europa schon entwickelt wurden, wie Magnetometer (Deutschland, Österreich), Detektion energiereicher Teilchen um Mond (Aspera, Schweden) oder Röntgenstrahlenemissionen von der Oberfläche (D+CIXS, Deutschland). Anstatt der HRSC wäre auch eine Variation die Framing Camera von Dawn denkbar. Würde man die beiden Objektive z.B. an den Rändern des Körpers montieren so käme man leicht auf 1-2 m Abstand zwischen den Objektiven und bei einem niedrigen Orbit durchaus gegebenen Stereoeffekt.

Anstatt 800 kg zur Oberfläche könnte man auch 1.600 bis 1.700 kg in eine Umlaufbahn befördern. Das reicht dann schon für einen gut instrumentierten Orbiter. Der LRO wiegt nur etwas über 1.000 kg. Die meisten Mondumlaufbahnen sind instabil, es gibt jedoch auch welche die über lange Zeiten nur wenige Korrekturen erfordern. Auf so einer befindet sich der schon erwähnte LRO ist seit 4 Jahren aktiv. Wenn man Ionentriebwerke oder einen entsprechend hohen Treibstoffvorrat einsetzt kann man den Orbiter noch weitaus länger betreiben.

Ich halte dieses Konzept für sinnvoller, vom wissenschaftlichen Standpunkt aus und vom Kosten/Nutzenverhältnis. Basis für den Mondsatelliten könnte ein Bus für andere Satellitenprojekte sein. Die Instrumente bedeutet dass man an den Fähigkeiten die man hat weiter arbeitet und sich weiter verbessert und es ist eine Ergänzung zu bisherigen Missionen.

Technisch könnte man auch andere Dinge angehen, z.B. um die Datenübertragung zu erhöhen den erstmaligen Einsatz des Ka-Bandes in Europa oder auf diese Entfernung auch noch praktikabel einen Laserlink z.B. zu einem geostationären Satelliten. Die letzte Technik halte ich für durchaus wichtiger und herausfordernder als das Absetzen eines Rovers auf dem Mond (wenn man es ganz nimmt kann man bei 3 Sekunden Verzögerung das sogar noch von der Erde aus steuern. Eine Passage aus dem obigen Dokument mit einer Schwebephase von 90 s deutet sogar drauf hin ich kenne noch kein System das automatisch Unebenheiten identifiziert, das wäre einfacher mit einem Fernsehsignal zur Erde und Steuerung von dort aus möglich. Solange die Sonde schwebt kann sie ja auch nicht abstürzen.

Immerhin einen Namen hätte ich schon für die Sonde: Johann Hieronymus Schroeter. Schroeter machte einen sehr genauen Mondatlas und benannte zahlreiche Formationen auf dem Mond, Er bestimmte auch als erster die Parallaxe zu nächsten Fixsternen, damit wusste man wie weit sie von uns entfernt sind und er war Schöpfer der leistungsfähigsten Teleskope seiner Zeit.

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