Liebe Frau Aigner,
Jeden Tag schaue ich nach meinen Buchverkäufen, und wenns auch allgemein mies aussieht, so ist doch ein Titel da, der macht mir richtig Freude: „Zusatzstoffe und E-Nummern„, mit nun 76 verkauften Exemplaren in zwei Monaten. Das sind bei 17 Titeln 30% des Umsatzes, anstatt der rein rechnerischen 6%. Zwar laufen die Ernährungstitel immer besser als die Raumfahrtbücher, aber das gerade dieser Titel so gut läuft, das habe ich Ihnen, liebe Frau Aigner zu verdanken.
Noch nie hatten wir eine Verbraucherministerin mit so vielen „10 Punkte Plänen“ wie jetzt und noch nie hatten wir so viele Lebensmittelskandale wie jetzt und das alles sensibilisiert natürlich die Verbraucher die wissen wollen wo etwas drin ist und was es für Wirkungen hat und das sorgt bei mir für Umsatz.
Es wäre ja relativ einfach dem abzuhelfen, indem man eben keine 10 Punkte Pläne beschließt sondern nur zwei: Mehr Personal einstellen und mehr Kontrollen durchführen. Man könnte auch anstatt ein Verbraucherportal zu schaffen die Kennezeichungspflicht verschärfen, sodass Werbung mit Selbstverständlichkeiten, unleserliche oder extrem klein geschriebene Angaben auch jurstisch verfolgt werden.
Tatsache ist, dass es ein Bärendienst war, der CSU das Verbraucherministerium zuzuschanzen. Obwohl Bayern eigentlich inzwischen mehr von Industrie geprägt ist, haben die Bauerverbände in dem Freistaat viel zu sagen. Jahrelang kamen die meisten Spitzenvertreter des bundesdeutschen Bauernverbandes aus Bayern, bei den früheren Regierungen war das Agrarministerium immer fest in CSU Hand und nun ist es eben das Verbraucherministerium, weil es das Ministerium „Landwirtschaft und Forst“ nicht mehr gibt. Das Dumme nur: da müssen sie nun nicht 200.000 Bauern, sondern 82 Millionen Verbraucher vertreten und das scheint irgendwie nicht bei der CSU angekommen zu sein. Schon unter Seehofer blockierte die deutsche Regierung Vorstöße des EU-Parlaments die Grenze für gentechnisch veränderte Zutaten in Bioprodukten von 5% abzusenken. Bei Seehofer gab es nach Gammelfleischskandal so zahnlose Tiger wie das Verbraucherinformationsgesetz, bei dem ARD-Reporter als die 5 Monate nach dem Skandal nachhakten immer noch keine Auskunft bekamen…. Und nun wird das Lebensmittelrecht „verschärft“, man darf nun informieren, muss aber nicht. Leute, Behörden kommen mit „Man darf“ nicht zurecht, die machen mur was sie müssen, denn wenn man was darf übernimmt man Verantwortung und könnte ja dafür belangt werden.
Ich glaube ich warte mal die Bundeswahl ab und wenn die CDU/CSU wieder an der Regierung ist, überlege ich mir den Entschluss keine Bücher mehr zu schreiben. Bei Frau Aigner als Ministerin könnte man eine ganze Reihe auflegen so wie „Die großen Lebensmittelskandale und wie sie sich schützen“ oder „Alles Gift oder?“ ….
Das könnte ein Bestseller werden, wenn es richtig aufgezogen wird. Schließlich ist Jeder davon betroffen.
Ich komme zunehmend zu dem Schluss, dass unsere Lebensmittelindustrie aus Gewinnstreben systematisch und vorsätzlich minderwertige und bedenkliche Lebensmittel in Umlauf bringt. Was nicht ausdrücklich verboten ist wird auch gemacht, und wenn es verboten ist, riskiert man es trotzdem im Vertrauen nicht entdeckt und belangt zu werden.
Ein krasses Beispiel:
Vor vielen Jahren stellte ein Kundenunternehmen, das als Fleischverarbeitender Betrieb unter verschiedenen Handelsmarken vertreten ist, folgende Frage an meinen damaligen Arbeitgeber, ein Handelsunternehmen für Öl und Schmierstoffe:
„Uns ist die Hydraulikleitung über der Friteuse gebrochen, das Hydrauliköl ist auf die Frikadellen gelaufen. Ist das giftig?“
Wir haben natürlich darauf hingewiesen, dass das Hydrauliköl Additive enthält, die wahrscheinlich sogar hochgiftig sind und die Frikadellen selbstverständlich entsorgt werden müssen, als Sondermüll.