Weiter geht es mit den „Geschichten aus dem Leben“, die Dominik L. ja so wünscht. Für mich haben sie den Vorteil, dass ich nicht recherchieren muss, was sonst für die Blog Einträge die Arbeitszeit so hoch treibt, wie sicher meine Gastautoren bestätigen können.
Als ich noch Chemie studiert habe, hatte ich so als flotten Spruch „Wenn’s mit der Karriere als Chemiker nicht klappt, kann ich ja immer noch Sprengstoff oder Drogen herstellen“. Damals gab es viele Meldungen wie Leute synthetische Drogen wie Ecstasy in der Garage nach „Kochrezepten“ gemacht haben. (Das mit dem Sprengstoff wäre mir dann doch zu gefährlich gewesen) und dafür reichen schon chemische Grundkenntnisse. Mit einer guten Vigreux-Colone kann man auch das Vergällungsmittel vom Alkohol trennen und so für 4 DM einen 1 l reinen Alkohol gewinnen, der in Form von Schnaps dann etwa 20-30 DM kostete.
Inzwischen bin ich schlauer und weis, dass es viel weniger aufwendige und gesundheitlich günstigere Verdienstmöglichkeiten in diesem Bereich gibt, die sicherste ist aber der Verdienst mit der legalen Droge Kaffee. Ich kam drauf als im Fernsehen ein Vergleich von drei Coffee to Go Anbietern gab. Starbucks, Tchibo und noch einer den ich vergessen habe und da schlotterte ich bei den Preisen für eine Tasse Kaffee, die ja anders als im Restaurant ohne Bedienung ist und ohne Geschirr das gespült werden muss und ohne Sitzplatz der Miete kostet. Das erinnerte mich an die Kaffeeautomaten bei uns in der Hochschule.
Da gab es Dallmaier Kaffee im Plastikbecher für 1 Euro pro Becher und das ist schon einige Jahre her, weil ich als Assistent natürlich eine eigene Kaffeemaschine im Zimmer hatte und daher die Automaten nicht mehr frequentiert habe. Wahrscheinlich ist er inzwischen noch teurer. Wir haben und in geselliger Runde auch mal darüber unterhalten dass man mit einem Kaffeestand im Foyer einen lukrativen Nebenverdienst hätte. Zeit das mal durchzurechnen.
- Zum Nachrechnen: Eine Kaffeemaschine hat eine Anschlussleistung von 750 Watt und soll 20 Minuten lang laufen für eine Füllung mit 5 großen Tassen. Sie kostet 40 Euro, soll über 2 Jahre abgeschrieben werden und an 32 Wochen zweimal pro Tag 5 Kannen Kaffee kochen. Der Strom kostet 30 ct/KWh.
- Pro Maschine braucht man 4 Thermoskannen à 15 Euro da Kaffee vor allem während der Pausen zwischen den Vorlesungen verkauft wird. Sie werden zweimal pro Tag gefüllt. Auch sie sollen nur 2 Jahre halten.
- Für 1 Tasse Kaffee braucht man 10 g Pulver, der Kaffee soll 5 euro / 500 g kosten, 40 ml Milch, der Liter kostet 70 ct, und 15 g Zucker, 1 kg Zucker sollen 1,50 Euro kosten. Zuletzt braucht man noch Qasser, da kostet der Kubikmeter 4 Euro.
- 1000 Becher Coffee to Go kosten 46,90 Euro
Damit ergibt sich folgende Rechnung für 1 Tasse Kaffee:
- 10 ct Kaffeepulver
- 2,8 ct Milch
- 2,25 ct Zucker
- 0,1 ct Wasser
- 7,5 ct Strom
- 0,47 ct Abschreibung Thermoskanne
- 4,69 Ct Kaffeebecher
- 0,5 ct Abschreibung Kaffeemaschine
Summe: 28,31 ct
Das ist bei einem Verkaufspreis von 100 crt pro Becher (weitaus günstiger als woanders) ein Profit von über 250%, dabei sind alle Kosten recht konservativ gerechnet.
Der Clou ist, das das eingesetzte Kapital minimal ist. Anfangs braucht man nur eine Kaffeemaschine, vier Thermoskannen, die Becher und eine Startmenge an Kaffee, Zucker und Milch, das ist eine Investition unter 200 Euro.
Nur reich wird man nicht damit. Denn selbst in diesem Fall, wo zweimal pro Tag jeweils 25 Tassen verkauft werden, erlöst man nur 17,92 Euro pro Tag. Davon geht dann aber noch die Kosten für An- und Rückfahrt ab. Lukrativ wird es wohl an einem Ort sein, wo man beständig Publikum hat und nicht nur wie bei einer Vorlesung zwischen den Pausen, z.B. in der Fussgängerzone in der Stuttgarter Innenstadt. Reich wird man dort aber auch nicht. Das limitierende ist, dass man je mehr Kaffee man verkauft, immer mehr Zeit braucht die Kaffeemaschine neu bestücken und dies von der Verkaufszeit abgeht. Wenn man 2 Minuten pro Maschine rechnet und maximal ein Drittel der Zeit für das Neubestücken entfallen darf, dann wäre man schon mit 3-4 Maschinen an der Kapazitätsgrenze. Immerhin, könnte man so pro Stunde rund 45-60 Tassen verkaufen, wenn es genügend Abnehmer gäbe. Das wäre immerhin ein Einkommen von 32,26 bis 43 Euro pro Stunde. Wenn man es auf 1 Minute drücken könnte und genügend Abnehmer hätte, wäre es noch höher, doch dann kommt man schnell in einen Bereich wo man mit einem kleinen Stand nicht mehr alle bedienen kann, auch weil man endliche Zeit für das Servieren des Kaffees braucht (außer man macht es, wie bei dem Automaten und kassiert nur das Geld und die Leute bedienen sich dann selbst).
Nicht schlecht für eine legale Droge, aber auch nur unter Idealbedingungen (Abnehmer in ausreichender Anzahl vorhanden, Erlaubnis, dass man es überhaupt darf und Strom und Wasser muss ja auch jemand stellen). Wenn man so viel verlangen kann wie bei Starbucks und Tchibo (über 2 Euro pro Tasse!), dann lohnt es sich aber in jedem Fall. Wusstet ihr übrigens, das Starbucks in Italien kein einziges Geschäft hat?
Ich glaube im Sommer könnte man noch mehr Umsatz machen, wenn man einen Pappbecher mit Limo oder Cola für 50 ct verkaufen würde. Da hat man keine Arbeit mit der Herstellung, braucht allerdings einen Kühlschrank. Im Winter würde man gut Umsatz mit Glühwein machen. Aber das dürft ihr durchrechnen.