Mars One – Zwischenbericht

Am 31. August ging die erste Runde des Astronautencastings bei Mars One zu Ende. Eine gute Zeit mal zu schauen, was bis jetzt geschehen ist.

Für die, die nicht wissen, was Mars One ist: Mars One ist eine holländische Gesellschaft, die eine Kolonie auf dem Mars bauen will. Das Prinzip ist, das die Ramfahrer nicht mehr zu Erde zurück kehren, sondern für immer dort bleiben. Das ganze wird finanziert, in dem der ganze Event, als das grösste Medienspekatel aller Zeiten verkauft wird. Vor allem wird das Training der Astronauten als Realityshow verkauft.
Geleitet wird Mars One von Bas Lansdorp. Zusätzlich gibt es eine Reihe von Beratern und Botschafter, unter anderem Nobelpreisträger Gerard ‚t Hooft. Für jedes Bauteil der Mission wurde ein oder zwei mögliche Zulieferer gefunden, die es ohne grosse Entwicklungen liefern können, u.a. Bernd’s Lieblingsfirma SpaceX.

In der Zeit seit letztem dem Beitrag wurde der Zeitplan etwas verfeinert, und weitere Info wurden veröffentlicht.

  • 2013 Erste Runde des Castings
  • 2015 Training der ausgwählten Astronauten
  • 2016 Demomission und Kommunikations Satelitt
  • 2018 Rovermission
  • 2020 Start der Cargomission, ingesamt sechs Starts
  • 2021 Aussenposten soll funktionsfähig sein
  • 2022 Start der ersten Mannschaft, 4 Personen
  • 2023 Ankunft beim Mars
  • 2024 Zweite Mannschaft fliegt zum Mars

Danach sollen alle zwei Jahre vier weitere Personen geschickt werden, sowie zusätzliches Material. Im Unterschied zum alten Zeitplan ist, dass der Kommunikationssatellit erst 2016 auf die Reise geschickt wird, statt ursprünglich 2014. Alle Starts sollen von Falcon Heavy durch geführt werde, und hier steht das ganz grosse Fragezeichen: Nämlich in 2020 müssen innerhalb sehr kurzen Zeit (6-8 Wochen) 6 Starts durch geführt werden. Wie das geschehen soll steht in den Sternen. Die Raketen müssen vorbereitet stehen, und nacheinander losgeschickt werden. Jede Woche muss mind. ein Start erfolgen. Vielleicht ist es auch der Grund, wieso SpaceX so viele Startplätze braucht. Mit dem aktuelle Pad, dem Space Shuttle Startplatz sowie dem Platz in Texas müsste jeder Platz zwei Starts durchführen. Vandenberg kann nicht benutzt werden, da die Bahn eine ungünstige Inklination hätte. Aber ein Scheitern wäre sicher schwer verdaulich für Elon Musk. Und alle zwei Jahre wiederholt sich das Spiel, wenn das Material für nächste Besatzung geschickt werden muss, sowie die nächste Besatzung selbst startet. Und diese benötigt auch zwei bis drei Starts: Transitmodul, Antriebsmodul, Besatzung.

Damit alle Kapseln nicht irgendwo landen, wird der Rover ein Leitstahl aussenden. Somit soll sicher gestellt werden, dass mehr oder weniger präzis gelandet wird. Der Rover muss aber immer noch die Kapseln bergen, und zum Aussenposten transportieren. Weitere Infos zur Technik gab es in der Zwischenzeit nicht.

Aber das grosse Ereignis bis jetzt war das Astronauten Casting, das bis zum 31. August lief. (Obwohl auf der Webseite nicht neues veröffenlticht wurde, dass es jetzt fertig ist.). Auf der Mars One Webseite konnte sicher jeder Bewerben, der 18 ist und in guter Gesundheit ist. Zusätzlich muss er eine der 11 Mars One Sprachen sprechen, die die häufigsten im Internet sind (Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Russisch, Chinesisch, Japanisch, Koreanisch, Arabisch, Indonesisch). Interessant ist, dass Holländisch fehlt, obwohl Mars One in Holland tätig ist. Danach muss jeder Kandidat eine kurzen Text verfassen, sowie ein kleines Motivationsvideo einsenden. Zusätzlich ist eine kleine Gebühr fällig, die je nach Herkunftsland unterschiedlich ist, die zwischen 5 und 73$ variiert. Damit sollen gewissen Aufwände gedeckt werden.
In der Zwischenzeit haben sich über 200’000 Leute aus 140 Ländern beworben. Ziel war eine halbe Million, was dies zum begehrtesten Job auf der Welt macht. Die Leute sind zwischen 18 und über 80 Jahre alt. Man kann die meisten auf der Webseite einsehen. Aber nach dem zweiten Film hat man schnell genug. Ich glaube die meisten Leute haben keine Ahnung, auf was sie sich da einlassen.
Als nächstes werden die Kandidaten vom Mars One Team aussortiert, und die Auserwählten kommen in die Runde 2. In der Runde 2 müssen sie die Mars One Leute zu einem Interview treffen, dass in jedem Land statt findet, in dem es mehrere Kandidaten gibt. Es wird drauf hingewiesen, dass Mars One keinerlei Spesen übernimmt, und der Kandidat alles selber berappen muss. Wer das übersteht kommt in Runde 3. Diese findet als Realityshow statt und wird in unterschiedlichen Regionen aufgeteilt. Aus jeder Region wird vom Publikum ein Kandidat ausgewählt. Diese kommen dann in Runde 4. Für Runde 4 muss der Kandidat fliessend English können, sonst kommt er gar nicht dorthin. Er muss sich es selber auf eigene Kosten beibringen.
In Runde 4 werden die Leute dann von Mars One bezahlt und trainieren dann für die Mission. (Wer tatsächlich zum Mars fliegt, braucht ja eigentlich kein Geld mehr. Es gibt ja dort nichts zu kaufen. Ausser man bezieht seine Apps aus dem iTunes Store.)
Es werden auch Teams von 4 gebildet. Wer das Training nicht verträgt, kann auch hier rausfliegen. Das grosse Fragezeichen ist, ob das ganze als mit Multikulti gut gehen wird, wenn Leute aus kompletten unterschiedlichen Kulturen zusammengepfercht werden. Toleranz geht, aber wenn man unter grossen Stress kommt, sieht es immer anders aus.

Wer immer noch hinfliegen will: Alle paar Jahre gibt es ein weiteres Casting, um neue potenzielle Raumfahrer zu finden.

Wer die erste Crew ist wird sicher spannend. Vermutlich wird der Hauptsponsor ein Wörtchen mitreden, uns „seine Crew“ losschicken. So wäre eine chinesische und arabische Crew möglich, wenn z.B. ein Ölscheich ein paar Milliarden bringen lässt. Oder ein russischer Oligarch spendet grosszügig, damit man vor den Amis auf dem Mars ist, so quasi als Revanche zur Mondlandung. Das wird bestimmt nicht beste Crew sein, und könnte sogar die Mission gefährden, wenn einer nur seinen Platz bekommen hat, weil dieser gekauft wurde.

Ich denke das grosse Geld wird erst fliesen, wenn Hardware auf dem Mars gelandet ist, und Sponsoren dies nicht mehr als ein Hirngespinst ansieht. Mars One hat den Nachteil hat gegenüber  Inspiration Mars den Nachteil, dass der Gründer nicht die notwenidgen Moneten gefügt. Bei IM ist es Denis Tito, den ersten Weltraumtouristen. Das Ziel ist es in 2018 ein bemanntes Raumschiff mit einem Paar zu einem Vorbeiflug zum Mars geschickt werden. Das ganze ist so berechnet, dass nur  wenige kleine Kurskorrekturen nötigt sind, und dass das Schiff nach zwei Jahren wieder zur Erde zurückkommt. 2018 steht stehen Erde und Mars besonders nah, und es ist gleichzeitig das Solarminimum. Im Vergleich zu Mars One sind keine Ausländer gestattet, nur Amerikaner werden fliegen. Falls dieses Projekt gelingt, wird Mars One sicher von den Ergebnissen profitieren.

Es wird sicher interessant beide Projekt weiterzuverfolgen.

6 thoughts on “Mars One – Zwischenbericht

  1. Ich glaub Mars One ist der Witz dieses Jahrzehnts. Ich frage mich wann die Bubble platzt, wieviele Leute dann involviert sind die schon viel Geld ausgegeben und ihr Leben darauf abgestimmt haben.

    Hoffentlich platzt sie früh genug damit der Schaden gering bleibt.

    Oder man denke es kommt tatsächlich so das sogar eine Crew auf den Mars fliegt. Nach einiger Zeit verliert das Publikum Interesse und das Programm wird eingestellt und die Marssiedler verrecken dann auf dem Mars wenn nicht irgend ne Raumfahragentur einspringt und weiter Vorräte schickt und eine Rückkehr vorbereitet….

  2. Keine Angst Gerry, da fliegt keiner!

    Bei gerade einmal 130 000€ an Spendengeldern und den Einnahmen aus der Bewerbungsphase 1 hat Mars One nicht einmal genug Budget um überhaupt von SpaceX als ernsthafter Kunde in betracht zu kommen. Vom Rest der Raumfahrtbranche ganz zu schweigen!
    Schließlich bräuchte Mars One die veranschlagten 6 Mrd.€ (unabhängig davon ob das überhaupt reicht) VOR dem Start vor allem für Entwicklung und Produktion der Komponenten.
    Erster großer Kostenpunkt wird ja der Kommunikationssatellit in 2016 sein, da werden wir schon sehen das es wir nichts sehen…

    Schöne Träumerei, aber ohne 10 Mrd € Anschubfinanzierung können die ihre Pläne hier und jetzt beenden.

  3. Doom1 Inc braucht Freiwillige für „Operation Certain Death“.
    Die wollen einfach Fliegen, ohne die beiden bereits bekannten extrem unangenehmen Probleme gelöst zu haben:
    1. Muskelabbau und Knochenentkalkung (Sorry, aber in einer Dragon-Kapsel und eventuell einem Bigelow-Aufenthaltsmodul wird man kaum eine Zentrifuge einbauen können…)
    2. Aufbau einen funktionierenden kleinen autochthonen Lebensmittelversorgung. Die Erfahrungen mit Biosphere 1 und den Russischen Experimenten sind da eher ernüchternd.

    Weitere Probleme:
    3. Eine Marskolonie wird auf absehbare Zeit an die dauernde Lieferung von High-Tech Ersatzteilen von der Erde gebunden sein. Und wenn es die Nachschubmasse für die 3-D Drucker sein sollte (was ja immer noch sehr SF ist)
    Bis die notwendie autochthone industrielle Basis für auch nur die krudeste Integrierte Schaltung und simpelste Solarzelle steht, wird es sehr lange dauern.
    4. Die Hauptbeschäftigung der Leute wird daraus bestehen, die Technik am laufen zu halten, auf die sie fürs nackte Überleben angewiesen ist.
    Auf der Erde können wir wenigstens die Luft atmen, das Wasser trinken, Feuer aus Totholz machen und und zur Not ein paar Tage ohne jegliche Technik überleben. Auf dem mars würde beispielsweise eine gröbere Störung der Energiueversorgung sofortie Lebensgefahr bedeuten.
    Für die „Tollen Forschungen“ wird nur wenig Zeit bleiben.

    Und was gibt es denn tolles vor ort zu erforschen?
    Gut, an könnte sich die Landschaft ansehen, Die Geologie aufnehmen, Proben nehmen… das Wetter beobachten
    Und weiter?
    Geländearbeit ist weitgehend eine eher öde Angelegenheit, die nur Spezialisten längere Zeit fesseln kann (ich weiss das, ich bin in der geologischen Feldforschung tätig)
    Die Labormöglichkeiten dort oben sind sehr begrenzt: Siebanalysen, Mikroskope, einfachere Chemieuntersuchung, einfachere Massenspektroskopie.
    Für die Intressanten Möglichkeiten, die auf der Erde Existieren, wie ausgefrickelte Chemieanalysen, Strukturuntersuchungen, Isotopenuntersuchungen aller Art, Elektronenstrahl-Mikrosonden, Ionensonden, usw. etc. pp. sind nicht blos eher schwere und voluminöse Apparaturen notwendig, sondern solche Untersuchungen macht man nicht daheim im Keller, sondern in Universitäts und Forschungsinstituten, die auch den entsprechenden Stab an Technikern und Wissenschaftlern haben.

    Sprich: die hochwichtigen Forschungen wären besser mit Probenrückholmissionen zu machen

    Inspiration Mars halte ich btw für komplett sinnloses Geldverbrennen, der wissenschaftliche Nutzen für die Planetenforschung ist ziemlich exakt Null!

    LG
    Mike

  4. Hallo,
    Gerry hat 100% Recht.
    Ich denke mir auch die ganze Zeit es ist wohl möglich das sogar welche zum Mars fliegen, aber dann verliert das Publikum das interesse und dann müssen Staaten viel Geld investieren diese Menschen die auf dem Mars hocken zu retten.
    Alles vorausgesetzt die überleben überhaupt lange genug um das Rettungsraumschiff noch zu betreten 🙂

  5. Wow, ich hätte die Zahl der Bewerber kleiner geschätzt. Jedenfalls ist die Zahl der Interessenten nun nicht das Problem – unter 200.000 wird man schon einige Dutzend finden, die tatsächlich kapieren, auf was sie sich da einlassen.

    Schwieriger ist schon der Bau und Start der ersten ernstzunehmenden Hardware. So lange man da überhaupt nichts vorweisen kann, klappt es nicht mit den Einschaltquoten bei der Reality Show, und dann klappt es auch nicht mit den Sponsoring-Verträgen. Man hat also doch eine Art Henne-Ei-Problem. Aber Zeitpläne lassen sich ja strecken, in dieser Disziplin ist Mars-Ones Lieblingspartner für die Raketenstarts ja auch bewährt…

    Kai

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