Noch ist die Sache nicht finanziert, aber für Aufsehen hat sie schon gesorgt: die geplante Mini-Raumsonde der Planetary Society. Die Idee einer privaten Raumsonde ist ja nicht neu, seit Jahren plant AMSAT einen Mars Orbiter, der von einer anderen Raumsonde huckepack mitgeführt werden sollen, doch mehr als diese Pläne gab es nie, obwohl AMSAT Erfahrung mit dem Bau von Satelliten hat: Sie haben etwa ein Dutzend kleine Kommunikationssatelliten als Sekundärnutzlasten schon gestartet.
Gemäß den Maximen des Gründer der Planetary Society, dem amerikanischen Planetenforscher Carl Sagan, ist der Zweck der Sonde, die unter dem Projektnamen „Eagle“ läuft, mehr Leute für die Planetenforschung zu begeistern. dabei peilt man nicht mal einen Planeten als Ziel an, sondern den Mond. Carl Sagen machte die Voyager Missionen populär, bestand auf wissenschaftlich unnötigen, aber spektakulären Aufnahmen wie dem berühmten Rotationsfilm des Jupiters oder dem Mosaik des Sonnensystems aus 10 Milliarden km Entfernung (den letzten Aufnahmen der Voyagers). Ohne die Begeisterung der Öffentlichkeit wird es viel weniger planetare Raumfahrtforschung geben.
Ziel der Raumsonde ist es, spektakuläre Kameraflüge über die Mondoberfläche zu generieren, die begeistern sollen. Sie sollen vergleichbar der Aussicht sein, die man von einem Flugzeug hätte, wenn man über die Oberfläche schwebt. Der Name wurde nicht aus Zufall von der Apollo 11 Mondlandefähre übernommen: Ein zweiter Zweck ist, die vor allem in den USA sehr populäre These des Moon Hoax zu wiederlegen. Zwar gibt es vom Lunar Reconnaissance Orbiter schon Aufnahmen der Apollolandeplätze, doch Kritiker verweisen, dass diese auch von der NASA stammen und genauso gut durch Bildbearbeitung entstanden sein könnten und man zu wenig auf ihnen sieht. Mondfähren sind z.B. nur einige Pixel groß.
Eagle ist noch nicht endgültig durchgeplant, doch das allgemeine Missionsprofil ist schon festgelegt. Die Raumsonde wird als Sekundärnutzlast in einen GTO-Orbit gelangen. Von dort wird sie mit eigenem Antrieb zuerst zum Mond aufbrechen, dort in eine niedrige Umlaufbahn einschwenken und diese dann mehrmals absenken, sodass der mondnächste Punkt in nur 10 km über der Höhe liegt, eventuell mit etwas Erfahrung auch nur 3 km. Der Treibstoffvorrat soll so bemessen sein, dass mindestens 10 Tiefflüge möglich sind. Bevor die Raumsonde an einen Berg schrammt, wird sie wieder durch eine Zündung in die normale Bahn in 50 bis 100 km Höhe angehoben. Je nach Bahntiefe und Punkt sollen ein bis vier Durchflüge des mondnächsten Punktes möglich sein.
Während des Durchfluges wird die Raumsonde mit einer HD-Videokamera einen kleinen Film drehen, der dann während der nächsten Tage zur Erde übertragen wird. Geplant ist bei den Apollolandeplätzen, die alle auf der Liste der favorisierten Ziele stehen auch die Aufnahme dieser mit einem kleinen Teleskop, das allerdings keine Bilder macht. Die Mission wird mindestens 6 Monate dauern.
Für das Projekt gab es nach dem Bekanntwerden breite Unterstützung, auch da die Planetary Society schon vorher ihre Fühler ausgestreckt hat. Das DoD sicherte einen kostenlosen Start als Sekundärnutzlast an einem ESPA Ring zu. Würde sogar zwei der Raumsonden gleichzeitig starten (wahrscheinlich aber eher aus Symmetrie und Gewichtsgründen). Sony bot eine kostenlose Ausgabe einer HD-Actioncam an, die zwar nicht weltraumqualifiziert ist, aber militärische Spezifikationen erfüllt. MAHLI Space Systems bot ein Reservemodell der MOC Kamera des Mars Global Surveyors an, das allerdings mit einem neuen Sensor ausgestattet werden müsste, die John Hopkins Universität ein Flugexemplar der LORRI Kamera von New Horizons und die Universität von Arizona ein Exemplar der LROC Kamera.
Damit gäbe es schon drei Teleskope mit Durchmessern von 19,5, 20.6 und 35 cm und Brennweiten von 700, 2630 und 3500 mm. Eine beugungsbegrenzte Abbildung würde aus 10 km Entfernung noch Details von 1,7 bis 3 cm Größe abbilden. Das würde so detaillierte Abbildungen ergeben, das man dann sicher auch die Moon Hoaxer überzeugen könnte. Realistisch wird man wohl zur LORRI greifen. Die MOC ist mit 20 kg zu schwer und die LROC hat eine zu geringe Brennweite.
Das Gewicht ist ein Problem: Sehr schwer darf die Sonde nicht sein, denn von den 180 kg die ein ESPA Ring transportieren kann, kommen im Mondorbit noch 86 kg an, zieht man dann noch die Trockenmasse des Antriebssystems ab, so ist man bei 70 kg. Da sind sicher keine Instrumente die viel mehr als 10 kg wiegen möglich. Damit scheidet auch aus, dass die Sonde eine Kopie des LLDC Systems von LADEE bekommt, das eine Datenübertragung von 622 Mbit/s aus Mondentfernung erlaubt und damit Sendungen in Realzeit und HD erlaubt. Dieses wiegt alleine 30 kg. Derzeit laufen Verhandlungen mit der ESA für einen kostenlosen Transport mit einer ASAP-5 und der Ariane 5, das würde die Startmasse auf 300 kg steigern und mehr Möglichkeiten für die instrumentelle Ausrüstung bieten, aber auch für eine längere Mission, denn jeder Tiefflug kostet Treibstoff und auch die Umlaufbahn ist nicht langzeitstabil.
Offen ist auch noch wie die Daten zur Erde kommen sollen. Die NASA bot an die Raumsonde eine Stunde pro Tag mit den 26 m Antennen des DSN abzufragen. Die Planetary Society lehnte dies aber ab, man sollte auf einen Empfang seitens der NASA komplett verzichten und zur Sicherheit auch auf Hilfestellungen der ESA oder JAXA. Stattdessen wolle man eine eigene Sende/Empfangsstation. Das Lunar and Planetary Institute bot dann die kostenlose Überlassung der Empfangsstation von Lunar Prospektor an, die jedoch nur eine 12 m Antenne hat. Sie müsste da sie seit 10 Jahren eingemottet ist jedoch renoviert werden. Darin liegt auch die Chance sie mit Empfängern für das K-Band auszustatten und damit die Datenrate beträchtlich zu erhöhen.
Doch selbst mit diesen Zuwendungen wird die Raumsonde noch Millionen kosten. Erste Schätzungen gehen von 13 bis 18 Millionen Dollar Eigenanteil aus. Soviel kann die Plantary Society nicht durch ihre Mitglieder finanzieren. Stattdessen will man diesen Betrag durch Crowdfunding zusammen bekommen. Das ist der wohl riskanteste Teil des Projekts. Es wäre leicht gewesen, von der NASA auch finanzielle Unterstützung zu erhalten, denn auch Kongressabgeordneten fiel dieses Projekt auf, doch gerade wegen des zweiten Ziels, die Apollolandeplätze abzubilden will man nur Sachleistungen von der Regierung annehmen. Man will dadurch jeden Verdacht der Einflussnahme vermeiden.
Sollte man dieses Geld nicht zusammenbekommen gibt es aber noch einen Plan B: Eine wesentlich kleinere Sonde von der Größe eines Cubesats. soll zumindest einen niedrigen Überflug machen, dafür sollen davon mehrere gestartet werden. Pro Überflug einer Ein ähnliches Projekt Lunarsail hat gerade das Geld dafür per Crowdfunding zusammenbekommen. Allerdings ist die Summe 100-mal kleiner und durch das Segel sind kurzfristige Bahnänderungen kaum möglich, man wird dann nicht in eine Mondumlaufbahn einschwenken, sondern den Mond nur in geringer Entfernung passieren und dabei den Film machen, denn man dann beim Verlassen des Erde-Mondsystems überträgt. Für die HD-Action Cam reicht auch das Gewicht des kleinen Cubesats, doch die Abbildung der Apollolandeplätze wird sowohl aus Gewichtsgründen wie auch aus himmelsmechanischen Gründen nicht möglich sein.
Die Chancen stehen gut, das zumindest diese kleine Version aber umgesetzt wird.