Die Sache mit dem Umgang mit Tieren
Zu meinem Beitrag über Tiere kamen ja ganz unterschiedliche Meinungen, zu denen ich mal Stellung nehmen will. Einige Poster versuchten ja Rauchbomben zu werfen, indem sie vom eigentlichen Thema ablenken. Die Frage die sich für mich stellt ist: was kann jeder selbst tun? Man wird nicht die Zustände in China ändern können, aber wenn man um bei meinem Beispiel bleibt und solche Kleidung mit Pelzaccessoirs meidet, dann sinkt die Nachfrage und es werden weniger Marderhunde gequält. Das heißt nicht, dass bei uns die Zustände besser sind. Massentierhaltung bedeutet bei uns immer noch enge Ställe, Erlaubt ist es bei uns noch Ferkel ohne Betäubung die Hoden herauszuschneiden. Das soll erst 2019 verboten werden. Was ich überall feststelle, egal wohin man geht: wenn es ums Geldverdienen geht, dann hört jegliches Mitleid und Einfühlungsvermögen auf. Bei uns ist das sogar gesetzlich abgesegnet. Es gibt ein Tierschutzgesetz, aber solche Prozeduren wie die Kastration ohne Betäubung und die Zustände bei der Schlachtung sind erlaubt. Elendsoft hat ja die Raubtiere als Gegenbeispiel angeführt. Doch Raubtiere sind im Gegensatz zum Menschen ja fast Human. Zwar jagen sie auch Tiere. Ob die Tötung schneller oder schmerzloser ist mag man diskutieren, Doch die Wildtiere müssen nicht ihr ganzes Leben lang leiden, sind nicht eingesperrt und haben zumindest die Chance erwachsen zu werden anstatt schon nach wenigen Monaten geschlachtet zu werden.
Da dies bei uns alles gesetzlich reglementiert ist bessern sich die Zustände nur wenn der Verbraucher an der Kasse abstimmt oder solche Zustände angeprangert werden. Manchmal hilft auch die Forschung. So gibt es Ergebnisse, dass Schweine in Ställen mit echtem Stroh besser gedeihen, stressfreier sind was unter anderem auch die Kastration bei Ebern überflüssig macht und sich so die Haltungsbedingungen verbessern. Denn ohne Gewinn macht niemand freiwillig etwas.
Für mich stellt sich die Frage: was kann ich tun um die Umstände zu verbessern? Heute eigentlich Bio-Lebensmittel zu kaufen. Das EU-Biosiegel ist ja eigentlich eher Bio-Light, in dem Sinne das vieles nicht gefordert wird was bei Demeter Bioland oder anderen Verbänden gefordert ist wie z.B. das das Futter vom selben Hof stammt. Aber zumindest sind die Richtlinien hinsichtlich Stallgröße, Mindestzahl der Tiere pro Hektar etc besser, die Mastzeiten länger. Hier „auf dem Dorf“ wie Michael K. sagen würde, gibt es Bio nur bei ALDI. Es gibt zwar auch Metzger die Tiere von kleinen Bauern kaufen. Doch das der Bauer klein ist heißt noch lange nicht das es den Tieren besser geht. Das beste Beispiel habe ich direkt vor der Haustür. Wir haben einen Bauer der züchtet Scheine, baut Gemüse und feldfrüchte an, und hat auch einen Minihofladen. Doch der stall ist hermetisch abgeschlossen, wie es da drin aussieht weiß man auch nicht.
Es gibt ja Ideen für ein weiteres Siegel für bessere Haltungsbedingungen. Doch denke ich erfüllt das heutige EU-Biosiegel diese Kriterien schon. Anderseits ist es auch kein richtiges Biosiegel, weil es nicht wirklich streng ist. Meiner Ansicht nach wäre es besser die EU würde ein System wie bei den geographischen Angaben einführen, wo es auch Abstufungen gibt. Das heutige Biosiegel könnte dann die niedrigste Stufe sein, Noch strengere Richtlinien, die man von anderen Verbänden übernehmen könnte, noch mehr Tierschutz (mehr Platz, mehr eingehen auf die natürlichen Bedürfnisse der Tiere und längere Mastzeiten) wären dann die Anforderungen für ein zweites strengeres Siegel.
Das ist das eine, das zweite ist es natürlich, zu überlegen was man essen muss. Ohne die Diskussion über Vegetarier neu anzustoßen hier nur meine Gedanken: ich habe als Grundsatz, dass ich keine Tiere esse die kleiner sind als ich. Wenn für mich ein Tier sterben muss, dann soll das wenigstens für lange reichen. Das bedeutet ich esse eigentlich nur Schwein und Rind / Kalb. Keine fische, Kein Geflügel, kein Lamm Ziege, Hase oder Wild. Bei Fisch ist es leicht, da ich den genauso wenig mag wie anderes Meeresgetier. Bei den anderen Fleischsorten ist das nicht der Fall.
Ich hätte, weil ich sowieso wenig Fleisch und Wurst esse, kein Problem mit einer vegetarischen Ernährung die auch Eier und Milchprodukte umfasst. Doch wenn man es streng sieht, unterstützt man damit auch das System. Hühner könnten 12 Jahre alt werden. Geschlachtet werden sie wenn nach etwa eineinhalb Jahren die Legeleistung nachlässt. Das gilt auch für Ökohaltung. Kühe geben nur Milch wenn sie ein Kalb bekommen haben. Ohne Milchgewinnung gäbe es weniger Rindermast.
Rein vegane Ernährung ist aber für mich eine zu große Einschränkung in dem was ich essen darf, sie ist auch eine Herausforderung. Eisen und Zink, Vitamin D und Vitamin B12 sind in pflanzlichen Lebensmitteln kaum enthalten, da muss man die Nahrung nach Vitamingehalt zusammenstellen und nicht nach dem was man gerne essen würde. Trotzdem stellt man bei Veganer sehr niedrige Plasmaspiegel an der Grenze zur Unterversorgung fest und bei erhöhtem Bedarf (Schwangerschaft, Stillen, Kinder) ist se nicht ausreichend die Versorgung an obigen Vitaminen und Mineralstoffen zu decken. Es mag ideologisch die bessere Lösung sein, ernährungsphysiologisch kann man sie nicht rechtfertigen.
Das eigentliche Problem ist doch, daß man für Geld über Leichen geht, und das nicht nur bei Tieren.
Das Problem ist, dass in Deutschland das Essen viel zu billig ist. Für 10 € kriegt man ja schon eine Menge Zeug, dass reicht für eine Person eine lange Zeit. In anderen Ländern kriegt man viel weniger.
Meine Schwester meint, dass die Leute deshalb das Respekt vor dem Essen verlieren, weil zu billig ist. Sie wird ja schon von ihren Kollegen schräg angeschaut, weil sie bei Rewe oder EDK einkaufen geht, und nicht bei ALDI und Co.
Dann hat sie einen Bericht mal im TV gesehen über einen Schweinezüchter. Ihm taten seine Tiere leid, und er wollte auf einem Feld ein Freilaufgehege bauen. Allerdings hat ihm, dass die Gemeinde verboten, weil die Gerüche die Anwohner stören würden.
Und auch zu den Preisen, die die Verbraucher zahlen wollen, kann man keine tiergerechte Zucht betreiben.
Für mich ist es in Ordnung mehr für Fleisch zu bezahlen. Einmal habe ich ein anständiges Rind Entrecote gekauft, dass fast 90 € pro Kilo kostete. Das Ding wurden dann anständig grilliert, und es blieb einem lange in Errinerung, wie toll das doch war. Lieber einmal teuer und gut.
Früher war Fleisch ja sehr teuer, dann gab es halt nur am Sonntag den Braten.
Kürzlich habe ich ein halbes Rentier von einem Kumpel gekauft, der es selber geschossen hat. Dann wurde es schön zerlegt, die guten Stücke als ganzes gefroren, die weniger gute für Geschnetzel, das schlechte wurde verwurstet und die Knochen zu Kraftbrühre verarbeitet. Für das ganze brauchte ich fast zwei Tage. Wenigstens musste das Tier nicht heimschleppen, der Kumpel hat es glaub 5 Stunden getragen, bis er wieder am Auto war.
Ein nachhaltiges Leben im Einklang mit der Natur! Blödsin bei 6 Mrd. Menschen und einem Bevölkerungswachstum von 2,5%. Ich denke, dei Katastrophe kommt unausweichlich, bisher konnte die Produktion von Lebensmitteln noch entsprechend Mitwachsen und wird das sicherlich eine unbestimmte Zeit auch noch können. Fällt aber mal die Ernte fast weltweit aus, ähnlich wie z.B 1816 durch eine globale Umweltstörung, dann sehen wir was pasiert. Und das kann durchaus zu unseren Lebzeiten noch geschehen. Wenn ich mich hier und jetzt in meinem Umfeld für Umwelt- und Tierschutz einsetze, dann geht es um meine Lebensqualität und das, was ich für richtig erachte. Die Welt wird damit nicht gerettet.
Moin,
ich hatte lange Zeit das Prinzip:
Es ist ein Sünde etwas zu essen was man nicht selber oder jemand der am Tisch sitzt getötet hat. Es war erstaunlich wie schnell Gäste plötzlich zu Vegetariern werden, wenn sie sich vorher das Kaninchen (lebend) aussuchen sollen.
Damals hatte ich eigene Hühner und Kaninchen, in Werder eigene Kühe, in Werschenrege Ziegen und Pferde.
Heute lebe ich nicht mehr auf dem Land. Da ich aber erhöhte Purinwerte (Gicht) habe, esse ich so selten/wenig Fleisch, dass ich mir die bessere Qualität vom Bio-Schlachter (Raab, Leppkes) leisten kann. Den Luxus selber zu schlachten hab ich nur noch wenn ich meinen Cousin besuche.
ciao,Michael
Die Welt ist ein geschlossenes System.
Wenn wir in Europa alles auf artgerechte extensive Tierhaltung mit großen Auslaufflächen, und auch bei den Pflanzlichen produkten überall auf Bio umstellen würden, würde aus Europa ein Nahrungsmittelimporteur anstelle eines Exporteurs werden. Die Weltmarktpreise werden dann steigen. Wir können uns das leisen, aber was ist dann mit der 3. Welt.
Die Gesamtnahrungsmittelmenge würde verknappt, bei weiter steigender Weltbevölkerung. Wenn mann in seine BioMöhre oder Freilandei beist, oder das Auto mit BioSprit tankt sollte man sich dabei ein verhungerndes somalisches Kind vorstellen. Vielleicht überdenkt man ja dann mal seine selbstzufriedene bessermenscheneinstellung.
Auf die Berichte der Medien kann man sich auch nicht verlassen. Das ziel einer Rerportage steht ja vorher fest.
Geht es um Tierzucht ist es da nicht anders. Wer sich nicht mt der jeweiligen Materie auskennt,nimmt die subjektiev gefärben Bilder als objektive Berichterstattung.
In einem Bericht über Hünerhaltung der bei einem befreundeten Hünerbauer gedreht wurde z.B. wird die Käfighaltung als Quälerei dargestellt, die Fernsehleute haben dafür die Zerrupftesten Hühner des Betriebes für die Aufnahmen in einen Bereich zusammengepfercht um den Tierschutzlobbiisten davor zu Filmen.
In der Bodenhaltung wurden hingegen alle angepickten Hühner aussortiert um diese positiev darzustellen.
In wirklichkeit verenden in der Bodenhaltung 20mal mehr Tiere als in den Käfigen, zum einen weil sich dort trotz erhötem Medikamenteneinsatz Krankheiten schneller übertragen zum anderen, weil die Bodenhaltung extremer sozialer Stress für die Hühner ist. Diese Picken sich geggenseitig zu Tode um eine Hackordnung zu bilden. Bei so großen Gruppen ist das aber nicht möglich. Die Folge ist, das hunderte Hüner auf ein leicht angepicktes huhn einpicken bis es tot ist.
Im Zweiten teil der reportage wurde ein Arbeitsloser Hühnerfarmer in Afrika gezeigt. Dieser hat wie hunderte andere seinen Job verloren, weil die Resthühner aus Europa (das was nachdem man Schenkel, Wings u Brust entnommen hat)Schiffsladungsweise nach Afrika verkauft werden, und den dortigen Preis für Hühnerfleisch kaputt gemacht haben.
So die Meinungsmache der reportage. Wer sein Hirn einschaltet merkt aber das die Schlussfolgerung sehr einseitig ist. Ja, 100 Hübnerbauern sind nun Arbeitslos, aber Millionen Afrikaner kommen nun in den genuss von Hünerfleisch, die es sich früher niemals hätten leisten können. Darüber wurde aber nichts berichtet.
Auch auf die Gefahr hin, vom Thema abzuweichen: Die Medien sind auch nicht neutral. Man darf nicht vergessen, dass hinter jedem „Medium“ eine Firma steht, die Gewinn machen möchte. Das geht natürlich am besten mit einem reißerischen Titel. Abwägen, Vorteile und Nachteile darstellen… könnte ja Konsumenten abschrecken. Ein neutraler Bericht verkauft sich halt nicht so gut. Außerdem kostet gute Recherche, und das schmälert den Gewinn. Das treibt dann seltsame Blüten, z.B. kann in der Berliner Zeitung (nein, nicht die BZ) eine fast 3000t schwere N1-Rakete mit wenigen hundert Tonnen Schub abheben.
Viele Grüße
Niels
Moin,
> Wenn mann in seine BioMöhre oder Freilandei beist, oder das Auto mit BioSprit tankt sollte man sich dabei ein verhungerndes somalisches Kind vorstellen.
Beim BioSprit stimme ich dir zu. Aber wenn jemand ein paar Hühner auf dem Hof hat, dann belastet das die Ökologie fast gar nicht.
Aber das meiste Soja für die Schweinemast stammt aus Afrika und Südamerika, d.h. Schweine sind Haram, aus gutem Grunde.
Es gibt zwei Arten Schweine zu halten:
– Als Haustier das von den Essensresten vom Tisch lebt. Das ist als würde man einen Hund schlachten.
– Oder als Massentierhaltung, d.h. die Schweine essen den Menschen die Nahrung weg.
ciao,Michael
Mal ein paar Rauchbomben weniger:
Wir haben heute weniger Einwohner pro Km² als noch im Jahr 1900, wir konsumieren mehr Fleisch aber lange nicht so viel mehr wie die Ertragsteigerung bei der Landwirtschaft in den vergangenen Hundert Jahren beträgt. Deutschland (wahrscheinlich auch Europa) wäre nie auf Nahrungsmittelimporte angewiesen wenn es nur um die Versorgung geht. Das heißt damit kann man die Zustände der Tierhaltung nicht rechtfertigen. Es gäbe den Platz und das was wir heute als „Bio“ bezeichnen war vor 100 Jahen noch „normal“.
Wir leisten es uns heute enorme landwirtschaftliche Überschüsse in der EU zu vernichten in die dritte Welt zu exportieren )oder zu verschenken) und nutzen große landwirtschaftliche Flächen nur für die Erzeugung von Biosprit und Biogasanalgen.
@Bernd
Prüf noch mal nach;
Bevölkerungsdichte 1890 : 91 Einwohner/km²
Bevölkerungsdichte 1910 : 120 Einwohner/km²
(Quelle http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Kaiserreich)
Bevölkerungsdichte 2013 : 226 Einwohner/km²
(Quelle http://de.wikipedia.org/wiki/Deutschland)
Eine Umstellung auf reine Bioproduktion würde selbst bei völligem Verzicht auf Fleischproduktion nicht klappen.
Nicht wegen zu geringer Erträge sondern durch die Verstädterung:
Eine Nährstoffkreislauf (Ja, auch Biolebensmittel brauchen die Grundnährstoffe N, P, K, MG, Ca und weitere Spurenelemente) ist bei der heutigen Bevölkerungsverteilung unmöglich.
Bernd