Die überflüssigste Raumsonde

2015 darf die Firma SpaceX mal eine Regierungsnutzlast transportieren. Sinnigerweise eine auf die die NASA verzichten kann, bzw. seit gut 12 auf den Start Jahren verzichtet. Also die ideale Testnutzlast. Es geht um das Deep Space Climate Observatory (DSCOVR). Es handelt sich um eine Raumsonde die im L1-Lagarangepunkt positioniert wird. Dieser stabile Punkt des Dreikörpersystems Erde-Sonne-Satellit liegt 1,5 Millionen km von der Erde entfernt in der Linie Erde-Satellit-Sonne. Von dort aus kann man die Erde immer als Vollerde sehen. Bislang gelangten vor allem Sonnenobservatorien in diesen Punkt, weil man natürlich dort die Sonne ohne Abschattung beobachten kann und es eine (wenn auch geringe) Vorwarnzeit bei einem Sonnensturm gibt.

MeteosatDSCOVR wurde 1998 von Al Gore, damals noch Vizepräsident proklamiert um den Umweltgedanken voranzutreiben. Er versprach sich von Aufnahmen der Erde von diesem Satelliten die im Internet veröffentlicht wurden den gleichen Effekt wie die „Blue Marble“ Fotos der Apollo Astronauten. Als Galileo 1990 an der Erde vorbeiflog, zierte ein dabei gewonnener Film aus zusammengesetzten Aufnahmen lange den Vorspann einiger US-Sender. Das mag ihn inspiriert haben.

Die NASA setzte das um, ist es doch ein Wunsch des Vizepräsidenten. Doch der Start verzögerte sich und nach der Columbia Katastrophe wurde er ganz auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Die NOAA hat danach die Instrumentierung vervollständigt, sodass es außer den Bildern noch einen gewissen wissenschaftlichen Nutzen gibt. So wird die Kamera nicht nur Aufnahmen der Erde machen, sondern auch verschiedene engbandige Filter haben, mit denen man die globale Konzentration von Spurengasen verfolgen kann, ein Radiometer wird die gesamte Strahlung der Erde zwischen dem UV und langwelligen Infrarot messen. Man erhofft sich dadurch Rückschlüsse über die Strahlungsbilanz also wie viel der Sonnenstrahlung wieder ins All abgegeben wird und einige weitere kleinere Instrumente zur Detektion von Ionen und Elektronen werden die Plasmaumgebung erforschen.

Inzwischen wechselte der Eigentümer des inzwischen „Goresat“ titulierten Raumflugkörpers aber zur USAF, die den Satelliten (eigentlich eine Raumsonde) einmottete. 2006 wurde DSCOVR eingelagert – für 1 Million Dollar pro Jahr (anscheinend ist in der Raumfahrt alles teuer. Ein abgeschlossener Container mit Klimaanlage und Staubfilter sollte eigentlich für die Lagerung reichen….)

Nun soll 2015 eine Falcon 9, weil es wohl die billigste Möglichkeit ist das ganze Starten, zumindest ist man die Sache dann endlich los, vielleicht hofft man ja auch das die Nutzlast in rauch aufgeht, das spart Folgekosten. DSCOVR ist eine Testmission der USAF, eine zweite wird nur Bahnmanöver durchführen und die Falcon 9 Heavy testen. Auch die NASA ist vorsichtig, den JASON-3 ist nur ein von der NASA im Auftrag gebauter und betreuter Satellit, aber kein NASA Projekt, sondern ein gemeinsames der Wetterbehörden NOAA und Eumetsat. Ähnliches gibt es auch in Europa wo die ESA Meteosat bauen lässt die aber von Eumetsat finanziert und nach dem Start übernommen werden. Auch hier ist man gerne bereit für eine Mission die keine eigenen Instrumente trägt gerne eine Falcon 9 zu buchen.

MeteosatAn DSCOVR gab es schon, als er propagiert wurde Kritik. Das erste war, dass man meinte dafür keine eigene Mission starten zu müssen. Nun gibt es in der Tat, wenn es nur um die öffentlichkeitswirksame Abbildung der Erde gibt schon etliche Aufnahmen.  LRO kann die Erde vom Mond aus aufnahmen, genauso wie dies die Apolloastronauten taten (das tut übrigens DSCOVR nicht). Bilder von geostationären Wettersatelliten sind frei verfügbar und zeigen auch die Erde. Allerdings aus anderer Perspektive, aber das gilt auch für Aufnahmen vom Mond aus. Jeder Satellit auf einer Erdumlaufbahn wird die Erde mit Phasen zeigen. Nur um 12 Uhr sieht man die ganze Erde. (Bilder links von heute (18.11) 7:00 Uhr und gestern 17.11.2013 um 12:00). Ich finde diese Bilder sogar ästhetischer. Selbst wenn ich Wert auf Vollerdebilder lege, so gibt es mindestens fünf Wettersatelliten im Orbit die jeden Tag fünf dieser Bilder umsonst machen. Dazu kommen die Aufnahmen die bei Erdvorbeiflügen von Raumsonden wie z.B. im Oktober von Juno entstehen. Ich glaube kaum das viele Leute sich für mehr als einige Aufnahmen pro Tag interessieren. Hinsichtlich anderer Missionen ist man ja eher eine Aufnahme pro Woche (Mars Express) gewöhnt.

Man hat nun zwar noch einen gewissen wissenschaftlichen Wert um die Aufnahmen herum konstruiert, doch da ist nichts dabei was nicht auch auf einem Wettersatelliten oder Satelliten zur Erforschung des Erdmagnetfeldes nicht schon installiert wäre. Nur sind diese näher am Beobachtungsobjekt und liefern präzisere Daten mit höherer Auflösung und höherer Sensitivität. Das ist logisch, wenn ich etwas beobachten will geht das besser aus 1500 km Entfernung als auf 1,5 Millionen km. Selbst wenn die Instrumente wichtig wären – braucht man dafür eine eigene Sonde? Zeitgleich mit dem geplanten Start von DSCOVR startete z.B. die Raumsonde Genesis in den L1-Punkt sie war so leichtgewichtig, das sogar eine Delta 2 mit weniger Boostern reichte. Es stellt sich die Frage, warum man nicht einfach diese Raumsonde die primär Sonnenwind einfangen sollte nicht einfach noch mit den Instrumenten ausgerüstet hat.

Kurzum: DSCOVR ist überflüssig. Aber er steht für die NASA der Goldin Ära – preiswerte Sonden mit geringem wissenschaftlichem Wert die faster., better und cheaper, pretty nice Pixs machen. Um viel mehr ging es in dieser Ära nicht.

4 thoughts on “Die überflüssigste Raumsonde

  1. Naja, bei Bildern von Wettersatelliten würden mich bei Bedarf dann aber doch recht aktuelle Bilder interessieren, also solche, die maximal eine Stunde alt sind, eher aber jünger. Die gibt es aber beim DWD zumindest nicht. Da werden die Bilder wegen komischer Gesetzeslage nur alle 4 Stunden aktualisiert.
    Wenn ich aber Bilder vom Wettersatelliten haben will, dann geht es mir meisst um die aktuelle Bewölkungslage, weil ich den Sternenhimmel betrachten will. Da nützen mir 4 Stunden alte Bilder nicht viel, weil die Bewölkungslage sich in der Zeit massiv veränderen kann.

  2. Moin,

    für den Unix/Linux Bildschirmhintergrund xplanet gibts als Plugins sowohl Wolken, Wetterkarte, als auch Satelliten Positionen.

    Auf Wetter.Com gibts aktuelle Wolkenbilder, die letzten Stunden als Historie, Niederschlagsradar, und Niederschlagsvorhersagen.

    ciao,Michael

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