Bernd Leitenbergers Blog

Was wäre wenn … es eine dritte Voyager gegeben hätte?

Heute, fast 40 Jahre nach dem Start sind beide Voyagers noch aktiv. Etwas woran man sicher nicht glaubte, als man die Raumsonden entwarf. Man war sich beim JPL relativ sicher, dass die Sonden über ein Jahrzehnt arbeiten würden, was schon ein enormer Sprung zu den bisherigen Missionen war (die längste Planetenmission die es beim Entwurf gab war Mariner 9 mit zwei Jahren Betriebszeit), doch Budgetrestriktionen zwangen dazu die Primärmission auf 5 Jahre festzulegen. Damit waren als Ziele Jupiter und Saturn festgesteckt.

Von 1976 bis 1979, mit etwas höherer Startenergie bis in die frühen Achtziger gab es zahlreiche Bahnen die an mindestens zwei der äußeren Bahnen vorbeiführten. Das JPL untersuchte drei genauer:

Die NASA entschloss sich Voyager 1 auf der JSP-Trajektorie zu entsenden, aber die Pluto Option zu verwerfen, zugunsten eines Titanvorbeiflugs. Damit man diesen Mond der weit außen bei Saturn lag und nach Saturn passiert wurde in naher Distanz passieren konnte musste man die Sonde den Saturn über den Südpol passieren. Das würde sie aus der Ekliptik lenken, so war eine weitere Planetenpassage nicht mehr möglich. Wie sich zeigen sollte war die Hoffnung von Titan scharfe Bilder zu bekommen wegen der Smogschicht eine vergebliche Mühe, für das Spektrometer hätte aber auch eine höhere Passagedistanz gereicht.

Voyager 2 wurde auf die JSUN Trajektorie geschickt, aber früher mit einer höheren Startenenergie, weil der Nachteil der Bahn die nahe Saturnpassage so führte die Verschiebung zu einer größeren Entfernung zu den Ringen.

Dies waren jedoch nicht die einzigen Routen. Als weitere Drei-Planetenroute gab es einen Start im Oktober 1978, mit einer Passage Jupiters im April 1980, Uranus im Mai 1985 und Neptun im November 1988. dazu kamen Variationen der obigen Planetenrouten und weitere Zwei-Planetenrouten die alle im Zeitraum von 1977 bis 1979 möglich gewesen wären. Hätte man neben den beiden Voyagers noch 1978 und 1979 zwei Sonden gestartet so wären noch drei Jupiter, eine Saturn, eine Pluto und je zwei Uranus und Neptunpassagen möglich gewesen.

Das JPL hoffte noch bis Frühjahr 1977 den Auftrag zu erhalten, eine dritte Sonde zu starten, die 1979 auf die Jupiter-Uranus-Neptun Bahn geschickt werden sollte. Voyager 1+2 kosteten während der Primärmission bis Saturn 500 Millionen Dollar, eine weitere Sonde wäre für 177 Millionen Dollar möglich gewesen, den größten teil dafür für Missionskosten, da diese Option vier Jahre länger dauern würde als Voyagers Mission bis zum Saturn. Das wäre vergleichsweise preiswert gewesen. Die NASA hatte auch ein weiteres Flugexemplar als Reserve. Später wurde Hardware von Voyager auf zahlreichen Raumsonden eingesetzt so Casssini, Stardust und Magellan.

Was wäre der Vorteil gewesen. Nun es gibt drei Vorteile:

Ich meine, es hätte sich gelohnt zumindest ein drittes Exemplar 1979 zu starten, noch besser wäre gewesen Voyager 1 nicht an Titan vorbeizulenken, sondern zu Pluto zu schicken. Es kann gut sein, das Plutos Atmosphäre bis New Horizons vorbeifliegt schon wieder ausgefroren ist. Selbst wenn nicht so kann New Horizons nur eine Hälfte des Mondes abbilden, mit Voyager 1 hätte man eine 100% Abdeckung erreichen können.

Bei Uranus wäre eine weitere nahe Mondpassage möglich gewesen. Bedingt durch die Achsenlage wird man bei zwei zweitnahen Passagen nur jeweils 50% der Oberfläche der Monde sehen, lediglich bei Passagen um 2005 und dann in 42 Jahr Intervallen stehen die Monde wie andere in der Ebene der Ekliptik.

Bei Neptun würde man Triton als den größten Mond vollständig kartieren können, Veränderungen durch die Geysire beobachten und einen der neu entdeckten Monde, idealerweise dem größten Proteus nahe passieren können.

Das alles für Zusatzkosten von weniger als 200 Millionen Dollar. Kleines Detail am Rande: Voyager 1+2 starteten in einem zeitlichen Abstand von 16 Tagen von ein und derselben Startrampe (LC41). Dies auf einer Rakete mit vier Stufen. Heute wird ein Unternehmen gepriesen, das am Nachbarpad (LC40) eine Rakete mit zwei Stufen innerhalb von 36 Tagen erneut starten kann….

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