Die Sojus XL
Wieder einmal gibt es eine Ankündigung von Russland. Nachdem man in den letzten Jahren bis Jahrzehnten zahlreiche neue Programme in der bemannten Raumfahrt angehen wollte, vom Raumgleiter Kliper bis zur Riesenrakete Rus-M und Vorstößen bis zum Mond, scheint man nun kleinere Brötchen zu backen. Das ist angesichts des langsamen Fortschritts in anderen Programmen, wie der Angara vielleicht auch nicht so eine schlechte Idee.
Russland will bis 2018 eine Modifikation der Sojus umsetzen, es wäre nach der Sojus-T, Sojus TM und Sojus TMA wäre es die vierte. Es ist aber auch die bisher größte. Einen Namen gibt es noch nicht, aber ich würde Sojus XL vorschlagen. Die wesentliche Modifikation ist eine vergrößerte Rückkehrkapsel, die nun 80 cm breiter und 70 cm länger ist. Dazu werden die Treibstofftanks vergrößert. Beide Modifikationen erhöhen die Startmasse von 7.220 auf 8.190 kg. Damit liegt die Sojus wieder an der Nutzlastobergrenze der Sojus 2-1B, genauso wie die alte Sojus an der Nutzlastobergrenze der Sojus U war.
Ansonsten gibt es leider noch zu wenig Informationen über andere geänderte Systeme. Dies auch weil die Modifikation von Roskosmos alleine verantwortet wird. Die letzte Modifikation TMA entstand in Zusammenarbeit mit der NASA, die auch daran interessiert war, das größere Astronauten zur ISS gelangen konnten und die Sojus als Standardraumschiff nach dem Ausmustern des Shuttles wählte. Der Einsatz wird nach 2018 erfolgen, die vor wenigen tagen noch gebuchten Sitze für die NASA erfolgen zumindest noch mit der alten Version.
Der Sinn der vergrößerten Landekapsel ist aber offensichtlich. Russland will die Besatzungsstärke erhöhen. Es dürfte mindestens ein Besatzungsmitglied mehr Platz haben. Es wird spekuliert ob durch die verlängerte Kapsel auch oben noch Platz für eine oder zwei weitere Liegen im oberen Teil ist.
Dies scheint auch der wahre Grund für das Upgrade sein, den Roskosmos Chef Oleg Ostapenko sprach davon, das man mit der neuen Version mehr Weltraumtouristen transportieren will. Es gab in den letzten Jahren schon Vorstöße der Roskosmos diesen lukrativen Geschäftszweige wiederaufzunehmen. Die Raumfahrtagentur setzte schon die Verlängerung der Aufenthaltsdauer auf der ISS von 180 auf 360 Tagen durch, um mehr Touristen zu befördern, weil die ISS nur zwei Sojus aufnehmen kann und auch die Produktion auf 4 Raumschiffe pro Jahr limitiert ist.
Analog wird ab 2018 eine neue Progressversion zum Einsatz kommen. Hier wird die frühere Wohnraumsektion vergrößert, um mehr Fracht aufzunehmen. Der Durchmesser bleibt gleich, jedoch wird sie um 60 cm verlängert. Diese Version soll rund 700 kg mehr Fracht transportieren.
Während sich die NASA sicher über mehr Fracht freuen wird, schließlich sollen alle Raumschiffe die derzeit im CCDev Programm beteiligt sind, 6 oder 7 Astronauten transportieren können, damit dürfte die ISS Besatzung ansteigen und damit braucht man auch mehr Versorgungsgüter. Es wird auch spekuliert ob Russland nicht seine Sojusflüge reduziert, da nun ja zusätzliche US Flüge hinzukommen.
Der wahrscheinlichste Grund für den Bau dürften aber keine Touristenflüge zur ISS sein, denn diese stießen schon bisher auf Widerstand bei der NASA. Sie wurden geduldet als die Station im Aufbau war und die Stammbesatzung reduziert. Seit der Fertigstellung gab es kaum noch Flüge und es gab das Verbot US-Einrichtungen auf der ISS zu nutzen, was z.B. dazu führte das die Südkoreanerin Yi So-yeon ihr Schlafquartier im ATV aufschlug. Es wird kaum zu rechnen sein, dass die NASA weitere Touristenflüge zur ISS duldet, zumal sie mit Einführung ihrer eigenen Kapsel ab 2018 nicht mehr auf Russland angewiesen ist um Astronauten zur ISS zu bringen.
Doch dafür scheint die Sojus XL auch nicht entwickelt zu werden. Vor drei Monaten bekam Progress von Bigelow den Auftrag für die Fertigung eines Kopplungsadapters für eine Sojus. Das bedeutet das die Firma zumindest die Möglichkeit sich offenhält auch Sojus an ihrer Raumstation BA-330 anzudocken. Für Russland wäre das die Lösung für den Touristentransport und Bigelow hat zwar eine Raumstation und auch Verträge mit Boeing und SpaceX für den Transport von Astronauten abgeschlossen, aber sie haben noch kein Versorgungssystem. Wasser und Nahrung könnte SpaceX mit der Dragon transportieren, aber es fehlen dann immer noch die Gase (es gibt Druckverlust und der Sauerstoff muss ersetzt werden) und bei der großen Oberfläche der BA-330 ist auch noch mehr als bei der ISS ein Reboost der Station nötig. Beides kann eine Progress erledigen, die zudem ein billiger Transport als die Dragon ist. So spricht viel dafür, dass es neue Allianz gibt: Bigelow und Roskosmos.
Voraussetzung ist natürlich, dass Bigelow seine Raumstation irgendwann in den Orbit bekommt, denn deren Start wurde ja schon um mehrere Jahre verschoben. Für Russland gibt es natürlich noch eine zweite Option: das finanzielle Engagement in die ISS zu reduzieren und wenn es mehr Personen pro Flug gibt, eventuell können dann ESA und JAXA die ja bisher nur einen Astronauten alle zwei Jahre starten können Sitze buchen und so die Kassen füllen. Lohnen tut es sich in jedem Fall. Denn die Zahl der zahlenden Astronauten erhöht sich von 2 auf 3 oder sogar 5. Bei wahrscheinlich gleichen Startkosten. Zuletzt kostete ein Sitz für die NASA 70 Millionen Dollar. Das spült dann schon Geld in die Kasse.
Der Name ist schon seit Jahren bekannt.
Zunächst kommt Ende 2015 Progress-MS danach Sojus-MS zum Einsatz. Einige Systeme von MS kommen danach auf das neue PTK Raumschiff.
Während der Landung werden zum Beispiel die GLONASS/GPS Daten des Raumschiffes von Satellitensystem COSPAS-SARSAT in das Mission Control Center/ZUP weitergeleitet.
Nach den Worten von N Bryukhanov (RKK Energija) wurde jedes System in unterschiedlichem Maße modernisiert, darunter kommen auch neue Triebwerke zum Einsatz. Selbst beim Versagen eines der Triebwerke ist eine Kopplung möglich, beim Versagen von zwei wird noch die Landung gewährleistet.
Die Sojus-MS werden so lange fliegen bis das neue PTK Raumschiff, zunächst in der PPTS-2 Variante, zum Einsatz kommt.
Nach heutiger Plannung ist der Start von Sojus MS-01 (ISS AF-46S) mit Kosmonauten A. Owtschinin, Oleg Skripotschka und Jeffrey Williams (sein 4 Raumflug) für den 30 März 2016 vorgesehen.
Wäre noch zu sagen, das auch Trägerraketen Sojuz-2 die vom Vostotschny starten, werden in zwei Schritten modernisiert. Sie erhalten darunter:
– Einen neuen hochleistungsfähigen und deutlich leichteren Malachit-7 Computer.
– Nickel-Kadmium-Stromquellen.
– On-Board-Systeme der Videoüberwachung, ein Novum in der russischen Raumfahrt. Erstmals werden die Zuschauer Live Bilder des Fluges als auch die Trennung der Booster von den installierten Kameras sehen.
– Verlängerung der Standzeit auf der Rampe mit Treibstoff bis 100 Stunden.
– Neue technische Normativen für den sicheren Transport der Triebwerke auf der Schiene und mit Flugzeugen bis 10000 km Entfernung.
– Nach 2018 erfolgt die zweite grosse Modernisierungsphase.
Bei der Startvorbereitung, im Vergleich zu Baikonur, gibt es signifikante Unterschiede, kommen doch Erfahrungen zum Einsatz die am Startplatz Kourou gemacht wurden. Technische Details möchte mir aber ersparen.
Nach heutiger Information von V.Lopota, möchte RKK Enrgija in Zusammenarbeit mit Space Adventures in 3-4 Jahren bemannte Mondumkreisungen mit Sojus durchführen. Die Kosten für ein Ticket um die 150 Millionen $.