Bernd Leitenbergers Blog

die „All-Electric Satellites“

Inzwischen gibt es einige Details mehr zu den „all Electric Satellites“, von denen vier von SpaceX gestartet werden, weitere sind von der US-Regierung geordert worden. Die Daten sind jedoch spärlich, aber ich fasse sie mal zusammen:

So, nun zu weiteren bekannten Informationen. Das sind folgende:

So, nun zu einigen Berechnungen. Basierend auf einem Gesamt-dV von 2550 m/s (1500 m/s+20% + 750 m/s), acht Monate Betrieb über 50% der Zeit und 1814 kg Startmasse kann man einen Schub von 0,446 N annehmen wenn sich die Masse nicht ändert. Bei etwas längerer Betriebsdauer und Berücksichtigung, dass die Masse abnimmt, könnte man das Manöver also nur mit den beiden schon vorhandenen Triebwerken durchführen. (0,33 N Schub). Der Strombedarf läge dann bei 9 kW. Der Bus ist für Satelliten von 6-12 kW ausgelegt, das passt also.

Der Treibstoffbedarf inklusive 15 Jahre Station Keeping mit 50 m/s) kann man auf 171 kg berechnen. Das macht Tanks von 35 kg Gewicht nötig. Mit Triebwerken kommt man dann auf eine Masse von 250 kg bis 300 kg. Rund 1500 kg sind also reine Nettomasse des Satelliten ohne Antriebssystem.

Bei m kleinsten konventionellen System (4700 kg Startmasse, 2950 kg Orbitmasse) braucht man für 15 Jahre Station Keeping 534 kg Treibstoff, was den Gesamttreibstoff auf 2320 kg anhebt, das sind mit Tanks, Druckgas und Triebwerken mindestens 2800 kg für das Antriebssystem – die Bruttomasse beträgt dann 1900 kg.

Also der neue HS-702SP ist nicht vergleichbar mit dem 702, er ist trotz Ionenantrieb leichter als die erste Generation des 702(, von der aktuellen mit 6100 bis 6700 kg Startmasse ganz zu schweigen).

Was aber interessant ist: es reichen die schon vorgesehenen Triebwerke für das Station Keeping für das Anheben aus, genauso wie die normale Stromversorgung die sonst die Sender speist, man muss sich nur genügend Zeit lassen. Was offen ist ist die Bahn. Chemische Triebwerke zünden mehrmals kurz im Apogäum und heben nur das Perigäum an. Ionentreibwerke arbeiten viel länger und daher auch näher bei der Erde, wo sie Perigäum und Apogäum anheben. Den Defekt kann man leicht auf dieser Abbildung sehen, welche die Bahn von Smart zeigt. Auch er wurde in einem GTO entlassen. Aus technischer Sicht wäre es daher besser die Satelliten nicht in den GTO zu entlassen, sondern einer subsynchronen Umlaufbahn, da die Bahn sowieso angehoben wird.

Freuen wird die All-Electric Plattform SpaceX und ILS. Die rund 750 m/s für Inklinationsänderungen fallen kaum ins Gewicht bei einem so effizienten Treibstoff.  Der geografische Vorteil vom CSG oder einem Sealaunch Start ist damit nicht mehr so relevant. Bei der normalen Falcon 9 kostet er diese z.B. ein Drittel der Nutzlast. Bei der Proton sieht es ähnlich aus.

Der nächste Schritt dürfte es sein die Satelliten gar nicht erst in den GEO auszusetzen. schließlich nimmt bei den meisten Trägern die Nutzlast auf die Hälfte bis 40% der LEO-Nutzlast ab. Da man im GTO sowieso die beiden Van Allen Gürtel durchquert fällt schon mal dieses lange benutzte Argument gegen Ionentriebwerke weg. Sinnvoll wird man sie in einer stabilen Umlaufbahn (> 400 km Höhe, besser > 500 km) aussetzen und von dieser dann hochspiralen. Dann braucht man nicht 2550 m/s sondern bis zu 6000 m/s Differenz (mit Inklinationsänderung), aber das kann man mit 5 anstatt 2 Triebwerken und einer Leistung von 22,5 kW kompensieren. Das bedeutet nur ein Zusatzgewicht von 150 kg. Ein etwa 2 t schwerer Satellit im LEO wäre dann mit einem 3,4 t schweren Exemplar im GTO vergleichbar, der bei gängigen Trägern einem Start von 8 t in den LEO entspricht. Technisch spricht nur eines dagegen: Da der Satellit nun nahe der erde ist benötigt man viel mehr Empfangsstationen für die Telemetrie wenn man eine 100%-Abdeckung haben will. Die Lösung wäre es entweder darauf zu verzichten z.B. nur einmal pro Orbit Daten zu übertragen oder die Nutzung der TDRS-Satelliten für kommerzielle Satelliten. Als Vorteil hat der Satellit eine Stromversorgung die viel mehr Leistung als heutige haben, dann fallen auch Verluste durch das Durchqueren der Strahlungsgürtel nicht ins Gewicht und man könnte mit etwas mehr Treibstoff die Lebensdauer auf weitaus mehr als die heute üblichen 12-15 Jahre verlängern, wenn nicht andere Systeme die Grenze setzen oder man dann sowieso einen neuen Satelliten starten will.

Vom Gewicht her also eine enorme Verbesserung. Es gibt nur ein kleines Aber … Die Satelliten sind nun zu leicht! Derzeit sind nur zwei Starts geplant. SpaceX wird je zwei dieser Satelliten auf einmal starten. Einzeln kann eine Falcon 9 gerade mal 3-3,5 t in den GTO bringen. Das ist ein heute eher leichter Satellit. Das bedeutet dass man schon nnur beim Übergang GTO in GEO bei kleinen Trägern Doppelstarts durchführen muss (mit dem Problem der Paarung) und bei Proton oder Ariane man schon zu dreifach oder gar vierfach-Starts übergehen müsste, Selbst die neu entwickelte Ariane 6 wäre zu groß. Stattdessen bräuchte man wieder Träger wie die alte Delta II oder die Antares wäre hier sinnvoll einzusetzen, doch diese sind recht teuer und damit wäre die Einsparung bei den Startkosten wieder zunichte gemacht. Würde man vom LEO direkt in den GEO gehen, so würde es für die ESA reichen die Vega leicht in der Nutzlast zu steigern und sie bräuchte keine Ariane 6, selbst die Sojus würde dann Nutzlast einer Ariane 5 transportieren können.

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