Bernd Leitenbergers Blog

Der Teilzeitvegetarier

So heute gibt es eine Premiere, denn das ist der allererste Beitrag den ich nicht am heimischen Computer oder einem Arbeitsplatzcomputer verfasse, sondern an einem Raspberry Pi. Da kommt wieder das alte CP/M Feeling auf, Sekunden Verzögerung bis ein Buchstabe erscheint, lange Ladezeiten, Teile des Dashboards vom Blog sind unbenutzbar, weil es zu lange dauert. Das wäre wieder ein Blog wert in der Serie „Warum Software schneller langsam wird als Hardware schneller.“. Also kein Rechner den ich bisher mit grafischer Oberfläche hatte ist so langsam. Besonders ärgerlich ist, dass der Rechner Buchstaben andauernd wiederholt, als würde man sie dauernd eintippen. Gerade ging ein Satz flöten, weil ich einmal auf die Backspace Taste gedrückt habe.

Aber darum geht es heute nicht. Es geht um Vegetarismus. Immer wenn an meinen Büchern schreibe nehme ich was mit. Oftmals lerne ich nur was dazu, manchmal komme ich auch ins Nachdenken. Als ich mein letztes Buch über Ernährung schrieb und mich auch näher über Fleisch und Fleischerzeugung informierte habe ich beschlossen, dass ich die Massentierhaltung nicht unterstützen will. Das ist natürlich leicht gesagt, dummerweise gibt bei uns „auf dem Land“ keinen Bioladen. Am meisten Bio gibt es bei uns noch im Discounter, was eher wie ein Scherz klingt.

Ich will nicht darüber diskutieren, dass das EU-Biosiegel eher „Bio light“ ist, aber es ist das verbreitetste und es ist zumindest besser als die Massentierhaltung ohne das Siegel. Doch so viel Bio gibt es auch nicht, was also tun? Ich habe mir für das neue Jahr vorgenommen dann jeden zweiten Tag eben gar kein Fleisch zu essen, oder im Fachchinesisch „ovolaktovegetarische“ Ernährung, also noch inklusive von Milchprodukten und Eiern. (letztere esse ich kaum, sie stecken aber in vielen Produkten wie Kuchen, Nudeln etc.). Seit meine Nichte zu Ostern da war weiß ich dass ich damit „Teilzeitvegetarier“ bin. Sie selbst hält sich für einen Vegetarier, ist aber nach den Kriterien der Ernährungslehre keiner, denn sie ist noch Fisch. Offensichtlich halten viele Fische für Tiere die kein Fleisch haben (die katholische Kirche lässt grüßen) und selbst populärwissenschaftliche Magazine wie Quarks und Capsers führen solche „Pesco-Vegetarier“ als Vegetarier an.

Ein Viertel Jahr später geht es sehr gut. Ich habe sogar eher mehr vegetarische Tage. Hauptproblem ist dass ich zusammen mit meiner 89 jährigen Mutter esse und sie auch sonst versorge und die ist sehr kritisch gegenüber Gerichten die sie nicht kennt und obwohl sie mir immer erzählt wie es in ihrer Jugend nur Sonntags Fleisch gab sind die meisten Gerichte die sie kennt mit Fleisch oder Wurst. Sie bezeichnet mein Verhalten auch als „Diät“, obwohl ich nicht abnehmen will. Derzeit stelle ich das auf die Probe, denn die einzige Zeit wo es bei uns mal eine Woche kein Fleisch gibt ist die Woche vor Ostern. Zu Ostern war sie dann eingeladen (ich auch, aber da mein Bruder unheimlich gerne „bruncht“ und ich dem überhaupt nichts abgewinnen kann habe ich mir lieber eine vegetarische Pizza gemacht) und gleich danach ging es ins Allgäu wo ich vor habe die 9 Tage nur vegetarisch zu essen. Bis jetzt geht es gut, aber beim einkaufen merkte ich schon die Crux. Unser Haus ist meist an Feriengäste vermietet, ich komme nur zweimal im Jahr für den Großputz und die Gartenarbeiten / Pflegearbeiten hierher. Ein Auto habe ich nicht, das bedeutet in der Woche kaufe ich nur Dinge ein, die ich auch verbrauchen kann und das ist bei den meisten Sachen die man selbst kocht schwierig, da braucht man einen Teil der Packung und den Rest nicht. Da die Verwaltung es nicht sieht wenn man Lebensmittel hinterlässt und es auch teuer ist, esse ich dann meist Halbfertigerichte oder Dinge für die man nichts braucht wie Rostbraten und Gemüsepfanne. Ich habe schon gemerkt, mit Vegetarisch wird das schwierig, außer ich esse mehrmals Pasta und Pizza. Mal sehen ob ich es durchhalte. Ihr werdet darüber noch unterrichtet.

Für mich besser, eigentlich ideal wäre es wenn man eine Garantie beim Fleisch hätte, dass die Tiere anständig aufgewachsen sind, nicht in engen Ställen und auch die Schlachtung nicht im Sekundentakt erfolgt. Ich glaube verschiedene Stellen haben ein solches Siegel vorgeschlagen. Was ist der Unterschied zu Bio? Bio schreibt vor, dass das Futter lokal produziert wird, begrenzt die Gabe von Medikamenten und vieles mehr. Das nützt den Tieren nichts, auf das es mir ankommt. Es mag gute Gründe für andere geben darauf Wert zu legen, doch ich denke viele wollen nur das es den Tieren besser geht. Ohne das Siegel ist viel Vertrauenssache. Ein Metzger im Ort wirbt zwar damit dass das Fleisch aus der „Region“ stammt womit er Schwäbisch-Hall meint (nicht wirklich nahe) aber wie die Tiere gehalten werden weiß man dann auch nicht. Wir haben bei uns einen Bauer mit Hofladen, doch die Schweine sind eben auch nur im Schweinestall. Wie sie dort leben weiß man nicht. Nur die Felder mit dem Gemüse sieht man als Verbraucher. Allerdings verkauft er auch nur Gemüse an Endverbraucher.

Meiner Ansicht nach würde ein solches Siegel sicher bei vielen auf Zustimmung stoßen, auch in der Landwirtschaft die mehr fürs Fleisch verlangen könnten – denn eigentlich könnte ich hier im Allgäu Fleisch essen – alle Tiere werden hier auf Weiden gehalten, der Boden gibt nichts anderes her. Massentierhaltung gibt es hier nicht. Aber ich denke die Bauern werden nicht mehr für das Rind erlösen können. Auch für sie wäre ein solches Siegel von Vorteil. Es wird Zeit dafür, dass unser Verbraucherministerium mal was für den Verbraucher tut….

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