… musste ich denken als ich diesen Artikel mit Zitaten von Obervisionär Elon Musk las. Er erinnert mich an ein Zitat von Helmut Schmidt: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.„. Das geht schon mit den Nahzeitprophezeihungen los: „Earlier this year, Musk announced his SpaceX firm was making ‚progress‘ towards establishing a smaller colony on the red planet by 2020. „.
Ach ja? Bei Berücksichtigung der Startfenster müsste man spätestens im Mai 2020 starten, dass sind keine sechs Jahre mehr. Wie glaubt man will man bei SpaceX in sechs Jahren nicht nur die Trägerrakete entwickeln, sondern auch den Transporter, das Habitat und das alles auch starten? Wenn ja von welchen Einnahmen? Wenn ich die Startpreise von SpaceX als Referenz nehme, um wie viel billiger sie als andere sind, dann würden sie basierend auf den NASA Vorstellungen immer noch einen dreistelligen Milliardenbetrag brauchen. Mit den Einnahmen aus CCDev und Starts können sie das nicht finanzieren. Von SpaceX ist man ja optimistische Zeitpläne gewohnt (Erststart der Falcon heavy: angekündigt im Mai 2011 für Ende 2013, nun wird es nicht vor 2015 dazu kommen). Aber das schlägt doch dem Fass den Boden aus.
Doch das ist nur ein Aspekt. Elon Musk glaubt tatsächlich, dass man den Mars besiedeln muss um das Überleben der Menschheit zu gewährleisten. „Musk said that he believes humans need to either colonise other planets or risk going extinct – a fate he describes as ‚inevitable‘ if we stay on Earth. „. Die Ursachen für das Aussterben? So genau lässt er sich nicht aus: „Musk told Aeon that the absence of any noticeable life on other planets may suggest that the days of humans populating Earth are numbered. ‚If you look at our current technology level, something strange has to happen to civilisations, and I mean strange in a bad way,‘ he added. „.
Aber gehen wir es logisch an: wenn die Menschheit auf dem Mars überleben kann, aber auf der Erde nicht, so muss er eine Ursache in Betracht ziehen, die nicht mit den Menschen zu tun hat. Denn wenn diese z.b. aufeinander Kernwaffen abfeuern, dann können sie das auch auf dem Mars tun. Es muss also ein externes Ereignis sein: Ein Asteroideneinschlag, verstärkte Sonnenstrahlung oder was auch immer? Nun bei den derzeitigen Umständen ist das, als wenn jemand der in Mitteleuropa lebt sagt: „Wir müssen unbedingt die Antarktis besiedeln um unser Überleben zu gewährleisten“. Ja ich weiß der Vergleich hinkt: in der Antarktis gibt es atembare Luft, eine Ozonschicht, Wasser und jede Menge Leben. Das alles gibt es auf dem Mars nicht. Man wird aber auf der Erde keinen Platz finden der so unwirtlich ist wie der Mars. Hmm wenn ich es genauer betrachte, wäre vielleicht ein besserer Vergleich den Mount Everest zu besiedeln. Da gibt es zumindest erhöhte UV-Strahlung und zu dünne Luft und auch kein Leben. Doch bekommt man keine Million Menschen auf dem Berg unter. Dabei kostet es etwa 1 Million mal weniger in die Antarktis oder zum Mt. Everest zu kommen als auf den Mars.
Vor allem gibt es ein systemimmanentes Problem: die Menschheit kann nicht nachhaltig mit der Umwelt umgehen. Derzeit verbrauchen wie die Ressourcen von 2,5 Erden, sprich wir verbrauchen zweieinhalb mal mehr als nachwäschst. Das ist nicht auf heute beschränkt. Seit der Homo Sapiens Sapiens auftritt, rottet er Tierarten aus, verändert die Umwelt und macht Landstriche unbewohnbar. Das gang los in der Jungsteinzeit, als zahlreiche Großtier-Säugetierarten weltweit entlang des Vordringens der Menschheit ausstarben. Bei Amerika kann man es sogar zeitlich mit der Ausbreitung des Menschen nach Süden korrelieren. Dann wurden Wälder weltweit zugunsten von Landwirtschaft gerodet, in manchen Gegenden kamen sie niemals wieder wie in großen Bereichen rund ums Mittelmeer. Selbst die Prärie, wo angeblich die Indianer in Einklang mit der Natur lebten gäbe es nicht ohne diese: um Büffel zu jagen brannten sie die Prärie regelmäßig ab, damit keine Bäume nachwuchsen.
Heute hat das gloable Auswirkungen erreicht: die Meere werden weltweit meergefischt, die Hälfte der Wirbeltiere ist in 40 Jahren verschwunden..Die Atmosphäre wird global verändert, Temperaturen, Meeresspiegelhöhe etc. auch. Bei vielen der Phänomenen sind wir mit drastischen Veränderungen in Zeitspannen konfrontiert die klein sind gegen ein Menschenleben. Man muss auch nicht die enkel bemühen die immer von den Politikern bei der Staatsverschuldung bemüht werden (damit muss man ja in den nächsten 4 Jahren auch nicht so viel tun, wenn es erst die Enkel betrifft). Mit der größeren Zahl an Menschen und den verfügbaren technischen Mitteln ist auch die Umweltzerstörung massiv angestiegen.
Ich persönlich glaube nicht, dass sich da etwas ändert wenn ein (ganz kleiner) Teil der Menschheit auf dem Mars ist, denn die haben die gleichen Beschränkungen im Gehirn. Menschen denken erst mal egoistisch, denken erst mal nur in kurzen Zeiträumen. Am Dienstag kam bei Quarks & Co ein Experiment. Es ging um das Thema Reichtum. Doch es ist übertragbar auf menschliches Verhalten. Die Versuchspersonen hatten die Wahl: entweder bekommen sie 10 Euro oder sie retten einer Maus das Leben (es handelt sich um Mäuse die nach Ende der Tierversuche sonst getötet worden wären). Erschreckend: 46% hätten die Maus sterben lassen. Noch schlimmer: Im zweiten Teil mussten jeweils zwei Versuchspersonen die Summe aushandeln. Wenn nur einer dagegen war, wäre die Maus am leben geblieben. Doch anstatt das die Quote geringer war, stieg sie nun auf 72%. Die Erklärung: Wenn man zu zweit ist, kann man sein Gewissen beruhigen: selbst wenn ich dafür bin, es könnte ja noch der andere dagegen sein. Die Folge ist das man noch eher bereit ist die Maus zu töten nur wegen eines winzigen materiellen Vorteils. In einem dritten Teil simulierte man eine Art Börse. Versuchsteilnehmer sahen wwie viel andere Teilnehmer für angemessen für das Leben der Maus hielten. Nun sank die Hemmschwelle noch weiter und 76% hätten die Maus getötet.
Die Versuchsleiter wählten die Maus, weil in allen Kulturen das Töten wegen niedriger Beweggründe (kleiner materieller Vorteil) moralisch verwerflich ist. Wenn die Moral also so schnell über Bord geht, wie soll man dann erwarten das es bei größeren Dingen klappt?
Ich glaube aber nicht, dass die Menschheit komplett aussterben wird. Selbst wenn es eine Katastrophe gäbe wie einen Atomkrieg, würden irgendwo auf der Erde immer noch welche überleben. Das gelte auch bei veränderten Umweltbedingungen, dann würden die besiedelten Gebiete eben in Richtung Pol wandern, auch wenn Milliarden nahe des Äquators verhungern würden. Wir sehen das ja heute schon: Auf Grönlnad wird nun mit der Landwirtschaft begonnen. Bishr mussten sie jedes Obst, Gemüse und Fleisch importieren. Die überlebenden Menschen müssen aber nun nicht mehr die ganzen Erfindungen der Menschheitsgeschichte erneut erfinden und brauchen ein paar Jahrtausende bis sie Metallbearbeitung beherrschen. Sie wissen wie es geht, auch wenn sie die Details nicht kennen. In einigen Hundert Jahren haben sie wahrscheinlich wieder das gleiche technologische Level erreicht und bei der Wachstumsrate von Menschen wahrscheinlich auch wieder eine große Population. Ich glaube nicht einmal dass sich die Ökosysteme so schnell erholen können wie der Mensch sich erneut ausbreitet.
Man braucht keinen Mars. Stattdessen sollte Musk und andere, die Milliarden, die ein Marsunternehmen kostet, in Geburtenkontrolle stecken. Die einzige Chance die ich für die Menschheit nämlich sehe ist dass wir langfristig nicht nur das Bevölkerungswachstum zum Stillstand bekommen, sondern wieder reduzieren. Wenn mal nicht 7 sondern nur 1-2 Milliarden Menschen auf der Erde leben, dann reichen die Ressourcen für alle, und für die anderen arten die es ja auch noch gibt und die auch einen Platz zum Leben brauchen.
Aber das ist wohl zu wenig visionär….
Noch was persönliches: In den nächsten Tagen erreicht die Webseite den 8 Millionsten Besucher. Dieser bekommt einen Text dargestellt und wenn er diesen mir zumailt ein Buch von mir geschenkt. Die beiden letzten Jubiläen hat sich keiner gemeldet. Also Augen auf!