In den USA soll es ja die Frage geben „Wo warst Du als JFK erschossen wurde?“ Bei uns könnte man wohl eher fragen „Wo warst Du als die Mauer fiel?“ Zumindest wurden Prominente das in den zahllosen Dokumentationen gefragt. Ich muss sagen: ich weiß zwar wo ich war, nämlich Zuhause, aber nicht was ich gemacht habe. Ich kann nur spekulieren. Wahrscheinlich am Computer (damals ein CPC 464 mit 512 KByte Speichererweiterung und zwei 720 K Floppies) gesessen und programmiert. Wenn ich Fernsehen geguckt hätte, wäre mur sicher dass Ereignis nicht entgangen. Ich habe erst am nächsten Morgen davon erfahren als sich die Berichterstattung nun schon auf die geöffneten Bundesdeutschen Grenzen konzentrierte. Doch auch davon hab ich nicht viel mitbekommen, weil ich an dem Morgen schnell zur Uni wollte: die Prüfungsergebnisse der Eingangsklausur für das Praktikum physikalische Chemie lagen aus und ich wollte wissen ob ich bestanden habe – das war das letzte Praktikum, dass mir noch im Grundstudium fehlte und wenn ich nicht bestanden hätte, hätte ich das Hauptstudium und ein Semester aufschieben müssen. Gottseidank war dem nicht so.
Auch wenn ich bis heute meine, dass man nach der Vereinigung das Geld mit vollen Händen aus dem Fenster geworfen hat, vor allem mit der Treuhand, die die DDR-VEB verscherbelte und dafür nicht nur kein Geld einlöste sondern den Käufern auch noch 600 Milliarden Mark zahlte, so finde ich nach wie vor, dass die Wiedervereinigung das schönste Ereignis in der Geschichte der Bundesrepublik ist, die übrigens vor einigen Wochen gerade Rentnerin geworden ist.
Wie einige Ereignisse in der letzten Zeit wie die Diskussion über die Äußerungen des Bundespräsidenten oder der Eklat um Biermann im Bundesrat zeigen, scheint man aber noch einige Zeit warten zu müssen bis man nicht mehr in den Kategorien „Wessi-Ossi“ denkt. wobei ich denke der Mentalitätsunterschied ist nicht größer als zwischen Nord und Süd. Zumindest ist mir ein Fischkopf genauso fern wie ein Sachse. Etwas anders verhält es sich natürlich mit politischen Äußerungen und wenn die Linke sich immer noch nicht von der DDR-Regierung und ihren Untaten distanzieren kann dann ist das nicht tolerierbar, und das war es vor 25 Jahren auch schon nicht.
Es gibt übrigens eine Gemeinsamkeit von totalitären Regimen. Zum einen kommt das Militär dort viel öfters im Fernsehen als bei uns. (Das gilt auch für pseudodemokratische Staaten wie die USA), zum anderen haben echte Diktaturen einen Hang zu unmodischen, schlecht sitzenden Uniformen. Das gilt für die DDR, wie man gerade in den vielen Dokumentationen sieht, aber auch heute für Nordkorea. vor allem die viel zu großen Mützen sind dort ziemlich lächerlich. Ach ja und der Stechschritt muss auch sein.
Soviel kurz für heute. Ich habe wenig Zeit, da ich derzeit wieder bei einem Kunden arbeite, aber Mitte übernächster Woche sieht es bessere aus, dann sind die 120 Stunden abgeleitet und das Geld verdient das ich brauche, um den Rest des Jahres zu Bloggen oder Bücher zu schreiben. Zudem habe ich jetzt wieder meine jährliche Winterdepression, die eigentlich immer im Spätherbst auftritt. Ich habe inzwischen ein stimmungsaufhellendes pflanzliches Mittel. Leider hemmt es als Nebenwirkung meine Motivation – auch zum Bloggen.
Dafür gibt es weil ich das letzte Wochenende für die Endkorrekturen zu den Computergeschichten genutzt habe eine Neuauflage. Das Buch gibt es jetzt zweimal auf dem Markt. Weil BOD zwar nun neue Druckpreise hat, die es erlauben das Buch billiger anzubieten, doch komischerweise kommt man nur bei neuen Projekten in den Genuss dieser Konditionen. Das ist deswegen seltsam weil in der Projektverwaltung eine neue Auflage und ein neues Projekt nur zwei Klicks auf zwei Punkte sind, der Ablauf aber identisch. Bis zum 21.3.2ß017, bis der alte Vertrag ausläuft gibt es das Buch nun zweimal – einmal mit einem zusätzlichen Kapitel über Seymour Cray mit 368 Seiten für 19,90 und einmal ohne mit 316 Seiten für 24,90. Ich hoffe ja wenn ich fertig mit meinem Job bin die anderen auch noch fertigzustellen – drei alte Bücher sind als Neuauflagen in der Mache und eines noch im frühen Manuskriptstadium.
Morgen gibt es wieder einen Raumfahrtblog zu den aktuellen Ereignissen.