Nachlese CRS-5 Landungsversuch
Ich hatte gehofft man erfährt noch ein bisschen mehr als die zwei, drei Sätze zur Landung und auch das Video gibt nicht sehr viel her. Aber hier mal wieder ein Wissensblog (daher auch mit der korrekten Schreibweise SpaceX, SpassX benutze ich weiterhin für meine Meinung zur Firma).
Was ist passiert?
- Nach einem problemlosen Start und erfolgreicher Stufentrennung hat die stufe automatisch ein etwa 100 m langes unbemanntes Schiff angesteuert, es auch gefunden, denn sie zerschellte darauf.
- Vorher gingen den Finnen zur aerodynamischen Stabilisierung das Hydrauliköl aus, etwa 10% mehr hätte man gebraucht, nächstes Mal führt man 50% mehr mit.
- Die Stufe traf im 45-Grad-Winkel auf die Plattform, Landebeine und Heck wurden zerstört, Sauerstoff und RP-1 kombinierten und die Stufe explodierte in einem Feuerball.
- Das Schiff scheint wenig Schaden genommen zu haben, sowohl was die Verlautbarungen wie auch die Fotos zeigen.
Fangen wir mal an, was die Leistung dabei ist. Die primäre Leistung ist es das Schiff getroffen zu haben, denn bisher gingen die Stufen im Meer verloren. Ob sie den Landepunkt bisher genau getroffen haben, darüber kann man nur spekulieren. Damit hat SpaceX eine wichtige Voraussetzung erfüllt, nämlich einen Zielpunkt mit hoher Genauigkeit zu treffen.
Ansonsten gibt es einige Rätsel. Der Verlust der Hydraulikflüssigkeit wird als Hauptursache angegeben. Das man Hydraulikflüssigkeit nicht wiederverwendet ist in der Raumfahrt normal. Soweit ich weiß, machten alle früheren Raketen dies so, ganz einfach, weil bei Betriebszeiten von wenigen Minuten es ökonomischer ist, einen größeren Vorrat mitzuführen anstatt einen geschlossenen und aufwendigeres Kreislauf aufzubauen. Allerdings ging man bei Raketen bald dazu über, das sowieso reichlich vorhandene Kerosin als Hydraulikflüssigkeit zu nutzen.
Doch das ist zweitrangig. Rätselhafter ist das dies eine Ursache für den Unfall sein soll. Der Zweck der Finnen wurde von Musk immer als die Stabilisierung der Stufe im Überschallbereich angegeben. Das macht auch Sinn. Sie sollten schon wegen ihrer Größe kurz vor der Landung nahezu unwirksam sein, selbst bei einer extremen Fehlstellung. Vor der Landung müssen die Triebwerke die Stufe abbremsen bzw. bei den angegebenen Voll-/Leermasseverhältnis von 30:1 darf die Stufe nicht mehr als 13-14 t wiegen, reicht sogar ein Triebwerk aus. Die Geschwindigkeit ist daher gering und damit auch die Steuerwirkung durch Fins. Sie scheinen aber die primäre Regelung auch im Unterschalbereich in der Querachse zu sein, nach Musks FAQ. Die aerodynamischen Kräfte seien zu stark für Kaltgasdüsen, das mag sein, aber sich nicht für ein Triebwerk mit über 600 kN Schub (entsprechend einer Beschleunigung von 4 g bei einer fast leeren Stufe).
Die Schieflage, das erkennt man an der Lichtquelle die von schräg oben im Video hereinkommt (Scheinwerfer auf dem Boot?) existiert auch schon beträchtliche Zeit vor der Landung. Unverständlich, dass sie durch die Triebwerke nicht korrigiert wurde, denn sie haben bei einer fast leeren Stufe mehr als genug Schub um die Rakete zu neigen bzw. aufzurichten. Wer noch die letzten Sekunden vom ersten Ariane 5 Start in Erinnerung hat, weiß, wie schnell Triebwerke eine Rakete drehen können und dabei handelte es sich noch um eine fast vollgefüllte Ariane 5. Man weiß nicht, ob das Video Echtzeit wiedergibt oder man nur Frames zusammenfügte und so eine Zeitrafferaufnahme erhält, aber wenn es eine Echtzeitaufnahme ist, so scheint es mir als würde die Stufe noch weitgehend ungebremst und zu schnell herunterkommen.
Wie geht es weiter?
Nun SpaceX hat sicher noch einiges nachzubessern. Wie aufwendig dies ist und ob die 50% mehr Hydrauliköl reichen oder es eben noch andere Probleme gibt, weiß nur SpaceX, bzw. eventuell niemand wird sich bei dem nächsten Start am 31.1. zeigen. Elon Musk meinte man könne das Triebwerk 40-mal verwenden, auf das sei es ausgelegt, die Qualifikation umfasste aber viel weniger Starts. Bei anderen Triebwerken überprüft man die Lebensdauer auch praktisch und spricht nicht von „Design life time“. Doch das ist ein kleineres Problem.
SpaceX strebt nach wie vor eine Landung auf dem Festland an. Diese ist bedeutend aufwendiger. Nach der Stufentrennung hat die Stufe eine hohe Geschwindigkeit (nach den Durchsagen im Video 1,8-1,9 km/s, 80-90 km Höhe, 67 km von der Basis horizontal entfernt). Diese muss nicht nur abgebaut, sondern in eine Geschwindigkeit rückwärts umgewandelt werden. Daraus resultiert eine Rückflugbahn. Auch wenn diese etwas komplexer als die rein parabolische Bahn ist, die die Stufe bisher durchlief, spricht prinzipiell nichts dagegen, dass man die gleiche Landegenauigkeit erreicht.
Der Unterschied ist aber der viel höhere Treibstoffverbrauch. Schon jetzt wo man die Triebwerke eigentlich nur braucht, um am Schluss die Restgeschwindigkeit zu vernichten (die dürfte unter Schallgeschwindigkeit liegen) schaltet man die Triebwerke nach 157 s ab (nominelle Betriebsdauer 180 s), das lässt rund 50 t Treibstoff in der Stufe zurück, bei dem reklamierten Voll-/Leermasseverhältnis mehr als die dreifache Menge der Leermasse. Da man sicher nicht unnötig viel Treibstoff dort hinterlässt (er kann ja bei der Landung sich entzünden bzw. muss abgelassen werden) erscheint dies viel. Schon das korrespondiert bei 10 t Nutzlast mit einem Geschwindigkeitsverlust von 750 bis 800 m/s oder 3,6 t Nutzlast. Bei einem Rückflug wird es erheblich mehr sein.
Die einzige Erklärung, die ich für diesen so hohen Resttreibstoffanteil habe, ist das die Stufe bei der Landung nicht zu leicht sein darf, da ein einzelnes Merlin selbst bei Minimalregelung (70% Schub) 46 t in Schwebe halten kann. Bei 13-14 t Leermasse isst man dann vielleicht an mehr Resttreibstoff in den Tanks interessiert um die Rakete nicht zu leicht werden zu lassen. Doch dann hat man einen entscheidenden Designfehler und besser wäre eine andere Landemethode z.B. Airbags.
Vor allem frage ich mich, warum man die Landung auf Land anstrebt. Wenn die Stufe auf dem Schiff landet, ist sie doch auch sicher gelandet, einige Tage später ist das Schiff im Hafen und man kann sie ausladen. Wozu viel Nutzlast opfern, nur um die Stufe zum Startplatz zurückzuführen? Die einzige Erklärung eröffnet sich nach den Statements eines ehemaligen SpaceX Arbeiters, wonach man in der Firma nicht eine Woche opfert, ein Konzept sinnvoll zu überlegen, aber durchaus sechs Monate Zeit aufwenden kann, damit es SpaceX-CEO Elon Musks „Badass“ Ansprüchen genügt. („badass“ Übersetzung nach dict.cc: „krass“). klar eine Landung auf dem Land ist „krasser“, aber nicht wirtschaftlich sinnvoller.
Nachtrag: Eineinhalb Jahre später hat SpaceX einige Stufen gelandet, sowohl an Land, wo es zum ersten Mal klappte wie auch auf See, wo es nach dem ersten geglückten Versuch auf dem Drone-Schiff inzwischen auch weitere Landungen gab. Nicht alle Landeversuche klappten. Selbst wenn es noch genügend Treibstoff gibt, so ist das Landen mit der richtigen Geschwindigkeit und senkrecht auf dem Schiff immer noch eine Herausforderung. So ging auch nach einigen erfolgreichen Landungen wieder eine Stufe verloren, als sie mit zu hoher Geschwindigkeit aufschlug.
Das Landen auf dem Schiff ist die definitiv riskantere Methode. Auch wenn das Schiff senkrecht getroffen wird so gibt es das Risiko, dass es selbst schräg steht, weil gerade eine Welle unter ihm herumläuft und der Atlantik ist leider eines der stürmischen Meere.
Wie viel Nutzlast das kostet, ist nicht so genau spezifiziert. SpaceX hat inzwischen die Performance der Falcon 9 von 5.500 kg auf 8.300 kg in den GTO korrigiert, war sich aber nicht sicher, ob beim Start des nur 4.700 kg schweren JCSAT-14 klappen würde, obwohl die Landung auf dem Schiff nur 15% Nutzlast kosten soll (nach Elons Musks persönlicher Aussage auf einer Pressekonferenz). Bei der Rückkehr zum Startplatz, das bisher nur bei ISS-Versorgungsmissionen im Rahmen des CRS Programms erfolgen beträgt die Einbuße sogar 30%. Das spielt nach einer von 16,1 auf 22,2 t in LEO korrigierte Nutzlast aber keine Rolle, da eine voll beladene Dragon nur etwa 11 t wiegt.
Der nächste Schritt ist die Wiederverwendung. Die erste gelandete Stufe hat man nur kurz gezündet. Die beim Start von JCSAT 14 verwendete erste Stufe wurde erneut gezündet und diesmal über die gesamte spätere Betriebsdauer von zweieinhalb Minuten. Das ist die erste Demonstration, dass die Triebwerke den Trip überlebt haben. Erst der erneute Flug zeigt dann, ob dies auch für die Struktur geht und die isst ja bei der Falcon 9 sehr leicht (Elon Musk gibt zumindest für die booster der Falcon Heavy, die keinen Stufenadapter zur wzeiten Stfue haben sondern nur aerodynamische Verkleidungen) einen Strukturmassekoeffizienten von „nahezu 30“ an. Das heißt, die etwa 430 t schwere Stufe wiegt leer nur noch etwas über 14 t. Die erste wieder eingesetzte Stufe wird daher eine aus einem CRS-Landeversuch sein, da diese wegen der geringeren Orbitalgeschwindigkeit und schwereren Nutzlast bei niedrigerer Geschwindigkeit abgetrennt wurde und daher geringeren strukturellen Belastungen durch Wärme und Abbremsung ausgesetzt war. Ob auch diese nochmals über die volle Einsatzdauer getestet wird, ist offen. SpaceX hat nie gesagt, wie oft sie die Raketen wiederverwenden können. Lediglich das die erste Version des Merlin 1D für die vierfache Normbetriebsdauer ausgelegt ist. Da einige Triebwerke bei der Landung noch arbeiten müssen, müsste man sie daher dreimal wiederverwenden können. Wenn sich die Betriebsdauer durch das Herunterfahren zum Betreibende (auf 70 Prozent des Normschubs) auf die Lebensdauer auswirkt, indem sie verlängert wird, dann könnten sie auch viermal eingesetzt werden.
Viel spannender wird auch die Frage, ob es sich wirtschaftlich lohnt. SES, Betreiber von ganzen satellitenflotter und Unterstützer von SpaceX hat sich aus dem Fenster gelehnt und würde den ersten Start einer erneut eingesetzten Stufe nutzen – wenn man 50% des Startpreises zahlt. SpaceX hat sich dazu noch nicht geäußert, aber die 50% sind wohl zu viel. Dabei hat Elon Musk selbst gesagt, dass die erste Stufe etwa „Drei Viertel“ des Produktionspreises der Rakete ausmacht. Dazu kommt aber noch der Start (die Durchführung, Miete für Launchpad und Nutzung von Services der USAF wie Bahnverfolgung). Das macht bei Arianespace etwa 20% der Gesamtkosten aus. Die Bergung kostet ebenso Geld und wenn auch SpaceX langfristig die Stufen nur kurz inspizieren will, wird das bei den Ersten bestimmt noch nicht so sein und zusätzliche Kosten aufwerfen.
Rein Rechnerisch muss man aber die Rakete nicht oft wiederverwenden. Wenn man sie nur zweimal einsetzen kann, also einmal wiederverwenden so reduziert dies die Produktionskosten um 37,5%. Beim zweimaligen Wiederverwendung sind es 50%. Das heißt, die erneute Verwendung spart nun nur noch 12,5%. Beim ersten Mal waren es noch 37,5%. Beim vierten Start (dreimalige Wiederverwendung) steigt es auf magere 56,25%.
Da SpaceX keinerlei Bilanzen veröffentlicht ist hier aber alles spekulativ.
Hallo Bernd,
mal nur so aus Wissensdurst:
Was ist eigentlich mit dem geplanten System mit Rotoren (Autogyro) geworden, das eine Landung auch ermöglichen sollte? Kombiniert eventuell mit einem Fallschirm (ist möglich, bei Gyrokoptern gibts das als Rettungssystem) und Bremsraketen und Airbags etc, etc…
Davon hört und sieht man nichts, dagegen das „instabile“ Reiten auf dem Raketenstrahl.
Es wäre interessant, was vom Gewicht her (Startmasse der Stufe zu Landesmasse der Stufe)
besser wäre.
Mal so als Laie gefragt…
Die Sache mit den Finnen erscheint mir auch sehr seltsam, da sie nur im Überschallbereich für die Steuerung benötigt werden. Ich kann mir das höchstens so vorstellen dass einige der Finnen eingeklappt waren und andere noch ausgefahren waren, so dass die Rakete einem asymetrischem Luftwiederstand ausgesetzt war, die Triebwerke entsprechend ständig korrigieren mussten aber nicht dafür ausgelegt waren (das würde dann auch die Schieflage erklären). Nun kann man vielleicht sagen dass so eine einzelne Finne keinen grossen Luftwiederstand entwickeln sollte, aber man muss auch bedenken dass das (wie du erwähnt hast, im Vergleich zum Gewicht enorm schubstarke) Triebwerk sich am einen Ende einer sehr langen, sehr leichten Röhre befindet und die Finne am anderen Ende – da kann auch eine kleine Instabilität eine grosse Hebelwirkung entfalten. Wenn man einen Bleistift auf der Spitze zu balancieren versucht, reicht auch schon eine minimale, asymetrische Kraft am oberen Ende um dieses Unterfangen zu verunmöglichen.
Die nächste Landung wird nach Musk schwieriger, da die Geschwindigkeit der ersten Stufe bei der Abtrennung grösser sein wird. Wird interessant sein zu sehen, wies ausgeht, wobei ich nicht damit rechne, dass alles gut geht. Dafür sah die Situation im Video noch zu unkontrolliert aus.
Ich denke auch, dass die hohe Resttreibstoffmenge mit dem Schub/Gewicht-Verhältnis zu tun hat. Aber der verbleibende Treibstoff muss nicht unbedingt abgelassen werden: vielmehr soll die Stufe dereinst ja gemäss Musk vom Schiff aufgetankt werden und unter eigener Kraft zum Landeplatz zurück fliegen. Am Anfang sicher noch nicht, da wird man sie auf dem Deck festschweissen, aber mittelfristig ist das das Ziel. Das könnte man sich auch als Zwischenschritt zur direkten Landung am Startplatz denken: das Schiff fährt näher an die Küste ran, die Stufe fliegt rüber, und die Rückflugdistanz wird mit jeder geglückten Landung auf dem Schiff vergrössert. Dieser inkrementelle Ansatz dürfte auch die NASA und die Range Safety glücklich machen.
So wie ich das verstanden habe schiesst das Boostback-Manöver die Stufe vor allem nach oben und auch etwas nach hinten, so dass sie in der Folge auf eine grössere Höhe steigt und stetig an Geschwindigkeit verliert, während sich die Erde darunter weiterdreht. Bei der Rückkehr in die Atmosphäre folgt ein Reentry-Burn, der die Geschwindigkeit soweit reduziert dass sie beim mehr oder minder senkrechten Wiedereintritt aus dem Vakuum keinen Schaden davonträgt, und am Ende folgt dann noch die Landung selbst. Bei den bisherigen Landeversuchen wurde das Boostback-Manöver seitlich ausgeführt, woraus ich schliesse dass es nicht zwingend viel mehr Treibstoff nötig wäre, um zum Landeplatz zurückzukehren (man müsste sich den Betrag der seitlichen Abweichung, ja das Flugprofil überhaupt, genauer ansehen). Die Schiffslandungen dienen ja letztlich nur dazu, um die Möglichkeit der Landung abseits aller Gefahren für die Infrastruktur am Cape zu demonstrieren. Später sollen damit die Falcon Heavy Kerne wieder eingesammelt werden, die Investition war also nicht umsonst, selbst wenn alle Falcon 9 Kerne dereinst zum Startplatz zurückkehren.
Hallo Bernd,
ich glaube, bei dem was wir bisher gesehen haben, ist doch viel zu viel unsicher.
AFAIK (nicht sicher) ist bei der F9 nur das mittlere Triebwerk schwenkbar. Das limitiert die Möglichkeit zur Lagekorrektur.
Wir wissen nicht, wie „schräg“ die Stufe in der Luft hing, bevor das Triebwerk losgelegt hat. Und wie schnell sie noch war. Die Finnen könnten durchaus noch eine kontraproduktive Wirkung gehabt haben.
Wie groß das das Schub-Gewichtsverhältnis ist, ist doch eigentlich egal, wenn man nicht über dem Boden herumschweben will. „Einfach“ im richtigen Moment Triebwerk zünden. Bei einem starken Triebwerk ist der Bremseffekt ziemlich stark, aber letztlich muss man nur bis auf 0 bremsen. Das sollte der Punkt sein, an dem man den Boden erreicht. Dann Triebwerk aus, damit die Stufe nicht wieder abhebt. Sicher nicht einfach.
Überhaupt finde ich es erstaunlich, das die Stufe trotz der suboptimalen Fluglage nicht ins Wasser geklatscht ist. Zumindest nicht, bevor sie seitlich gegen / über die Plattform gedonnert ist. Da scheint die Höhensteuerung doch recht gut funktioniert zu haben.
Das kurzlebige Hydrauliksystem erscheint mir merkwürdig. Bei einem so wichtigen System, von dem man nicht genau vorab sagen kann, wie lang es genutzt werden kann, hätte ich mehr erwartet. Aber bei SpaceX scheint es ein Problem zu sein, Änderungen im Ablauf in allen Konsequenzen zu Ende zu denken.
Oder man wusste um diese Schwäche und konnte sie zu diesem Start schlicht noch nicht durch ein anderes System ersetzen. Schließlich sind diese Landeversuche ja nur ein Goodie und Anhängsel an einer anderen, viel wichtigeren Mission. Die Nutzlast gibt den Termin vor. Da muss sich alles andere unterordnen, auch wenn noch nicht alles optimal konstruiert und getestet ist.
Was Landung zu Wasser und zu Lande angeht:
ich vermute SpaceX wird beides machen.
je nach dem, ob die zu tragende Nutzlast viel oder wenig Sprit übrig lässt, wird man entweder auf dem Schiff weit draußen (wenig) oder an Land (viel) landen.
Bei einer Landung auf dem Schiff kann man entweder zurück schwimmen, oder man pumpt noch ein wenig Sprit hinein und fliegt die Stufe Grashopper-mässig zurück.
Bei einer Landung an Land steht ein wesentlich grösseres Areal als Zielgebiet zur Verfügung. Es ist kein Problem einen Quadratkilometer (oder mehr) freies Land zu finden. Und es bewegt sich nicht.
Bei der Falcon-Heavy ist auch eine Kombination denkbar:
die beiden äußeren Booster fliegen nicht so weit weg, weil sie ihren Treibstoff schneller verbrauchen. Also können Sie eher an Land landen.
Der verbleibende Booster fliegt dafür deutlich weiter. Für ihn gibt es daher nur noch die Landung auf dem Schiff. Das lässt sich dazu praktischerweise da positionieren, wo der Booster mit der geringsten Treibstoffmenge herunter kommen wird. Eben auch weiter draußen auf dem Meer.
Alle 3 Booster auf Plattformen im Wasser landen zu lassen, wird sicher nicht einfacher. Von weiteren Plattformen ist auch noch nichts bekannt.
Die „Unfallursache“ mit dem Hydraulikausfall der Finnen ist wohl nichts weiter als ein von Musk verordnetes Märchen. Fakt ist doch, daß die Finnen nur bei höherer Geschwindigkeit überhaupt eine Wirkung zeigen. Andererseits ist das Schiff ja getroffen wurden, die Steuerung hat also bis kurz vor der Landung funktioniert. Die Schieflage der Rakete kann also nur auf den letzten 100 Metern entstanden sein, sonst wäre sie neben dem Schiff runtergekommen. Da waren die Finnen aber längst wirkungslos, egal ob mit oder ohne Hydraulik. Wenn also wirklich versucht wurde, die Landung mit den Finnen zu steuern, ist das kein Anfängerfehler mehr sondern zeugt von totaler Ahnungslosigkeit.
Oder es ist nur eine Ausrede, um die wirkliche Ursache zu vertuschen. Die müßte dann aber wirklich peinlich sein, wenn sie nicht bekannt werden darf. Hat mal wieder seine „fehlerfreie“ Software versagt?
Hui, so viele lange Postings in einer Nacht. Wie schon gesagt vieles ist unsicher ist korrigiere daher nur die Dinge von denen ich denke das ihr in die falsche Richtung geht:
@Bynaus:
Das mit dem Auftanken und zurückfliegen scheint zwar überall verbreitet zu werden, doch wenn ich mich erinnere gibt das die Aussage von Musk nicht her. Leider finde ich die Stelle nicht mehr aber in meiner Erinnerung hat er die Landung und den erneuten Einsatz in einem Satz kombiniert woraus einige das Auftanken und zurückfliegen zum Startplatz gemacht haben.
Das Loopback-Manöver klingt toll, hat aber leider die Newtonschen Bewegungsgesetze als Feind. Die Rakete hat schon beim Start die Erdrotation mitgegeben, sonst würde jede senkrecht gestartete Rakete (oder Luftschüsse mit dem Gewehr) westlich vom Startort landen. Man muss also in jedem Fall die Vorwärtsgeschwindigkeit neutralisieren. Natürlich hilft eine größere Höhe, weil man so mehr Zeit hat den Startort zu erreichen (weg = Geschwindigkeit x Zeit)
@HansSpace
Im Prinzip ist das Schub Gewichtsverhältnis egal, aber wie Du selbst schreibst ist wenn der Schub immer größer als das Gewicht ist die regelung extrem schwierig. Bisherige Landeversuche sowohl bei DC-X, Grasshopper oder unbemannten Sonden basierten darauf das bei reduziertem Schub eine Beschleunigung resultiert die in etwa g entspricht. Dann kann man einfach die Triebwerke mit vollem Schub fahren bis man z.B. 5 m/s erreicht hat und reduziert dann den Schub so, dass man mit diesen 5 m/s langsam absinkt.
Ohne diese Fähigkeit muss man den Schub, Höhe und Brennzeit so genau justieren, das man Genau auf der Plattform 0 m/s oder etwas darüber erreicht. Das ist schwierig weil das Triebwerk ja beim Hochlaufen und Abschalten kurz auch noch Schub liefest.
Nach der Musk Q&A wird man die Falcon heavy nur auf See landen lassen, da ihre Abtrenngeschwindigfkeit zu hoch ist.
@elendsoft
Auch wenn ich selbst SpaceX viel zutraue so beschränkt sich dies doch auf Zurückhaltung von Informationen, verharmlosen oder Übertreiben positiver Meldungen. Gezielte Falschinformationen dagegen nicht. Bei vergangenen Fehlschlägen der Falccon 1 war man schnell mit dem Suchen von Schuldigern. Beim ersten Fehlstart war es ein Techniker, später stellte sich eine korrodierte Schraube als Ursache heraus, beim dritten waren es die Pusher die nicht von SpaceX hergestellt wurden, später stellte sich ein zu hoher restschub des Merlin 1c heraus (so was wäre auch bei der Landung wesentlich)
@Bernd: Du meinst diesen Tweet hier: https://twitter.com/elonmusk/status/536263260056850432
Er redet über das Schiff und sagt „Will allow refuel & rocket flyback in the future“. Ich denke das muss man fast so verstehen, dass der Booster landet, aufgetankt wird und dann von dort aus zurück fliegt. Denn warum sollte das Schiff „rocket flyback“ erlauben? Das könnte man auch ohne Schiff.
Betreffend dem Loopback, natürlich hast du aber recht, dass die Rakete die der Rotationsbewegung entsprechende tangentiale Geschwindigkeit von Anfang an hat. Aber da die Erde keine Scheibe ist wirkt sich das bei grossen erreichten Höhen durchaus aus (die mitgegebene Bewegung ist tangential = linear, aber die konstante „Wegkrümmung“ der Erde unter der fliegenden Rakete ist sinoidal – die Differenz machts aus). Aber es ist gut möglich dass der entgegen der Bewegungsrichtung gefeuerte Schub wichtiger ist. Ich habe noch diese Illustration (nicht offiziell von SpaceX) zum Thema gefunden: http://i.imgur.com/Av1zFjc.png
PS: SpaceX sollte Touristen anbieten, auf dem Booster mitzureisen. Bei der erreichten Höhe wären sie ja offiziell Astronauten… 😉 Wobei das eher was für Münchhausens Kolumne wäre.
Hydraulikausfall wegen Ölmangel.
Ich weiss nicht, ob die Steuerung des Triebwerks einen eigenen Vorrat an Hydrauliköl hat, oder ob die Brennkammer durch ein anderes System bewegt wird. Wenn es nur einen Vorrat an Hydrauliköl gibt, dann versagt auch die Steuerung der Brennkammer.
In den Kommentaren wurde ja mehrfach angesprochen, dass die Grid Fins bei Unterschallgeschwindigkeit gar nicht in der Lage sein dürften, die Bewegung der Rakete zu beeinflussen (oder hab ich das falsch verstanden?). Das Video vom Test der Grid Fins (https://www.youtube.com/watch?v=DgLBIdVg3EM) legt aber nahe, dass diese auch bei richtig langsamer Fallgeschwindigkeit einen Einfluss auf zumindest die Drehbewegung der Rakete haben…
Was übersehe ich in eurer Argumentation?
@Bynaus:
Aus dem Statemant geht nicht heraus das es vom Schiff aus erfolgt, sondern nur das es das nachfüllen und erneut fliegen in der Zukunft ermöglicht (vielleicht zur Klarstellung, dass man die gelandeten Stufen wirklich wiederverwenden wird). Das dies vom Schiff aus erfolgt steht da nicht und wäre meines Erachtens wirtschaftlicher und technischer Unsinn. Aber bei der Neigung für Badass Dingen wird man vielleicht genau das tun…
@John
Nach der Q&A
http://spacenews.com/elon-musks-ask-me-anything-qa-just-the-space-parts/
dienen die Finnen für die Regulierung der Querneigung („Pitch“) der Rakete.
@Hanssapce
Wenn nur das mittlere Triebwerk schwenkbar wäre würde das nicht für die Lageregelung ausreichen. Zum einen weil der Schub selbst bei maximaler Neigung zu niedrig sein kann, zum zweiten braucht man mindestens zwei Triebwerke um die Lageregelung in drei Raumachsen durchzuführen. Ich denke alle Triebwerke sind schwenkbar, vielleicht ist das mittlere weiter schwenkbar als die äußeren.
@John: Sehr guter Punkt. Man kann sich gut vorstellen, dass wenn die Finnen in einer geneigten Position eingelockt sind, die Rakete z.B. in Rotation geraten kann. Ich hab versucht, auf den Bildern der „Landung“ die Position der Finnen zu eruieren, was mir aber nicht gelungen ist.
@Bernd: Wenn er explizit schreibt, dass DAS SCHIFF das „Wiederauftanken & Zurückfliegen“ ermöglichen wird, dann sehe ich keine andere Interpretationsmöglichkeit. Wenn er nur das Wiederauftanken erwähnen würde, dann, ja, vielleicht, könnte es so verstanden werden wie du vorschlägst. Aber er nennt explizit das „Zurückfliegen“, und das macht keinen Sinn wenn damit nicht der Rückflug direkt vom Schiff aus gemeint ist: denn beim direkten Zurückfliegen (nach der Stufentrennung) ist das Schiff sonst überhaupt keine Hilfe. Allenfalls könnte man das im übertragenen Sinn verstehen, dass die erfolgreichen Landungen den (regulatorischen) Weg ebnen werden zum direkten Rückflug zum Landeplatz – aber dann macht das gleichzeitig erwähnte „Wiederauftanken“ keinen Sinn.
Wirtschaftlich macht das Zurückfliegen vom Schiff her durchaus Sinn: warum am Hafen einen teuren Kran und eine Falcon-9-taugliche Zufahrtsstrasse bauen, sowie Personal und Zeit aufwenden, um die Rakete vom Schiff auf einen Transporter zu hieven, wenn man sie einfach wieder teilweise auftanken und F9R-Dev-mässig zum Landeplatz rüberfliegen lassen kann? Ein Landeplatz notabene, der ohnehin mit der Infrastruktur zur Entgegennahme von Raketenstufen ausgerüstet sein muss? Zum Auftanken kann das Schiff sogar anlegen, dann muss es den Rückflug-Treibstoff nicht mal selbst mitführen.
Nun ja, wir werden sehen.
@Bynaeus:
Die Falcon 9 wird horizontal integriert und befördert – also ich sehe da keinen Vorteil ….
@Bernd: Der Vorteil ist, dass du keine zusätzliche Infrastruktur brauchst, um den Booster vom Schiff zu holen. Der Nachteil ist, dass du jedes Mal ein bisschen Treibstoff für den Rückflug verbrennst. Ich denke, letzteres ist günstiger.
@Bernd
wenn man wg. des zu großen Schubes der Haupttriebwerke schon tonnenweise „Ballasttreibstoff“ mitnehmen muss, dann könnte es sich ja schon fast lohnen, 2 kleine Triebwerke zusätzlich zu installieren, deren Schub besser zum Leergewicht der Stufe passt. Mit einem Haupttriebwerk den grössten Teil der Fahrt abbremsen und mit den kleinen „Manövertriebwerken“ dann sanft auf die Landeplattform schweben.
Wenn man man die Stufe wieder unbeschadet zurück bekommt, spielt der Preis für 2 zusätzliche Triebwerke ja nicht so sehr die Rolle.
Der Grashopper hatte auch nur ein Triebwerk. Wenn die Stufe also nicht zu sehr aus der Richtung ist, sollte ein Triebwerk also reichen. Insbesondere natürlich wenn die Fins funktionieren.
Den Vergleich mit der quer fliegenden Ariane finde ich übrigens nicht so passend. Eine nahezu leere einzelne Stufe mit nur einem laufenden Triebwerk hat eine andere Verteilung von Kräften / Schwerpunkt, als eine vollgetankte 2-stufige Rakete mit allen Triebwerken samt Feststoffboostern auf Volllast.
Wenn die Heavy wirklich nicht zurück fliegen können soll, dann braucht SpaceX wohl noch (mindestens) 2 Schiffe.
Und je weiter draußen die Booster wieder herunter kommen, desto eher kommt der „fly back“ zum tragen, denn sonst wird es ewig lang brauchen, die Stufen wieder an Land zu bringen. Schlecht bei einer engen Startfolge mit mehreren Boostern. Andererseits: wenn man sowieso mehrere Schiffe hat…
Die wird man auch brauchen, wenn die einzelnen Starts in ihrer Folge in deutlich unterschiedliche Richtungen gehen.
BTW: bei der aktuell verwendeten Plattform erstaunt mich, dass die Landeplattform nicht oberhalb alle Aufbauten ist! Die Container neben der Plattform überragen diese deutlich. Da ist die Gefahr des „ankokelns“ doch ziemlich groß, auch wenn die Rakete wie geplant landet. Oder?
@Bynaus
Die Falcon 9 ist schon „straßentauglich“. So kommt sie ja von Kalifornien nach Texas und Florida.
Kräne gibt es in Häfen immer reichlich. Zur not tut´s auch ein guter Autokran.
Also deswegen müsste man nicht unbedingt zurück fliegen.
Ich vermute auch mal, zurück fliegen wird man erst, wenn die Landungen und Wiederverwendung der Stufen zur Routine geworden sind. Vorher vielleicht mal als „proof of concept“.
Hier wird immer wieder die Kosteneinsparung beim Zurückfliegen genannt. Dabei wird völlig ignoriert, daß sich dadurch die Zahl der Einsätze halbiert. Schließlich ist der Triebwerksverschleis dabei kaum anders als bei einem Start mit Nutzlast. Also eine Halbierung der Einnahmen, nur um einen Rücktransport per Schiff und Straße zu vermeiden? So extrem teuer wird das wohl kaum sein. Besonders wenn der Startplatz an der Küste liegt.
Sinnvoll könnte das Auftanken auf dem Schiff sein, wenn man eine neue Oberstufe draufsetzt und wie bei Seelaunch einen Start mit Nutzlast durchführt. Dadurch wird jeder Rücktransport vermieden. Für die Startvorbereitung mit Nutzlast werden auf jedem Fall mehrere Tage gebraucht, genug Zeit für ein zweites Schiff um die neue Landeposition zu erreichen. Oder mit Rakete zur alten Startposition zurückzufahren.
@HansSpace: Ein normaler Kran tuts wohl nicht – die Stufe ist im Vergleich zu anderem Zeugs, was da so aus Schiffen ausgeladen wird, extrem hoch (über 40 Meter). Und ja, die F9 ist strassentauglich, schon klar – aber man muss ja auch eine Strasse haben, die so flach verläuft, dass man darauf eine 40m lange Stufe transportieren kann (z.B. keine engen Kurven um Gebäudeecken etc.). Deshalb meinte ich „Zufahrtsstrasse“.
Die Booster der Heavy werden wohl ohne Probleme direkt zum Startplatz zurück fliegen, die fliegen so früh weg, dass das kein Problem sein dürfte. Nur für den mittleren Booster braucht man dann das Schiff.
@Elendsoft: Ein kleiner Hopser vom Schiff zum Startplatz ist nicht mit den Belastungen bei einem „richtigen“ Start vergleichbar, insofern ist das sicher keine Halbierung. Man denke z.B. an die zahlreichen kurzen Flüge der F9R-Dev, die sie alle ohne Probleme überstanden hat (bis zur Sprengung). Flugzeuge werden am Ende der Piste ja auch nicht von Fahrzeugen abgeschleppt, damit sie ihre Triebwerke schonen können.
Der Start von Nutzlasten vom Schiff aus scheint mir dagegen nicht besonders interessant.
@Bynaus
zufällig bin ich beim Thema „Kran“ ein wenig „vom Fach“.
Normale Hafenkräne haben eine Hakenhöhe, die weit oberhalb von 40 m liegt. Schon, um mit der Last die Bordwand gängiger Schiffe zu überbrücken.
Auch für etwas größere Autokräne mit Teleskopmast ist das keine unlösbare Aufgabe. Heutzutage hebt man damit gern mal eine 100-Tonnen-Gondel auf einen 60 m hohen Pylon. Ab ca. 80 m nimmt man meist Gittermastkrane, aber in letzter Zeit sind auch Fahrzeuge mit Teleskopmasten von über 100 m auf den Markt gekommen.
Schau mal bei Liebherr und Terex vorbei.
Man wird die Stufen wohl kaum in einem kleinen Yachthafen entladen. In jedem richtigen Hafen gibt es einen Schwerlastkai, der eben genau für solche Dinge gemacht ist: grosser Kran (gern auch mehrere) oder zumindest Stellflächen für Mobilkrane, sowie „barrierefreie“ Zufahrten und Rangierflächen.
Dazu noch, dass gerade in den USA Straßen gern etwas großzügiger gebaut werden.
Also, der Rücktransport per Straße ist sicher das kleinste Problem. Insbesondere in der Anfangszeit, wenn man erst mal Erfahrungen sammeln muß, welchen Belastungen eine Stufe eigentlich bei so einer Mission insgesamt ausgesetzt ist. Vielleicht ist die aktuelle F9 doch nicht so einfach wiederverwendbar, weil hier und da zu starke Belastungen / Verschleiß auftreten?
Aber immerhin wird man eine Menge an brauchbaren Teilen ausbauen und anderweitig wieder verwerten können (einige Triebwerke, Computer, Kabelbäume, Rohre, Tanks…). Alles ohne dass es vorher im Ozean gebadet hat.
Der Rest geht dann für ein paar Dollar beim Schrotthändler in den Container.
Ich kann mir vorstellen, dass schon der Preis für 9 (oder gar 27!) gute Triebwerke und jede Menge Elektronik einen erheblichen Beitrag zur Begleichung der Kosten der Lande-Technik leisten werden.
Ob sich das insgesamt rechnet, wird man erst sehen, wenn es denn wirklich ein paar mal geklappt hat.
Es bleibt spannend.
Am stärksten belastet werden die Triebwerke beim Anlassen und Abschalten. Durch die recht schnelle Änderung der Temperaturverteilung innerhalb der Bauteile entstehen mechanische Spannungen, die zu Haarrissen führen. (Ein Grund warum beim Space Shuttle die Triebwerke nach jedem Flug auseinandergenommen, untersucht und wieder zusammengebaut werden mußten.) Ob das Triebwerk dann 10 Sekunden oder 10 Minuten läuft hat wesentlich weniger Einfluß als die Zahl der Triebwerkstarts.
Flugzeugtriebwerke arbeiten bei deutlich geringeren Temperaturen, schon wegen den Turbinenschaufeln. Bestenfalls läßt sich das mit der Turbopumpe eines Raketentriebwerks vergleichen.
> Der Rest geht dann für ein paar Dollar beim Schrotthändler in den Container.
Jeder Mitarbeiter signiert jedes Teil der Erststufe für das er verantwortlich ist zusammen mit einem Datum und Seriennummer. Dann haben die Teile Sammlerwert und lassen sich versteigern.
Was mich noch interessiert, die Stufentrennung erfogt recht frühzeitig bei etwa 1,8 km/s und nur 65 km von der Basis entfernt. Hat so eine kurze Brenndauer einen Einfluss auf die Gesamtkomposition des Trägers? Bei längeren Brenndauer kann die Stufe der F9 oder der neuen Raketen zum Ausgangspunkt nicht zurückkehren.
Warum er es auf Land landen will?
Daraus wird eigentlich kein Geheimnis gemacht, weil man möglichst nah zur Launchseite zurückfliegen will um einen möglichst schnellen und billigen Turnaround zu schaffen.
Mag mit der Falcon 9 noch nicht sinnvoll möglich und nicht maximal effizient sein, doch das ist wohl auch nicht das Ziel von SpaceX. Es ist halt nur ein Entwicklungsschritt zu der Vision MCT wie immer die auch ausschaut.
Wundert mich wirklich dass die Frage im Blog gestellt wird nach dem die das eh dauernd wiederholen, aber ich nehme an das passt halt in die Geschichte die hier erzählt werden soll.
PS: auch das ist nicht ganz richtig:
„Schon jetzt wo man die Triebwerke eigentlich nur braucht, um am Schluss die Restgeschwindigkeit zu vernichten“
Auch jetzt gibts schon zwei Boost-back Burns welche länger sind als der finale Anflug.
Nur weil mir das gerade so einfällt: Warum verwenden die eigentlich nicht die guten alten Fallschirme?
> Warum verwenden die eigentlich nicht die guten alten Fallschirme?
Die müßte man ja zusätzlich mitschleppen, und da sträubt sich bei Elon Musk das Gefieder. Lieber 50 Tonnen Treibstoff mitschleppen als 500 kg Fallschirme. Dazu kommt noch, daß Fallschirme nicht seine Idee sind, und das geht nun gar nicht. Wo käme er denn hin, wenn er es so macht wie alle Anderen?
Eine weitgehend leere Stufe wird auch ohne Fallschirme nicht so schnell werden. Der Treibstoffverbrauch fürs landen ist verschwindend gering (die Sojus nehmen z.B. Feststoffriebwerke die nicht mal 1 s lang brennen) den meisten Treibstoff braucht man um die 1,8 km nach vorne in 1,8 km/s nach hinten umzuwandeln.
Bei dem aerodynamisch instabilen verhalten der Stufe das nun ja aus verschiedenen Bemerkungen schon bekannt ist wäre eher das Risiko groß, dass sich die Fallschirme verheddern und das Ding gar nicht mehr beherschbar ist.
Fallschirme, die groß genug sind, die komplette Stufe aus sehr hoher Geschwindigkeit zu bremsen, dürften recht groß sein. Mit Behältern, Befestigungen, etc. sicher mehr als 500 kg.
Das restliche Landeequipment (Landebeine, Steuerung, Bremsraketen, etc.) braucht man ja sowieso, da die Stufe eine Landung rein am Schirm kaum unbeschadet überstehen würde.
Und steuerbar sind Fallschirme auch nur sehr schlecht. Damit trifft man sicher kein noch so großes Schiff.
Da ist es wirklich einfacher, einfach mehr Sprit zu tanken (wenn die Nutzlast das zulässt). So unheimlich teuer ist der auch nicht. Vielleicht sogar billiger als die Fallschirme, von denen zumindest ein Teil abgeworfen und somit „Totalverlust“ wird.
Und man geht natürlich der zusätzlichen Komplexität zusätzlichen Equipments aus dem Weg.
Was wirklich teuer wird, das ist die verringerte Nutzlast = verringerte Einnahmen. Dagegen sind die Kosten für Sprit oder Fallschirme nur Krümelkram.
Man muss die Nutzlastfrage differenziert sehen. Für LEO-Missionen ist die Falcon 9 überdimensioniert und alle CRS, Iridium und Orbcommflüge nutzen die Nutzlast lange nicht aus. Da macht die Bergung sinn. Bei GTO-Transporten ist dagegen die falcon heavy zu groß, da macht deren Bergung Sinn. Nur muss es erst mal klappen. Heute Abend gegen 20:10 GMT ist der nächste Versuch.
Ich glaube Bernd hat mal in einem Blogartikel erwähnt, dass eines der Probleme ist, dass das Triebwerk zu stark und für kurze Zündungen zu träge ist und deshalb übertrieben viel Resttreibstoff in der Stufe bleiben muss damit das Teil nicht wieder davonsteigt. Also war meine Überlegung, wenn man schon meint die ganze Stufe landen lassen zu müssen (…) baut man zusätzlich kleine Triebwerke und eben Fallschirme ein, das ist insgesamt vermutlich immer noch leichter als 50T Resttreibstoff und da es dann wiederverwendet wird kostet das auch nicht so extrem viel zusätzlich.
Das Grundproblem ist das ein Merlin 1D einen Schub von 654 kN hat, eine Falcon 9 Erststufe ohne treibstoff Nach SpaceX angaben (Strukturverhältrnis 1:30) aber maximal 14 t wiegt, also 140 kN braucht um zu schweben. Selbst mit der Schubreduktion auf 70% ist das Triebwerk also zu schubstark. Man muss es ziemlich genau auf den Punkt (Höhe / Geschwindigkeit zünden), damit man nicht eine zu hohe Landegeschwindigkeit hat oder falls man zu frpüh zündet wieder abhebt. Mit Feststofftriebwerken tut man sich leichter die haben einen extrem schnellen Schubaufbau und definierte Gesamtimpulse die man genau kennt. Das ist sicher regelungstechnisch machbar, aber nicht ganz einfach.
Ula will nun übrigens auch wiederverwenden – aber nur die Triebwerke und die landen durch Fallschirme gebremst und werden dann im Flug gefangen, ein Manöver das seit 1959 bei den KH 1-8 Satelliten erprobt ist.
Auch diesmal hat es nicht geklappt. musk über Twitter:
„Ascent successful. Dragon enroute to Space Station. Rocket landed on droneship, but too hard for survival,“
Ja eben ich hatte nämlich noch so irgendwas in Erinnerung. Jetzt ist natürlich die Frage ob SX ein kleineres Triebwerk hat das dann die Stufe abbremsen könnte. Warum die dann letztendlich an Land Landen möchten verstehe ich nicht ganz, ihre Landeplatform und ein Frachtschiff sind bestimmt immer noch günstiger als ein Rückflug.
Wenn ich das „Landungs“-Video richtig interpretiere, versuchen die die Landung mit der Methode des „harten Bremsens“: Unter der Annahme, dass die Unterstufe 50 Meter hoch ist, hat sie fünf Sekunden vor dem Aufsetzen ja noch eine Höhe von 150 Meter. 150 Meter „Bremsweg“ und fünf Sekunden entspricht einer Beschleunigung von -12 m/s. Hinzu kommt die Schwerkraft von -9,81 m/s. Bei einem Schub von 458 kN (70% nominal) entsprichen die genannten Kräfte einer Masse von 21 Tonnen. Bei 14 t Leermasse sind also noch 7 t Treibstoff in den Tanks. Das sollte reichen, um die Triebwerke für eine Minute zu versorgen.
Warum man die Steuerung nicht so programmiert, dass sie bei offensichtlichen Problemen (wie den im Landevideo gesehenen starken Steuerausschlägen 1 oder 2 Sekunden vor der Landung) nicht durchstartet und einen zweiten Versuch unternimmt, bleibt Musks Geheimnis. Eventuell kann man das Merlin nicht oft oder schnell wiederzünden (es müsste nach dem Durchstarten ja ein paar Sekunden abgeschaltet werden, um wieder in den freien Fall zu kommen), oder man erwartet, im zweiten Versuch eh nichts besser machen zu können als im ersten.
Dabei fällt mir mindestens ein Parameter ein, der erheblichen Einfluss auf die Landung hat, und der wahrscheinlich erst nach dem ersten Landeversuch bekannt ist: Das genaue Windprofil. Dieses zu kennen, ist aber extrem wichtig, da, wie Bernd richtig schreibt, die Mini-Tragflächen am oberen Ende der Rakete bei den immer niedrigeren Geschwindigkeiten kurz vor der Landung auch immer weniger Windkräfte ausüben können. Wenn hingegen die Raketentriebwerke benutzt werden, um seitliche Bewegungen auszugleichen, kommt es zu den starken seitlichen Ausschlägen der Rakete in letzter Sekunde, die einer weichen Landung garantiert nicht dienlich sind!
Wie schon erwähnt hört sich das Ganze für mich nach einem ziemlich halbgaren Konzept an. Aber das was Kai hier meint hört sich ja noch viel schlimmer an.
Nur damit ich das richtig verstanden habe: Man lässt also die Rakete in mehr oder weniger freiem Fall bis kurz vorm Boden fallen (ok dann ist klar warum keine Fallschirme verwendet werden) zündet dann das Triebwerk (wie ich schon mal erwähnte vermute ich da eine gewisse Trägheit in der Reaktion bis das Triebwerk hochgefahren ist (Pumpen, Zündung, etc.)) und hoffen genau zu dem Zeitpunkt wenn das Ding die Plattform berührt keine oder nur noch Minimalgeschwindigkeit zu haben (um die Rakete etwas schwerfälliger zu machen lässt man eine ganze Menge Resttreibstoff im Tank)?
Und es gibt ersthaft Leute die glauben das so etwas sinnvoll funktionieren kann?
„Und es gibt ersthaft Leute die glauben das so etwas sinnvoll funktionieren kann?“
Die Musk Fans glauben doch alles was ihr Messias von sich gibt.^^
Das ganze wirkt wirklich wie ein sehr teures Glückspiel.
Was den ULA Ansatz betrifft:
Wie hoch wäre da Schätzungsweise die Kosteneinsparung in Prozent?
Was helfen könnte wären kleine Steuertriebwerke am oberem Ende der Stufe. Das könnte die nachlassende Wirkung der Gridfins bei niedrigen Geschwindigkeiten ausgleichen. Bei Schiffen bei denen eine hohe Manävrierfähigkeit gefragt ist, haben sich Bugstrahlruder seit Jahrzehnten bewährt.
Im Gegensatz zu Vineyard und Manuels Meinung ist die Steuerung des Sinkflugs sicher nicht das Problem. Wenn ich Höhe und Sinkgeschwindigkeit kenne (was nicht schwer ist) und mir auch das dynamische Verhalten des Triebwerks bekannt ist (was sicherlich der Fall ist) ist die Steuerung recht einfach. Und um den Sinkflug im Detail zu regeln wird SpaceX sicherlich das Triebwerk bei etwa 90% Leistung laufen lassen (vorausgesetzt, dass Triebwerk ist zwischen 70% und 110% regelbar) um ausreichend flexibel die Sinkgeschwindigkeit so zu reduzieren, dass sie beim Aufsetzen nur noch sehr gering ist.
Das eigentliche Problem scheint hier vielmehr das Treffen des Schiffs und den dazu nötigen Seitwärtsbewegungen zu sein. Um diese Lateratgeschindigkeit zu verändern muss sich die Stufe seitlich legen und Teile des Schubs des Triebwerks nutzen, da die Manövrierdüse für schnelle Änderungen viel zu wenig Schub haben. Was passiert, wenn das nicht hundertprozentig glatt geht kann man im Landevideo sehr schön sehen. Ob es SpaceX gelingt, dieses Problem auch im Hinblick auf wechselnde Windverhältnisse zu lösen, wird sich zeigen.
Mein Lieblingsmoment in den Videos ist entsprechend der Moment kurz nach dem Aufsetzen, als die obere Manövrierdüse verzweifelt versucht, die um 30grad geneigte Stufe aufzustellen und damit kläglich scheitert. Arme kleine Düse… 😉
Ich gebe Tain recht, auch beim ersten Landeversuch konnte man erahnen, dass die stufe schräg aufkommt. Das grundlegende Problem ist das eine leere Stufe ungefähr 14 t wiegen wird (genau weiss man es nicht das kann man nur aufgrund des Treibstoffverbrauchs und der 1:30 Strukturmasserelation) abschätzen. ein kleiner Triebwerkaauschlag wirkt sich da viel stärker aus als in der Flugphase wo die Masse nie unter 100 t sinkt.
Ich habs glaube ich schon mal erwähnt: SpaceX hat mit den Super-Draco Triebwerken eine hauseigene Lösung, wahrscheinlich wird man zu denen aber erst greifen wenn man sieht das es so nicht geht.
Ula spricht von 65% Kosten der Triebwerk an den gesamtkosten bei der ersten Stufe und die könnten um 90% reduziert werden. Da deren zweite Stufe aber auch nicht billig ist würde ich eine Kostenreduktion im Bereich von 30-40% der Gesamtkosten für möglich halten.