Januar Neuigkeiten von SpaceX Teil 2
Ich kann gleich anknüpfen an Markus W. Kommentar man könnte SpaceX nicht mit anderen Raumfahrtfirmen oder Raumfahrtbehörden vergleichen. Nun bei Raumfahrtbehörden gebe ich dem recht, die müssen schon als staatliche Behörden mehr Öffentlichkeit zeigen. aber warum nicht mit anderen Raumfahrtfirmen? Das ist doch genau, das was SpaceX ist. Natürlich gibt es Unterschiede. Das auffälligste ist der krasse Gegensatz zwischen echten veröffentlichten Fakten und dem enormen Medienauftritt, vornehmlich durch Elon Musk (ohne ihn gäbe es sogar nahezu Null Fakten) und auch die Fixierung auf ein Publikum das wohl gar nicht informiert werden will sondern nur Videos anschaut und auch die Angaben nicht hinterfragt. Doch auch wenn ich nur SpaceX mit sich selbst vergleiche, ist doch klar, dass man enorm viel verschweigt wenn etwas nicht klappt. Gut andere Firmen die neu in der Branche sind veröffentlichen gar nichts und arbeiten still und leise. Das ist für Berichterstatter nicht erfreulich, doch wenigstens konsequent und wenigstens keine reine Erfolgsberichterstattung wie sie von totalitären Staaten bekannt ist. Beim Nachdenken, womit man SpaceX vergleichen kann, fiel mir nur Microsoft ein:
- ihre ersten Produkte waren weder innovativ, noch besonders zuverlässig
- Sie haben ihre Zeitpläne nie eingehalten, Windows kam mehr als zwei Jahre zu spät auf den Markt.
- Sie brauchten mehrere Anläufe bis sie ein richtiges Betriebssystem hinbekamen und erfanden das Spiralmodell der inkrementellen Verbesserung das man offensichtlich bei SpaceX anwendet.
Doch nach dieser Einleitung zu den vielen Neuigkeiten von SpaceX, keine andere Firma macht ja so viele Schlagzeilen, gefühlt mehr als alle andere Firmen zusammen.
Da gibt es zuerst einmal einige Neuigkeiten von CCDev, nachdem der Einspruch von Sierra Nevada von der GAO abgewiesen wurde. Im Frühjahr 2017 will SpaceX ihren ersten bemannten Flug absolvieren, im Juli schon gefolgt von Boeing. Nach NASA Angaben wird auch Boeing den ersten Flug durchführen (sagt dieser Artikel). Sie glauben irgendwie nicht so recht an den Zeitplan von SpaceX:: So sagte der NASA Sprecher:
“If you listen to their schedule … SpaceX is saying they’re going to fly first, but we’ll see,” Lueders said. “We’ll work with them, and we both know that they still have a ways to go working through their certification schedule. “
Selbst wenn SpaceX Boeing um einige Monate schlagen, so hat Boeing doch kräftig aufgeholt: Die Dragon Kapsel wurde schon 2006 angekündigt, fünf Jahre bevor Boeing mit ihrer CST-100 begann, sogar noch bevor sie COTS Auftrag hatten. Immerhin verspricht SpaceX bis zum ersten bemannten Flug 50 Flacon 9 Starts. Da der in zwei Jahren sein soll und man derzeit 14 Stück gestartet hat sind das 36 Starts bis dahin oder alle 3 Wochen einer. Da müssen sie sich noch steigern. Es kann natürlich auch sein, dass der erste bemannte Flug wenn er erst nach 50 Starts stattfindet erst in drei Jahren ist, denn 12 pro Jahr wären wohl zu schaffen.
Die NASA gab den durchschnittlichen Sitzpreis mit 58 Millionen Dollar an, was gegenüber den inzwischen auf 76,5 Millionen gestiegenen auf einer Sojus preiswert ist. Die NASA gab keine Preise für jeden Anbieter an, doch die kann man errechnen. Die GAO hat nämlich bei Erwiderung des Einspruchs von Sierra Nevada die reinen Entwicklungskosten publiziert, mehr hat die NASA nämlich zuerst gar nicht beantragt und da die NASA die Gesamtsumme bis sie für die Flüge und Entwicklung bis 2019 angab kann man die Differenzen berechnen:
Kosten für NASA (Haushalt) | Gesamt | Differenz | |
---|---|---|---|
SpassX | 1750 Millionen | 2600 Millionen | 850 Millionen |
Sierra Nevada | 2550 Millionen | 3300 Millionen | 750 Millionen |
Boeing | 3010 Millionen | 4200 Millionen | 1190 Millionen |
Beide firmen werden je zwei Crew Rotationen pro Jahr garantiert, beide haben dieselbe Mannschaftskapazität von 7 Personen. Nimmt man den Durchschnitt der Differenz (850 + 1190 / 2 = 1020 Millionen) und setzte diese im Verhältnis zu den realen Differenzen, dann kostet ein Sitzplatz bei SpaceX 48,3 und bei Boeing 67,7 Millionen. Da nach dem derzeitigen Plan es jeweils zwei Starts 2018/19 stattfinden sollen kostet ein Start von SpaceX 212,5 Millionen und einer von Boeing 297,5 Millionen. Bei der Angabe von 58 Millionen für die Sitzplätze wird es dann übrigens nur 4 Astronauten pro Start geben – das lässt noch Kapazitäten fei für Bigelows Raumstation, falls die mal kommt oder die NASA startet drei Personen mehr – allerdings mit weiteren Kosten dann bei der Versorgung.
Dei zweite Neuigkeit nach dem Satellitenprojekt mit Google ist die Einigung von SpaceX mit der Air Force. SpaceX hatte im Frühjahr 2014 gegen die USAF prozessiert, weil diese im Dezember 2012 einen Kontrakt an ULA vergaben hatte. Die USAF stellte mehrfach den Antrag die Klage abzuweisen, weil SpaceX sich damals weder bei der USAF beworben hatte noch wenn es sich beworben hätte einen Auftrag erhalten, da die Firma nicht zertifiziert war (der Jungfernflug der Falcon 9 v.1. fand ja auch 10 Monate nach Auftragsvergabe statt). Die Richterin drängte auf Meditation und die muss nun erfolgreich gewesen sein. Es gibt keine Details wie diese wohl aussieht außer der, dass die USAF und SpaceX nun gemeinsam die Unterlagen durchgehen, denn die Zertifikation verzögerte sich doch stark und wurde für Juli dieses Jahres erwartet – klar, wenn ich laufend von Elon Musk Äußerungen lese die an Verleumdung heranreichen, sowohl über das Pentagon im Allgemeinen wie auch den 2013 ausgeschiedenen General der danach in die Industrie wechselte, dann gebe ich mir sicher nicht viel Mühe die Zertifikation zu beschleunigen, sondern bei einer so prozessfreudigen Firma wird man es sicher 150% genau machen.
Doch zu diesem Deal gibt es inzwischen auch ganze andere Gerüchte, dazu später mehr.
Die Dragon wird während der ersten Flüge wie die CST-100 wassern. SpaceX ruderte zurück nachdem sie im letzten August noch eine Landung auf dem Land ankündigten. Derweil wurde der nächste Start wieder mal um 9 Tage verschoben, nun auf den 8. Februar.
Dann gibt es noch ein neues Video das nun den Flug und die Landung der Falcon Heavy zeigt. Nach dem werden die beiden Booster synchron auf einer Landeplattform bei der Startbasis landen und die zentrale stufe folgt später. Nun ja wenn mans glaubt… Selbst Elon Musk sagte in seiner Q&A dass die Abtrennungsgeschwindigkeit zu hoch ist und die Landung an Land daher wahrscheinlich nicht ökonomisch, Ich biete mal eine neue SpaceX Wette an, die ich wie alle vorherigen gedenke zu gewinnen:
Wetten dass … es SpaceX nicht bis Juli 2017 gelingt alle drei beim Start gezündeten Stufen auf Land sicher niedergehen zu lassen, sodass sie danach noch heil sind?
Das sind zwei Jahre nach dem für Mitte des Jahres angekündigten Jungfernflug, der sich ja auch schon um mehr las zwei Jahre verzögert hat.
„die Fixierung auf ein Publikum das wohl gar nicht informiert werden will sondern nur Videos anschaut “
Generation Facebook / Twitter: Alles was sich nicht in 140 Zeichen Text fassen läßt, ist eh zu kompliziert und interessiert keinen.
Ich war letzthin bei Besuch bei einem grösseren Satellitenbetreiber. Die werden demnächst einen neuen Satelliten starten, dieser soll mit einer Ariane 5 transportiert werden. Ich fragte dann, ob sie auch SpaceX evaluiert hätten. Antwort: „Wenn das Ding abstürzt, dann dauert es drei Jahre einen neuen Satelliten zu bauen. Und dann ist der Markt von jemanden anderen abgedeckt.“ Aber sie würden es vielleicht beim nächsten Mal erneut anschauen.
Dann fragt ich, ob sie Iontriebwerke benützen werden. Antwort: „Die Industrie wird es erst einbauen, wenn diese erfolgreich auf militärische Satelliten eingesetzt worden sind.“
Das „Spiralmodell der inkrementellen Verbesserung“ wird ja auch sonst überall in der Wirtschaft angewandt (man denke auch z.B. an Apple mit dem iPhone). Das liegt daran dass private Unternehmer im Gegensatz zu staatlichen Einrichtungen zwischendurch auch noch Geld mit ihren Produkten verdienen müssen. Aber selbst bei Arianespace hat man das Prinzip erfolgreich angewandt und packt das sogar in die Produktbezeichnungen („midterm evolution“).
Kathy Lueders ist übrigens eine Frau und nicht einfach ein „Sprecher“ sondern die Chefin des Commercial Crew Programms der NASA. Und wie es scheint, versteht die Frau auch wie man die Zeit von Musk-Jahren in Realzeit umrechnet… 😉 „but we’ll see“ ist für amerikanische Verhältnisse schon fast undiplomatisch.
Und ja, die NASA wird 4 Astronauten pro Taxi fliegen lassen. Das wurde an der entsprechenden Pressekonferenz, von der der verlinkte Artikel berichtet, auch so gesagt und wenn ich mich recht erinnere, werden die NASA-Versionen der jeweiligen Kapseln auch für ebendiese 4 zertifiziert.
Ob Musks Aussagen gegenüber dem General „Verleumdung“ waren oder nicht, sei mal dahingestellt. Es ist schon etwas seltsam dass der Typ, der für das Beschaffungsprogramm zuständig ist, danach zu einem gutbezahlten Job beim gewinnenden Kunden wechselt – und gemäss Musk zunächst (vor der Beschaffungsentscheidung) bei SpaceX unterkommen wollte. Das kann man glauben oder nicht, aber ich sehe nicht warum Musk sowas behaupten würde wenn da nicht was dran wäre (was nicht heisst dass SpaceX zum Zeitpunkt auch einfach noch nicht bereit war – wobei sich natürlich auch solche Dinge mit entsprechendem Willen seitens des Beschaffungsprogramms beschleunigen oder verzögern lassen). Und es ist ja auch nicht so dass es nicht schon sehr ähnliche Vorfälle gegeben hätte… Siehe: http://en.wikipedia.org/wiki/Darleen_Druyun
Bei der FH kommts wohl einfach auf die Nutzlast darauf an. Genau genommen hat Musk nicht das gesagt was du implizierst, sondern: „Yes, the Falcon Heavy center core is seriously hauling ass at stage separation. We can bring it back to the launch site, but the boost back penalty is significant. If we also have to change the plane for geo missions from Cape inclination (28.5 deg) to equatorial, then a downrange platform landing is needed.“ http://www.parabolicarc.com/2015/01/06/highlights-elon-musks-reddit-session/) Da viele Starts für die FH entweder ihre hohe Nutzlastkapazität ausnutzen oder in den geostationären Orbit gehen wollen, ist die Anzahl der Fälle in denen wirklich alle drei Kerne am Startplatz landen wohl an einer Hand abzählbar (wenn überhaupt 😉 ). Insofern kann ich deine Wette nicht annehmen. Allenfalls würde ich die Wette annehmen, dass bis Juli 2017 zumindest bei einem FH Start mindestens zwei der drei Kerne erfolgreich (irgendwo) gelandet wurden.
@Thierry Gschwind: Autsch. Zumindestens diese Firma scheint kein allzu großes Vertrauen in SpaceX zu besitzen.
Bei der ganzen Satelliteninternetdiskussion scheint übrigens Richard Branson irgendwie den Kampf um die Medienaufmerksamkeit verloren zu haben.
Er will ja das Gleiche abziehen wie Google/SpaceX und dabei seinen „Launcher One“ verwenden. Jeodch stossen diese Pläne in den Diskussionsforen auf weit mehr Skepsis.
Von Branson ist übrigens im Vorjahr eine Biographie erschienen, bei der er nicht gerade gut weggekommen ist.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/richard-branson-neue-biographie-rechnet-mit-virgin-gruender-ab-a-950719.html
Mal sehen ob über einen gewissen Südafrikaner in den nächsten Jahren etwas ähnliches erscheinen wird…
Nachtrag: Fairerweise muss man allerdings hinzufügen, dass Musks Projekte bisher noch keine Menschenleben gefordert haben. (Im Gegensatz zu Branson.)
Die Nachrichten sind schneller als meine Blogs:
Das NRO hat entschieden, dass man doch nicht einige Starts frei ausschreiben will, sondern die gleich dem Block Buy von ULA zugeschlagen
http://spacenews.com/the-competition-that-wasnt-nro-launch-added-to-existing-ula-contract/
Andere Medien sind durchaus anderer Anssicht über den General:
„The choice of retired Air Force Gen. Larry D. Welch to lead the certification review is a solid one. Some might question the independence of the former Air Force chief of staff, but Mr. Welch has not shrunk from criticizing the military in the past. Last year, for example, he led a review that identified serious shortcomings in the management of U.S. nuclear forces by the Air Force and Navy, notably including micromanagement and a disconnect between the expectations levied on the operators and realities they faced on ground.“
http://spacenews.com/editorial-finding-the-right-formula-for-certification/
Wenn jemand von der NASA zu SpaceX wechselt wird man wohl nicht so aufheulen. Ich sehe das als logische Wahl nach dem Ausscheiden. In Europa ist Le Gall nach arianespace Chef nun auch plötzlich CNES Chef.
Ich wette auch nicht Bynaus sondern SpaceX, schließlich haben die das Video rausgebracht. Bisher habe ich immer gewonnen. Sie stellen sogar extra Starts ein, nur damit ich mit meinen Vorhersagen recht behalte, eine echt tolle firma.
So, jetzt habe ich extra aufgrund dieses Artikels mal nachgelesen was Markus W. denn genau geschrieben hat.
Es gibt tatsächlich noch einen Punkt in dem sich SpassigX von anderen Firmen unterscheidet. Das Eigeninteresse.
Viele amerikanische Raumfahrtunternehmen entwickeln nicht mehr wegen ihres Eigeninteresses, sondern liefern nur mehr was der Auftraggeber will. An sich ist daran gar nichts auszusetzen. Man erhält einen Auftrag etwas zu entwickeln, man entwickelt oder testet es, man bekommt dafür Geld und alle sind zufrieden.
In der Realität endet es aber häufig mit Entwicklungen die ins Leere laufen (z.B. Constellation). Nach dem Ende des Forschungsprogramms wartet man auf einen neuen Auftrag und neues Geld für die Entwicklung. Das Ganze wiederholt sich, und die entwickelnde Firma steht am Ende nicht wirklich besser dar als zu Beginn. Man hat halt etwas mehr Zaster.
Bei den Aufträgen die SpassigX annimmt geht es immer um das Eigeninteresse dieser Firma. Beispielsweise die Versorgung der ISS. Orbital lieferte was verlangt wurde, ein Transportmodul zur Versorgung, dazu holten sie sich noch „gebrauchte“ Triebwerke um es vom Boden abheben zu lassen.
Was machte SX? Sie verwendeten die Dragon-Kapsel. Falls die NASA wirklich nur einen Weg benötigte Experimente wieder auf die Erde zu bringen, dann war man als Auftraggeber zufrieden. Falls man hingegen lieber so etwas wie großes Transportmodul wollte, dann eben nicht. Dazu ein neues Triebwerk das den eigenen Bedürfnissen für die Zukunft entsprach.
Das Ganze muss aber nicht unbedingt nachteilig für die NASA enden. Jetzt geht es ja nämlich um das Befördern von Menschen. Hier konnte SX durch ihr Eigeninteresse bereits Flugerfahrungen mit dieser Kapsel sammeln. Dadurch wird das Risiko für zukünftige Verzögerungen bei der Entwicklung der bemannten Kapsel kleiner. SX denkt also nicht einfach nur von Auftrag zu Auftrag. Die nehmen alles mit was geht, um nicht nur ihre finanzielle Situation zu verbessern, sondern auch ihre vermarktunsfähigen Produkte.
Das selbe sieht man auch an der Falcon 9. Man bekam Geld welches bei der Entwicklung half. Danach ging man aber daran Wiederverwendung und die Falcon Heavy zu entwickeln. Beides im Eigeninteresse.
Wie weit sie damit kommen, wird man ja in den nächsten Jahren sehen. Bis jetzt mussten sie ja erst mal schauen den Rückstand auf anderen Firmen aufzuholen.
Das SX fast mehr Schlagzeilen liefert als alle anderen Firmen zusammen, liegt auch an ihrem Eigeninteresse. Würden die einfach liefern was die NASA will, und sonst nix, dann gäbe es auch keine Schlagzeilen. Die wären eine Firma von vielen.
Dabei ist das schon ein wenig Schade da, fast jede Raumfahrende Nation aktuell neue Raketen und Raumkapseln entwickelt.
Airane 6, H-III, GSLV mk-3 Raumkapsel, Angara, Stratolaunch, cst-100, SLS, Orion, ULAs NGLS (ist wohl ein vorläufiger Name), und China dreht ja auch mächtig am Rad.
Ich weiß es nervt, aber nochmal. Eigeninteresse, dass macht am Ende den Unterschied aus.
Gutes Nächtle.
Eigeninteresse? Das sollte doch zuerst mal Geld in der Kasse sein. Also erstmal die schon seit Jahren überfälligen Nutzlasten starten. Aber genau da tut sich nicht viel. Von den mit viel Rummel angekündigten 10 F9 pro Jahr ist immer noch nichts zu sehen. Und Geld gibt es nur für gestartete Nutzlasten, nicht für angekündigte. Vom Vergraulen der Kunden ganz zu schweigen. Eigeninteresse sieht wohl doch etwas anders aus. Traumtänzerei wäre passender.
@Späher und Elendsoft
Beide haben Recht natürlich macht SpaceX erstmal alles aus Eigeninteresse, denn als Newcomer muss man ja erstmal eine funktionierende Rakete haben bevor man überhaupt Aufträge bekommt. Der Weg ist ja nicht linear gewesen. Man hats mit der Falcon 1 probiert für die es keinen Markt gab, dann einfach hoch skaliert auf 9 Triebwerke – das reichte um die Dragons mit ein bisschen Fracht zu starten aber nicht für Kommunikationssatelliten. Die kommen nun mit der gestreckten Version in den Orbit wobei die Falcon 9 v1.1 gerade den Start der leichtesten Exemplare zulässt. Für ISS Missionen ist sie wiederum zu groß. Für reine Satellitenprojekte ist wiederum die Falcon heavy zu groß. Andere Typen wurden längst eingestampft wie die Falcon 1e, V, 9 Block II und Falcon 9 Heavy.
Bei der Dragon das gleiche: zuerst war die Dragon da, dann der COTS Auftrag. Das sie nicht ideal dafür ist ist offensichtlich. Orbital braucht eine nur halb so strake Trägerrakete für dieselbe Frachtmenge.
Andere Firmen entwickeln auch auf Eigeninitiative – wenn es einen freien Markt. Ein Paradebeispiel ist die Fertigung der Kommunikationssatelliten. Die werden nicht von der Regierung in Auftrag gegeben. Warum aber sollte man auf Eigeniniative einen transporter entwickeln der nur für die Regierung Nutzen hat und sich dann nicht nach deren Bedürfnissen richten? Es ist eher riskant was zu entwickeln ohne sich nach vorhandener Nachfrage zu richten.
Anders als seine Fans weiss Elon Musk dass er enorm viel Glück gehabt hat, das hat er auch in einem Interview gesagt. Ohne den COTS Auftrag gäbe es SpaceX nicht mehr, die Firma war damals kurz vor dem Bankrott.
Starts werden übrigens ratenweise bezahlt, meist beginnend 2 Jahre vor dem Start, daher nützt ein verschobenes Launchmanifest SpaceX durchaus etwas.
Die Kunden sind aber auch nicht dumm, trotz saftiger Rabatte (die kommerziellen Starts letztes Jahr kosteten nur 42 bis 52 Millionen Dollar anstatt der 62 die angegeben wurde) will SES z.B. nicht der erste sein der eine verstärkte Falcon 9 nutzt:
http://spacenews.com/ses-rethinking-being-first-to-fly-on-a-full-throttle-falcon-9/
Inzwischen kennt man auch den Deal der hinter der Einigung von SpaceX und USAF steckt. Die USAF wird nun 7-10 Starts frei ausschreiben, vorher waren es nur 7-8. SpaceX hat also Starts gewonnen, wenn sie denn starten können (ab jetzt bis Ende 2017), aber auch ULA dürfte kaum Kapazitäten in nächster Zeit frei haben, eher für 2016/17.
Finde ich gut, dass sich der Ton bzgl. SpX doch signifikant vom „ins Lächerliche ziehen“ entfernt hat. Danke Bernd.
Um gleich auf deine Wette einzugehen, die wirst du natürlich gewinnen, denn eine Wiederverwendung der zweiten Stufe wird es bei der F9 höchstwahrscheinlich nie geben.
Bezüglich Dragon V2: Ich meine, es war schon seit längerem klar (früher als August 2014), dass die NASA auf eine Wasserung bestehen wird – die Nasa setzt halt eher auf bewährtes, siehe z.B. Orion Hitzeschild, ausserdem gibts da sicher noch etliches an Bürokratie zu befriedigen, bevor SpX die Zulassung für eine Landung an Land per Triebwerken erhält.
Ich möchte auch noch ein wenig meine Beweggründe erleutern, warum ich so ein SpX-„Fanboy“ bin: Dies hat hauptsächlich technische Gründe, ich kann zwar nicht leugnen, dass ich dem SpX Marketing nicht ab und zu auf den Leim gehe, aber in erster Linie fasziniert mich die Herangehensweise. Vor allem das sie soviel wie möglich in-house entwickeln und fertigen, für mich als Techniker ein Traum. Natürlich ist das nicht per-se ein Garant für Überdrüber-Produkte, aber – und hier liegt eben auch der Riesenvorteil dieser Spiral-Entwicklungsmethode – man kann damit derartigst Know-How sammeln dass es nur so eine Freude ist. Vorausgesetzt man schafft es dieses Wissen zu halten/greifbar zu machen (Stichwort Mitarbeiter…). Ich finde es auch gut, dass sich punkto Elektronik ein paradigmenwechsel abzeichnet – weg von Spezialelektronik (RAD750,etc.) hin zu intelligent verschaltet & konstruierter Standardware, weg von dem Credo „jedes Bauteil muss der Gesamtanforderung“ genügen, zu Gesamtsystemen, die eben diesen Anforderungen genügen. Gut, ich muss zugeben dass ich bzgl. bemannter Raumfahrt hier auch noch meine Bedenken habe, aber ansonsten ein sehr vernünftiger Weg, der auch in der Industrie seit einiger Zeit immer mehr Marktanteile gewinnt (vergleiche z.B. Siemens S7 vs. Beckhoff TwinCAT)
All das sehe ich bei keinem anderen US-Unternehmen.
Und damit komme ich zu meinem zweiten Punkt: Das, was Boeing mit der CST-100 abzieht ist im Vergleich zu SpX doch schon ein wenig lächerlich. Die doch auch schon beim Constellation Programm und deren Crew-Modul in der Auswahl waren, und nicht nur das, Boeing ist ja auch sowas wie DAS Urgestein in der Amerikanischen Raumfahrt, denn auch Ex-Rockwell & Ex-North American gehören ja seit einiger Zeit zu Boeing. Wenn man seit mehr als einem halben Jahrhundert als Lieferant von High-End Raumfahrttechnik und einigen Milliarden mehr (jaja, die offiziellen Zahlen, haha) hier nicht mehr zusammenbringt/zusammen bringen will als „Paperwork“ ist das einfach nur enttäuschend. Man wird sehen, ehrlich gesagt rechne ich aber damit, dass Boeing wirklich den ersten bemannten Flug zur ISS durchführen wird – es kann ja nicht sein, was nicht sein darf.
Persönlich empfinde ich daher, dass jeder Cent, der in SpX investiert wird 100x besser angelegt ist als in die vorherrschenden Unternehmen. Boeing und vor allem Lockheed sind ja nicht umsonst Riesen in der Rüstungsindustrie – und sowas, hoffe ich zumindest, sollte auch hier eigentlich mit großen Zweifeln gesehen werden.
Ebenso lächerlich finde ich, dass die USA eben keine Alternative zum RD-180 anzubieten hat, das RS-68 war ja auch mehr oder weniger nur Beschäftigungstherapie für Rocketdyne, da damals schon anzunehmen war, dass die SSME bzw. das Shuttle keine große Zukunft haben wird (dass es nun doch wieder eingesetzt wird sehe ich eher als Resteverwertung an) Und dass, nach mehr als 17 (??) Milliarden USD, die in das EELV gegangen sind. Lächerlich²
Kurzum: Das Beste an SpaceX ist, so hoffe ich, dass eben für die gesamte Raumfahrtindustrie neue Impulse gesetzt werden, ob nun die Dragon V2 ein Jahr später fliegt, ob die Wiederverwendung der ersten Stufe in 2015 nix mehr wird, ob der MCT jemals in der geplanten Ausführung starten wird – das sehe ich eher als nebensächlich an und stelle ich in die Ecke der i-Tüpfelreiter.
Gruß, Markus
Hallo Markus
Du wirst in dem Blog sowohl Neuigkeiten zur Firma finden (wie in diesem Beitrag) die primär mir dienen um schnell wieder an Links zu kommen und die ich wegen der Flut von Neuigkeiten nicht auf die Webseite bringen will, wie auch meine Meinung zur Firma in der ich die Nachrichten kommentiere. Das ist leicht an der Bezeichnung SpaceX und SpassX zu unterscheiden und in letzterem ist das ins Lächerliche Ziehen auch beabsichtigt.
Leider können einige Leser diese Unterscheidung nicht mitmachen.
Bei der Herangehensweise ist man als Außenstehender wirklich außen vor, ob sie besser ist. Ich könnte hier auch einiges an Negativbeispielen heranführen wie vor allem zahllose Terminverschiebungen oder Startabbrüche. Doch darum geht es mir auch nicht, sondern um die Medienpolitik die ja suggeriert das sie alleine wissen wie es richtig geht und alle anderen doof sind. Das geht bis hin zu Beleidigungen von Musks Seite.
Das CST-100 hat mit dem Orion Servicemodul eigentlich nichts gemeinsam, das sieht man schon an den bekannten Parametern wie Abmessungen und Gewicht, es wurde daher neu entwickelt.
Zur Alternative zum RD-180. Die US-Regierung hat sich nach Challenger von der weiteren Trägerentwicklung verabschiedet und diese schrittweise privatisiert. Seitdem regieren in den Raumfahrtfirmen eben die Buchhalter und die sagen: ein Triebwerk in Russland zu kaufen ist billiger als eines selbst zu entwickeln und zu bauen.
Das ist auch ehrlich gesagt nichts so besonderes. Selbst sündteuere Apple Produkte werden heute in China mitentwickelt und dort vollständig gebaut. Bei Raketentriebwerken die Einzelexemplare sind ist die Rechnung für „true Domestic“ noch ungünstiger. Es ist ja auch nicht so das LM die Entwicklung des BE-4 finanzieren wird, das will nun die USAF machen, weil sie plötzlich merken dass sie abhängig sind.
Zur Wette: Warum sollte SpaceX versuchen, die mittlere Stufe der Falcon Heavy auf Land landen zu lassen? Eine seegängige Plattform haben sie ja bereits, dort kann die Zentralstufe landen. Die beiden „Booster“, die früher abtrennen, müssen hingegen zum Land zurückfliegen, wenn SpaceX nicht zusätzliche Landeplattformen anschaffen will.