Warum ist Abnehmen so schwer?

Nun auf die Frage gibt es etliche mögliche Antworten. die die man am häufigsten hört, ist die evolutionstheoretische. Für den größten Teil der menschlichen Geschichte war die Nahrungsversorgung unregelmäßig. Als die Menschen noch Jäger und Sammler waren, war es wichtig wenn es etwas zu essen gab Vorräte anzulegen. Konservieren konnte man nicht, so waren die Vorräte die Speckschichten am Körper. Je nach Autor ist daher der menschliche Körper so gepolt, möglichst viel zu essen ohne die Rückkopplung zu geben, „Es reicht“ oder man setzt bei Hunger eine solche Kaskade an Alarmsystemen in Gang die einen bewegen sollen etwas zu essen. So ganz kann ich der Argumentation nicht folgen, denn auch dieses System muss einen „Stopp-Regler“ haben um ein Zunehmen über ein Maß zu verhindern bei dem die Gesundheit leidet. Nicht nur Unterernährung auch zu viel Übergewicht ist nicht gesund und daher sollte es eine Regulation geben die wir ja auch in anderen Bereichen kennen.

Selbst nach der Steinzeit galt die Unregelmäßigkeit der Versorgung für einen Großteil der menschlichen Bevölkerung, obwohl nun mit der Landwirtschaft eine stabiliere Versorgung vorlag. Denn die Menschheit lebt zu einem großen teil in den mittleren Breiten, in denen im Winter nichts wächst, also das Leben von den Vorräten oder eben Hunger angesagt ist. Nur wenige Kulturen wie die ägyptische haben drei Ernten pro Jahr und damit praktisch keine jahreszeitlichen Schwankungen (es ist sicher auch kein Zufall, dass die Ursprünge der früheren Zivilisationen in gerade jenen Gegenden angesiedelt sind, die keinen Winterausfall bei der Ernte kennen).

Die psychologische Fraktion macht unser Belohnungssystem verantwortlich. Man weiß seit langem, dass der Konsum von Schokolade aber auch anderem Essen für Aktivität in diesem Zentrum im Gehirn verantwortlich ist. Allerdings hat dies in vielen Fällen nichts mit der Zusammensetzung der Nahrung zu tun, deren Substanzen meist nicht die Blut-Hirn-Schranke passieren können. Zumindest bei Schokolade sollen es angenehme Erinnerungen sein, vielleicht auch ein Mechanismus der bei anderen Lebensmitteln zuschlägt.

Zumindest bei Tieren scheint die Kombination von Fett und Zucker aber deren Belohnungszentrum direkt zu aktiveren. Dies kann mit der Erregung von Sensoren zusammenhängen, die man im Magen hat, dazu natürlich auch das Geschmackserlebnis beim Essen. Nase und Zunge sind ja auch voller Sensoren. Ob es beim Menschen auch so ist ist noch offen. Als Indiz wird angeführt, das selbst synthetische Mischungen von Fett und Zukcer angenehm schmecken, reiner Zucker und reines Fett dagegen fade und nicht appetiitsteigernd sind.

Eventuell ist das Phänomen noch universeller. Den Hinweis dafür lieferte ein Abnehmmittel. Rimonabant. Dieser Stoff wurde eigentlich zur Raucherentwöhnung entwickelt, wegen seiner apetittzügelnden Wirkung dann aber als Abnehmmittel auf den Markt gebracht. Rimonabant dämpft das Hungergefühl. Seit 2008 ruht die Zulassung in der EU, weil sich schon bei der normalen Zufuhrmenge Depressionen eine sehr häufige Nebenwirkung waren. Es kam bei einigen Probanden zu einer deutlichen Steigerung der Depression die in einigen Fällen in einen Suizid abgeleitete.

Rimonabant war ein Antagonist des Endocannaboidsystems. Er blockierte den CB1-Rezeptor, dadurch gab es die Dämpfung des Appetitgefühls. Das Endocannabinoidsystem soll über diese Rezeptoren bei der Regulation der Nahrungsaufnahme und der Funktion von Fettzellen eine Rolle spielen. Bei Fettleibigen soll es „überaktiv“ sein.  Doch dieser CB1-Rezeptor hat auch durchaus andere Wirkungen. Die komplexen Einflüsse auf Erinnerungsfunktion, Schmerzzustände, Schlafinduktion, Temperatursteuerung und Angstgefühle sind bislang nicht umfassend untersucht. Die Blockierung des Rezeptors verringerte die Lebensfreude, die Personen wurden unglücklich, depressiv.

Sehr verwundert hat mich das nicht. Hätten die Forscher mal Cannabis geraucht, dann wären sie sicher vorsichtiger gewesen bei der Entwicklung dieses Stoffes und seiner Zulassung. Denn Tetrahydrocannabinol (THC), der wichtigste Wirkstoff in Cannabis (Haschisch, Marihuana), dockt an genau dieselben Rezeptoren an und hat gerade die entgegengesetzte Wirkung:

  • THC wird als Mittel zur Appetittsteigerung bei der Chemotherapie und Aids eingesetzt, zahlreiche Cannabiskonsumenten berichten von gesteigertem Appetit und Hungerattaken.
  • THC macht glücklich, hebt die Stimmung an bis zum High
  • THC wirkt als Schmerzmittel

Einen Rezeptor dessen Wirkung sich auch auf die Laune und Schmerzempfinden erstreckt, zu blockieren nur um etwas schneller abzunehmen, ist keine gute Idee. Es zeigt aber auch, das bei uns Appetitregulation und Stimmung gekoppelt ist. Kurzum: Hungern macht schlechte Laune. Und mit schlechter Laune ist schlecht abzunehmen.

3 thoughts on “Warum ist Abnehmen so schwer?

  1. Es wundert mich dann aber doch ein wenig, dass die Leute die ich kenne die sehr viel kiffen dann aber anderseits wieder meistens eher sehr dünn sind. Es scheint also so zu sein das Gelegenheitskiffer eher viel essen (Fressflash) aber Vielkiffer möglicherweise hier auch eine Resistenz entwickeln (oder auch einfach zu faul zum Einkaufen bzw. Essen sind).

  2. Moin,

    es gibt auch Wunderpillen vom Arzt oder inner Disco die bei bester Laune abnehmen lassen. Ein gute Film dazu:

    http://www.imdb.com/title/tt0180093/

    @Manuel: Meine Vermutung ist, dass dauerkiffer gar nicht wirklich stoned sind, sondern sich morgens auf Level Kiffen, was den Parasympaticus anregt, etwas essen, und dann auf Level bleiben. Insbesondere die Mischung mit Tabak ist dann eher hungerdämpfend.

    ciao,Michael

  3. Lösung: lecker Essen, aber anders als wie bisher; etwas Bewegung; Ein Ziel für das man abnimmt; und Akupunktur zum Beeinflussen des Hungergefühles.
    Ok, es ist etwas komplizierter.
    Aber die Geschichte mit Tabletten um Abzunehmen oder mit dem Rauchen aufzuhören, ich weiß nicht.

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