Wurde Elon Musk und SpaceX inzwischen von Peter Beck und Rocketlab. Während Elon Musk sich selbst wohl als der einzige ansieht der Leute zum Mars bringt und an ihm verrückteren Plänen für die Zukunft brütet, die er dann kostenlos der Allgemeinheit zur Verfügung stellt (meist weil sie nur mit enormen Mitteln (oder gar nicht) umsetzbar sind wie sein Hyperloop) gibt es Leute die arbeiten nicht mit 50 Jahre alter Technologie und geben das als das Non-Plus-Ultra aus und machen nicht nur Pläne sondern sind wirklich innovativ.
Ich habe gestern einen Artikel über die Elektron-Trägerrakete geschrieben, den ersten über Trägerraketen seit der Epsilon vor einem Jahr. Das liegt nicht daran dass es kaum Entwicklungen gibt, sondern vielmehr daran, dass nur die wenigsten Schmieden auch jemals dazu kommen eine Rakete zu starten. Denn Ideen und Konzepte gibt es viele. Private Raketenentwicklung ist ja seit 10 Jahren zur neuen Spielwiese von Milliardären geworden.
Die Elektron hat immerhin drei ausgebuchte Starts und drei weitere teilweise gebucht. Sie ist auf ein Segment zugeschnitten, das derzeit boomt: Cubesats und Minisatelliten. 30 Kunden hat die Firma schon – ein Riesenunterschied zu SpaceX am Anfang, die nur einen Auftrag der USAF hatten. Später kam dann noch Rakhsat dazu. Mehr war es bei der Falcon 1 nicht. Derzeit fliegen Cubesats als Sekundärnutzlasten mit. Die Firma bietet den Start einer 1U Einheit für 80.000 Dollar an, relativ teuer pro Kilogramm Nutzlast, doch dafür auch in einen sonnensynchronen Orbit in 500 km Höhe und damit wesentlich langlebiger las ein Start von der ISS aus, wie er derzeit der Normalfall ist. Vor allem aber gibt es damit einen dezidierten Launcher und man muss nicht warten bis irgendjemand die Satelliten mal mitnimmt. Viele Anbieter machen das ja gar nicht z.B. transportieren weder Arianespace noch ILS Cubesats.
Was technisch überrascht, ist aber das die Firma bei einer so kleinen Trägerrakete in vielem technisches Neuland betritt anstatt einfach veraltete Hardware oder 60 Jahre alte Prinzipien umzusetzen wie dies heute eher der Normalfall ist. Bei einer kleinen Rakete wäre das eher zu erwarten, wenn die etwas größer ausfällt stört das bei 10-20 t Masse eigentlich keinen. Hier einige Fakten die ich verwunderlich fand:
- Alle Strukturen bestehen aus CFK-werkstoffen. Bei SpaceX und anderen Firmen entfällt darauf nur ein kleiner Teil. Die Tanks sind immer noch dort aus Aluminium.
- Das Triebwerk hat nur 22 kN Schub verwendet aber keine Druckförderung, wie man dies bei dieser Klasse erwarten würde. Stattdessen eine Turbopumpe die ohne Gasgenerator und Turbine auskommt: Elektro-Gleichstrommotoren treiben die Pumpe an. Das ist eine Lösung die es sonst nirgendwo gibt. Allerdings auch nur bei dieser kleinen Triebwerksgröße sinnvoll: Denn die Batterien wiegen natürlich auch etwas. Bei größeren Triebwerken mit besserem Schub-/Massenverhältnis würden sie leicht die Triebwerksmasse erreichen.
- Wesentliche Teile (und nicht nur ein Ventil wie bei SpaceX) des Triebwerks wurden im 3D-Drucker gefertigt.
- Der Nutzlastanteil beträgt 1,11% – viel für eine kleine Trägerrakete und den hohen Orbit. Die 150 kg in einen 98° SSO Nutzlast sind nicht weit weg von den 175 kg die eine Falcon 1 von SpaceX in diesen Orbit transportiert: doch die wiegt 26,7 und nicht 12,7 t und war schon 2008 mit 9,3 Millionen Dollar fast doppelt so teurer.
- Was mir am sympathischsten ist: Der CEO Peter Beck tritt nicht dauernd in Talkshows auf, Informationen gibt es zwar auch nicht mehr als von SpaceX aber man muss sie wenigstens nicht aus Videos und Foren raussuchen. Und Peter Beck präsentiert sich nicht als der Einzige, der weiß wie man alles richtig macht.
Kurzum: Gegenüber der Electron wirken die SpaceX Raketen wie ein VW Käfern neben einem Porsche. Gegenüber der Falcon 1 als Vergleich ist die Elektron bei fast derselben Nutzlast halb so schwer und halb so teuer. Anstatt Verlegenheitslösungen wie das Serienschalten von Handbatterien beim Tesla als Innovation zu verkaufen ist die Firma wirklich innovativ. Neuseeland ist es zu wünschen, das die Starts der Electron klappen.