Meine Alternative zu 20% mehr Nutzlast durch LOX/Methan
Aaron Kurz hat ja eine kleine Diskussion entfacht ob man wegen 20% mehr Nutzlast (bei gleicher Startmasse) eine neue Rakete konstruieren soll. Ich bin der Meinung wie die meisten: es lohnt sich nicht und zwar, weil die Entwicklungskosten einer Rakete so hoch sind. Selbst wenn wir SpaceX als Beispiel, das es deutlich billiger geht, nehmen: Die Falcon 9 kostete bis zur ersten Version 600 Millionen Dollar Entwicklungskosten. Seitdem hat man sie noch zweimal gestreckt und die Triebwerke getunt. Das hat sicher auch Geld gekostet. Vier Flüge (die ersten beiden der Falcon 9 und jeweils der erste der v1.1 und 1.2) waren Qualifikationsflüge wo man nur in zwei Fällen Geld bekam und das war nicht viel (Cassiope brachte 10 Millionen Dollar ein, Orbcomm zahlt für zwei Starts 42 Millionen Dollar). So ist es sicher nicht abwegig 1 Milliarde Dollar als Entwicklungskosten bis zur V1.2 anzusetzen. Lockheed Martin hat in den letzten Jahren zwischen 10 und 15% des Umsatzes als Gewinn verbuchen können (von SpaceX gibt, es da nicht börsennotiert ist, keine verpflichtend veröffentlichten Angaben). Übertragen wir das auf SpaceX und nehmen 15% Gewinn am Umsatz als höhere Zahl so macht der Konzern pro Falcon 9 Start (61,2 Millionen Dollar) 9,18 Millionen Dollar Gewinn. Die Firma müsste also 109 Falcon 9 starten (1000 / 9,18 Millionen) bis sie die Entwicklungskosten wieder hereinbekommt – und dies ohne Berücksichtigung von Verzinsung, die ein privates Unternehmen bei einem Kredit bezahlen müsste bzw. die es erhalten würde wenn es das Geld nicht für die Entwicklung ausgibt sondern anlegt. Bei staatlichen Entwicklungen ist das Verhältnis noch viel schlechter. Heute geht der Trend daher nicht dahin die Nutzlast zu steigern, sondern die Startkosten zu senken. Ariane 6 hat ja keine höhere Nutzlast als Ariane 5 aber sie soll eben preiswerter in der Herstellung sein.
So aber nun zum eigentlichen heutigen Thema. Ich lasse mich mal auf die Argumentation ein: „20% mehr Nutzlast sind ein berechtigter Grund eine neue Technologie einzuführen“ und will zeigen, dass dies auch einfacher geht indem ich nur eine einzige Stufe leicht umrüste. Wer es spannend liebt, wartet nun bis er den Artikel ganz aufmacht und überlegt was ich meinen könnte…
Nun es gäbe einiges. Den gleichen Gewinn wie der Übergang von Kerosin auf Methan bringt der Übergang vom Nebenstrom auf Hauptstromverfahren. In beiden Fällen gewinnt man etwa 200 m/s beim spezifischen Impuls. Aber dann müsste man, um die 20% mehr Nutzlast zu bekommen auch bei allen Stufen machen. Mit nur einer Stufe bekommt man es auch hin und zwar wenn man eine LOX/LH2 Stufe auf LF2/LH2 umrüstet. LF2 ist flüssiges Fluor. Fluor ist das chemisch reaktivste Element das es gibt. Fluor reagiert mit Wasserstoff schon in der Kälte und Dunkelheit, mit wasserstoffhaltigen Verbindungen jeder Art (auch Wasser) reagiert es heftig indem es ihnen Wasserstoff entzieht. Mit organischen Stoffen entzündet es sich spontan. Die hohe Reaktivität hat – das mag erstaunen – den Vorteil das es umweltverträglicher als Kerosin ist. Kerosin, in den physikalisch-chemischen Eigenschaften in etwa Diesel oder schwerem Heizöl vergleichbar, entspricht der Freisetzung dieser Substanzen bei einem Unfall z.B. einem Tanklastwagen der umgekippt ist oder einer Ölpest. Fluor reagiert sofort mit allem. Wenn es auf Wasser auftrift, bildet es Flusssäure, eine relativ schwache Säure und Sauerstoff. Die Flusssäure wiederum reagiert mit den Calciumionen im Wasser und bildet rasch schwerlöslichen Flussspat. Trifft es auf Land, so wird zuerst die Vegetation verbrannt, dann reagiert es im Erdboden mit den Tonmineralien und dem Wasser und bildet Flussspat und Fluorosilikate und Fluoraluminate – ungefährliche Mineralien. Es hat keinerlei Langzeitwirkung. Nächstes Jahr ist die Vegetation nachgewachsen und die Sache ist vergessen.. So ist es am ehesten in der Wirkung mit Feststofftriebwerken vergleichbar die auch Salzsäure als Reaktionsprodukt abgeben. Salzsäure ist sogar noch stärker als die aus Fluor entstehende Flusssäure
Die Frage ist natürlich, wie man bei dieser Reaktivität Fluor als Raketentreibstoff nutzen kann. Nun das geht verhältnismäßig gut, denn einige Metalle, Nickel aber auch Edelstahl bilden beim Kontakt mit Fluor eine Schicht aus Fluorid auf dem Metall, was dieses vor weiterer Reaktion schützt. Raketentriebwerke können daher in der Regel problemlos mit Fluor arbeiten. Das RL-10 und die Centaur Oberstufe wurden für den Fluoreinsatz untersucht. Ich habe leider in meinen Chemiebüchern nichts über die Reaktion mit Aluminium gefunden. Doch innendruckstabilisierte Tanks aus Edelstahl sind nicht schwerer als Alutanks, wie man an der Centaur sieht, die immer noch leichter als moderne LH2/LOX Stufen aus Aluminium wie DCSS, KVTK oder ESC-A/B, ist.
Warum sollte man nun Fluor einsetzen? Das erste ist ein leicht höherer spezifischer Impuls. Unter gleichen Bedingungen (Brennkammerdruck/Expansionsverhältnis liefert LF2/LH2 einen um etwa 200 m/s höheren spezifischen Impuls als LOX/LH2. Noch bedeutsamer ist aber eine zweite Tatsache: LOX/LH2 wird heute im Verhältnis 6:1 umgesetzt, den höchsten spezifischen Impuls bei LF2/LH2 bekommt man bei 14-15 zu 1. Das ergibt sich daraus, das Fluor nur einwertig ist, d.h. das stöchiometrische Verhältnis, bei dem beide Reaktionspartner vollständig umgesetzt werden, liegt bei 19:1, während es bei der Reaktion von Wasserstoff mit dem zweiwertigen Sauerstoff bei 8 ist. Raketentriebwerke arbeiten immer mit Wasserstoffüberschuss so ergibt sich das niedrigere Verhältnis von 14-15 bzw. 6 zu 1.
Die Folge: Der Wasserstoffanteil ist kleiner bei einer gegebenen Treibstoffmenge. Bei 15 zu 1 verglichen mit 6:1 z.B. nur 43,75%. Da Wasserstoff nur eine Dichte von 0,069 hat sind die Wasserstofftanks normalerweise dreimal größer als die Sauerstofftanks und entsprechend schwerer. Zusätzlich hat Fluor eine Dichte von 1,527 g/cm³ vergleichen mit 1,141 bei Sauerstoff, d.h. auch der Fluortank kann kleiner sein. Das spart eine Menge Gewicht ein.
Praktisches Beispiel: Bei der ESC-A wiegt der LH2 Tank 1,980 kg, der LOX-Tank trotz sechsfachem Treibstoffgewicht nur 220 kg. Würde man nun den LH2-Tank behalten, den LOX-Tank vergrößern, sodass er so viel Fluor aufnimmt damit man den Wasserstoff mit 14:1 verbrennt, so kommt man zu folgenden Zahlen:
Parameter | ESC-A | Fluor-ESC A |
---|---|---|
Startmasse nach Zündung: | 18.159 kg | 42.507 kg |
Trockenmasse | 3.300 kg | 3.777 kg |
davon LH2 Tank | 1.980 kg | 1.980 kg |
davon Oxidatortank | 220 kg | 498 kg |
Voll/Leermasseverhältnis: | 5,5 zu 1 | 11,2 zu 1 |
Spezifischer Impuls | 4364 m/s | 4564 m/s (+200 m/s) |
Ich gebe zu, die ESC-A ist wegen der extrem ungünstigen LH2-Tankform ein heißer Kandidat für einen Vergleich, doch auch bei normal geformten Tanks sinkt das Gewicht dieser (und sie machen meist zwei Drittel bis drei Viertel der Stufenmasse aus) um 45% ab. Bei obiger Betrachtung habe ich sogar 200 kg für ein zweites HM-7B und einen verstärkten Schubrahmen hinzuaddiert, damit das Schub/Gewichtsverhältnis erhalten bleibt.
Setzt man diese Stufe als Oberstufe auf eine Ariane 5 und kalkuliert die Nutzlast (bei gleicher Zielgeschwindigkeit), so steigt die GTO Nutzlast von 10.350 auf 15.700 kg, also um 51%. Das ist viel mehr als LOX/Methan erreicht und nur indem ich eine einzige Stufe umgerüstet habe! So lohnt es sich wirklich.
Ich glaube zwar nicht, dass wir mal Fluor-Triebwerke sehen werden (außer vielleicht in extremen Spezialfällen), aber mich würde interessieren wie teuer Fluor eigentlich ist.
Und ob genügend zur Verfügung stehen würde für den regelmäßigen Betrieb einer Großrakete.
Fluor ist eines der häufigsten Elemente in der Erdkruste (etwa 0,5% bestehen aus Fluoriden). Die Herstellung erfolgt elektrochemisch und wird heute großtechnisch zur Herstellung von Kältemitteln, Perfluorkohlenwasserstoffen (Teflon) und Urananreicherung (Uranhexafluorid) eingesetzt. Ich denke es kann daher nicht so teuer sein, billiger jedenfalls als Beryllium, Lithium und Silane die auch als Treibstoff propagiert werden,
Flour reagiert mit Aluminium exotherm.
http://www.idn.uni-bremen.de/chemiedidaktik/material/Teilchen/STADElementeKl9/Elemente/fluor_reaktionen.htm
Die bei der Verbrennung mit Wasserstoff enstehende Flusssäure ist zwar schwächer als Salzsäure aber extrem gefährlich. Eine handtellergroße Verätzung beim Menschen ist bereits tödlich, da Flusssäure ein starkes Kontaktgift ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Flusssäure
Die Treibstoffkombination Fluor/Wasserstoff ist daher keine wirklich gute Idee.
Das es exotherm reagiert ist keine Überraschung. Wenn es endotherm reagieren würde, dass wäre eine.
Die Seite die Du anführst ist nicht hilfreich, weil sie nur die Summengleichung angibt, nicht die Reaktionsbedingungen. Fluor reagiert z.B. auch mit Gold, nur muss man das Gold dazu zur Rotglut bringen. Wichtig wäre zu wissen ob Aluminiumoxid bei den Temperaturen von flüssigem Fluor angegriffen wird, dass ist normalerweise ein Schutz der Aluminium vor vielem schützt, auch vor starken Säuren.
Bei Raketenstarts gehe ich und andere bei der Risikoabschätzung davon aus, dass die Gegend evakuiert wird. Wenn Du die Möglichkeit des direkten Kontaktes angesichts von zig Tonnen Treibstoff als Kriterium nimmst, kannst Du feste Treibstoffe, UDMH, Hydrazine und NTO von der Treibstoffliste streichen und die werden alle weiter eingesetzt. Bei Treibstoffen geht es um die Gefährlichkeit für die Umwelt.
Die wenigen Tonnen Fluor in Oberstufen sind übrigens nichts gegen die Idee FLOX in der S-IC einzusetzen, dann reden wir von mehreren Hundert Tonnen Fluor …. Und das wurde eingehend von der NASA untersucht und galt als Saturn Upgrade Option. Zudem wäre die Flusssäure beim Start freigesetzt worden, nicht bei einem Unfall.
@Dard: Ich stimme Bend Leitenberger zu: Wenn man sich die Verwendungen anschaut, ist es unwahrscheinlich, dass Flour sonderlich teuer ist, jedenfalls nicht so sehr, dass es neben den wohl noch auf Jahrzehnte als Wegwerfprodukte konstruierten Oberstufen sonderlich ins Gewicht fällt. Interessanterweise wird Flour als Raketentreibstoff noch nirgendwo verwendet. In diesem Blog wurde einmal erwähnt, die Sowjetunion habe in den 60ern damit experimentiert. Weiß jemand, warum es nicht in die Serienfertigung übernommen wurde? Das Internet spuckt nichtsa dazu aus.
Man hat in den frühen Jahren der Raketentechnik mit vielen Treibstoffen experimentiert z.B. auch mit Boranen, Ammoniak und anderen Stoffen. Russland jat mit Fluor wenig gemacht. Es gibt das RD-350 als Konzept. Die USA haben Fluorzumischingen zu LOX getestet und einige RL-10 mit Fluor betrieben.
Der NTRS liefert 137 Fundstellen für „fluorine“ wenn man als Stichwort „Engine“ (im Reiter Concept cloud) selektiert, darunter viele die auf praktischen Tests beruhen.
Astronautix.com liefert für 1959 Zahlen: jährliche Produktion in den USA 40.000 t bei einem Preis von 6 $/kg. Selbst wenn es heute doppelt so teuer ist (die Kosten werden durch die Stromkosten für die Elektrolyse bestimmt) so kosten 35t für die angegebene Oberstufe Fluor 420.000 $, also einen Bruchteil der Startkosten. Ich glaube aber eher dass es seitdem billiger wurde, denn viele Fluoranwendungen kamen seitdem erst auf, so die Produktion von Teflon oder die Kältegase (die z.B. in jedem Kühlschrank und jeder Gefriertruhe stecken). Höhere Produktion verbilligt normalerweise ein Produkt.
Dein Hinweis auf die schützende Aluminiumoxidschicht hilft hier nicht weiter.
Diese entsteht bei Anwesenheit von Sauerstoff in der Luft auf Alumnium und schützt dieses vor weiterer Oxidation, da die Schicht sehr dicht ist. Durch Eloxieren kann diese Schicht verstärkt werden.
In einem Treibstofftank wäre das Aluminium direkt dem Flour ausgesetzt. Aluminium Flourid hat eben nicht die schützende Funktion die das Alumniumoxid hat.
Deshalb sind Aluminiumbehälter sind für die Aufbewahrung von Fluor nicht geeignet.
Siehe unten.
Das technische Handling von Flour, insbesondere von größeren Mengen ist extrem schwierig. Bereits geringe Mengen von Wasser für zur Bildung von Fluorwasserstoff.
Zudem müssten auch Oberstufentriebwerke am Boden gestestet werden, was wiederum hier zu Umweltschäden führt.
Fluor reagiert mit fast allem was auf einem Raketenstartplatz so vorkommt äusserst heftig. Zudem lassen sich Brände bei Anwesenheit von Fluor nicht löschen.
Der Aufwand für Sicherheitsvorkehrungen wäre schlichtweg zu groß als das sich die energtischen Vorteile von Fluor noch rechnen würden.
Es hat seine guten Gründe, dass noch niemand mit diesem aberwitzigen Stoff eine Rakete entwickelt hat.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fluor
Auf Grund seiner hohen Reaktivität muss Fluor in speziellen Behältnissen aufbewahrt werden. Die Werkstoffe müssen dabei so beschaffen sein, dass sie durch den Kontakt mit Fluor eine Passivierungsschicht ausbilden und so eine Weiterreaktion verhindern. Beispiele für geeignete Werkstoffe sind Stahl oder die Nickel-Kupfer-Legierung Monel. Nicht geeignet sind beispielsweise Glas, das durch entstandenen Fluorwasserstoff angegriffen wird, oder Aluminium. Brennbare Stoffe wie Fett dürfen ebenfalls nicht in Kontakt mit Fluor kommen, da sie unter heftiger Reaktion verbrennen.[5]
Fluor brennt zwar selbst nicht, wirkt aber brandfördernd. Brände bei Anwesenheit von Fluor können nicht mit Löschmitteln gelöscht werden, es muss zunächst der weitere Zutritt von Fluor verhindert werden.
Fluor wird in der Tat in ausreichenden Mengen produziert, dass man es auch als Treibstoff in Raketen verwenden könnte. Man denke insbesondere an die ganzen Kältemittel in den Kühlschränken: Früher FCKW, also Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe, heute in Autos meist FKW, also Fluor-Kohlenwasserstoffe.
Allerdings ist Flusssäure eben hochgiftig. Nach einem Raketenstart fällt also überall dort, wo die Raketenabgase auf Wolken treffen, giftiger Regen. Bei Chlor als Brennstoffbestandteil ist es nur ätzender Regen, bei Flusssäure dann hochgiftiger… Für ein Oberstufentriebwerk wäre Fluor wahrscheinlich ok, weil sich der weiträumig genug verteilt. Nach einem Fehlstart hat man dann aber ähnliche Probleme wie bei den bekannten lagerfähigen Treibstoffen.
Die Giftigkeit von HF betrifft aber auch Triebwerkstests. Man wird das komplette Abgas des Tests mit Wasser niederschlagen und dann neutralisieren müssen. Danach bleiben harmlose Salze, das ist richtig, aber man hat eben den technischen Aufwand, zu 100% zu filtern. Das macht den Teststand nicht gerade billiger. Vom Prinzip her muss man ja alles ins Vakuum absaugen, damit nirgendwo HF übrig bleibt.
Noch eine Anmerkung zur Nutzlaststeigerung: Gerade bei der untermotorisierten Ariane 5 wird das Aufsetzen einer mehr als doppelt so schweren Oberstufe die gravitativen Verluste der Unterstufe erhöhen. Verdoppelt man nicht auch den Schub des Oberstufentriebwerks, was dann wiederum deren Leermasse erhöht, so wird auch die Oberstufe erheblich mehr gravitative Verluste erleiden. Insofern sind es am Ende wahrscheinlich nicht 50% Nutzlast, sondern „nur“ 40%. Dennoch beeindruckend, was der dichtere Oxidator Fluor statt Sauerstoff leisten könnte!
@ Peter Langer: Stahl ist ein häufig verwendeter Werkstoff, auch wenn er das Gewicht erhöht. Möglicherweise ist es möglich, einen Stahlüberzug für einen Aluminiumtank zu entwickeln. Fraglich ist allerdings, wie stabil die entstehenden Flouride gegen mechanische und thermische Belastungen sind: Würde die Flouridschicht in einer Turbopumpe immer wieder abbrechen/-splittern, wäre eine Verwirklichung wohl extrem schwierig. Auch die Belastungen am Injektor müssten möglicherweise noch einmal untersucht werden.
Was ich mir beim Blog lesen öfters denke dass die meiste Kritik an gewissen Designs/Ansätzen auf Nutzlast u. Delta-V bei einmal verwendbaren Launchern reduziert wird. Andere Faktoren werden nur selten erwähnt, ganz selten nur ernsthaft mit einbezogen. Was sich ergibt ist meist eine Strohmannargumentation der einen oder anderen Weise[1].
Im Falle von Methan ist es nicht nur ISP und Dichte, welche beide zw. Kerosin und Wasserstoff liegen, sondern vor allem der Umstand dass es gut für die Wiederverwendung geeignet ist. Es ist rim Vergleich einfach handzuhaben und verbrennt ohne Russrückstände. Was für SpX (Raptor) und Blue Origin (BE-4) interessant ist wenn es darum geht die Raketenmotoren wieder zu verwenden. Für SpX ist die Erzeugung von Methan am Mars ein Thema, was man auch immer von den Mars Plänen halten will. Lagerung, Kammerdruck und Temperatur sind weitere Faktoren die wichtig sind für die Wiederverwendung und für längere Missionen. Auch hier gilt, man kann von der Wiederverwendung halten was man will, darf aber nicht vergessen dass die Designs daraufhin optimiert werden und sollte diese auch danach beurteilen.
Flour/Wasserstoff wird auch Russfrei verbrennen, ist aber schwieriger in der Handhabung und vor allem machen unterschiedliche Treibstoffe in den verschiedenen Stufen nocheinmal alles teurer und komplizierter, bei der Infrastruktur angefangen. Was gegen den Trend geht die Launcher auf Kosten zu optimieren, nicht auf Leistung. Und nein, das ist nicht das selbe 😉
Interessieren würde mich auch wie es theoretisch aussieht wenn man nur die erste Stufe aus Methan/LOX umstellt und die zweite mit LH2/LOX. Ich hab das Gefühl dass hier schon etwas die Beispiele optimiert werden für einen deutlicheren min/max Effekt 😉
Spannend ists auf jeden Fall, ich bin froh dass zumindest wieder ernsthaft was neues Versucht wird, nach Jahrzehnten stillstand. An den Einsatz von Flour hatte ich nicht gedacht, Chapeau!
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1) bestes Beispiel für eine solche Strohmanargumentation ist das immer wieder auftauchende Volumensargument bei der Dragonkapsel, bei dem immer wieder Details wie der „Vakuum-Kofferraum“, die Stufenwiederverwendungsversuche, die Rückkehrfähigkeit und überhaupt die eigentliche Absicht einen Personentransporter zu entwickeln und nicht das optimale Lastfahrzeug, ignoriert werden. Alle diese Absichten bestimmen allerdings das Design und weniger das optimale Volumen/Nutzlastverhältnis.
So ein paar Bemerkungen zu den letzten Kommentaren.
Ich schrieb ja schon das Stahl eine alternative ist. Viel schwerer muss er nicht sein, denn er ist zäher, das hat man bei der Atlas und Centaur ausgenutzt. Die Centaur hat immer noch ein besseres Voll/Leermasseverhältnis als alle andere LOX/LH2 stufen ihrer klasse, weil die Tanks innendruckstabilsiert sind.
Die Dragon wurde als Zubringer für eine Raumstation konzipiert. Da ist das Platzangebot ausreichend, in der Sojus hat man pro Person auch nicht mehr Platz und soweit ich weis im CST100 auch nicht. Spacex hat nun eher ein Problem weil sie die Kapsel als Frachter nutzen und von der Fracht die unter Druck stehen muss bekommen sie nicht genügend rein. Daher führen sie auch 12 Flüge durch, während Orbital mit einer Rakete mit der halben Nutzlast mit 8 auskommt, weil in die Cygnus mehr reinpasst.
LOX/Kerosin gibt bei den Bedingungen im Raketentriebwerk keinen Russ, dass kann man leicht mit FCEA nachprüfen. Dei Tempraturen sind zu hoch. Es entsteht dafür CO. LOX/Kerosintriebwerke kann man mehrmals verwenden die F-1 wurden dreimal gezündet bei einer Mission: einmal als Triebwerk, einmal beim Stufentest und einmal beim Flug. Die NK-33 und RD-170 waren wiederverwendbar ausgelegt bis zu 25 Zyklen (NK-33) oder 10 Zyklen (RD-170).
@ laughninja: Dieses Konzept plant Blue Origin für seine eigene Rakete. Ein durchaus interessanter Ansatz.
Ich glaube nicht, das bei dem extremen Entwicklungsaufwand der in der Raumfahrt betrieben wird, der Bau von Tanks für Fluor und Fluorverbindungen so ein großes Problem ist.
Sowohl Stahl- als auch Aluminiumteile können durch vernickeln sehr effektiv gegen Fluor und Fluorverbindungen geschützt werden, dabei werden ähnliche chemische Oberflächeneigenschafften wie das bereits erwähnte Monel erreicht. Dies müsste für die Verwendung in Raketenstufen ausreichen, da der Oxidator ja normalerweise nur wenige Stunden im Tank verbleibt.
Aber auch Teflonbeschichtungen können verwendet werden. Die niedrigen Temperaturen sind bei diesem Kunststoff ein vergleichsweise unbedeutendes Problem. Die extremste Lösung wäre wohl die komplette Neuentwicklung eines Kompositwerkstoffes mit einem Fluorcarbonharz als Bindemittel.
Zu LOX/Kerosin und Russ, die Raketeningenieure scheinen da aber anderer Ansicht zu sein 😉 Vielleicht war Russ die falsche Übersetzung, es verbrennt auf jeden Fall nicht sauber sodass Rückstände zurückbleiben.
Und ja Kerosintriebwerke kann man auch öfters verwenden, bitte das ist hoffentlich allen bekannt, aber Methan ist nach oben genannten Gründen eben besser dafür geeignet. Konzipiert ists als Entwicklungsschritt für die bemannte Kapsel und die Nutzlast ist deutlich kleiner da man die erste Stufe
verclickt.
..wieder landen will. Weiteres Limit ist durch die Rücktransportfähigkeit gegeben, ein ziemlich großer USP. Alles Dinge die für die Antares nicht gelten, deswegen ist der Vergleich auch beschränkt sinnvoll.