Selbstbedienungsladen ESA
In dem halben Jahr zwischen meiner Neuauflage der europäischen Trägerraketen hat sich das Konzept der Ariane 6 erneut geändert. Anstatt 4,60 m wird nun die Zentralstufe 5,40 m Durchmesser haben und als kleine Änderung bekommen die Booster spitzkegelige Verkleidungen. Das ist ja nicht die erste Änderung. Es gab schon mehrere Alternativvorschläge vorher von Industrie und ESA. So wird langsam mal wahr, was ich mal vor ein paar Jahren im Blog geschrieben habe: die Industrie lässt sich für eine neu designierte Ariane 5 gut bezahlen, denn mit 5,4 m Durchmesser hat die Stufe nun den Durchmesser der Ariane 5.
Es gibt technisch natürlich einige Gründe für diesen Schwenk. Eine Änderung zur Ariane 5 sind getrennte Tanks. Sie erlauben das Anbringen der Booster in der Zwischentanksektion. Da wegen der aerodynamischen Belastung der LH2 Tank unten sein muss. Die Booster sind deutlich kürzer als die der Ariane 5, sie haben nur die halbe Treibstofffüllung und einen größeren Durchmesser, daher wird man interessiert sein, den Durchmesser der Stufe zu erhöhen um den Anbringpunkt in der Zwischentanksektion nach unten zu verschieben. Schon jetzt sind ja lange Verkleidungen nötig.
Nur halte ich das für den falschen Weg. Stattdessen könnte man die Booster verlängern. Dann sind Anpassungen der Vega Startanlage nötig aber die günstiger sind als die Folgen bei der Ariane 6. Die Hauptfolge ist die, dass die Oberstufe dann wieder 5,4 m Durchmesser hat und sie sieht in den Abbildungen verdammt ählich zur ESC-NB aus – mit der gleichen ungünstigen Geometrie und hohen Leermasse. Bei den Entwürfen mit 4 m Oberstufe sollte diese noch 3,3 t trocken wiegen bei 32-36 t Treibstoff. Die ESC-B war auf 6 t bei 28 t Treibstoff geplant. Das senkt also die Nutzlast um rund 3 t ab . Die Ariane 6 soll ja trotz größerer Startmasse nur die Nutzlast der derzeitigen Ariane 5 aufweisen, nicht mal die der Ariane 5 ESC-B erreichen.
Warum man auf gleichen Durchmessern von erster und zweiter Stufe besteht, ist mir eh ein Rätsel. Man könnte für die Oberstufe ja den Durchmesser verringern und dann wieder bei der Verkleidung aufweiten oder man macht es wie bei der Atlas V und umgibt die Oberstufe auch mit der Verkleidung. Die wird ja frühzeitig abgetrennt und kostet nicht so viel Nutzlast. Insgesamt sehe ich wenig Innovationen für 4 Milliarden Euro. Vor allem wenn ich dran denke dass die H-3 1,35 Milliarden Euo kosten soll – mit neu entwickeltem Triebwerk. Auch die Delta IV als Vergleich war um einiges günstiger. Am ehesten vergleichbar wäre noch die Atlas V – keine neue Triebwerksentwicklung, nur neue Stufen und die kostete 1630 Millionen Dollar.
Vor allem ist die Ariane 6 ja nur beschlossen worden, weil man mit dem Schreckgespenst „SpaceX“ das Geld los leiern konnte mit der Begründung die Ariane 6 wird dann viel billiger als die Ariane 6 (das wird sich erst zeigen müssen). Und wie sieht es aus? 2014 schrieb Arianespace trotz SpaceX erstmals seit 10 Jahren wieder schwarze Zahlen. Die liegen für 2015 noch nicht vor, doch die Presseerklärungen jubeln jetzt schon: Auch wenn das US-freundliche, nicht unabhängige Spacenews es kleinreden will: 14 neue GTO-Kontrakte plus 24 für den LEO gegenüber insgesamt 9 für SpaceX. Das letzte Jahr brachte Orders im Wert von 2,5 Milliarden Euro, auch das der höchste Wert der jemals erzielt wurde. selbst wenn man den riesigen Einzelkontrakt von Oneweb abzieht bleiben 1,5 Milliarden Euro übrig, das ist mehr als im Vorjahr. Man konnte schließlich gar nicht mehr Aufträge annehmen, So bekamen die H-IIA und Atlas auch noch je einen Kontrakt, denn SpaceX hat ja dasselbe Problem – ihre Kunden warten teilweise schon Jahre auf die Starts und es gab dieses Jahr nicht mal die Hälfte der geplanten Starts. Selbst Elon Musk rechnet nur noch mit 12 Starts nächstes Jahr. Die Zeit wo man für Jedes Jahr immer mehr Starts anvisiert scheinen vorbei zu sein.
Ariane 5 war in den letzten Jahren immer teurer als die Konkurrenz und sie war trotzdem immer Marktführer – weil sie zuverlässig war. ILS und Sealaunch waren billiger, verloren aber Kunden durch Fehlstarts. Mit SpaceX konnte man Ängste aufbauen. Könnte da jemand kommen, der billig produziert und trotzdem zuverlässig ist? Tja wie wir jetzt wissen kocht SpaceX auch nur mit Wasser. Ein Fehlstart kann vorkommen, die Umstände sind aber doch mysteriös. Mehr Starts planen sie nun auch nicht, eher weniger: für 2014 standen 14 Starts im Manifest (inzwischen ja nur noch ohne Zeitangabe einsehbar) Aber die Ariane 6 ist beschlossen, die Industrie muss da Arianespace nun auch weitgehend ihr gehört keinen Einfluss mehr befürchten und weil es mit dem Handaufhalten so gut klappt, wird sie sicher wenn die Ariane 6 fliegt weitere Zuschüsse verlangen oder ein teures Ariane 6 Evolution Programm auflegen das viel kostet und wenig Nutzlast bringt. Bookmarkt die Seite. In ein paar Jahren wird es genau so kommen.