Bernd Leitenbergers Blog

Überflüssige Dinge

So, heute mal wieder ein kurzweiliger zur Interaktion einladender Beitrag. Ich bin jetzt mit der Korrektur der „Internationale Trägerraketen“ durch. 576 Seiten sind es geworden. Es ging so schnell, weil Norbert Brügge, der viele Grafiken für das Buch gemacht hat mich ein bisschen angetrieben hat. Vorgenommen hatte ich mir nur 20 Seiten pro Tag, teilweise habe ich 70 bis 80 geschafft. Ich will bevor es bald wieder einen Raumfahrt Aufsatz gibt mal wieder ein anderes Thema anschneiden: überflüssige Dinge. Ich bin durch den PEARL Prospekt drauf gekommen. Die Firma hat sich aus einem Shareware-Vertrieb zu einem Versand gewandelt, der neben vielen Dingen für die Rechner auch vieles für andere Lebensbereiche bereitstellt, darunter viel kurioses. So macht es Spaß im Katalog zu blättern und oft kommen mir da Dinge unter von denen ich sagen würde „Die braucht kein Mensch“. So Vakuumsäcke um Kleidung platzsparender zu verstauen (angeblich durch Luft -Raussaugen mit dem Staubsauger 75% weniger Platz (und 200% mehr Knitterfalten)). Gerade das ist aber der Reiz den Katalog mal durchzublättern so nach dem Motto „Mal sehen was es diesmal wieder sinnloses gibt“. Nun darüber kann man verschiedener Meinung sein, denn irgendwer kauft das ganze auch. So hat mein Neffe eine ganze Ansammlung von elektrisch betriebenen Küchenmaschinen da gibt es etliches: Eierkocher, Pizza-Backöfen, Sandwhich-Maker, Waffeleisen, elektrische Gewürzmühle, inzwischen sogar Maschinen die nicht nur alles mögliche zerkleinern, schlagen sondern auch gleich Kochen und Backen und natürlich hat der Katalog weitere skurrile Maschinen zu bieten: So die Kaffeemaschine mit Mini-Backofen oder die Kaffeemaschine mit integrierter Kaffeemühle.

Bei mir beschränkt sich das Sortiment auf einen Mixer, eine Küchenmaschine zum zerkleinern, einen Pürrierstab, die Kaffeemaschine, die Mikrowelle und eine Kaffeemühle. Schon die letztere ist eigentlich überflüssig, Kaffee kann man auch gemahlen kaufen. Ich bilde mir aber ein, dass er so besser schmeckt und seit ich alleine bin würde ich auch ziemlich lange brauchen eine Packung leer zu machen. So kann ich die kleine Menge jeden Tag frisch machen. Erfolgreich widerstanden habe ich der Versuchung einen Wasserkocher zu kaufen. Den gibt es für die Gäste in unserem Ferienhaus und er ist echt praktisch, es geht deutlich schneller als mit der Herdplatte oder (weil es bei mir nur einzelne Tassen sind) mit der Mikrowelle. Zudem könnte ich ihn im Bad platzieren und müsste so nicht mehr für eine Tasse Tee ein Stockwerk rauf und runter. Doch nur fürs Wasserkochen ein eigenes Gerät? Ich benutze schon die Küchenmaschine selten, eigentlich nur wenn ich gleich ein ganzes Kraut koche und dann portionsweise einfriere oder wenn ich Zwiebeln ganz fein zerkleinert brauche. Sonst reicht mir eine Handreibe und die ist auch schneller geputzt. Der Aufwand fürs Putzen ist der Hauptnachteil der Küchenmaschine.

Nun aber zu einigen Dingen die ich für völlig überflüssig halte und ich hoffe mal von euch weitere zu hören. Ich habe bewusst auch einige genommen die provokativ sind.

Laubsauger/Bläser: Es gibt seit rund 130 Millionen Jahren Laubbäume. So lange kam die Natur ohne Laubbläser aus. Trotzdem höre ich im Herbst jede Menge von diesen Dingern heulen. Ich lasse das Laub im Garten liegen, es wird über den Winter brüchig und beim ersten Mähen macht der Rasenmäher Humus draus. So sollte es in der Natur auch sein, nur dauert es ohne Rasenmäher etwas länger. Die einzige Ausnahme ist das Laub einer Magnolie direkt vor dem Haus. Magnolien haben ziemlich viele dicke und große Blätter und direkt am Haus liegen sie auf den Wegen und der Treppe. Die bearbeite ich schon im Herbst mit dem Rasenmäher und leere den Korb auf den Kompost. Zuletzt gibt es auch noch einen ganz normalen Rechen.

Natürlich hat der Laubbläser/Sauger seine Berechtigung. Die Stadt braucht ihn für die Alleebäume  oder Bäume auf den Gehwegen die ja nur in einer Pflanzmulde stehen. Das Laub würde sonst durch den Regen glitschig werden und eine Gefahr darstellen. Doch der normale Otto-Normalverbraucher braucht ihn nicht, nur damit der Garten „ordentlicher“ aussieht (mein Garten ist auch nicht Ordentlich sondern „natürlich“.

Dann der Tablet-PC: Ja ich habe nicht verstanden warum man ihn  braucht. Was kann man mit ihm tun? Ohne Tastatur und Maus kann man damit surfen, Videos schauen und einfache Spiele spielen, alles was sich eben mit wenigen unterscheidbaren Gesten bedienen lässt. Schon Email wird zur Qual wenn man eine Bildschirmtastatur nutzt. Damit finde ich es ziemlich überflüssig: die Zeit wo ich wild und zum Spaß herumgesurft bin ist lange vorbei. Ich suche heute gezielt nach Dingen die ich recherchieren möchte. Vor allem wird das Material ja dann benötigt ich arbeite damit und spätestens dann brauche ich eine Tastatur.  Videos schauen tu ich am liebsten entspannt im Liegen und mit beiden Händen frei um was zu trinken oder die nach ein paar Minuten auftauchenden Katzen zu streicheln (spätestens dann wäre ein Tablett sehr unpraktisch) und Spiele die nur wenige Gesten brauchen sind einfach Jumo & Run Games – ich bevorzuge aber Strategiespiele vor allem rundenbasiert, damit man auch nachdenken kann.

Diätratgeber und Ernährungspläne: abnehmen ist ganz einfach – man muss nur weniger essen als man an Energie verbraucht. Trotzdem gibt es zu dem Thema zig Bücher, darunter eins von mir (hätte ich obiges nicht ins Vorwort geschrieben, es würde sich wohl besser verkaufen). An und für sich ist es ganz einfach, doch jeder hofft es gäbe doch einen tollen Trick wie man abnehmen könnte ohne zu hungern oder alles zu essen was man mag …. So verkaufen sich solche Bücher oder Zeitschriften wie geschnitten Brot.

Fitness Studios: Auch mit dem Sport ist es ganz einfach: man muss ihn nur ausüben. Dabei kann man mit Laufen, Fahrradfahren und Schwimmen wenig falsch machen. Sprich man kann damit zwar auch Muskeln überbeanspruchen aber nicht ganz so einfach wie mit Trainingsgeräten wo man etwas hochhebt oder streckt. Zudem regelt man dort selbst das Tempo nach der eigenen Leistungsfähigkeit und nicht den Vorgaben eines Laufbandes. Das alles kostet wenig bis nichts und mit Ausnahme des Schwimmens kann man viel in den Alltag einbauen z.B. einfach mal die Treppen nehmen oder mit dem Fahrrad zum Einkaufen fahren.

Wenn man das ausdehnt was man nur wirklich braucht, dann kommt man zu einer Lebensweise die vom Ballast entfernt ist. Das soll anscheinend befreiend sein. Zumindest habe ich das einem Beitrag entnommen. Ich bilde mir nun nicht gerade ein viel anzuhäufen, so habe ich wenig übrig für Dinge die einfach nur rumstehen und dauernd geputzt werden muss (Zierrat) aber einiges sammelt sich schon an. Ich kann mich z.B. schwer von alten Büchern. So habe ich mich erst letztes Jahr von Dokumentationen über alte Programme getrennt die ich seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr benutze. Ich habe ein relativ einfaches Ordnungssystem: Dinge die ich mindestens einmal pro Jahr brauche sind je nach Frequenz der Häufigkeit in Schubladen und Schränken im Wohnbereich untergebracht. Alles was ich einmal in 10 Jahren brauche auf dem Speicher oder im Keller. Und von allem anderen trenne ich mich.

Viel radikaler ist da Yvonne Willicks. Die Dame moderiert Sendungen wie „Haushaltscheck“. Sie hat eine extreme Form von Bescheidenheit entwickelt. Wörtliches Zitat aus einem ihrer Sendungen wo es auch um das Thema „Überflüssiges“ ging: „Kleidungsstücke die ich länger als 180 Tage nicht mehr anhabe gebe ich ab“. Dabei hat sie sogar ein System das zu erkennen: Sie hängt die Bügel nach Benützung anders herum wieder in den Schrank. Wenn ich das machen würde, mein Kleiderschrank wäre noch um einiges aufgeräumter. Winterklamotten braucht man dank Klimaerwärmung deutlich nach 180 Tagen. Einige dicke Sachen die ich jetzt bei -10° anhabe, brauche ich nicht mal jedes Jahr und zwei Skihosen die gefüttert sind nur wenn es Richtung -20° geht, zum letzten Mal war das 2012. Nun glaube ich nicht das Frau Willicks so wenige Klamotten hat, eher viel mehr als ich. Sie wird die wohl nur öfters als ich wechseln: Ich trage Oberbekleidung eine Woche lang, außer die Temperatur ändert sich stark. Davon habe ich zwei Garnituren: eine für zuhause und eine fürs rausgehen. Frau Willicks wird wohl täglich oder sogar mehrmals täglich wechseln. Und sie hält sich wohl im Winter nie in der Kälte auf (ich erledige alles zu Fuß oder per Fahrrad und wenn es nicht gerade so kalt ist wie jetzt mache ich auch jeden Tag einen Spaziergang).

So das sind meine Gedanken zu überflüssigen Dingen: Was sind eure zu überflüssigen Dingen und welche haltet ihr für wirklich überflüssig (provokative Beispiele erwünscht, das ein USB-Wärmepad für die Kaffeetasse überflüssig ist dürfte wohl unstrittig sein).

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