Als es kürzlich mal wieder einen Terroranschlag gab, kam im Radio ein Interview mit dem „SWR-Terrorexperten“ des lokalen Senders. Das brachte mich auf das heutige Thema. Heute gibt es viele Experten. Sie vermehren sich inflationär. So frage ich mich, was der „Terrorexperte“ denn so über Terror weiß? War er persönlich bei den Orten aller Anschläge? Hat er heimlich den Irak bereist und dort den IS studiert? Oder hat er nur anders als andere Redakteure etwas mehr über Terroranschläge und Organisationen im Internet gelesen? Ich vermute doch mal stark das letztere. Ich persönlich denke es gibt keinen Terrorexperten, nicht mal bei den staatlichen Behörden. Sonst würde man ja viele Anschläge verhindern und die Täter vorher verhaften. Es gab zwar in der Vergangenheit einige abgesagte Ereignisse wegen Terrorgefahr. Aber verhaftet hat man niemand. Daher vermute ich weiß man eigentlich nichts über Anschläge bevor sie passieren. Danach kennt man ja komischerweise alle Täter und ihre Verbindungen sofort.
Ich gehöre ja nun nicht zu den digital natives, obwohl ich damit auch aufgewachsen bin. Aber den Begriff benutzt man wohl nur für Leute, deren Interaktion mit Computern sich auch Fingergesten beschränkt. Wer nur einen Computer programmieren kann oder weiß wie er funktioniert ist da kein „Digital native“. Ich denke daher auch etwas anders über Experten. Eine Experte ist für milch jemand der sich in einem Fachgebiet gut auskennt. Er braucht dadurch viel Faktenwissen, aber auch Erfahrung und Grundlagen um das Faktenwissen einordnen zu können. Dazu gehört viel. Wer studiert hat, meistens die nötigen Grundlagen. Doch um Experte zu werden muss er sich noch noch detaillierter mit einem Fachgebiet beschäftigen. Ein Lebensmittelchemiker kennt wohl die Bestandteile von Lebensmitteln und die Analysenmethoden und Grundzüge des Lebensmittelrechts. Aber wenn er nun bei einem Wurstproduzenten landet muss er sich erst mal damit beschäftigen was man nun bei Fleisch und Wurst so besonders untersucht und welche Spezialvorschriften es gibt. Ein Softwareingenieur wird nach dem Abschluss wissen, wie man Software entwirft, Grundlagen über Netzwerke und Betriebssysteme haben und auch ein paar Programmiersprachen in den Grundlagen beherrschen. Bis er Experte in einer Programmiersprache oder einem Betriebssystem ist, dafür ist es noch ein weiter weg. Dies als zwei Beispiele von den zwei Studiengängen die ich absolviert habe.
Nun muss man nicht studiert haben um Experte zu sein. Man kann sich die notwendigen Grundlagen für ein Teilgebiet auch so aneignen und zu einem Gutteil durch Erfahrungen kompensieren. Nichts anderes machen Fachjournalisten. Ich habe einen großen Respekt vor Experten und würde mich nicht als Experte bezeichnen. Dazu fällt mir kein Thema ein, wo ich meine genug zu wissen um experte zu sein. Fachautor, das würde passen aber Experte – zumindest nach meiner Einschätzung nach sicher nicht.
Ich habe allerdings das Gefühl, das die Demokratisierung die durch das Internet erfolgt, die Schwelle zum Expertentum doch deutlich abgesenkt hat. Heute ist jeder der von etwas nur ein bisschen mehr Ahnung hat als die allgemeine Masse ein Experte. Unter „Demokratisierung“ verstehe ich das wenn viele ihre Meinung äußern sehr schnell der eine vom anderen abschreibt und sich die Meinungen so nivellieren. Das bedeutet nicht unbedingt, dass sie nicht extrem sind. Im Gegenteil: es finden sich immer mehr Gleichgesinnte zusammen, andere geben es mehr und mehr auf eine andere Meinung zu vertreten, weil es anstrengend ist auch zig Posts zu antworten und die anderen sowieso immer den gleichen Senf vertreten und so gelangt man schnell zu Communities mit einem eigenen Weltbild. Das sieht man an den rechten Gruppen um Pegida und AFD wo man immer die gleichen idiotischen und aus der Luft geholten Parolen hört und auch jeder spontan befragte Demonstrant das gleiche wiederholt.
Das gibt es sogar hier im Blog. Man findet kaum noch unkritische SpaceX Stimmen hier. Da die durch die anderen Blogleser meistens kontra bekommen (ich gehe auf die immer gleichen Argumente schon nicht mehr ein) tauchen sie mehr und mehr nicht mehr auf. Sie tummeln sich dafür woanders wo sie dort die kritischen Stimmen durch Massenposts zum Schweigen gebracht haben. Dort habe ich auch gelesen, man sollte doch alle Links auf meine Webseiten entfernen, schließlich wäre ich SpaceX-Kritiker und es gäbe keine Quellenangaben für meinen Daten. Klar. Die Daten die erfinde ich immer. Dazu habe ich mir extra einen Würfel mit 10 Zahlen angeschafft. Und natürlich kann jemand der kritisch ist nur unrecht haben. Quellenangaben gibt es bei mir kaum welche. Das liegt darin, dass ich die Webseite für mich betreibe, immer noch über das schreibe was mich interessiert und das nicht als einen wissenschaftlichen Artikel mit Quellenverzeichnis sehe oder ein journalistisches Werk (dann müsste ich ja auch noch auf die Rechtschreibung achten). Quellen habe ich, nur meistens auf der Platte. Meistens stütze ich mich nicht auf html Seiten sondern ich suche im Netz gezielt nach pdf oder ppt, das sind meistens Fachpublikationen und die sichere ich lokal. Das ist da viele auch wieder verschwinden besser als ein Link. Aber wie schon gesagt, so geht es nur bei anderen Artikeln. Bei SpaceX nehme ich einen Würfel und ein Programm zum Schreiben des Artikels, dass automatisch bestimmte Buzzwords wie „SpassX“ in regelmäßigen Abständen in den Artikel einfügt. Scherz beiseite: Quellenlinks sind schön, aber wenn ich im redaktionellen Teil derselben Seite bei einer journalistisch verfassten Meldung als Quelle „Forum Spaceflightnow“ sehe, dann ist da zwar ein Quellenlink, aber die Qualität der Quelle eben nicht die beste.
Der Experte würde das nicht als verlässliche Quelle sehen. Da Communitys bald in sich ein abgeschlossenes Weltbild mit abgeschlossen Wissen und Scheuklappenblick entwickeln, wird bald jeder zum Experten, der nur ein bisschen über den Tellerrand hinausguckt. Auch dort: Nächster Vorschlag des Teilnehmers war alle Links auf meine Webseiten zu entfernen. Ich bin ja SpaceX-Kritiker, wie kann denn da was stimmen, was bei mir über anderen Dinge steht. Der redaktionelle Teil vermeidet ja schon seit Jahren Links auf mich und hat das schon verinnerlicht. Vielleicht erklärt das die Inflation der Experten, ich habe aber auch das Gefühl, dass man heute in vielen Dingen gar nicht mehr so weit beim Durchdenken geht. Das Gefühl habe ich auch in der Politik. Es ist in vielem alles oberflächlicher geworden. Vielleicht weil es auch schneller geworden ist. Man antwortet gleich ohne sich zu informieren oder etwas genauer zu durchdenken. Jeder Politiker muss bei jedem Ereignis gleich seinen Senf dazugeben, dazu gibt es gefühlt immer mehr Talkshows obwohl es nicht immer mehr Themen gibt.
Je weniger man sich aber mit etwas beschäftigt, desto weniger hat man eine Ahnung davon. Wert weiß, vielleicht ist jeder in ein paar Jahren ein Experte der seine Antwort überlegt.