Bernd Leitenbergers Blog

Gut wenn es Geld regnet ohne das man was tut

So, ich widme mich mal heute wieder einem Blog. Nicht, dass ich nichts tue – Im Gegenteil. Ich hatte nach den Internationalen Trägerraketen einen Run und dachte mir „wenn ich schon mal dran bin, mache ich mich gleich an den nächsten Band“. Seit gut einer Woche lese ich die „US-Trägerraketen“ durch, ergänze sie und bin derzeit bei Seite 550, das heißt in so etwa 3 Tagen sollte ich durch sein. Erstaunlicherweise fielen mir wenige Fehler auf, dafür viele Formulierungen die ich geändert habe.

Hauptzweck der neuen Auflage ist auch nicht eine Erweiterung wie beim letzten Buch, denn mit 683 Seiten war ich schon fast am Anschlag (bei BOD gehen maximal 700 Seiten). Es geht mir vielmehr darum die inzwischen gesunkenen Druckkosten an die Käufer weiterzugeben. So kostet das Buch nun nur noch 39,99 Euro. Mal sehen ob sich das bei den Verkaufszahlen auswirkt. Das alte Buch hat sich in 33 Monaten genau 106-mal verkauft. Man sieht – die Arbeit lohnt sich nicht wirklich.

Derzeit bin ich bei Seite 550. Das ist vor dem abschließenden Kapitel über Saturn V – Ares – SLS und Shuttle. Und wer die alte Auflage kennt weiß, was ich heute bearbeitet habe. Richtig die Firma mit dem X. Mir fiel einiges auf, zumal ich auch einiges ergänzt habe und mich daher zwangsweise mit der Aufarbeitung der letzten fast drei Jahre beschäftigt. Dazu gab es einige Meldungen in den letzten Monaten die man doch kommentieren sollte.

Fangen wir mal an, mit dem Aufarbeiten der letzten drei Jahre. Da führt SpaceX die Falcon 9 ein und stellt die erste Version nach 5 Flügen ein. Die zweite nun nach 15 Flügen und dafür eine neue. Derzeit scheint sie aber ein Problem zu haben denn obwohl auch letztes Jahr nur die Hälfte der Nutzlasten gestartet wurden die geplant waren wurde der nächste Start auf Ende März verschoben. Inzwischen fürchten Kunden Gewinneinbußen, weil ihre Satelliten am Boden anstatt im Orbit sind. Eine Alternative haben Sie nicht, denn auch Arianespace ist bis Ende 2017 vollständig ausgebucht. SpaceX scheint sowieso Probleme mit der Kadenz zu haben. Mal liegen 14 Tage zwischen zwei Starts, dann wieder 3 Monate. Das ist wenn erst mal eine Produktion läuft doch ungewöhnlich, aber es passt zu Bewertungen von Arbeitnehmern zu der Firma in Portalen. Dort findet man auch dass dort offensichtlich vorausgesetzt wird das man 12 bis 14 Stunden für die Firma arbeitet. Nur so was geht in der Regel nur kurzzeitig, nicht dauerhaft. Dann kann man mal eine schnelle Kadenz erreichen und dann eben wieder nicht mehr.

Das hat Folgen. Nachdem sie 2014 fast so viele Abschlüsse wie Arianespace hatten, brachen sie 2015 deutlich ein auf 60% der Aufträge Arianespace, nimmt man gestartete Nutzlasten ist es noch extremer, weil SpaceX meistens einzelne Starts bekommt während die Kunden bei Arianespace meist gleich Starts für mehrere Satelliten buchen.

Die Falcon Heavy rutsch dagegen immer weiter nach hinten. Angekündigt für einen Start „Ende 2012“ wurde es nun eher „Ende 2016“ werden. Zum einen verständlich, wenn man schon die Falcon 9 nicht starten kann. Zum anderen würde man mit der Falcon 9 ja mehr Nutzlasten starten können – theoretisch. Ich glaube praktisch nicht. Warum? Nun es gibt einige Indizien. So bietet SpaceX seit einem Jahr nur noch einen Startpreis für Nutzlasten von maximal 6,4 t an. Zum zweiten nutzt die Falcon 9 nun ja unterkühlte Treibstoffe. Zum dritten nutzt die Falcon Heavy dieselbe Nutzlastverkleidung wie die Falcon 9. Eine Doppelstartvorrichtung ist nicht angekündigt, das verwunderte mich schon vor Jahren. Inzwischen dürfte klar sein warum: die Falcon 9 ist an der Grenze der Statik. Verlängern ging schon bei der v1.2 nicht. Man hat die Nutzlastverkleidung sogar verkleinert um die längere Oberstufe auszugleichen. Damit kann man weder eine längere Nutzlastverkleidung noch eine Doppelstartvorrichtung mitführen. Schlecht für kommerzielle Starts, vor allem wenn das Launchmanifest gerammelt voll ist. Gut wenn man sowieso nur an militärische Starts denkt, denn die sind meist Einzelstarts. Da ist die Heavy nun von der UASF zertifiziert, was wohl wegen der Ähnlichkeit zur Falcon 9 schnell ging. Der niedrige Preis für Einzelstarts dürfte dürfte an der Wiederverwendung liegen – entweder man plant eine für die drei Cores mit extremer Nutzlasteinbuße oder man nutzt schon wiederaufgearbeitete Stufen. Ich denke aber man wird damit sich bei USAF Aufträgen bewerben, da kann man mit den Startpreisen von ULA konkurrieren selbst wenn man die Nutzlast nicht voll ausnutzt.

Irgendwie passt das nicht zur Langzeitvision der Kolonisierung des Mars. Von Mars Colony Transporter (MCT) mit 100 t Nutzlastkapazität zum Mars (etwa 300 bis 400 t in LEO) sprechen und nicht mal die Nutzlasten mit 1/20 der Masse in den GTO zu bekommen. Mit der Wiederverwendung klappts auch nicht so. Wenn einer Landung mal klappt, dann schalten die Triebwerke schon beim nur 3,5 s dauernden Hot Fire Test vorzeitig ab und „debris“ gibt es in einem Triebwerk. Tja runter bekommen und erneut verwenden sind zwei Paar Stiefel.

Dafür hat SpaceX inzwischen ULA bei den Ausgaben für Lobbyismus deutlich übertroffen und das hat sich auch gelohnt. Gerade gabs eine Finanzspritze der Air Force für die Entwicklung des Raptors als Oberstufentriebwerk für die Falcon 9 und Heavy, dafür ist der bisher angegeben Schub von 2300 kN aber viel zu hoch. Schon mit den 913 kN des Merlin 1D gibt es heute eine Spitzenbeschleunigung von 6 trotz Schubreduktion auf 38%. Ich tippe mal drauf bald wird aus dem Raptor ein Compsognathus. Das Triebwerk hat ja mal als Erststufenantrieb für den obigen MCT begonnen, da hätte es 10-30 mal so schubreich wie ein Merlin 1D sein müssen.

Auch ist nun SpaceX bei CRS-2 dabei. Die NASA gab sich bedeckt was die Kontrakthöhe angeht, doch Orbital spricht schon von 2020 bis 2024 von 1,2 bis 1,5 Milliarden Dollar, für die nächsten 4 Jahre mindestens genauso viel. Da dürfte SpaceX genauso viel abbekommen. Die NASA rechnet ja mit 14 Milliarden Dollar für alle drei Firmen bis 2028. Auch CRS 1 ist lukrativ. Nach einem GAO Report bekam die Firma bis zum Fehlstart letztes Jahr 1,4 Milliarden Dollar, rund 87,5 % der Gelder – hat aber erst 12.458 kg Fracht transportiert, also 60% der Nutzlast. Dazu bekommt man im Rahmen des CCDev Programmes alles finanziert und kann bei NASA und DoD 40% mehr für einen Start kassieren. Das ist lohnend und man bekommt auch Starts bezahlt die fehlschlagen, ohne das es auf die Versicherungsprämien durchschlägt denn der Start ist ja nicht versichert. Vielleicht hat Musk sogar jemand bestochen dass er manipulierte Streben einbaut. So bekam die Firma wertvolle Zeit, Zeit die sie brauchte weil die neue v1.2 nicht startbereit war, von der alten Version gab es nur noch ein Exemplar und kein Kunde hätte verstanden wenn es wie 2013 man eine funktionierende Version ausmustert und monatelang nicht fliegt weil die neue noch nicht startbereit ist, jetzt hat es ja auch gerade mal für einen Start in 4 Monaten gereicht. Unwahrscheinlich? Vielleicht, aber so viele logische Erklärungen, warum eine Strebe bei einem Fünftel der Nennbelastung bricht fallen mir auch nicht ein. Das kann nicht ein verborgener kleiner Defekt gewesen sein, da muss schon eine makroskopisch sichtbare Beschädigung da sein. Die übersieht man schwer.

In jedem Fall funktioniert das Geschäftsmodell. Zumindest derzeit noch.

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