Die Wilsberg Krimis
Ich schaue unheimlich gerne die Wilsberg-Krimis im Fernsehen an. Seit einigen Monaten lese ich wieder mehr Bücher, vor allem Romane, was ich so seit 20 Jahren kaum noch gemacht habe. So habe ich mir nach und nach auch die Romane gekauft, auf denen die Fernsehserie basiert. Ich will diese mal als Sammelbuchkritik besprechen.
Fangen wir mal mit den offensichtlichen Unterschieden an. Sie überwiegen die Gemeinsamkeiten. Ich habe bisher sechs Krimis gelesen, von denen dienten zwei als Vorlage fürs Fernsehen. Bei einem „Wilsberg und die Wiedertäufer“ diente nur der Start als Vorlage – die katholische Kirche wird erpresst. Danach laufen die Handlungen komplett auseinander. Während es im Krimi um eine Gruppe von Katholiken geht, die durch Anschläge Aufmerksamkeit auf die verkrustete katholische Kirche und ihre Strukturen lenken wollen, geht es beim Fernsehfilm um schwarze Kassen und die Suche eines 17-jährigen nach seinem leiblichen Vater, einem Priester. Mehr Parallelen gab es bei „Wilsberg und der tote Professor“. Hier stimmen die Handlungsstränge überein, die Figuren ein, nur der Täter ist ein anderer.
Der fundamentalste Unterschied ist der Schreibstil und aus ihm ergeben sich fast alle anderen Folgen. Der Wilsberg-Krimi ist streng aus der Ich-Perspektive geschrieben. Der Leser erfährt also nichts, was Wilsberg nicht weiß. So was der Täter getan hat. Es fällt auch schwer, so Nebenstränge in der Handlung aufzubauen, denn die beteiligten Personen haben ja ein Eigenleben. Im Fernsehen gibt es da Alex, die als Anwältin Wilsberg heraushaut. Ekki, Finanzbeamter, der bei manchem Fall durch Lüftung der Finanzunterlagen behilflich ist oder auch nur das Auto zur Verfügung stellt, die Kommissarin Anna Springer die Wilsberg oft deckt, aber auch zur Hilfe bemüht und aus der Patsche haut, sowie Overbeck, ihr Assistent, der „dümmer ist als die Polizei erlaubt“. Die Krimis sind so vielschichtiger, oftmals münden die Nebenstränge am Schluss zusammen und ergeben eine überraschende Lösung. Der Roman relativ geradliniger. Wenn der Autor Jürgen Kehrer eine überraschende Kehrtwendung einbaut, wirkt das oft konstruiert, doch dazu später mehr. Continue reading „Die Wilsberg Krimis“