Noch ne Rakete
Wie heißt es so schön beim Asterix: Die spinnen die Römer. Tauscht man das Wort Römer gegen Amerikaner aus so bildet das meine Meinung zu den Amis ab. Nachdem Lockheed Martin nun die Vulkan entwickelt will auch ATK eine neue Rakete entwickeln. Die Daten sind relativ spärlich, aber es gibt einige:
- Erste Stufe ein Castor 600 Booster aus zwei Segmenten
- Zweite Stufe ein Castor 300 Booster aus einem Segment
- Oberstufe mit 5,25 m Durchmesser und einem BE-3 Triebwerk mit 540 kN Schub.
- Bis zu sechs GEM-63 Booster als Startunterstützung.
Das ist also eine reine Feststoffrakete mit einer kryogenen Oberstufe, so ein bisschen wie das frühere Ariane 6 Konzept, nur das man bei Ariane 6 mehrere Booster kombiniert und hier Segmente ohne die Düse. So sollte auch ein Castor 1200 aus vier Segmenten entstehen können. Bei den Castor kann man davon ausgehen das die Zahl die Treibstoffzuladung in Pfund ist. Ein Castor 300 hat also 136 t Treibstoff, in etwa so groß wie ein Booster der Ariane 6.
Die GEM-63 wiegen etwa 50 t. Sie werden auch bei der Vulcain eingesetzt. So hätte man eine erste Stufe von etwa 300 t Masse, eine zweite mit 150 t Masse und bis zu 6 Booster die weitere 300 t addieren. Die Oberstufe ist verhältnismäßig groß. Das erkennt man am Durchmesser von 5,25 m und dem schubstarken Triebwerk, 5-mal schubstärker als ein RL10B. Bei der ACES der Vulkan die auch 5 m Durchmesser hat und in dieser Schubklasse liegt geht man von 74 t Startmasse aus. So zwischen 60 und 70 t wird auch diese Stufe wiegen. So finde ich die Nutzlast von nur 5,5 t in GTO recht mickrig für eine Rakete mit einem Startgewicht von bis zu 800 t. Ariane 6 sollte 10 t bei gleicher Startmasse befördern. Eventuell gilt das auch nur für die Grundversion die 300 t leichter ist. Vor allem ist die Oberstufe für diese Nutzlast eine Nummer zu groß. Da dürfte alleine die Leermasse so hoch die die GTO-Nutzlast sein. Eine Oberstufe von etwa 25 t Masse wäre angemessen.
ATK hat einen Auftrag von der Air Force für leichtgewichtige Castor-Gehäuse die in den Castor 300/600/1200 zum Einsatz kommen, dazu kommt einer für Blue Origin für das BE-3 Triebwerk. Diese sind noch gering dotiert und reichen selbst mit Optionen nicht für die Entwicklung der ganzen Rakete aus. Trotzdem will ATK sie selbst entwickeln, auch wenn es keine weiteren Gelder gibt, wie man auch die Antares selbst entwickelt hat. (Anders als Lockheed Martin die Vulkan wo man fest mit USAF Geldern rechnet).
Daneben ist ATK auch beim Stratolaunch Projekt beteiligt, von dem man aber in den letzten Jahren nichts gehört hat.
Mein Kommentar: überflüssig. Selbst wenn die USA weiter die Politik verfolgen immer zwei Träger für ihre schweren Nutzlasten verfügbar zu haben, obwohl eine Startrate von maximal einem Dutzend Start pro Jahr auch von einem Träger bewältigt werden kann, dann brauchen sie keine drei Träger. Falcon 9, Vulkan/Atlas V und die neue Rakete von ATK liegen aber im selben Nutzlastsegment von etwa 5,5 t GTO. Was die USA brauchen ist ein kleinerer Träger für Forschungsmissionen, GPS-Satelliten (die einzeln gestartet werden – einer wiegt aber nur 2 t) und kleine Raumsonden. Inzwischen startet die NASA die Marssonden schon von Vandenberg aus – energetischer Unsinn, aber die kleinste Atlas hat mehr las genug Überschusspower und das entlastet das Cape. Ich würde bei ATK also dafür sorgen die bisherige Antares im Preis zu senken, sodass sie etwa gleich teuer wie eine Flacon 9 wird. Dann wäre sie eine Alternative zu dieser, wenn die Nutzlast eh nicht die ganze Falcon 9 Nutzlast ausnutzt und ATK ist nicht so überlaufen wie SpaceX die erst mal alle gebuchten Starts durchführen müssen. Viele neue Startverträge hat die Firma ja dieses Jahr nicht vermeldet.
volkswirtschaftlich vielleicht Unsinn, aber die einzelnen Betriebe wollen sich jeder im Wettbewerb bewähren und da scheinen 5-6 Tonnen in den GTO sehr attraktiv zu sein. Die Angst, der Konkurrenz das Feld zu überlassen und dann abgehängt bzw. vernichtet zu werden treiben nicht nur diese Unternehmen zu Parallelentwicklungen.
Denkbar wäre IMHO auch ein Ersatz für die Antares. Die Version ohne Booster dürfte in deren Leistungsklasse liegen, preislich deutlich niedriger liegen und wäre dann auch noch (weitestgehend) US-amerikanisch.
Das BE-3 soll zudem auch noch ordentlich drosselbar sein, wie die New-Shepard-Flüge zeigten. Damit sinnvoll einsetzbar als einzelnes Oberstufentriebwerk sowohl für GTO- als auch für (deutlich schwerere) LEO-Nutzlasten.
Damit hätte Orbital ATK für CRS II eine „bessere“ und kostengünstigere Rakete als die Antares, mit der man auch noch GTO-Flüge anbieten kann.
Ist also doch nicht so „römisch“?