Zum Mars und in den Orbit – die Juni Nachlese von SpaceX
Es gibt wieder einige Neuigkeiten von SpaceX. Während die meisten darauf warten, wann die Firma nachdem die Bergungen der ersten Stufe nun klappen, zum zweiten Schritt übergeht und auch mal einen Satelliten mit einer gebrauchten Stufe startet gibt es dazu wenig neues. Offensichtlich überlegt man erst mal was man verlangen könnte. Es gibt zwar die Zahl 30% von Gwen Shotwell, aber so richtig fest steht die nicht. Vielleicht hat die Firma aber auch noch keinen Interessenten der auf ihre Preisvorstellungen eingeht. SES hat sich ja schon öffentlich geäußert, wollte aber 50% Abschlag. Tja man hätte eben nicht öffentlich äußern sollen, das die erste Stufe 80% der Kosten der Rakete ausmacht, da kann der Kunde ausrechenn wie viel bislliger er den Start haben kann, wenn die wiederverwendet wird.
Solche alltäglichen Dinge sind natürlich nichts für den CEO, der aufs Große und Ganze und die Zukunft der Firma schauen muss. Er hat nun erstmals einen Zeitplan für den Aufbruch zum Mars genannt: 2024 werden die ersten SpaceXnauten starten, 2025 ankommen. Ab 2018 wird die Firma jedes Startfenster nutzen, also 2018, 2020, 2022 und eben 2024. Es muss eine größere Mission werden, denn Fragen ob die Astronauten nur in einer Dragon aufbrechen werden, wie von MarsOne geplant, verneinte er wegen des geringen Platzes.
Die NASA wird für die 2018-er Mission nichts bereitstellen, dafür ist die Zeit zu Knapp, man könnte die 2020-er Mission für EDL-Tests nutzen. EDL steht für Entry Decent and Landing also die Systeme für die weiche Landung auf dem Mars. Der Schiaparelli Lander auf Exomars 2016 ist z.B. eine reine EDL-Testmission. Was genau blieb offen, vielleicht einige Sensoren an Bord der Dragon, aber von wissenschaftlichen Instrumenten war nicht die Rede.
Die meisten Neuigkeiten, wenn auch nicht offiziell, gibt es zu dem nebenläufig geäußerten Satz von Musk, das er in 4-5 Jahren in den Orbit aufbrechen würde. Wer SpaceX kennt weiß das sie alles selbst machen wollen, so kam natürlich die Frage auf, wohin in den Orbit. elon Musk wird sicher nicht zahlender Tourist an Bord der ISS oder Bigelow sein, sondern wie sonst auch alles von der eigenen Firma entwickeln lassen. In der Tat schwirren schon Gerüchte über SpaceX nächsten Schritt, eine Weltraumstation durchs Netz.
Die noch unbemannte Station (DS-9 fiel als Namensvorschlag nicht auf fruchtbaren Boden) wird derzeit entwickelt und soll bis 2020 gestartet werden. Geplant ist derzeit eine Station deren Basiselement ein 4,60 m große, 11 m lange zylindrische Röhre mit einem Koppeladapter im CBM Format ist. Gedacht war ursprünglich an eine umgebaute Falcon 9 Oberstufe, doch bot diese zu wenig Platz. Die neue Röhre wird 50% größer, zur Gewichtsersparnis wird sie aus Kohlefaserverbundwerkstoffen gefertigt, anstatt wie die ISS-Module aus Aluminium. Die erste Cargo-Mission wird dann einen würfelförmigen Kopplungsadapter im Trunk mitführen. Er stellt an jeder Seite eine weitere Kopplungsstelle zur Verfügung. Damit kann man dann 5 weitere Elemente ankoppeln. Drei werden weitere Röhren sein, die dann etwa 500 m³ Raum für maximal 7 Astronauten zur Verfügung stellen. Je eines eine Dragon für die Besatzung die Versorgungsgüter Eine Nutzung eines aufblasbaren Moduls schied aus, da dieses dann von Bigelow gekommen wäre oder es zu lange gedauert hätte die Technologie selbst zu perfektionieren.
Ein Ziel der Station ist es ein Lebenserhaltungssystem für den Mars zu erproben. Es arbeitet mit einem geschlossenen Kreislauf. Lediglich das Kohlendioxyd muss regeneriert werden. Dazu wird man bei den bemannten Missionen die Station mit der Oberstufe und Treibstoffresten ankoppeln und das Kerosin (später Methan) umpumpen. Es wird zu Kohlenstoff reduziert und der Wasserstoff bildet im Sabatier-prozess aus Kohlendioxyd Wasser und Sauerstoff. Zur Absicherung gibt es auch einen LOX-Tank der mit dem Rest-LOX der bei den CRS-Missionen immer vorhanden ist gefüllt werden kann. Zuerst wird Kerosin genutzt, nach Umrüstung der Falcon 9 dann Methan, das auch auf dem Mars eingesetzt werden soll.
Mit steigendem Ausbau wird dann auch die Besatzung von anfangs 3 auf 7 Personen erhöht. Sie haben im Endausbau 720 m³ Platz, weniger als bei der ISS aber viel geräumiger als bei einer Marsmission. SpaceX rechnet mit Weltraum Tourismus und will mit 20 Millionen Dollar pro Ticket die Station finanzieren. Das geht so billig, weil SpaceX nur die Station selbst sowie die Oberstufen neu fertigen muss. Die Firma rechnet wohl damit, genügend geborgene Falcon 9 Erststufen zu haben, um alle Starts abwickeln zu können ohne eine neu produzieren zu müssen. Schon jetzt gäbe es genügend Stufen um die Starts im ersten Betriebsjahr durchzuführen. Die Versorgungskapseln werden geborgene CRS-Kapseln sein. Davon gibt es auch genügend und 4-5 kommen pro Jahr hinzu. Die Mannschaftstransporte werden mit den bemannten Dragon 2 des CCDev Programms durchgeführt die es auch ab 2018 geben wird, wenn die Flüge beginnen. Die NASA will für beide Programme jeweils neue Kapseln sodass bei jedem Flug eine Kapsel für die neue Raumstation rausspringt. So halten sie die Eigenkosten in Grenzen. Es gibt sogar Spekulationen, dass SpaceX ihre Raumstation in einem ähnlichen Orbit wie die ISS platzieren könnte. Dann könnte die Firma bei einem CCdeV Flug zuerst drei Astronauten auf ihrer Station absetzen und dann vier bei der ISS, mehr Sitze bucht die NASA ja nicht. Die kosten für diese drei Plätze für SpaceX wären gleich Null. Es wäre aber sehr riskant, denn für sie gäbe es keine Rückkehrmöglichkeit bis die ISS-Besatzung sie abholt.
Ob die Station wirklich kommt, darf angesichts der vielen SpaceX Ankündigungen aber bezweifelt werden: von dem 1000-Satellitenprojekt das man vor 2 Jahren großspurig angekündigt ist hat man in den letzten zwei Jahren – Moment ich schaue noch mal genau nach, damit man mir keine Fehlinformation unterstellen kann – nichts, also absolut gar nichts mehr gehört und selbst die Falcon heavy kommt vier Jahre zu spät. Vor allem macht die Station wenig bis keinen Sinn im Hinblick auf die Marspläne. Das einzige was mit dem Mars zu tun hat ist das Lebenserhaltungssystem und das kann man auch im Labor testen. Auf der anderen Seite scheint es eine tolle Möglichkeit sein Geld zu verdienen, denn von den Versorgungsstarts und Starts der Besatzung muss SpaceX nur die Oberstufen bezahlen, alles andere wird nochmals verwendet. Dazu kommen die Stationselemente die aber über viele Jahre und Besatzungen genutzt werden können. Das passt schon eher zu SpaceX.
Zum Satellitenprojekt gab es in den letzten Tagen Neuigkeiten:
http://www.geekwire.com/2016/spacex-seattle-satellite-5g-battle/