I need Controll, we all need Controll
Neu erschienen sind die Memoiren von Sergej Bukowski. einem ehemaligen KGB-Mitarbeiter. Eigentlich nicht das was mich interessiert, doch wurde ich doch neugierig, als mich der deutsche Übersetzer bat ein Kapitel mal durchzuschauen ob alle Fachausdrücke aus der Raumfahrt korrekt übersetzt wurden. Ein KGB-Funktionär, der etwas mit Raumfahrt zu tun hat? Ich bekam nach Rückfrage die Genehmigung schon jetzt einiges über das Buch zu verraten.
Der für Raumfahrt interessierte Teil beginnt mit einer Besprechung des Politbüros, zu der Bukowski bestellt wurde. Neben anderen Punkten kommt Breschnew schließlich zu der Sache die in Bukowskis Verantwortungsbereich gehört: Die Geheimniskrämerei.
Breschnew: „Wir haben beschlossen das Mondprogramm einzustellen und uns auf die Erdstationen zu konzentrieren. Offiziell werden wie niemals ein Mondprogramm haben und die Erforschung mit den Raumstationen hervorheben, als Abgrenzung zu den USA. Doch können wir das durchhalten. Genosse Bukowski: Was wissen die USA über unser Mondprogramm?“
Bukowski: „Dem KGB liegen keine Informationen vor, dass die USA über unser Mondprojekte N1-L3 informiert sind. Sie vermuten wie würden mit dem L1 Programm irgendwann landen´. Allerdings ist die Trägerrakete so groß, dass sie ihnen nicht entgangen sein kann. Tjuratam ist schließlich eines der vorrangig überwachten Ziele und die Rakete war über Monate auf der Startrampe.“
Breschnew: „Sollten wie also sagen wir hätten es eingestellt bevor wir überhaupt einen Start durchgeführt haben?“
Bukowski: „Nein Genosse Generalsekretär. Die beim zweiten Start zerstörte Startplattform ist schließlich unübersehbar. Ich schlage vielmehr eine andere Vorgehensweise vor. Wenn sie mir die Erlaubnis geben und die Mittel bereitstellen, dann wird bald unser Mondprogramm niemand mehr interessieren“.
Breschnew: „Wie soll das funktionieren?“
Bukowski: „Wir nutzen das Misstrauen das die Amerikaner ihrer Regierung entgegenbringen aus und sähen Zweifel daran, dass die USA überhaupt auf dem Mond gelandet sind“.
Bukowski stellte dann einen Plan des KGB vor. Er wurde genehmigt und sehr bald hatte der KGB hunderte von Mitarbeitern im Einsatz, ein Großteil in der Anfangsphase vor allem Dolmetscher. Sie sammelten alles was über die Mondlandung offiziell veröffentlicht wurde, aber auch zahlreiche in den USA erschiene populäre Bücher. Sie untersuchten das Material auf offene Fragen, Ungereimtheiten, Fehler oder Unverständliches.
In einem zweiten Schritt wurde von Exil-Russen und überzeugten US-Bürgern in den USA die „Society of Moon Sceptics“ gegründet. Sie veröffentlichten eine Mitgliedszeitschrift in der sie die Mondlandung anzweifelten und die dafür gefundenen Unregelmäßigen anführten. Sehr bald bekam die Society mehr Mitglieder die auch die Vermutung hatten, das da etwas nicht stimmte. Sie trugen weiteres Material zusammen und die Zeitschrift wurde von Ausgabe zu Ausgabe größer und die Auflage. Doch es fehlte der Durchbruch in die allgemeine Wahrnehmung. Außerhalb der Soceity of Moon Sceptics war die These, das die mondlandung nur im Filmstudio gedreht wurde weitestgehend unbekannt.
In einem zweiten Schritt unterstützte der KGB Bill Kaysing bei einem kritischen Buch über die Mondlandung. Kaysing war zur Society gekommen und als man beschloss ein Buch zu veröffentlichen um die These über die Gesellschaft hinaus zu verbreiten, war er der ideale Kandidat. Er war Literaturwissenschaftler, konnte gut schreiben und er war einmal bei Rocketdyne angestellt – auch wenn er nur im Archiv arbeitete. Aber damit hatte er einen direkten Bezug zum Weltraumprogramm und man warb mit ihm als „Insider“. Das Buch wurde in der ersten Auflage zwar gut verkauft, aber kein Bestseller.
So ging man einen anderen weg. Denn viel mehr Leute erreicht man mit dem Radio und dem Fernsehen. Bukowski erinnerte sich an die Panik die ein Hörspiel von Orson Wells über eine angebliche Marsinvasion in den Dreißiger Jahren verursachte. Heute wäre das Medium der Wahl das Fernsehen. Dort kann man auch mit Bildern – manipuliert oder echt – vielüberzeugender die These verbreiten. Doch hier endete die Macht des KGB. Alle Versuche die größeren Stationen wie NBC oder CBS zu einer Reportage zu bewegen scheiterten. Lediglich einige lokale Fernsehstationen brachten eine Dokumentation, die zwar Aufmerksamkeit erregte aber nicht mehr.
Schließlich wich man auf das zweit Beste aus: einen Film. Doch als man ein Drehbuch geschrieben hatte war Bukowski nicht überzeugt. „Das Buch war viel zu technisch, zudem fehlte jegliche Fiktion. Man hatte einfach aus den schon aufbereiteten Zweifel einen Film gestrickt indem man sie durch eine Rahmenhandlung verbunden hatte. Ich lud zu einem Filmabend ein und zeigte den Film „Verschollen im Weltraum“. Danach zeigte ich was diesen Film so gut machte: Die Verbindung von einem realen Raumfahrtprogramm mit einer fiktiven Story. Der Spannungsbogen. Das Auf und Ab der Handlung. So musste unser Buch sein. „Genossen, schreibt kein Buch über die Mondlandung. Schreibt ein Buch wo jemand eine Landung fälscht ohne überhaupt auf Argumente dagegen einzugehen. Es geht nur darum Zweifel zu sähen. Der Mond ist dafür völlig ungeeignet. Schreibt ein Buch über die Landung auf dem Mars, der Venus oder was auch gerade als nächstes Ziel auserkoren wird“.
Man nahm Geld in die Hand und beauftrage professionelle Drehbuchschreiber mit der Aufgabe, gründete eine Produktionsfirma die den Film vorfinanzieren würde und ging mit dem Buch hausieren. Nach wenigen Monaten fanden sie in Peter Hayms einen Regisseur, der das Buch unter dem Namen „Unternehmen Capricorn“ verfilmte. Der Film wurde von Millionen gesehen und er hatte den erwünschtem Erfolg: Die Leute dachten nun nach. Wenn man eine Marslandung schon so überzeugend fälschen kann. War dann die Mondlandung echt? Jeder erinnerte sich plötzlich an die unscharfen TV-Aufnahmen. Warum waren die nicht besser und Fragen die er schon immer beim Ansehen hatte, z.B. ob die Astronauten nicht einfach nur in Zeitlupe auf der Erde liefen. Bill Kaysings zweite Auflage seines Buchs über die Mondverschwörung verkaufte sich zehnmal besser und man hatte einen kritischen Punkt erreicht. Immer mehr wurden auf die Mondlandungsverschwörung aufmerksam. Sie suchten nun selbstständig nach weiteren „Beweisen“. Man musste nun das ganze nicht mehr von offizieller Weise unterstützen und zog die Männer nach und nach ab, auch um keine Angriffsfläche zu bieten falls mal die CIA die „Society of Moon Sceptics“ durchleuchtete. Andere Autoren taten es Kaysing nach und die Bücherregale füllten sich mit Büchern über die Mondlandungslüge. Wo so viel darüber geschrieben wird muss wohl was wahres dran sein, dachten sich viele und der Anteil der Bevölkerung die nicht an die Landung glaubten stieg an.
Schließlich wurde auch das Fernsehen auf das Phänomen aufmerksam. Sie drehten Reportage über die Leute, später dann Sendungen die das Für und Wieder abwägen sollten. Es kam wie Bukowski vorhergesehen hatte. Selbst wenn eine Sendung kritisch war, gab es genügend Leute die an eine Verschwörung glaubten. So gewann man von Sendung zu Sendung mehr Anhänger. Dagegen gab es fast keinen der von der These wieder abrückte. Bukowski war das von vorneherein klar. „Als Stalin starb, weinte ein Teil der Bevölkerung und meinte es könne nun nicht mehr weitergehen ohne „Väterchen Stalin“ und viele glauben noch heute das es unter ihm besser war. Dabei gibt es fast keine Familie in der Sowjetunion die durch seine Fehlentscheidungen im Krieg oder durch seine Säuberungen nicht einen Verwandten verloren hat. Ein Viertel der Leute sind von Tatsachen nicht zu überzeugen und glauben an eine Vorstellung die sie haben. Die kann man erreichen und ein Viertel der Bevölkerung ist so viel, das ein Thema immer wieder aufgegriffen wird und allgemeine Zweifel aufkommen“.
Bukowski behielt recht, heute glauben je nach Schätzung 20 bis 30% der US-Amerikaner dass die Mondlandung nicht stattgefunden hat. Nur eines tat ihm leid. „Ich hatte eine zu optimistische Vorstellung über den Zeitplan und wir hatten nicht die fähigen Leute in den USA, die ihn effizient umsetzen konnten. Ich hoffte noch zu Breschnews Lebzeiten die Mondlandung zu diskreditieren. Leider starb er viel zu früh schon 1982. Der große Durchbrauch kam erst, als wir das Projekt schon längste eingestellt hatten nach der Jahrtausenderwende. Das Internet und damit die Möglichkeit das jeder Spinner seinen Mist öffentlich machen kann, brachte erst den großen Erfolg. Dabei ist es so einfach: Die Leute bestimmen selbst was sie zu sehen bekommen. Wenn sie in eine Suchmaschine „Mondlandung gefälscht“ eintippen werden sie nur Webseiten finden die die Mondlandung als gefälscht darstellen. Die Leute unterstützen durch ihre „Informationssuche“ ihre eigenen Vorurteile“.
Bukowski ist seit 2004 in Rente. 2014 dürfte er nach dem Ablauf einer Zehnjahressperrfrist mit seinen Memoiren beginnen, die 2015 in russisch erschienen sind. Die deutsche Übersetzung wird in einigen Monaten erscheinen. Das Kapitel über den Mondlandungsfake ist nur ein kleiner Teil des Buchs, 28 von 682 Seiten, aber wenn der Rest so interessant ist lege ich es mir vielleicht zu.
Und nun die Verschwörung der Verschwörung der Verschwörung:
1. Die Amis wußten natürlich, das die Russen auf halbem Wege zum Mond umkehrten.
Das hatten Ihnen die deutschen Techniker verraten, die von den Russen ursprünglich
für die Raketentechnik gebraucht haben.
2. Die Amis konnten von den Deutschen auch dahingehend profitieren, daß man russische Technik in die Saturn-V einbaute. Schließlich wurde die Landefähre immer leichter mit der Zeit wurde und auch das Service-Module wurde immer leichter…..
frag mich nicht welche Technik aus Moskau kam, das ist egal wenn es einer glaubt….
3. Da sieht man wieder, wie doof das Volk ist. Eine gute PR, einige gezielte Beeinflußungen und schon hat man die schönste Hoax-Geschichte….
Jetzt ernsthafter… zu 1. soviel ich weiß wurden die deutschen Techniker tatsächlich zumindest teilweise von den USA befragt.
Die Geschichte klingt zumindest dahingehend möglich, weil die Amis ja alles glauben was im Fernsehen kommt.
Aber ganz klappt es nicht, da die Engländer ja viele Satelliten und Sonden mit ihren Möglichkeiten beobachteten und Bahndaten und andere Informationen daraus extrahierten. Es ist eine Universiäts-Gruppe um ein Radioteleskop, ich weiß bloß grade nicht wie sie heißt. War sowas ähnliches wie die Bochum-Sternwarte.