Die römische Armee Teil 3
Der letzte Teil meiner kleinen Serie beschäftigt sich mit der römischen Armee des Kaiserreiches. In der Ausrüstung unterschieden sie sich kaum von denen der Periode vorher. Etwa zur Zeit Tiberius (14-37 nach Christus) reformierte man die Ausrüstung und zwar dahingehend, das sie wirtschaftlicher herzustellen war. Anstatt des flexiblen Kettenhemdes erhielten die Legionäre einen Gliederplattenpanzer. Der bestand aus einzelnen Eisensegmenten, die mit Haken und Ösen miteinander verbunden wurden. So musste man nicht tausende von Eisenringen verflechten und konnte trotzdem durch die Abmessungen der Segmente den Panzer die Körperform anpassen. Der ovale Schild blieb noch im Einsatz bei Stadtkohorten, dem Gegenstück zur heutigen Polizei. Die Legionen bekamen aber einen hohen, rechteckigen, nach vorne gewölbten Schild, der wenn die Legionäre ihn nebeneinanderstellten, eine feste Wand bildeten. 16 Legionäre konnten auch die Schilde nach außen und oben drehen und bildeten so eine vollständig gepanzerte Einheit die „Schildkröte“, die zum Einsatz kam, wenn man bei Belagerungen unter dem Pfeilhagel heranrücken mussten. Auch der Helm wurde vereinfacht, es war kein individueller mehr, sondern ein standardisierten mit einem Nackenschutz und zwei drehbaren Wangenschutzteilen. Die Waffen bleiben gleich. Die Soldaten muss ich eigentlich nicht besonders beschrieben, wann immer in Filmen Soldaten zu sehen sind, treten sie in der Rüstung der Kaiserzeit auf, selbst wenn der Film zur Zeit Cäsars spielt.
Die Reiterei ging weiterhin zurück. Eine Legion wurde zwar Mitte des ersten Jahrhunderts von 5.000 auf 5.500 Mann aufgestockt (die erste Kohorte hatte doppelt so viele Soldaten), hatte aber nur 120 Reiter. Reiter stellten vor allem die Hilfstruppen, das waren angeworbene Soldaten, die nicht das römische Bürgerrecht hatten. Sie stammten oft aus dem Osten und setzten den Reflexbogen ein. Die Hilfstruppen waren aber bunt gemischt. Es gab auch leicht bewaffnete Infanterie oder Bogenschützen, aber auch Soldaten mit Kettenhemd, Speer und Schwert. Die Hilfstruppen waren teilweise genauso umfangreich wie die Legionen. Sie erfreuten sich großer Beliebtheit, bewarben sich um den Dienst, denn nach 25 Dienstjahren bekam der Soldat und seine Kinder das römische Bürgerrecht.
Was ich auch änderte, war dass zahlreiche Katapulte zur Standardausrüstung einer Legion gehörten. Schon vorher gab es Belagerungsmaschinen wie Rammböcke oder Türme. Doch sie wurden vor Ort zusammengebaut. Nun nahm man die kleineren Katapulte mit. Sie konnten auch bei Feldschlachten eingesetzt werden. Die Katapulte benutzten zwei Seilstränge die jeweils eine Hälfte eines Bogens hielten. Beim Verdrehen der Stränge speicherten sie Torsionskraft und diese wurde frei beim Entspannen. Größere Exemplare konnten bis zu 45 kg schwere Steine gegen Mauern schießen. Die kleinen verschossen Pfeile, dafür mit hoher Geschwindigkeit.
Diese Armee war die lange Zeit leistungsfähigste Weltweit. Weniger wegen der Ausrüstung als vielmehr aufgrund des Berufssoldatentums und des dauernden Trainings., Trotzdem endete nun die Expansion Roms. Schon Augustus erweiterte nach Amtsantritt das Reich kaum noch. Er verkleinerte die Legionszahl sogar von 60 auf 28. Die waren quer über das Reich verstreut, meistens zwei oder drei in einer Provinz, je nach Gefährdungspotential durch Angriffe von Außen, vor allem aber durch Aufstände. Dass man am Ende der Expansion war zeigte sich auch an der Position: 13 der 28 Legionen waren an Rhein und Donau den Grenzen im Osten stationiert, weitere 6 an den grenzen im Osten. In ganz Nordafrika und ganz Ägypten jedoch nur jeweils eine.
Augustus Nachfolger ignorierten seinen Ratschlag konnten aber das Imperium kaum noch erweitern. Nach Osten noch bis zum Neckar, nach Norden von Mittelengland nach Schottland. Im Süden zog die Wüste Sahara eine Grenze, im Westen gab es kein weiteres Land mehr und bei der Grenze zu Asien wo man sich mit den Parthern Scharmützeln lieferte. Alle Eroberungsversuche, die größten unter Trajan liefen ins Leere. Die Parther die kein stehendes Heer hatten zogen sich in ihr Kernland zurück stellten ein Heer auf und eroberten die gerade von Rom annektierten Gebiete zurück. Die Parther hatten ein Reiterheer und beschossen die Römer vom Pferd aus anstatt dass sie ihnen eine offene Feldschlacht lieferten. Zu Trajans Zeiten 117. n.Christus hatte das römische Reich seine maximale Ausdehnung erreicht Schon sein Nachfolger gab seine Eroberungen in Syrien und dem Irak auf, er hätte dazu zu viele Legionen dauerhaft dort stationieren müssen.
Im Laufe der Jahrhunderte in denen die römische Armee nun immer weniger Feldschlachten führte veränderte sich die Armee. Auch wenn die Einheiten noch Legionen hießen, wurden sie doch kleiner. An befestigten Grenzen aber auch zur Absicherung neu eroberter Gebiete war es besser viele kleine Militärlager anstatt einem Großen zu haben. Etwa nach 260 n. Christus ging man wieder über zum flexiblen Kettenhemd als Rüstung über und es wurde ein Speer und ein runder Schild eingesetzt. Mit dem kleineren Schild ist man agiler und ein Speer ist bei der Abwehr von Gegnern von Grenzbefestigungen wie dem Limes besser geeignet als Wurfspeere. Vor allem nahm die Bedeutung der Reiterei dauernd zu, Die Heere der Gegner im Osten (Parther, später Sassaniden) waren Reiterheere, die Hunnen die später auftauchten ebenso. Bei befestigten Grenzen die es in Deutschland und England gab konnte die Reiterei den Gegner stellen, wenn er die Grenze durchbrochen hatte.
Aber auch die Reformen konnten das römische Reich nicht halten. Es gab dafür viele Gründe, nicht nur militärische so ging die Wirtschaft bergab, die Inflation stieg an und damit auch die Einnahmen des Staates. Vor allem lösten aber die Hunnen einen Schneeballeffekt auf. Er führte dazu dass nun nicht mehr einzelne germanische Stämme die immer wieder vorher in das römische Reich einfielen nun viele Stämme nahezu zeitgleich die Grenzen überschritten. Was Augustus schon befürchtet hatte war eingetreten. Auf lange Zeit konnte Rom nicht diese ausgedehnten Grenzen kontrollieren. Das römische Reich hatte zu Christi Geburt etwa 54 Millionen Einwohner. Die 28 Legionen mit gleich vielen Hilfstruppen entsprachen etwa 280.000 Mann. Das bedeutete dass in etwa die Militärquote vergleichbar mit der BRD war die auch mal bei 64 Millionen Einwohnern 497.000 Soldaten hatte. Allerdings mussten diese nicht 500 km Grenze, sondern mehrere Tausend Kilometer Grenze beschützen und das überforderte sie auf Dauer.
Es gibt eine Theorie, daß eine Ursache für das Ende von Großreichen die bei jeder Eroberung länger werdende Signallaufzeit war. Bis man auf einen Angriff reagieren konnte, war dann oftmals der Krieg schon verloren. Auch Reaktionen auf Mißernten oder Naturkatastrophen kamen oft zu spät. So wurden die Großreiche kaum noch regierbar.