Bernd Leitenbergers Blog

Literaturnobelpreis an Bob Dylan / sächsische Polizei

Gestern wurde der Literaturnobelpreis an Bob Dylan vergeben. Ich finde das gut. So  wird damit Lyrik in Form von Songtexten als Literatur anerkannt. Zum anderen ist es endlich ein Preisträger, der auch allgemein bekannt ist.

Zum Literaturnobelpreis an Bob Dylan

Erster Punkt: Dass ein Preisträger nicht allgemein bekannt ist, das ist ja fast der Normalfall, nicht nur beim Literaturnobelpreis. Natürlich sollte das Nobelpreiskomitee die ganze Welt würdigen. Doch meistens kennt man bei uns nur Literaturpreisträger aus einem ähnlichen Kulturbereich, also Europa und Nordamerika. Zudem muss ein Preisträger nicht unbedingt kommerziell erfolgreich sein, eher umgekehrt: wer einfache Romane schreibt ohne großen Tiefgang ist erfolgreich und wird sogar verfilmt, bekommt aber keinen Literaturnobelpreis. Dass ein Preisträger unbekannt ist, ist auch der Normalfall bei den anderen Nobelpreisen. Die Wissenschaft ist so spezialisiert, das wahrscheinlich nicht mal ein hochkarätiger Wissenschaftler, der sich mit anorganischer Chemie beschäftigt einen Preisträger auf dem Gebiet der organischen Chemie (vor der Preisverleihung) kennt. Anders als bei den Wissenschaften wird Literatur aber von einer breiten Bevölkerung konsumiert. Daher sollte man die Preisträger eher kennen.

Bei Songtexten ist es so, dass Songs natürlich auch kommerziell sind. Bob Dylan ist ja auch kein Unbekannter. Ob man nun nur die Texte selbst beurteilt hat, oder auch die Wirkung auf andere Künstler oder eben auch den kommerziellen Erfolg, wird sich erst zeigen, wenn mal ein Nobelpreis an einen weitestgehend unbekannten Künstler geht.

Natürlich gab es auch gleich Kritik: wenn schon die Texte beurteilt werden, da gäbe es dann doch andere Kandidaten. Ein Hörer hat im Radio z.B. Leonhard Cohen als besseren Kandidaten genannt. Ich finde es wichtiger, das erst mal eine Bresche geschlagen wurde.

Wie wichtig sind Songtexte?

Tatsache ist aber auch: Liedtexte spielen gegenüber der Musik meist die zweite Rolle, oftmals werden sie gar nicht beachtet. Frank Zappa hat sich amüsiert über Leute, die zu „Bobby Braun“ in der Disco tanzten und meinte die haben das Lied offensichtlich nicht verstanden und etliche Amis meinen wohl (obwohl sie den Text ja nativ verstehn müssten) „Born in the USA“ wäre ein patriotischer Song und grölen den Refrain bei Springsteen-Konzerten mit.

Ich persönlich finde Lieder mit guten Texten besser als ohne. Ich höre z.B. sehr gerne Annett Louisan, die sich in ihren Liedern oft mit Alltagsdingen beschäftigt. So den Problemen die entstehen, wenn jemand einen Computer bekommt, der vorher keinen hatte („Mutti geht ins Netz“), von zerplatzten Lebensträumen („Die sein“), dem Folgen von verblödeten Vorschriften „Der Depp“ oder Leuten die sich überall einmischen, ohne eine Ahnung zu haben „Ich bin dagegen“. Ich denke aber sie wird keinen Literaturnobelpreis bekommen, oder auch erst nach 50 Jahren Schaffenswerk.

Die sächsische Polizei

Nun zu etwas anderem: So langsam verstehe ich warum gerade im Osten die Pegida-Bewegung so aktiv ist. Was die sächsische Polizei da in der letzten Woche geleistet hat, ist unterirdisch. Also da schirmt eine Polizeieinheit den Wohnort des Tatverdächtigen ein, der entkommt jedoch. Dafür treten sie alle 38 Türen im Haus ein (man gönnt sich ja sonst nichts). Der Syrer wird dann von drei anderen Landsleuten gefasst und der unfähigen Polizei festverschnürt zum Abholen bereitgestellt. Die Polizei konnte ihn trotz Fahndung nicht finden. Und in der Gefangenschaft bringt er sich dann um, weil er keine Kleidung erhielt, die das Strangulieren verhindert. Dabei gab es Warnhinweise, so versuchte er die Lampe und Steckdose zu manipulieren, um an Stromkabel zu gelangen. Der Pressesprecher meint dann auch blauäugig das man bei einem Selbstmordattentäter nicht von Suizid ausgehen kann.

Ja die sächsische Polizei beeindruckt durch ihre Inkompetenz. Sie beeindruckt noch in anderer Hinsicht. Die Pegdia-Bewegung wird bei einer Demonstration, die sich gegen demokratische Institutionen, Kanzler und Bundespräsident wendet, noch mit einem „Dann wünschen wir ihnen noch einen guten Tag“ begrüßt. Beleidigungen von Festgästen werden nicht geahndet (dabei gibt es ja für das Beleidigen von Staatsoberhäuptern wie wir heute wissen verschärfte Strafen) und, wenn Nazimob auf Asylanten losgeht, dann sind das „eventbetonte Jugendliche“. Kein Wunder, das der Rassismus gerade in Ostdeutschland solche Blüten treibt, wenn die Polizei einerseits Nazis schützt, andererseits nicht mal einen Terrorismus-Verdächtigen, den sie überwacht schnappen kann.

Totalüberwachung ohne Ergebnis

Nebenbei: Das verhinderte Attentat zeigt auch das die ganze Totalüberwachung, die dem Innenminister ja noch zu wenig ist, keinen Terroristen findet, denn auch diesmal kam der Tipp von einem „befreundeten Geheimdienst“.

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