Smartphones kosten 1 Euro – Warum sollte man trotzdem sich eines für 200, 300 oder noch mehr Euro kaufen? Solche Angebote gibt es zuhauf. Im Kleingedruckten steht dann immer „bei gleichzeitigem Abschluss von vertrag XYZ“. Der aufgeklärte Verbraucher weiß dann das er den Preis des Smartphones mitbezahlt, indem er in einem lange laufenden Vertrag sitzt und dieser mehr als andere Verträge ohne Handy kostet. In der Summe muss das nicht schlecht sein, eventuell kostet ein anderer Vertrag und ein desperates Handy genauso viel. Aber es ist intransparent, obwohl man nur auf eine Zahl achten muss, anstatt auf viele wie Handykaufpreis, Vertragslaufzeit, Grundgebühr, Gesprächsgebühren, Freikontingente etc.
An das musste ich denken, als ich auf diese Webseite von ULA kam. Dort kann man berechnen, was es einen kostet, einen Satelliten mit einer Atlas V zu starten. Nicht nur das dies erheblich preiswerter ist als die Angaben, die ich von Abschlüssen mit der NASA kenne. Aber das ist ja allgemein bekannt. Doch die Differenz ist so groß (187 zu 109 Millionen Dollar), das ULA inzwischen einiges an der Preisschraube gedreht hat.
Man kann dort die Rakete auch „Customieren“ also Nutzlastverkleidung oder Boosterzahl variieren.
Früher hat sich ULA über SpaceX beschwert. Dort würden „Internet-Preise“ angegeben werden. Bei uns ist das Wort ja eher negativ besetzt im Sinne von „günstigster Preis“. Ich vermute bei Trägern, wo es sich um ein Produkt geht, das sehr viel Zusammenarbeit mit dem Kunden verlangt, ist das eher negativ besetzt. Als Vergleich würde wohl ein Fertighaus verglichen mit einem Haus individuell gefertigt, passen. Beides sind Häuser und man kann drin wohnen, aber beim einen gibt es einen festen Preis und eine feste Leistung und beim anderen kann man auf Wünsche des Kunden eingehen.
Direkt gegen den Konkurrenten ist auch ein Punkt gerichtet, in dem man berechnen kann, wie viel es einen kostet, wenn man nicht eine Atlas bucht:
Es kann nur SpaceX sein, denn eine Ariane 5 hat einen besseren Flugrekord und daher geringere Versicherungsprämien. Die Proton ist in Zuverlässigkeit mit der Falcon 9 vergleichbar, fliegt aber pünktlich. Die 4,5 Monate Verzögerung halte ich für klein angesetzt. In den letzten beiden Jahren hat SpaceX mehr Starts geplant, als durchgeführt wurden und die Verzögerungen addieren sich noch zu der niedrigen Startrate, die nicht die Vorgabe erreichte. Unmittelbar gegen SpaceX ist auch die Genauigkeit des Einschusses gerichtet. Je niedriger der Schub eines Triebwerks ist desto kleiner ist die Abweichung von der Zielbahn. Ariane und Proton haben Triebwerke mit viel kleinerem Schub und können die Zielbahn sehr genau treffen. Aber ob so mehrere Jahre drin sind? Ich habe meine Zweifel. Das ginge nur, wenn man bei GTO Bahnen im Apogäum den verbliebenen Treibstoff nutzt, um das Perigäum anzuheben.
Vom Konkurrenten SpaceX hört man derweil gar nichts. Angeblich wollen sie Mitte Dezember die Starts wieder aufnehmen, doch das sagen die Kunden, nicht SpaceX. Dafür hat die Firma wieder einen Start von der NASA bekommen. Wie bei den bisherigen Nutzlasten ist es einer mit geringem finanziellem Risiko für die NASA. Bisher gab es zwei Aufträge für JASON-3 einem Umweltsatelliten, von dem von der NASA nur ein Teil der Instrumente stammte und TESS, ein Astrosatellit mit kleiner Masse und kleinem Budget. SWOT ähnelt Jason-3: Der Satellit wird in Europa gebaut und gemeinsam mit der ESA betrieben. Die NASA stellt nur einen Teil der Instrumente und bezahlt eben den Start. Günstiger wäre wohl ein Start mit der Vega gewesen. Wenn der Satellit 2021 starten soll, wäre die Vega-C leistungsfähig genug ihn zu starten und sie soll nicht teurer als die bisherige Vega sein. Aber die USA haben eben keine Rakete unterhalb der Falcon 9 und mit finanzierbarem Preis verfügbar.
Was mehr verblüfft: SpaceX wird immer teurer. Hier die Preise für die veröffentlichten Missionen:
Jason 3 : 82 Millionen Dollar
TESS : 87 Millionen Dollar
SWOT : 112 Millionen Dollar.
Jason 3 startete im Dezember letzten Jahres, das bedeutet, die Rakete wird in 5 Jahren um 36,6% teurer oder 7,6% pro Jahr, selbst wenn man berücksichtigt das die Preise für die NASA von den Website-Preisen abweichen (für das DoD ist es noch teurer, wie der Start von DSCOVR für 96 Millionen Dollar zeigte). Klar Fehlstarts kosten Geld. Mitarbeiter müssen bezahlt werden, auch wenn kein Start erfolgt. Mal sehen, wann die Webseite neue Preise offeriert. Angekündigt wurde die Falcon 9 übrigens mal mit 27 bis 35 Millionen Dollar pro Start …