Bernd Leitenbergers Blog

Noch ein europäischer Rekord: die Vega

Gerade erst hat Ariane 5 einen neuen Rekord aufgestellt über 75 erfolgreiche Flüge in Folge. Nun auch die Vega. Sie hat heute GÖKTÜRK-1 in die Umlaufbahn gebracht. Zwar stellt dieser achte Start der Vega keinen neuen Rekord an erfolgreichen Flügen in Serie ein, doch dafür einen anderen: Die Vega hat acht Starts seit dem Jungfernflug in Folge absolviert ohne Fehlstart. Damit ist sie bei den europäischen Raketen einzigartig. Ariane 1 und 5 hatten schon Fehlstarts bei den ersten zwei Flügen. Analog sieht es bei der Europa und Black Arrow aus. Lediglich die Diamant konnte bisher wie die Vega mit sieben fehlerfreien Starts bis zum ersten Fehlschlag aufwarten. Selbst wenn man die Liste auf Submodelle erweitert, so hat die Vega die Ariane 4 überholt, die einen Fehlstart beim achten Einsatz hatte.

Acht fehlerfreie Starts sind was Besonderes, auch international, wie folgende Liste zeigt:

Nr. Trägerfamilie Starts Erfolgreiche Starts in Folge Fehlstarts in Folge Erfolge Erfolgreich [%] Einsatzzeitraum

1

Space Shuttle

8

8

0

8

100,00

1981 – 1983

2

Rockot

8

8

0

8

100,00

1994 – 2005

3

Vega

8

8

0

8

100,00

2012 – 2016

4

Saturn

8

8

0

8

100,00

1964 – 1966

5

Atlas III/V

8

8

0

8

100,00

2000 – 2004

6

Minotaur

8

8

0

8

100,00

2000 – 2009

7

Diamant

8

7

0

7

87,50

1965 – 1971

8

Tsiklon

8

6

0

7

87,50

1965 – 1967

Die Liste geht immerhin bis Position 51. Antares und Falcon als andere aktuelle Träger stehen nebeneinander auf Platz 17 und 16.

Neue Auflage des Vega Buches

Ich bin auch drauf gekommen, weil ich gerade angefangen habe, mein Büchlein über die Vega zu erweitern. Die erste Auflage erschien 2012 und inzwischen ist die Weiterentwicklung beschlossen. Dies und die Zusammenfassung der bisher erfolgten Starts werde ich ergänzen. Das Buch wird so um rund 20 Seiten dicker, aber – das ist die gute Nachricht – genauso billig wie bisher.

Nebenbei arbeite ich an meinem Buch über Raketenberechnung. Auch dies ergab sich durch die Vega. Deutschland hat ja zwei Studien in Auftrag gegeben, ob man das ukrainische Triebwerk in der dritten Stufe nicht durch ein Deutsches Triebwerk ersetzen könnte. Trotz Optimierung ergaben aber beiden Studien keine höhere Nutzlast (bei der Ersten lag sie sogar noch niedriger) und die ESA konnte sich nicht dazu durchringen. Meiner Ansicht nach ist es auch nicht nötig. Die USA sind ja auch von RD-181 und RD-191 abhängig – und das sind Haupttriebwerke. Bei den wenigen Starts der Vega könnte man auch einfach mal eine größere Zahl von Triebwerken auf Vorrat kaufen und einlagern. Wenn die Vega wie Ariane 5 25 Jahre im Dienst ist und drei Starts pro Jahr absolviert, würden 70 Triebwerke reichen, die problemlos in einer kleinen Lagerhalle unterzubringen sind.

Mich hat aber interessiert, ob nicht auch der kleine Schub eines 400-N-Triebwerks ausreicht, wie es in den Satelliten eingesetzt wird. Ich habe in einem ersten Satz meine Simulation für Ionentriebwerke zweckentfremdet und kam drauf, das man wahrscheinlich zwei Zündungen braucht mit einer erhält man wegen der langen Brenndauer elliptische Bahnen. So bei einer Übergangsbahn von 200 x 400 km die in eine 400 km große Kreisbahn umgewandelt wird eine 350 x 450 km Bahn. Nun will ich aber die Simulation gerade für diese Einsatzzwecke optimieren da hier noch mehr als bei Ionentriebwerken nur um die Endpunkte der Bahn ein Betrieb ist.

Was mich übrigens verwundert ist das Europa das ukrainische Triebwerk nicht bei Exomars eingesetzt hat – der Trace Gas Orbiter wiegt 4,3 t und sein Triebwerk hat nur 400 N Schub. Ein so schubschwaches Triebwerk hat deutliche Gravitationsverluste zur Folge. So brauchte Exomars sehr lange um die Umlaufbahn zu erreichen. Der marsnächste Punkt liegt dann auch noch hoch und muss später wieder abgesenkt werden. Beides einher geht mit einem deutlichen Treibstoffmehrverbrauch. Wahrscheinlich hat man nichts optimiert, weil die Proton auch so ohne Probleme den Trace Gas Orbiter transportieren konnte.

Schönheit vergeht, schlechter Charakter bleibt.

Was gibt es sonst noch? Ich habe mir alte ZDF Magazin Royale angeschaut und wurde an den allerersten Blogeintrag erinnert. Eine der beiden dort angesprochenen Personen kam nämlich in der Sendung vor. Zehn Jahre älter, aber nicht weiser. Sie war nur im Publikum aber Jan Böhmermann nahm sich damals in der Sendung immer auch einen aus dem Publikum vor und diesmal hat es Tessa erwischt. Tessa schreibt gerne Beschwerdebriefe. Nicht direkt an die betreffenden Firmen sondern auf Facebook, damit es auch alle mitbekommen. Eine Kleinigkeit wie ein Teig, der sich nicht von der Silikonfolie löst, reicht aus für einen seitenlangen Beschwerdebrief. Dabei wird auch mindestens ein Mitarbeiter beleidigt. Letzteres hat sie wohl von ihrem Vater gelernt, mit dem ich auch das Vergnügen hatte.

Jan Böhmermann hat dann Leute eingeladen, die sich für ihre „Fehler“ entschuldigt haben. Das Ganze war sicher abgesprochen. Denn die Storys der (wahrscheinlichen) Schauspieler waren tränendrüsenreizend und eine „Tante Fanny“ gibt es sicher nicht. Zudem wurde Tessa mit ihrem Geburtsnamen angesprochen, beim Facebook Auszug aber der Nachname unkenntlich gemacht, sodass ich annehme, dass sie seitdem geheiratet hat. Zudem geht es wohl nicht ohne die Einwilligung, wenn Leute mit ihrem Namen genannt werden. Trotz alledem hat sie keine gute Figur gemacht, auch weil sie es während der sicher 10 Minuten nicht fertigbrachte, ihren Kaugummi runterzuschlucken. (So wie ich Tessa kenne, weiß sie wohl auch nicht, dass er geschluckt werden darf und von ihm keine Gesundheitsgefahr ausgeht).

Aber es zeigt doch, dass obiges Sprichwort wahr ist. Schönheit vergeht, aber Charaktereigenschaften, wie eben das Beschweren über belanglose Dinge, bleiben. Wer es ansauen will: hier der Link zum Video.

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