Ich habe mir überlegt, ob ich eine Rubrik mit Fernsehkritiken bringen sollte. Fernsehen ist neben Lesen so ziemlich das Einzige was ich an passivem Vergnügen habe, also ich bin niemand der sich sonst berieseln lässt sei es im Kino oder auf Konzerten. Es ist ja auch populär eigene Kritiken zu verfassen. Schon lange gibt es Fernsehkritik.tv. Aber ich habe es dann doch verworfen, weil wahrscheinlich das die meisten Blogleser nicht interessiert. Zudem werde ich nie mit der Gründlichkeit wie Fernehkritik.tv schreiben können, recherchiere also nicht nach, sondern gebe eben nur meine Eindrücke wieder.
Doch eine Fernsehkritik will ich doch loswerden, weil mir der Film ausgesprochen gut gefallen hat. Er ist aber auch ein Aufhänger, zu zwei anderen Themen und so wird vielleicht doch ein längerer Blog draus.
Es handelt sich um die Actionkomödie „Eva über Bord“ die am Freitag in der ARD lief. Die Story ist schnell erzählt: Eine Journalistin wird über Bord geworfen, damit sie nicht entdeckt, dass der Kapitän gemeinsame Sache mit Piraten macht. Sie wird von einem Mann aufgefischt, den sie für einen Schmuggler hält. Kurz darauf kapern die Piraten dann auch seinen Kahn, und weil sie die Nerven verliert und sagt, das sie Journalistin ist kidnappen die Piraten sie. Sie können entkommen und es beginnt eine Hetzjagd durch einen Fluss und später durch den Dschungel. Die Journalistin kann per Heißluftballon entkommen. Der angebliche Schmuggler wird angeschossen und von den Piraten geschnappt. Im Schlussteil recherchiert sie und bekommt so die wahre Story raus. Am Treffpunkt des Kapitäns mit den Piraten kann sie den Schmuggler, der sich dann als Versicherungsdetektiv herausstellt, befreien, aber auch nur weil sie schon vorher das Gelände durch die Polizei abriegeln lässt.
Wie schon der Plot zeigt, ist „Eva über Bord“, so eine Actionkomödie wie in den Achtzigern. Ich wurde bei „Eva über Bord“ an Indiana Jones oder auch Kathleen Tuner/Michael Douglas erinnert, die mal den grünen Diamanten oder das Juwel vom Nil suchten. Doch Kathleen Turner war tough. Eva Kaminski, gespielt von Julia Hartmann ist zu 90 % des Films kreischender und heulender Ballast. Noch nie habe ich einen Film gesehen, in dem Frauen so viel geschrien haben. Lediglich am Ende, wieder in der Zivilisation, kann Eva ihre Qualitäten als Journalistin zeigen. Ansonsten wirkt sie eben, wie eine Großstadtpflanze die man in den Dschungel gebeamt hat. Julia Hartmann hat dies exzellent gespielt inklusive Deutsche-Bahn-Pidigin Englisch (sie sitzt im Treibsand fest und will das die Piraten sie retten, fasst sich unbeholfen an Brüste und fragt „Do you like it, you can have it“). By the way – ist es eigentlich Einstellungsvoraussetzung bei der Deutschen Bahn, dass man kein Englisch kann? Ich habe noch nie eine Durchsage mit korrektem Englisch gehört, dabei sind es doch nur eine Handvoll fester Formulierungen, welche die Reisebegleiter können müssen und was machen sie bei Fahrgästen aus dem Ausland, die Fragen haben?
Stephan Luca, der den männlichen Gegenpart in „Eva über Bord“ spielt, wirkt dagegen etwas farblos. Er ist einfach zu gutmütig. Bei dem Ärger, den Eva macht, wäre Indy Jones längst der Kragen geplatzt. Nicht so bei Luca. Da es ARD-typisch, ja mit Happy-End enden muss, (die beiden kriegen sich am Ende, das war bei Indy Jones nie der Fall) darf wohl der Mann nicht zu sehr ausrasten.
Gut, mit Indy Jones kann sich ein Film im Abendprogramm nicht wirklich messen. Der Vergleich ist sowohl vom Budget wie auch Anspruch unfair. Er ist auch mehr eine Komödie als Actionfilm. So bringt es der Pirat fertig, mit einem Scharfschützengewehr aus 20-30 m Entfernung die beiden zu verpassen und wie beim A-Team wird viel aus Schnellfeuerwaffen gefeuert und keiner verletzt. Aber es ist gute Unterhaltung. Der Film kommt in mein Langzeitarchiv.
Ich habe mir dann die Kritiken angesehen. Wie ich mir schon dachte, sind die Pressestimmen weitestgehend negativ. Erstaunlich wurde bei keinem das angesprochen was mir als Erstes auffiel: das Frauenbild. Wir haben ja heute „Political Correctness“ und das muss sich auch im Fernsehen widerspiegeln. Man kann gerne Frauen ausgebeutet als Opfer darstellen wie z.B. als Zwangsprostituierte oder als starke Ermittlerin in Krimis, aber als hilflose Eva im Dschungel? Die Eva (schon der Name ist Programm!) hinkt in ihrer Passivität und ihrem Können sogar den relativ farblosen Frauen von Indy Jones oder Prinzessin Lea von Star Wars hinterher und „Eva über Bord“ erinnert mich irgendwie an die Tarzanfilme aus den Fünfzigern, wo Jane auch andauernd gekreischt hat und gerettet werden musste. So hätte ich einen Aufschrei der Frauenbewegung erwartet. Doch nichts passiert. Beim Nachdenken wird mir klar, das es eigentlich auch kein neues Bild ist. Denn sonst laufen auf diesem Sendeplatz oder sonntags auf dem ZDF immer Liebesschnulzen, die verfilmte Rosa Pilcher Romane sind, (oder von anderen Schriftstellerinnen des Genres). Die Frauen dort sind auch nicht gerade selbstständig. Sie warten auf ihren Märchenprinzen und sonst nichts. Es fällt nur nicht so auf, weil sie allesamt nicht arbeiten müssen, also entweder reich sind oder vom Adel. Würde man diese in den Dschungel verpflanzen – das Resultat wäre das gleiche. Und gegen diese Filme, die ja vor allem von Frauen angeschaut werden, würde wohl die Frauenrechtsbewegung nicht Sturm laufen.
Was mir bei den Kritiken zu Fernsehsendungen auffällt, ist aber eines, was ich schon früher entdeckt habe. Ich sollte Fernsehtester werden. Man kann wirklich zu 100% sagen, wenn mir etwas gefällt, dann fällt es beim allgemeinen Publikum durch und die Quoten sind schlecht. So nicht nur bei „Eva über Bord“ sondern auch die die tollen Vorabendserien „Dating Daisy“ und „Unter Gaunern“. Vielleicht sollte mich das öffentlich-rechtliche Fernsehen (Privatfernsehen schaue ich wegen der nervenden Werbeunterbrechungen schon lange nicht mehr) als Fernsehtester einstellen. Also falls das ein Verantwortlicher liest. Ich wäre gerne bereit dazu.
Für alle, die mal ihren Geschmack mit meinem abgleichen wollen: Der Film Eva über Bord in der Mediathek.