Daran musste ich denken, als ich las. Das OneWeb daran denkt daran, weitere 1972 Satelliten zu starten. Das wären dann fast dreimal so viele wie die Firma anfangs plante (648). Ziemlich schnell nähert sich OneWeb der Zahl der Satelliten, die Space/Google planen.
Doch ansonsten gibt es Unterschiede. Während SpaceX das vor zwei Jahren ankündigte und seitdem nach Aussagen von CEO Gwen Shotwell kaum Fortschritte gemacht hat, auch weil weniger als 5% der Leute an dem Projekt arbeiten das alleine vom Startvolumen alles, was SpaceX bisher angepackt hat, in den Schatten stellt, kann OneWeb Fortschritte vorweisen.
Status von Oneweb
Man hat 1,7 Milliarden der benötigten 3,5 Milliarden Dollar für die erste Phase aufgetrieben. Startverträge wurden unterschrieben und eine Fabrik für die Satelliten wird gerade gebaut. Nächstes Jahr sollen die ersten Satelliten starten. Das Kostenziel von 500.000 Dollar pro Satellit erscheint mir inzwischen auch nicht mehr unmöglich. Anfangs erschien mir der Sprung von derzeitigen Projekten zu groß: Kommunikationssatelliten, die heute in Serie gefertigt werden, kosten typisch 100-300 Millionen $, je nach Größe. Selbst Satelliten, die auf geringen Preis getrimmt wurden, kosteten bisher einige Millionen Dollar. Doch nun bietet York Space Systems einen Satelliten von 65 kg Busmasse der bis zu 85 kg Nutzlast tragen kann für 675.000 $ an. Davon hat die Firma schon 33 verkauft. Alleine die Massenfertigung von noch mehr Einheiten misste den Preis bei 648 Stück auf unter 400.000 $ drücken.
Wie bei Kleinsatelliten wird nun der Start teurer als die Fertigung der Satelliten selbst. Aber angesichts von 3,5 Milliarden Investitionen in das Projekt sind beides nur Teilkosten:
Rechnet man die Kosten von 648 Satelliten bei 500.000 $ pro Stück, dann ist man bei 324 Mill. Dollar. Selbst wenn man 250 Reservesatelliten hinzuzählt, die geplant sind, ist man nur bei 449 Millionen Dollar.
Die Starts erfolgen mit 21 Sojus STK, 39 Launcher One und 3 Ariane 6. Bei Startpreisen von 70 Mill. € pro Sojus, 10 Mill. $ für einen LauncherOne und 69 Mill.€ für eine Ariane 62 kommt man auf 2167 Mill. $ beim heutigen Wechselkurs von 1,06 $/€. Das ist der größte Posten. Wahrscheinlich bekommt OneWeb aber einen Rabatt bei so vielen Starts. Zusammen wären das aber nur 2616 Mill. $. Es fehlen also noch 900 Mill. $.Die gehen wahrscheinlich in die Fabrik für die Satelliten, Inbetriebnahme und Werbung – irgendjemand muss das ja auch kaufen.
Angeblich sollte die Firma schon eine „considerable portion“ ihrer Bandbreite verkauft haben. Nun sieht man den Bedarf für noch mehr Traffic, daher die weiteren 2000 Satelliten.
Erfolgsaussichten von Oneweb
Ich sehe das wie die Dot-Com-Blase vor etwas mehr als 10 Jahren. Jeder spricht von dem Markt der Zukunft, aber real betrachtet: Woher sollte die Nachfrage kommen? Internet über Satellit gibt es ja schon. Dabei läuft der Downlink über den Satelliten, der Uplink, also die Übertragung der Anfragen oder Uploads in der Regel über das Telefonnetz. Wer nur ISBN hat, kann so zwar kein Cloud-Computing nutzen, weil das hohe Uploaddatenraten erfordert, aber hohe Downloadraten oder Videos anschauen. Wie das genau bei OneWeb funktioniert weiß man noch nicht, aber wenn es weltweit funktionieren soll dann müsste auch der Upstream über Satellit gehen. Nur ist das in industrialisierten Ländern eine Lücke. Wie schon gesagt es gibt das schon über geostationäre Satelliten. Die Datenrate ist aber kleiner als bei VDSL oder Kabelnetz, weil sich viele Kunden einen Transponder teilen müssen. Bei SkyDSL ist ein typischer Anschluss etwa 10 Euro teurer als ein VDSL-Anschluss mit gleicher Datenrate. So bleibt das, wo man sowieso schon schnelle Internetverbindungen hat, unattraktiv. Es punktet da, wo das nicht gegeben ist, also auf dem Land. Natürlich auch in weniger entwickelten Ländern, doch dort haben die Kunden nicht die Finanzkraft um 30 bis 50 Euro pro Monat für einen Anschluss zu bezahlen. Bei 10 GBit/s Intersatellitlink und 50 Mbit/s Geschwindigkeit des Terminals werden nur wenige Kunden die volle Kapazität nutzen können. Theoretisch 200. Das reduziert sich aber durch die Zahl der Satelliten die man braucht um die nächste Bodenstation zu erreichen. Das System basiert wie andere Systeme darauf, as Kunden nur kurzzeitig die volle Transferrate brauchen, eine normale Annahme. Früher hat man bei Satellitensysteme ab einer bestimmten Datenmenge dann die Datenrate deutlich reduziert.
Man eine Prognose auf Basis meines Datenvolumens: Ein Satellit deckt ein Gebiet von 800.000 km² ab, etwas mehr als die doppelte Fläche der BRD. Bei 80% Auslastung könnte er bei 10 GBit/s in einem Monat 3240.000 GByte transferieren. Bei 180 GByte die ich pro Monat an Datenvolumen brauche sind das 18.000 Benutzer pro Satellit. Nicht viel, wenn man die Fläche nimmt. Bei 10 Jahren Amortisationsdauer und 648 Satelliten muss ein Satellit mindestens 540.000 $ pro Jahr generieren. Ein Anschluss würde also Kunden 30 Euro pro Jahr kosten. Das wäre günstig, selbst wenn man noch einiges für Gewinn und die Firmen dazuschlägt, die den Anschluss von Oneweb mieten und an Endkunden weiterverkaufen. Sollte man aber viele Benutzer haben, die erheblich größeres Datenvolumen generieren dann wird’s teuer. Wenn z.B. Fernsehen über das Medium konsumiert sind so braucht man bei Euro/HD1 18 Mbit/s. Bei 4 Stunden Fernsehen pro Tag kommt man auf 972 GByte – schon die vierfache Datenrate, die ich brauche und die Tendenz, dass das Datenvolumen ansteigt, ist seit Jahren da.
Reicht es für 2500+ Satelliten?
Man hat nach eigenen Angaben, schon einen ansehnlichen Teil der Kapazität verkauft. Das erstaunt mich, doch wäre ich vorsichtig. Ob man denn auch noch Abnehmer für die dreifache Kapazität hat. Immerhin müssen es große Kunden sein, denn bei 3,5 Milliarden Dollar Investitionskosten müssen Abnehmer entsprechend viel zahlen. Wenn die Konstellation auf 10 Jahren Betriebsdauer ausgelegt ist, müssen Einnahmen in Höhe von 350 Millionen Dollar pro Jahr fließen, nicht gerade wenig. Angesichts der technischen Risiken (bisher hat man noch nie eine Konstellation in dieser Größenordnung aufgebaut und in Betrieb gehalten) wäre ich vorsichtig.
Neues von Hyperloop
Was gibt es sonst noch Neues? Zu den Mondumflugplänen schriebe ich morgen etwas. Aber es gab einen Test für Hyperloop. Auf einer 1,6 km langen evakuierten Röhre hat man diverse Testvehikel im Maßstab 1:2 getestet. Schnellster war ein Team von der TU München, das sogar noch weitere Luft aus der Röhre saugte. Die Spitzengeschwindigkeit: 94 km/h. Ja richtig gelesen. Jedes Auto schafft auf einer 1,6 km langen Beschleunigungsstecke in der Luft bessere werte als diese aerodynamische Kapsel (sieht wie eine Patrone aus) im Vakuum. Bei 1,6 km Länge und 50% der Distanz zum Beschleunigen und 50% zum Abbremsen errechne ich eine Beschleunigung von 0,43 m/s. Übertragen auf ein Auto entspricht das von 0 auf 100 km/h in 65 s. Das schafft selbst ein Trabbi …