Bernd Leitenbergers Blog

Noten, italienisches Essen und schlechte Werbung

Nachdem ich euch in den letzten Blogs mit speziellen Themen gefordert habe, nun drei allgemeine Themen, zu denen jeder etwas zu sagen hat. Fangen wir an mit den Noten. Letzte Woche kam in Quarks & Co eine Sendung über Schulnoten. Ich muss sagen die hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich war eigentlich immer stolz auf meine Noten. Zumindest die Guten. Wenn man mal von dem Grundstudium an der Uni absieht, hatte ich seit dem Ende der Hauptschule immer nur gute Noten, sowohl in drei Schulsystemen, wie auch zwei Hochschulen und sonstigen Kursen. Aber der Beitrag über eine Schule ohne Noten, zumindest bis in die letzten Klassen hat mich doch zum Umdenken gebracht. Anstatt Noten gab es eine Einstufung – im Prinzip auch eine Note, aber mit Hinweisen und einer Beurteilung und as nicht auf ein Fach bezogen, sondern wirklich einzelne Inhalte. Ich habe mich zuerst gefragt wie die Lehrer dafür Zeit haben so detaillierte Beurteilungen zu schreiben, aber wenn man es genauer betrachtet, müssen sei, dafür keine Klassenarbeiten stellen und korrigieren. Trotzdem setzt dies eine intensive Beschäftigung mit dem Schüler voraus, um überhaupt so viel über ihn zu wissen, um die Beurteilung zu schreiben. Etwas was wohl bei 25 Schülern in einer Klasse kaum möglich ist. Wenn man so detaillierte Beurteilungen bekommt, hilft das Einem Defizite zu erkennen. Zumindest wenn man wirklich den Stoff lernen will, ist das hilfreich.

Ich habe dann meine alten Zeugnisse rausgeholt und nachgeschaut, was die Noten über mich aussagen. Im Prinzip steht da ja mein Leben drin, aber wie ich durch die Zeugnisse blätterte, hatte ich Probleme. Einmal hatte ich in Wirtschaftslehre 9 Punkte, ein Halbjahr später 13. Was da passiert ist? Ich weiß es nicht. Wie sicher jeder merkt, ist Deutsch nicht meine Stärke, ich hatte im Gymnasium aber durchgehend 8-10 Punkte und in der Berufsfachschule ein gut. Die Note sagt also nicht einmal, was darüber aus ob ich das Fach eigentlich beherrsche. Ich dachte mir dann: „Welche Note ist eigentlich die, die am meisten über Dich aussagt?“ und kam dann auf Verhalten und Mitarbeit. Komisch, obwohl ich schwören konnte, das es die Note immer gab, gab es so was nur bis zum letzten Halbjahr der Hauptschule. Nun war ich eigentlich schon immer ein unbequemer Mensch, auch als Kind. Schon damals habe ich mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg gehalten und meine Mutter musste sich etliche Klagen der Lehrer anhören.

Allerdings war ich auch, zumindest, nachdem ich meine erste Augenoperation in der vierten Klasse hatte, immer am Stoff interessiert (vorher habe ich schlicht und einfach nicht erkennen können, was an der Tafel stand). Ich hätte also erwartet, dass ich immer schlechte Verhaltensnoten und gute Mitarbeitsnoten hatte – Pustekuchen. Die letzten Jahren waren beide gut bis sehr gut, nur in der fünften habe ich mir mal ein unbefriedigend bei dem Verhalten eingehandelt. Was auch der Beitrag bei Quarks und Co aufzeigt: Noten sind nicht objektiv, sie sind subjektiv und hängen von verschiedenen Umständen auch vom Lehrer ab. Als ich von der Hauptschule auf die Berufsfachschule gewechselt bin, ist bei mir in einem Jahr der Notendurchschnitt um 0,7 gestiegen, bei fast allen anderen Mitschülern dagegen gesunken. Ich hatte einen sehr anspruchsvollen Lehrer. Wie meistens im Leben habe ich das erst nach dem Ende der Hauptschule schätzen gelernt denn die Berufsfachschule kam nun ziemlich leicht vor, einiges war sogar nur Wiederholung von Dingen, die ich schon kannte.

Okay, Noten für Verhalten und Mitarbeit darf man nicht mehr geben und das ist auch sinnvoll. Aber wie sieht es mit den Noten selbst aus. Sind die eigentlich wirklich notwendig? Also wenn ich mich zurückerinnere, so war ich mir immer bei Klassenarbeiten, Tests, Prüfungen nach der Arbeit ziemlich sicher, welche Note ich bekommen würde. Vielleicht nicht genau, aber auf eine halbe Note genau. Für die Selbsteinstufung braucht man Noten nicht, eher zur Fremdeinstufung. Leider geht es nicht ohne Noten, denn es gibt sie ja auch jenseits der Schule. Bei Arbeitszeugnissen gibt es zwar keine Noten aber trickreiche Formulierungen, die man auch nachschlagen kann und im Prinzip füllen die die die Bewertung veranlassen auch ein Blatt mit Noten aus, das dann in der Personalabteilung in Formulierungen wie „Hat sich redlich bemüht“ oder „hat stets zu unserer höchsten Zufriedenheit“ umgesetzt werden. Sobald es eine Note gibt, achtet man nur noch auf sie. So auch bei der Schule „ohne Noten“. In den letzten beiden Schuljahren gibt es sie auch dort, weil gesetzlich vorgeschrieben. Ein Schüler in der 12ten Klasse. „Es gibt nach wie vor die Beurteilungen, doch ich habe bald gemerkt, dass ich nur noch auf die letzte Seite mit der Note schaue“.

Eine Welt mit differenzierter Beurteilung wäre schön, ich fürchte nur sie wird es nicht geben.

Das Zweite war eine Sendung über die Entwicklung der Bundesrepublik. Da kam ein Beitrag über Gerichte, aus Ländern, die einzogen, nachdem die Deutschen im Ausland Urlaub machten und ein Promi nannte als Beispiel Mirakuli mit dem Zusatz „komisch, das schmeckt scheußlich, aber damals habe ich es geliebt“. Da ich in dem Blog hier auch schon mal gelesen habe, dass das Gericht ungenießbar sein soll, nehme ich das als Aufhänger. Ich esse nämlich gerne Mirakuli, bzw. Die NoName Variante Combino. Gut, das Gericht gewinnt keinen Stern, schon alleine, weil die Packung billiger ist, als wenn man Spaghetti und pürierte Tomaten getrennt kauft. Aber scheußlich? Mir fiel dann eine Sendung mit Tim Mälzer ein, der ist ja Sternekoch und findet Dosenravioli toll. Bei einer Sendung, in der eine Ernährungsexpertin Tipps für das Augfpeppen gab, verwahrte er sich vehement dagegen, die müsse man so essen, wie sie aus der Dose kommen und dann kam mir die Erleuchtung: kindliche Prägung. Bei uns gab es immer Deutsches, besser gesagt schwäbisches Essen mit nur wenigen Ausnahmen. Mirakuli war so eine, wahrscheinlich, weil es im Prinzip Nudeln mit Soße sind. Ravioli gab es bei uns nicht. Die habe ich, glaube ich, zum ersten Mal mit 15 probiert und fragte mich, wie man so was freiwillig essen kann. Sie schmecken nach gar nichts. Seitdem kann man, die Versuche Dosenravioli zu essen, an einer Hand abzählen.

Ich muss auch gestehen, ich bin der Albtraum eines italienischen Restaurants. Ich esse italienisches Essen wie deutsches Essen. Wenn ich Mirakuli mache, wird die Tomatensoße mit Tomatenmark verlängert und es kommt noch ein Teelöffel gekörnte Brühe rein. Seit ich im Garten Thymian und Oregano auch diese. Mir war er Klacks Soße bei der Nudelmenge immer zu wenig. Die Spaghetti werden in 4 Teile gebrochen, weil kurze Nudeln genauso gut wie lange schmecken, aber viel praktischer sind und ich esse Spaghetti weich und nicht al Dente.

Damit nicht genug. Ich mag kein Basilikum. Ich finde es schmeckt einfach nur bitter. Mozzarella kommt bei mir nicht mal auf die Pizza (ich nehme Emmentaler oder geraspelten Parmesan dazu). Ich habe einmal Mozarella mit Tomaten probiert – schmeckt auch nicht besser als mit ohne Tomaten. Mozarella ist ein für mich geschmacklich indifferenter Käse und wird nur noch von Mascarpone übertroffen. Der schmeckt nicht mal salzig und soll wohl so was wie Frischkäse sein. Von der einzigen Packung, die ich je gekauft habe, haben meine Katzen die Hälfte verzehrt.

Ganz kann die Prägung allerdings nicht durch die Kindheit erfolgen. Denn bei uns gab es auch keine Pizza. Die habe ich auch erst mit 15 kennengelernt. Inzwischen mache ich mir Pizza selbst, weil mir die Fertigpizza zu hart war. Und die gibt es regelmäßig.

Nun zum letzten Thema: schlechter Werbung. Eigentlich wird ja alles immer professioneller. Wer heute alte Werbung aus den Fünfziger bis Achtzigern anschaut, muss oft schmunzeln. Da erscheint das schlechte Gewissen bei der Jakobs Krönung, wird Persil von einem Mann im Anzug mit den Worten „Da weiß man, was man hat“ oder noch besser „Das beste Persil aller Zeiten“ angepriesen (eine andere Aussage würde implizieren, dass man das Produkt verschlechtert hat). Da fallen heute Beispiele mit richtig schlechter Werbung wirklich auf. Zwei fielen mir auf. Das eine ist die Fernsehwerbung der Firma Medipharma Cosmetics, sie ich schon mal auf dem Visier hatte. Die ist extrem gekünstelt, so erkennt man, wenn in Apotheken gedreht wird, im Hintergrund nur Regale voll mit einem Produkt, wahrscheinlich diesem Produkt. Aber besonders toll ist der Spot für die Olivenöl Intensivcreme. Da sagt dann zuerst der Apotheker „ohne Parabene und Mineralöl“, dann die „Verbraucherin“ „ohne Parabene und Mineralöl, das hat mich sofort überzeugt“ und dann kommt das natürlich auch noch im Abspann „ohne Parabene und Mineralöl“. Die Wahrscheinlichkeit das zwei Personen genau denselben Fachbegriff in derselben Formulierung zweimal benutzen ist gering. Ein Verbraucher wird wohl nicht von Parabenen sprechen (fragen sie mal 10 Leute, was das eigentlich ist…) sondern von Konservierungsstoffen sprechen. Mir ist der Ausdruck PHB-Ester geläufiger und ich denke die meisten Verbraucher werden auch von Erdöl, Paraffin, Vaseline oder synthetischem Öl sprechen, nicht Mineralöl. Ich denke dann denken sie eher an Benzin. Kurzum: die Werbung ist extrem künstlich, extrem schlecht gemacht.

Das Zweite ist eine nervige Radiowerbung, ich vermute sie ist nur regional bekannt. Es gibt bei uns ein Mineralwasser namens Peterstaler. Das machte jahrelang Werbung mit einem Reporter mit nerviger Stimme der Mitarbeiter der Firma fragte was sie machen würden und die sagten nur „Ich bin Peterstaler“. Das haben sie nun variiert, fangen mit dem Beginn der alten Werbung an und nun machen sich Leute ein bisschen über die alte Werbung lustig und sagen sie wären schon immer Petertaler oder hätten das Wasser probiert und wären hängen geblieben.

Ich finde die neue Werbung genauso schlecht. Das grundlegende Problem: Es ist Mineralwasser. Bei Mineralwasser kann man am Produkt nichts ändern, nicht die Rezeptur abändern (wovon ich auch abraten würde, Coca Cola hat mit einem „neuen Rezept“ in den Achtzigern die größte Pleite in der Firmengeschichte gehabt). Die Firma Peterstaler hat es zuerst mit Identifikation mit Mitarbeitern versucht, die man aber als Konsument eh nicht kennt und die dann mehr über die Firmenkultur als das Produkt sagen, nun eben darüber das es gut schmecken würde und dies andere überzeugt – ein besserer Ansatz aber noch nicht der ideale. Ich würde, wenn es geht, auf die Inhaltsstoffe abheben. Nach den Angaben des Unternehmens etwas Calcium (81,6 mg/l), relativ viel Natrium (124,8 mg/) und an Anionen vor allem Hydrogenkarbonat, ist chemisch also eine Mischung aus Soda und Kalk. Gut, da kann man nun nicht mit günstiger Mineralstoffzusammensetzung werben. Immerhin ist die Zusammensetzung ähnlich bekannter Markenwässer wie Evian oder Apollinaris. Da könnte man sich mit diesen vergleichen. Viele werden auch die leicht salzige Note mögen, dann schmeckt das Wasser nicht so nach Wasser. Aber in der Werbung herausgehört habe ich das noch nie. In den mindestens 10 Jahren die die Werbung läuft habe die niemals gesagt, wie ihr Wasser schmeckt. Seltsam oder? Das Zweite, was mir noch einfällt, ist, weil es heute auch ein Thema ist, der Bezug auf die Rationalität, auf die auch andere Firmen setzen. Da ich leider nicht weiß ob die Werbung bundesweit läuft kann ich mich nicht dazu äußern, wenn sie nur regional läuft, dann wäre das ein Punkt, wo man ansetzen könnte.

Soviel für heute, was meint ihr zu den Themen?

Die mobile Version verlassen