Ich dachte mir, anstatt dass ich immer auf die Pläne für irgendwelche Mars- oder Mondlandungen eingehe, die ja anscheinend vollkommen ignorieren, das die Leute nicht nur ein Flugticket brauchen, sondern da wohin sie kommen, auch die Infrastruktur zum Leben und das zu transportieren erfordert nicht nur mehr Flüge, sondern ist auch nirgendwo in Musks Präsentationen zu finden (sprich soll ein anderer machen) will ich mal auf die Pläne eingehen damit Passagiere auf suborbitalen Bahnen zu befördern.
Nach dem Diagramm auf dem Artikel, hat das Vehikel eine Trockenmasse von 85 t, eine Treibstoffzuladung von 1100 t kann 150 t hoch transportieren und 50 t wieder zurück. Bei einer Geschwindigkeit von 18000 mph im Artikel kann man den spezifischen Impuls im Mittel auf 3760 m/s festsetzen etwas hoch,wenn man bedenkt, dass es ja bei 1 Bar Außendruck startet. 80 bis 200 Passagiere, je nach Reichweite soll es zu dem Preis eines „full-fare economy ticket“. Transportieren. Nun bin ich nicht so firm in den Preisen der Fluggesellschaften, aber man kann ja einen Vergleich zum Flugzeug allgemein treffen.
Der erste Unterschied ist die Treibstoffmenge. Nehmen wir als Vergleich einen modernen Langstreckenjet wie den Airbus 350, Der wiegt leer 115,6 t, transportiert je nach Version zwischen 280 und 366 Passagiere und nimmt bis zu 138.000 l Treibstoff auf.
Zuerst mal fällt auf, das Musks Vehikel 1.100 t Treibstoff transportiert, der Airbus nur 138.000 l. Die Differenz wird noch größer, wenn man die 1100 t auf Liter umrechnet, da Methan eine niedrige Dichte hat. Bei 3,5 LOX/LNG kommt man auf 1.332.000 l. Also fast zehnfaches Tankvolumen aber nur Zwei Drittel der Masse? Sicher Tanks in Raketen sind leicht, aber das Gefährt muss ja auch einen Wiedereintritt mit rund 7.000 m/s aushalten. Die 50 t Nutzlast dürfe die Passagierkabine plus Passagiere sein, denn es ist unwahrscheinlich das sie in den 85 t mit drin ist. Das ist eine glaubhafte Größe, wenn man bedenkt, dass der ganze Airbus 350 bei etwa doppelter maximaler Passagierzahl 115 t wiegt. Nebenbei: bei 150 t Oberstufenmasse und Voll-/Leermasseverhältnis von 25 und 3800 m/s kommt man dann auf etwa 34 t GTO (28°) Nutzlast.
Nehme ich alleine die Treibstoffmenge, die bei 200 Passagieren bei 5,5 t pro Person liegt, dann ist das 15-fache des Airbus 350 der etwa 360 kg pro Person verbraucht. Gut Methan ist preiswert. In den USA derzeit 4,26 Dollar / 1000 ft³ (umgerechnet 4,26 Dollar / 20,6 kg). 2001 kostete die NASA LOX 0,16 $ / kg. Nehmen wir im Mittel 0,23 $/kg, eher mehr, denn seit 2001 ist Sauerstoff sicher nicht billiger geworden und beide Treibstoff verdampfen ja bei Umgebungstemperaturen, man braucht also mehr, dann sind das bei 1.100 t rund 253.000 $. Für die Falcon 9 mit nur 500 t Treibstoffzuladung gibt Musk sogar 200.000 bis 300.000 $ an. Dann wären das bei 1100 t hochgerechnet 440.000 bis 660.000 $ pro Füllung. Gut Methan ist in der Gewinnung billiger als Kerosin, es muss ja nicht raffiniert werden, aber dafür für den Start verflüssigt. So groß wird der Unterschied nicht sein. Nehmen wir mal 400.000 $ für eine Füllung an, dann kostet alleine der Treibstoff pro Passagier schon 2000 bis 5000 $.
Doch das ist nur der kleinste Teil. Würde ein Airbus das Ticket nur zum Spritpreis anbieten, dann würde ein 15.000 km Flug nur 280 € kosten. Natürlich bezahlt man neben den obligaten Gebühren bei Flughäfen und Steuern auch die Gehälter der Besatzung, die Abschteibungs- und Wartungskosten für das Flugzeug und die Fluglinie will auch was verdienen.
Gut die Gehälter dürften kleiner sein. Alleine wegen der kürzeren Flugzeit. Ich könnte mir vorstellen, dass es sogar komplett unbenannt ist, weil Computer den Start und Landung übernehmen. Da gibt es eigentlich keinen Spielraum für menschliche Fehler und Flügel zum Gleiten hat das Vehikel auch nicht. Schon das Space Shuttle war komplett computergesteuert. Die Piloten durften erst in der Unterschall-Gleitphase eingreifen. Stewardessen zur Bedienung braucht man bei 50 Minuten pro Flug auch nicht, zumal es bei Start und Landung mehrere G Beschleunigung gibt und dazwischen ist das Gefährt schwerelos. Bin übrigens gespannt, wie Musk das Problem löst, das jemand zwischendurch aufs Klo muss. Ich vermute, die Leute müssen dann wie Astronauten beim Transfer zur ISS Windeln tragen.
Aber zurück zum Gefährt. Ein A380 hat eine Lebensdauer von 100.000 Stunden oder 20.000 Starts. Das sind 11,4 Jahre am Stück. So alt werden die wenigsten. Schon aus Wirtschaftlichkeitsgründen wird vorher ausgemustert. Bei der Lufthansa nach spätestens 20 Jahren. Im Mittel sind die Flugzeuge der Lufthansa 11,5 Jahre alt. Nimmt man zwei Starts/Landungen pro Tag, dann sind das rund 7.000 Starts. Bei Raketentriebwerken ist lediglich das SSME auf 100 Starts ausgelegt, allerdings mit einer Wartung nach jedem Start. So weit ist man aber bei SpaceX noch nicht. Die noch kommende Falcon 9 Block 5 ist etwa ein Dutzendmal nutzbar. (Shotwell said a Block 5 booster could relaunch “ a dozen or so times.”). Okay, übertragen wir das auf das neue Vehikel und nehmen wir mal an, es wird nicht teurer als eine wiederverwendbare Falcon 9, die in der Endphase ja 30 % weniger also heute kosten soll (44 Millionen Dollar) dann sind das rund 4 Millionen Abschreibungkosten pro Start für das Gefährt – schon mal 10-mal teuer als der Treibstoff. Selbst bei 100-maliger Wiederverwendung verdoppelt sich der Preis pro Ticket und bei gleicher Technologie dürfte ein doppelt so schweres Gefährt auch doppelt so teuer sein.
Also nur Sprit und Vehikeel kosten schon 4000 bis 10.000 $ pro Ticket. Dazu kämen dann noch Personalkosten und SpaceX-Fans hier postulieren ja hohe Margen für die firma – normal sind 10-20 % SpaceX soll ja 40 % erreichen – der Gewinn für die firma. Zuletzt kommen noch die Flughafengebühren und Steuern oben drauf. Da ist man leicht bei 8.000 bis 20.000 $ pro Ticket.
Also wie SpaceX da die Preise eines Economy-Class Tickets erreichen will ist mir ein Rätsel. Es gibt ja noch andere Probleme. Wo will SpaceX starten und landen? Sicher nicht auf Flughäfen. Die müssten die Himmel bei jeder Start und Landung sperren und ich weiß nicht, ob die so begeistert sind, wenn da 1100 t Sauerstoff und Methan, die ein explosives Gasgemisch bilden aus einer Rakete verdampfen so direkt neben den Verkehrsflugzeugen. Also das macht noch mehr Bumm als wenn SpaceX mal eine Falcon 9 auf der Startrampe in die Luft jagt.
Zudem müssen sie ja auch die Passagiere zusammen bekommen, also 80 bis 200 Leute die diesen Preis zahlen damit sie schneller reisen. Die müssen zeitgleich da sein. Die Concorde lohnte sich nur auf einer Vielfliegerstrecke, alle anderen hat man eingestellt und da waren sicher die Tickets billiger. Wenn man lange auf einen Start warten muss, weil man höchstens einmal pro Tag so viele Leute zusammenbekommt, kann man sich auch gleich ein Erste-Klasse Ticket für ein Verkehrsflugzeug kaufen wo man in eigener Kabine arbeiten und schlafen kann. Dann ist die Zeitersparnis beim Flug futsch weil die Flüge zu selten sind. Zudem dauert heute die Vorbereitung auf einen Raketenstart mehrere Stunden. Passagiere dürften bei mehreren G Beschleunigung ja auch nicht einfach nur so hinsetzen, sondern müssen richtig fixiert werden und sie starten ja senkrecht, liegen also im Sitz. Da dauert alleine das Besteigen des Gefährtes erheblich länger als der spätere Flug bis da mal 200 Leute an ihren Plätzen sind, das dauert. Beim Space Shuttle dauerte die Phase, in der die Besatzung das Shuttle betritt und der White Room weggefahren wird über 2 Stunden. Bei einem kommerziellen Flugbetrieb sicher nicht so lange pro Passagier. Aber dafür sind es eben 200 anstatt 7 Passagiere. Wenn man jeden in einer Minute an seinen Platz bringt und dort anschnallt, was ich schnell finde, sind das 200 Minuten, die zur Reisezeit hinzukommen – schon sieht es nicht mehr so toll aus. SpaceX Kunden kennen das ja schon – ein Start ist in 20 Minuten erledigt, aber man wartet Monate auf den Start. Ich vermute, Musk denkt sich, wenn seine Kunden so geduldig sind, dann kann er das Konzept auf den Flugverkehr übertragen.
Kurzum: denkt man genauer drüber nach so, entpuppen sich Musks Pläne als Wolkenschlösser wie es heute heißt: Virtuell Reality.