Heute mal ein anderes Thema. Gestern ist ja John Young gestorben. Ihr wisst ja ich habe es nicht so mit Astronauten. Ich hätte Probleme, auch als auch nur eine Handvoll der Shuttle-Astronauten zu nennen und selbst alle Deutschen bekomme ich nur nach intensivem Nachdenken zusammen.
John Young stammt noch aus einer Zeit, als jeder die Astronauten kannte. Sie waren vom Start weg Helden und er gehört innerhalb der nicht so großen Gruppe noch zum exklusiven Kreis, der sechs die auf dem Mond landen. Selbst in der Gruppe ragt John Young heraus. Er ist zusammen mit Tom Stafford, der einzige der je zwei Gemini und zwei Apollo-Fluge durchführte. Das für mich außergewöhnliche an John Young war, dass er nicht wie die anderen danach die NASA verließ. Als Superhelden hatten die Apollo-Astronauten alle Möglichkeiten ihren Ruhm zu versilbern. Nicht alle haben das getan, prominenteste Ausnahme war Neil Armstrong. Aber selbst wenn man nicht Geld für die Verwendung seines Namens nahm, winkte allen ein gut dotierter Posten in einer Aerospacefirma, die gerne dafür bezahlten, einen Apollo-Astronauten, als Angestellten zu haben.
John Young blieb bei der NASA. Und zwar als Astronaut. Das verlangt schon viel Stehvermögen, wenn man an den schnellen Ablauf des bisherigen Programms denkt: Zweieinhalb Jahre nach Rekrutierung im November 1962 gab es die erste Mission im März 1965 mit Gemini 3, 16 Monate später folgte Gemini 10. Im Mai 1969, knappe 34 Monate später Apollo 10 und dann im April 1972 Apollo 16. Nun, das war klar würde eine lange Durststrecke folgen. Zwar sollte nach den Planungen das Space Shuttle 1977 starten, doch schon damals war klar, dass dieser Termin sehr optimistisch war. Für die Astronauten bedeutete das: jahrelang warten, bis der nächste Einsatz anstand. Sicher, man musste sich in das neue System einarbeiten, aber nicht 7 Jahre lang. John Young startete dann noch zweimal. Jedes Mal bei prestigeträchtigen Missionen: STS-1, die erste und riskanteste Shuttle-Mission überhaupt und STS-9, der erste Einsatz des Spacelabs. Geplant war auch das er die Mission zum Transport des Hubble Weltraumteleskops leiten würde. Daneben war er seit 1974 Leiter des Astronautenkorps. Nach dem Verlust der Challenger kritisierte er öffentlich das Programm, weiter gehend über die direkten Verlustursachen, wie die Praxis des Kannibalismus bei den Fähren, das überzogene Launchmanifest, dem alle anderen Aspekte, vor allem die Sicherheit geopfert wurden. Von der Funktion wurde er 1987 entbunden, wahrscheinlich wegen dieser Kritik. Er beendete damit die aktive Karriere als Astronaut und war weiter bei der NASA in verschiedenen technischen Leitungsfunktionen aktiv, zuletzt als technischer Direktor des Johnson Space Centers. Er ging erst am 31.12.2004 in den Ruhestand – mit 74 Jahren. Das ist einzigartig. Ich kenne niemand der so lange am US-Raumfahrtprogramm gearbeitet hat, außer vielleicht Jesco von Puttkamer. Zuletzt hat er sich sehr oft zur Umweltproblematik geäußert.
Ich werde John Young im Gedächtnis behalten. Damit schrumpft die Zahl der lebenden Mondfahrer weiter – erst kürzlich starb ja Eugene Cernan. Aus rein biologischen Gründen werden es noch mehr werden. Schließlich sind alle Apollo-Astronauten, die noch leben, weit jenseits der Achtzig. Sie hätten es sich wohl auch nicht, als sie noch aktiv waren, träumen lassen, das das Apolloprogramm der Endpunkt der bemannten Erforschung anderer Himmelskörper und nicht der Anfangspunkt sein würde.
Was gibt es noch?
Das neue Jahr ist irgendwie paradox. Trump ist ein Jahr im Amt. Lässt kein Fettnäpfchen aus, isoliert immer mehr die USA in der Welt und trotzdem steigen DAX und Dow Jones. Bei uns ist es noch komischer. Die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosenzahl sinkt – und wir haben keine Regierung. Nun beginnen ja erneut die Sondierungsgespräche – mehr als drei Monate nach der Wahl. Und schon gibt es Entrüstungsstürme – gegen die Bürgerversicherung der SPD, natürlich von der Ärztekammer. Das würde eine „Zweiklassengesellschaft“ bedeuten. Hä? Die gibt es doch schon längst. Wer privat versichert ist, kommt schneller dran und auch eine bessere Versorgung. Es ist bezeichnend für diesen Berufsstand, dass er sich dagegen wehrt, das alle die gleiche Versorgung bekommen. Gerade das Gegenteil was man erwartet. Gerade bei der Gesundheit sollte es doch keine Unterschiede geben, auch wenn es sie sonst im Leben gibt. Erstaunlicherweise gibt es aber nicht mal im Grundgesetz einen Passus dafür. Wenn die Ärztekammer vermeiden will, das man lange auf einen Arzttermin warten muss sollet sie einfach mehr ausbilden, nicht einen Verknappungsnotstand aufrechtzuerhalten nur, damit eine Berufsgruppe gut verdient.
Ich weiß nicht, warum sich die Parteien so viel Zeit lassen. Vielleicht weil man hofft, dass so mehr Zeit vergeht und man dann sagen kann „jetzt haben wir es 6 Monate versucht, es klappt nicht, dann können wir Neuwahlen machen“. Die CDU spekuliert drauf, dass der Wähler die Partien abstraft, die nicht für eine Koalition bereit ist. Die FDP ist ja schon deutlich in den Umfragen gesunken. Besonders Michael Lindner. Klar, außer FDP-Politikern versteht das Verhalten keiner. Wenn ich nicht regiere, setze ich 0 % meines Programmes durch. Wenn ich mitregiere, egal ob „falsch“ – will meinen man hat nicht so viel vom Programm durchgesetzt, wie man wollte – so sind es aber immer mehr als 0 %. Und am Programm der anderen kann man eh nichts ändern, das „falsche“ kommt dann, auch wenn man nicht mitregiert.
Die Idee ist wohl, dass die SPD genauso abgewatscht wird. Merkel macht das ganz geschickt. Die CDU steht als gesprächsbereit da, aber damit es ja nicht zu einem Ergebnis kommt, gibt es ja die CSU – sind zuverlässig da, wenn es schon im Vorfeld darum geht, Hindernisse aufzubauen. Die CDU/CSU hatten im Parteiprogramm für die Wahl sich mühsam auf Richtlinien für die Flüchtlingspolitik geeinigt. Die gelten nun alle nicht mehr. Stattdessen neue Ideen für Verschärfung oder wie man sich bei den AFD-Wählern anbiedern kann. Ich wollte was über die CSU-Politiker schreiben, aber eigentlich sprechen Dobrindt, Scheuer, Söder und Seehofer für sich. Der CSU kann ihre bundespolitische Wirkung egal sein. Sie vertritt ja nur Bayern, hat meiner Ansicht also im Bundestag nichts zu suchen. Aber ich prophezeie, dass sie mit der Richtung nur noch mehr Wähler verprellt. In Bayern steht ja auch bald eine Landtagswahl an. Es ist doch immer das Gleiche. Immer wenn eine rechte Partei Erfolg hat, meinen die etablierten Parteien Erfolg zu haben, indem sie rechte Parolen schwingen, Gesetze, die eigentlich nur angewandt werden müssen verschärfen und anderes tun, um diese „verlorenen Schäfchen“ zurückzugewinnen. Die wählen aber weiter das Original, dafür verlieren sie massiv Wähler in der Mitte. Ehrlich: ich kann mir nicht vorstellen, dass es in Bayern so viele Leute gibt, die so intolerant sind wie CSU-Spitze.
Aber zurück zu den Koalitionsverhandlungen. Der Plan könnte nach hinten gehen. Vielleicht hat man nach einigen Monaten auch die SPD in der Wählergunst verprellt, aber vielleicht stellen die Wähler auch etwas anderes fest: Wir haben seit Monaten keine ordentliche Regierung und es geht trotzdem. Dann rächt sich der Mutti-Kurs: Einfach nur Tagespolitik machen, funktioniert. Ändert aber auch nichts. Vielleicht merkt dann der eine oder andere, dass man vielleicht mal doch eine Regierung ohne CDU haben sollte. Ich glaube aber das die nächste Wahl wieder keine regierungsfähige Mehrheit bringt. Es sind einfach zu viele Parteien für eine reine Zwei-Parteienkoalition im Parlament und die SPD will ja nicht. Ich vermute, dass auch die AFD ihr Votum halten wird. Zwar hört man nun nichts mehr von ihnen, aber die CSU macht ja Reklame für sie und ich schätze ihre Wähler für persistent ein.