Warum Intel und Microsoft heute bei den wertvollsten Unternehmen der Welt dabei sind

Man kann sich die Antwort auf die Frage natürlich einfach machen: weil die meisten PC einen Intel-Prozessor und ein Microsoft Betriebssystem haben. Doch das greift zu kurz. Es gibt ja in jedem PC auch eine Festplatte und da gibt es inzwischen nur noch zwei Hersteller (Seagate und WD) weltweit die den Großteil des Marktes bedienen sowie einige kleinere. Viele andere wie Maxwell, IBM, Conner, Samsung sind verschwunden. Trotzdem haben die nicht die Finanzkraft und das Einkommen von Intel und Microsoft. Ähnliches kann man von den Herstellern von DRAM und Flash-RAM behaupten.

Ich will die Frage aber weiter ziehen, nämlich nach den „Gewinnern“ und „Verlierern“ von 30 Jahren PC. Wer so lange dabei ist, dem wird aufgefallen sein, das sich die Kosten doch stark verschoben haben. Vor 30 Jahren war ein IBM-PC noch für die meisten nicht finanzierbar, stattdessen betrachte ich die etwas kleinere Klasse der Heimcomputer.

Hardwarepreise damals und heute

Diese Klasse, die heute ausgestorben ist, bestanden aus dem eigentlichen Computer. Das wäre auf heute übertragen ein Rechner mit Tastatur, aber ohne Massenspeicher, vielleicht noch am ehesten mit einem Tablett zu vergleichen. Für das musste man 500 bis 1000 DM löhnen. Genauso teuer, oft sogar teurer als der Computer war die Diskettenstation, die aus einem Diskettenlaufwerk und einem Kontroller bestand. Den Kontroller gibt es nicht mehr. Er wanderte erst in den Chipsatz auf das Motherboard. Heute ist er sogar Bestandteil des Prozessors.

Der Monitor war in der Klasse unüblich, man schloss sie an einen Fernseher an. Ein Monochrommonitor kostete damals rund 500 Mark. Farbmonitore waren extrem teuer rund lagen bei über 1.000 Mark, weshalb damals die meisten mit Schwarz-Weiß Monitoren arbeiteten. (Genauer gesagt, meist mit Schwarz-Grün, da die grüne leuchtende Schicht nachleuchtete und so langsamen Bildschirmaufbau kaschierte).

Die Festplatte, heute schon wieder von der SSD verdrängt, war damals unerschwinglich teuer. Die meisten PC erschienen mit zwei Diskettenlaufwerken. Erst mit dem IBM AT, 1984, war die Festplatte Bestandteil der Basiskonfiguration des Gerätes und das auch lange nur in diesem höherpreisigen Segment. Als der IBM PC erschien, war er noch ohne Festplatte. Als es die Ersten gab, kamen die in einer eigenen Erweiterungsbox, da das Netzteil nicht genug Strom lieferte. Der IBM PC XT hatte dann eine Festplatte, kostete aber dann auch 6000 Mark mehr als der normale IBM PC, fast doppelt so teuer. Heute liegt eine Standardgröße für den PC bei 100 Euro. Das ist der stärkste prozentuale Preisverfall.

Für die folgende Liste habe ich die ct‘-Archiv-CD bemüht. Leider habe ich die meisten Computerzeitschriften von damals entsorgt. Heute würde ich gerne mal wieder drin stöbern. Zum einen wegen der Testberichte aber auch d en Anzeigen von damals. Was es damals schon gab, waren „Taiwan-Nachbauten“ des Apple II. Da dieser modular war, gibt es die Preise für die Komponenten. Hier mal eine Liste aus der ct‘ 12/83.

Komponente Preis
Prozessor 6502 16,50
RAM (24 x 4116) 24 x 3,95 = 94,80
Motherboard unbestückt 140
Motherboard mit allen Bauteilen 598
Motherboard fertig zusammengebaut 698
Floppy Disk Controller unbestückt 95
Floppy Disk Controller mit allen Bauteilen 195
Floppy Disk Controller zusammengebaut 289
Floppy Disk SS/DD 525
Lüfter 42
Gehäuse mit Keyboard 175
80 Zeichen Karte 135
Apple II kompatibler PC (Motherboard, 48 KByte, Gehäuse, Tastatur. Komplettgerät 1.275
Laufwerk komplett mit Controller und Gehäuse 848
12 Zoll Grünmonitor 420
Komplettpaket (Apple II Nachbau, 1 Floppy Disk, Grünmonitor) 2.149
Festplatte 6.000

 

Das Komplettpaket ist – wen wundert es, billiger als die Summe der Einzelteile. Vor allem fällt auf, das verschiedene Komponenten unterschiedlich teuer sind. Der Prozessor macht weniger als 1 % des Gesamtpreises aus. Heute sind es – wenn man einen Mittelklasse PC mit Monitor, Tastatur und Maus nimmt – bei 700 Euro meist so um die 80 bis 100 Euro, die auf den Prozessor entfallen. Er ist also um ein Vielfaches teurer als damals, obwohl der Gesamtpreis des PC gesunken ist. Das Motherboard kostet heute um die 60 bis 100 Euro, anstatt 700 Mark. Floppys gibt es nicht mehr. Wenn man einen DVD-Brenner als Analogon nimmt, dann ist man mit 25 bis 40 Euro dabei – hier liegt der Preisverfall also bim Faktor 10 bis 15. Am stärksten hat es die Festplatten erwischt. 6000 Mark zu rund 80 bis 100 Euro für eine 2 bis 3 TB Platte.

Das ist insofern erstaunlich, weil die Preisreduktion beim Motherboard darauf beruht, dass man viele Chips brauchte. Links sieht man das Motherboard eines Apple II. Alle Chips, die dort drauf sind, befinden sich heute im Prozessor, insofern ist dann der höhere Preis schon etwas mehr gerechtfertigt. Floppys und Festplatten bestehn aber vor allem aus Mechanik. Dass die Kostenreduktion in diesem Maße (Faktor 30) gelang, obwohl bei Mechanik nicht das Moor‘sche Gesetz gilt, ist erstaunlich.

Was sich geändert hat, waren die Zyklen. Damals wurde ein PC lange gefertigt, auch die Komponenten, aus denen er bestand. Der Apple II wurde 1977 vorgestellt. Der Ausschnitt ist aus der ersten ct‘ 12/1983. Damals aktuell war das Nachfolgemodell IIe (mit 64 Kbyte Speicher, europäischen Zeichensatz, 80 Zeichendarstellung). Ein Jahr später kam der Apple IIC heraus der ebenfalls noch einige Nachfolger hatte. Er wurde bis 1993 produziert. Das gleiche kann man über den IBM PC, C64 oder andere Computer der Zeit sagen. Mein zweiter Rechner war ein CPC 464. Nach vier Jahren fiel er aus – ich habe mir einen neuen gekauft, er wurde noch unverändert produziert nur eben nur noch 289 anstatt 899 DM teuer. Dass ein PC immer billiger wird, aber länger produziert wird, gibt es heute nicht mehr – schade, denn durch die immer langsameren Zuwächse beim IPC würden wohl viele heute gerne einen Rechner mit Haswell-CPU für die Hälfte des Preises kaufen, dass er 2014 kostete, als die CPU aktuell war.

Das Gleiche gilt auch für die Prozessoren. Der 6502 erschien 1976, er war zu dem Zeitpunkt schon 7 Jahre alt und er wurde noch lange danach produziert. Den Z80 gibt es bis heute. Er wird seit über 40 Jahren produziert. Natürlich wurden die Chips immer billiger. Wer damals einen MC68000 kaufte also was Aktuelles musste mehrere Hundert DM ausgeben. Heute ist das anders. Ein Prozessor ist maximal 2 Jahre auf dem Markt dann gibt es ihn nicht mehr. Auch so kann man Preise hochhalten. Auch das ist nicht überall so. Wer will, kann heute noch ohne Problem eine 500-GByte-Festplatte neu kaufen – das ist die Kapazität, die um 2008 Standard war. Ebenso gibt es kein Problem RAM Chips zu kaufen, die nicht die höchste Kapazität haben.

Vor allem aber sinken die Preise durch Konkurrenz. Intel kann die Preise hoch halten, weil AMD lange Zeit keine Konkurrenz war. Das hat sich seit einem Jahr geändert, wobei AMD aber bisher vor allem sich auf den Server/Desktop Markt konzentrierte. Noch fehlen die Strom sparenden Chips für portable Geräte und auch die Gegenstücke zur Intel Celeron, Pentium und Icore I3 Serie um in dem Segment, wo die meisten Chips verkauft werden, auch einen Preiskampf zu entfalten.

Software

An und für sich hat Software das Potenzial viel billiger als Hardware zu sein. Software muss man einmal schreiben und kann sie beliebig oft kopieren. Für den Vertrieb ist Software sogar noch billiger geworden: Früher musste man ein Handbuch drucken, das bevor es die CD gab, wirklich dick war. Dazu kamen die Datenträger. Das umfangreichste Paket, das ich mal hatte, war WordPerfekt 5.1 auf Diskette – 24 Stück. Danach ging zuerst alles auf CD, später DVD. Das reduzierte die Kosten schon enorm. Heute wird alles über Internet vertrieben. Datenträger fallen dann komplett weg und als weiterer Bestandteil die Marge des Zwischenhandels, also des Fachhandels.

Zudem denke ich ist Software leistungsfähiger geworden. Ich muss nur mal sehen, was ich heute in einem bestimmten Zeitraum zustande bringe und was früher. Natürlich kann man Programme nicht direkt vergleichen. Aber wenn ich mal die Usability, also den Nutzen gegen den Zeitaufwand nehme, so denke ich ist man heute viel effizienter als früher. Der Blick auf die Geschichte zeigt das. Programme wurden lange Zeit nur von Firmen vertrieben, auch wenn sie einzelne Schöpfer hatten. In den späten Achtzigern entstand die Shareware bei denen Programmierer ihre Programme selbst vertrieben. Obwohl nur einer dran arbeitete, waren diese oft konkurrenzfähig. Heute gibt es Millionen von freien oder Sharewareprogrammen.

So ist Software im Trend auch billiger geworden. Wer in den Achtzigern für einen PC die Komponenten kaufte, die man für das brauchte, was man heute als Office bezeichnet: Textverarbeitung, Datenbank, Tabellenkalkulation und Businessgrafik (Präsentationen gab es damals noch nicht), der gab damals eine Menge Geld aus. Die Computerkette ESCOM legte ihren Rechnern ein Office-Softwarepaket bei und warb damit, dieses Softwarepaket separat erworben alleine 2.000 bis 3.000 DM kostete. Das ging, weil schon damals Volumenlizenzen viel billiger waren. Selbst wann man es heute von Microsoft kauft, bekommt man es zu einem Bruchteil des Preises. Vieles ist sogar umsonst. Früher gab es Software umsonst nur als Listing in Computerzeitschriften oder durch „tauschen“. Den letzten Weg haben heute Hersteller durch Registrierung übers Internet praktisch ausgeschaltet.

Es gibt aber Ausnahmen. Software, die marktbeherrschend ist, sank im Preis kaum. Dazu gehören z.B. die Produkte von AutoCAD aber auch Adobe. Natürlich gibt es Alternativen – ich setzte z.B. Affinity Photo und Affinity Designer anstatt Photoshop & Co ein. Aber es ist nicht das Gleiche. Ein ähnliches Beispiel ist meine Programmiersprache, Delphi. Da gibt es kaum Alternativen und bei ihr ist der Preis sogar noch angestiegen. Turbo Pascal kostete damals 275 DM, heute sind es für die billigste Variante von Delphi 999 Euro.

So ein Beispiel ist Windows. Früher kostete DOS um die 200 DM, später wurde es billiger, dafür musste man aber noch Windows zusätzlich kaufen. Über Jahrzehnte blieb der Preis für die billigste Variante des Betriebssystems von Microsoft im Einzelhandel bei rund 100 Euro. Entsprechend ist es die Cash-Cow von Microsoft.

Zusammenfassung

Beim obigen Apple II-Nachbau kostete der Prozessor 16,50 DM von 2.180 DM des Gesamtsystems, weniger als 1 %. Heute dürfte er, wenn man keine Extrembeispiele nimmt, bei etwa 10-15 % liegen. Bei einem IBM-PC lagen die Kosten für das Betriebssystem bei 200 DM bei über 10.000 DM Anschaffungspreis, also auch nur 2 %. Bei einem heutigen Preis von 700 Euro für einen Durchschnitts-PC (komplett) kostet das Betriebssystem dagegen rund 15 bis 20 %. Deswegen stehen beide Firmen so gut da.

Wäre es anders, ich glaube beide Firmen hätten längst Schwierigkeiten. Beide haben Trends verschlafen. Den großen Umsatz macht man heute nicht mehr mit PCs und mit Servern, auch nicht mit Notebooks. Deren Verkäufe stagnieren. Die Benutzungsdauer eines PC steigert immer weiter an, auch weil der Geschwindigkeitszuwachs immer kleiner wird.(Siehe Grafik über die Befehle pro Takt über die letzten Generationen von Intel links). Die Leute kaufen sich aber alle zwei Jahre ein neues Smartphone, dazu noch ein Tablett, Smartwatches gibt es inzwischen auch und sicher kommen bald noch neue Smart-Gadgets. Dafür geben sie viel mehr Geld aus als wie für ihren PC oder Notebook. Sie wechseln sei schneller aus und besser: man braucht nur ein Notebook oder einen PC, kann aber beliebig viele Smart-Gadgets haben. In all diesen Geräten steckt kein Intel-Prozessor und sie arbeiten nicht mit Windows. Intel versuchte es erst als ARM-Lizenznehmer (Xscale), dann mit Atoms. Außer bei den Tabletts gab es keine Marktdurchdringung. Ihre Chips brauchen einfach zu viel Strom.

Microsoft machte noch mehr Versuche. Es gab etliche Windows Versionen für Mobilgeräte. Windows Phone, Windows Mobile, zuletzt Windows 8. Auch hier nur ein Erfolg bei Tabletts. Selbst der Aufkauf des Telefonherstellers Nokias änderte daran nichts.

Andere Firmen wären bei solchen unternehmerischen Fehlentscheidungen und in den Sand gesetzten Milliarden an Entwicklungsaufwand längst den Bach herunter gegangen. Durch die Cash-Cows-Prozessoren und Windows blieben Microsoft und Intel davon verschont.

Apple zeigt, was aus beiden Firmen werden könnte. (Amazon und Google sind ebenfalls Beispiel, doch als Internetfirmen nicht direkt vergleichbar). Apple war nahezu bankrott als Steve Jobs wieder zurückkehrte. Heute hat die Firma den höchsten Firmenwert weltweit, und zwar nicht weil sie weiter Macs produzierte, sondern, weil er neue Dinge „erfand“ (es gab schon vor dem IPhone Smartphones, vor dem IPad Tabletts und vor dem iPod MP3 Player) die in waren und Anklang fanden.

Im Theme-Karussel ist heute Mansonic dran. Wie findet ihr es? Denkt dran, ohne Rückmeldung wird wieder das alte Theme (seit 2007) aktiv.

6 thoughts on “Warum Intel und Microsoft heute bei den wertvollsten Unternehmen der Welt dabei sind

  1. Hier die BWL-Perspektive auf Intel
    https://www.youtube.com/watch?v=XFgFWdxHILc
    Quote:
    „Learn how Intel forever changed the landscape of the computing industry with its decision in the mid-1980s to act as the sole source for its revolutionary 80386 microprocessor. Prior to this risky and unorthodox move, companies would second-source products by licensing their technology to competitors the way it was always done. The 386 microprocessor marked the end of second-sourcing and the beginning of Intels leadership as a components-supplier in the personal computer market. But why was this significant and what did it mean to the future of the microprocessor and the future of personal computers? Professor Tedlow presents the business case, as taught in his Harvard Business School classes, to describe how these important decisions were made and what valuable lessons we can learn from Intel’s industry-changing business choices.“

  2. Hallo,

    ich gebe nur mal einen Kommentar zum Thema ab :
    Also das heutige gefällt mir sehr gut. Was ich aber seit
    einiger Zeit auch bei dem alten Theme vermisse :
    Wenn ich mit der Maus auf den Kalender gehe poppten früher bei
    den fetten Zahlen auch die Themen des Tages auf.
    Das geht seit einiger Zeit nicht mehr und das fehlt mir besonders
    wenn ich länger mal nicht hier war um zu schauen was ich noch nicht
    gelesen habe.

    Gruß
    Ulli

  3. Doch noch was zum aktuellen Thema :
    „Der 6502 erschient 1976, er war zu dem Zeitpunkt schon 7 Jahre“

    das stimmt doch wohl nicht, oder ? Laut meinen Info erblickte
    er 1975 das Licht der Welt und auch sein „Ahne“ der 6800 erschien
    1974 auf der Bildfläche.

    Ulli

  4. Zum 6502: Ich beziehe mich auf die Version die auch fehlerbereinigt in den Handel kam. Bis März 1976 funktionierte die ROR-Anweisung nicht. Vorher gab es auch noch einen Rechtsstreit mit Motorola die den freien Verkauf jenseits von Messen und Testexemplaren einschränkte.

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